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Grusel, Terror, Videospiel: Der Zombie im Film und sein Weg in die amerikanische Populärkultur

AutorChristoph Hurka
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl61 Seiten
ISBN9783863418540
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Die Arbeit versucht, den scheinbar unaufhaltsamen Siegeszug der Figur des Untoten (mittlerweile meist 'Zombie' genannt) im Film und anderem modernen Medien wie Musikvideo und Videospiel nachzuzeichnen. Von seiner Frühform als kostengünstiges Vehikel im klassischen Horrorfilm über seine Radikalisierung im unabhängigen amerikanischen Kino der 1960er und 70er bis hin zu seiner, meist auf bloße Schauwerte abzielende, kommerziellen Auswertung im zeitgenössischen Horrorfilm und anderen Medien, wie etwa dem Videospiel, wird der Untote im Film und seine Evolution anhand aussagekräftiger Beispiele portraitiert und dabei auch auf den jeweiligen Wandel der filmischen Produktion, Rezeption und Distribution in der amerkanischen Filmindustrie eingegangen.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 1.3.1, I walked with a Zombie: Jaques Tourneurs I walked with a Zombie (J: Tourneur, USA, 1943, 69 Min.) verwendet ebenfalls dieses Konzept, des durch Voodoo-Zauber geschaffenen und kontrollierten Zombies, ist jedoch in seiner narrativen Struktur nicht so einfach einzugrenzen, bzw. einem von Tudors Modellen zuzuweisen wie White Zombie. Tourneurs Machwerk arbeitet zudem mit einer eher suggestiven denn konfrontierenden Bildsprache, gibt dem Zuschauer auch innerhalb seiner Narration somit keine einfachen Wahrheiten und Aussagen preis und bedient dadurch auch weniger eindeutig die klassischen Gegensatz-Paare, wie sie vor allem im Horrorfilm der 1930er zu finden sind. Der Film ist aufgrund mehrerer Faktoren eher der viktorianischen Literatur als den Genreregeln und Stilisierungen des klassischen Horrorfilms der 1930er verpflichtet: Die Übernahme einiger Bestandteile aus Charlotte Brontës Roman Jane Eyre, wie zum Beispiel die Verwendung einer, aus dem Retrospekt und Off sprechenden Erzählerstimme, die Reise an einen fremden Ort und die Schilderung der dort herrschenden Beziehungen zwischen sozialen Klassen sind integrierte Motive aus Brontës autobiographischem Roman. Die innerliche Zerrissenheit der Krankenschwester Betsy in Bezug auf ihre aufkeimende Liebe zum Plantagenbesitzer Paul Holland auf der einen Seite und ihrer beruflichen Pflichten dessen kranker Frau (oder in einem Zombie-Zustand gefangenen) Jessica gegenüber auf der anderen, ist ebenfalls eine Parallele zu Brontës Hauptfigur Jane Eyre. Auch im Bezug auf die, für diese Arbeit relevante, Konzeption des Zombie-Motivs ist dieses Element der Zerrissenheit und Unsicherheit zutreffend. Während die Eingeborenen Jessica für einen Zombie halten und der Film auch Beweise für diese Auffassung liefert, werden vor allem durch die Figur des Dr. Maxwell gleichzeitig auch wissenschaftliche, rationale Erklärungsversuche unternommen, dem Zuschauer aber bleibt es überlassen, welchen der Standpunkte er einnimmt. Gespiegelt wird diese Situation durch mehrere Figuren: Die einheimische Haushälterin empfiehlt Betsy, Victoria zum Voodoo-Zauberer im nahegelegenen Hounfort (Voodoo-Tempel) zu bringen, um sie dort zu heilen, während Dr. Maxwell als Vertreter der westlichen Ratio empfiehlt, eine Elektroschocktherapie anzuwenden. Auch die beiden Brüder, Victorias Ehemann Paul und sein Bruder Wesley, vertreten unterschiedliche Standpunkte, was in einem ihrer Streitgespräche über Victorias Zustand offenbart wird: Während Wesley daran glaubt, dass Victoria von den Einheimischen zum Zombie gemacht wurde, ist Paul anderer Meinung; 'We merely believed all this when we were boys, Wes. But we are grown men now, we know it's all nonsense.' Auch Mrs. Rand vertritt die Zombie-Theorie, ihre Aussagen werden aber, ähnlich wie die von Wesley, nicht ernst genommen. Mrs. Rand (ebenfalls eine Ärztin) wird von Dr. Maxwell als 'imaginative person' bezeichnet, deren Phantasie über die Stränge schlägt, während Wesley im Verlauf des Films mehrmals von Paul bezichtigt wird, ein Alkoholproblem zu haben, wodurch die Aussagen beider Personen abgewertet und in Frage gestellt werden und dem Zuschauer erneut keine vollständigen und befriedigenden Erklärungen für Jessicas Zustand angeboten werden. Hierin, so Russell, ist ein Kriterium für die Unstimmigkeit mit den Konventionen des klassischen Horrorfilms zu finden: 'I walked with a Zombie's hesitation over issues of truth and knowledge owes more to the literary genre of the fantastic than the conventions of the Hollywood Horror movie.' Der Tod Jessicas und Wesleys am Ende des Films entspricht zudem nicht der meist positiven Auflösung im klassischen Horrorfilm und zeigt auf, dass I walked with a Zombie eher als Erzählung einer tragischen und komplizierten Liebesgeschichte anzusehen ist, dessen karibisches Setting und dementsprechend auch das Zombie-Motiv, als exotisches Beiwerk zur konventionellen Dreiecksgeschichte fungiert. Auch wenn Tourneurs Film somit dramaturgisch und narrativ nicht deckungsgleich mit den erwähnten Mustern des klassischen Horrorfilms ist, so offenbart I walked with a Zombie innerhalb der Inszenierung und speziell der kulturellen Kontextualisierung des Zombies jedoch eine hochgradige Übereinstimmung mit White Zombie, da beide Filme die, zutiefst kolonialem Denken entsprungene Differenz zwischen dem Bekannten, sprich der scheinbar überlegenen, westlichen Kultur und dem Unbekannten, der stark negativ konnotierten Voodoo-Religion der karibischen Bevölkerung, als Ausgangspunkt für die Konstruktion ihres angsterzeugenden Momentes verwenden.
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