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Häusliche Gewalt erkennen und richtig reagieren

Handbuch für Medizin, Pflege und Beratung

AutorFachstelle für Gleichstellung Stadt Zürich, Frauenklinik Maternité, Stadtspital Triemli Zürich, Vere
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl329 Seiten
ISBN9783456948263
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Häusliche Gewalt umfasst verschiedene Formen von körperlicher, psychischer und sexueller Gewalt. In der Schweiz erfährt jede fünfte Frau im Laufe ihres Lebens körperliche und/oder sexuelle Gewalt in einer Paarbeziehung. Fachleute des Gesundheitswesens sind oft die ersten, an die sich Menschen wenden, die Gewalt in der Familie oder in der Partnerschaft erlebt haben. Sie können deshalb entscheidend zu einer frühzeitigen und fachgerechten Behandlung und Unterstützung von Gewaltopfern beitragen. Dieses Handbuch informiert über die Hintergründe und Folgen von häuslicher Gewalt, zeigt die verschiedenen Interventionsmöglichkeiten auf und gibt Anleitungen, wie im konkreten Fall reagiert werden kann. Anhand des Projekts "Häusliche Gewalt - wahrnehmen - intervenieren" an der Frauenklinik Maternité, Stadtspital Triemli, Zürich wird beispielhaft ein Konzept gegen häusliche Gewalt in einer Institution des Gesundheitswesens vorgestellt. Eigene Kapitel befassen sich mit der Situation von Täterinnen und Tätern, mit männlichen Opfern, mit Jugendlichen und älteren Menschen, die häusliche Gewalt erfahren, und mit den Auswirkungen von häuslicher Gewalt auf die Kinder. Das Handbuch richtet sich an Fachleute, die im weitesten Sinne im Gesundheitswesen tätig sind: in der Arztpraxis, im Spital, in der psychotherapeutischen Praxis, in der spitalexternen Pflege und in Beratungseinrichtungen.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt
  2. Vorwort der Herausgeberinnen
  3. Einleitung
  4. 1. Zahlen und Fakten zum Thema häusliche Gewalt
  5. 2. Die Situation von Frauen, die Gewalt in der Paarbeziehung erleben
  6. 3. Männer, die Gewalt gegen die Partnerin ausüben
  7. 4. Angebote für Täter
  8. 5. Frauen als Täterinnen
  9. 6. Kinder und häusliche Gewalt
  10. 7. Gewalt in Teenagerbeziehungen
  11. 8. Männer, die Opfer von Gewalt in Paarbeziehungen werden
  12. 9. Häusliche Gewalt gegen alte Menschen
  13. 10. Grundsätze der Beratung gewaltbetroffener Frauen
  14. 11. Rechtliche Interventionsmàglichkeiten
  15. 12. Interinstitutionelle und interdisziplinäre Kooperation
  16. 13. Die Vielfalt und Komplexität Häuslicher Gewalt erkennen
  17. 14. Rolle und Auftrag des Gesundheitswesens
  18. 15. Empfehlungen für das Vorgehen im Gesundheitsbereich
  19. 16. Ein Spital wird aktiv
  20. Nützliche Adressen
  21. Angaben zu den Autorinnen und Autoren
  22. Literatur
  23. Stichwortverzeichnis
  24. Adressen der Herausgeberinnen
Leseprobe
"15. Empfehlungen für das Vorgehen im Gesundheitsbereich (S. 195-196)

¦ Sandra Fausch und Andrea Wechlin

15.1 Einleitung

Der Gesundheitsbereich nimmt unter verschiedenen Aspekten eine Schlüsselrolle ein beim Thema häusliche Gewalt. Studien sowohl in der Schweiz als auch im europäischen Ausland (vgl. Kap. 14 und 16) kommen zum Schluss, dass «2 bis 11% der Patientinnen medizinische Einrichtungen aufgrund akuter gesundheitlicher Folgen von häuslicher Gewalt aufsuchen und bis zu 60% der Befragten in Nothilfeambulanzen über körperliche, psychische und sexuelle Gewalt im Laufe des Lebens berichten » (GiG-net, 2008, S. 77).

Demzufolge sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitswesens überdurchschnittlich häufig mit gewaltbetroffenen Frauen und Kindern konfrontiert, und sie sind vielfach erste Anlaufstellen. Die verschiedenen gesundheitlichen Symptome Betroffener sind häufig nicht als direkte Folge erlittener Gewalt erkennbar, so dass grundsätzlich jede gesundheitliche Beeinträchtigung auch im Zusammenhang mit Gewalterlebnissen stehen kann.

Deshalb gilt es, häusliche Gewalt bei jedem Kontakt als mögliche Krankheitsursache in Betracht zu ziehen. Gewaltbetroffene Patientinnen können in akuten Gewaltsituationen leben oder früher Gewalt erfahren haben. Ihre gesundheitlichen Beeinträchtigungen können demnach frische Verletzungen durch akute Gewalteinwirkung, aber auch langfristige Folgen von Gewalt sein. Eine Behandlung kann immer auch zurückliegende Traumata reaktivieren. Das Nichterkennen von häuslicher Gewalt als mögliche Krankheitsursache kann zu einer Chronifizierung der gesundheitlichen Folgen und zu Fehlbehandlungen führen.

Die folgenden Empfehlungen für den Umgang mit gewaltbetroffenen Patientinnen sollen deshalb eine angemessene gesundheitliche Versorgung im Hinblick auf die Gewaltfolgen und ein professionelles Vorgehen gewährleisten. Sie sind aufgrund von jahrelanger Erfahrung mit gewaltbetroffenen Frauen entstanden. Sie können aber auch hilfreich sein für den Umgang mit Männern, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind. Die Empfehlungen sollen Fachpersonen befähigen"
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Vorwort der Herausgeberinnen11
Einleitung12
1. Zahlen und Fakten zum Thema häusliche Gewalt16
1.1 Was wird unter häuslicher Gewalt verstanden?16
1.2 Zahlen zum Ausmass häuslicher Gewalt20
1.3 Erkenntnisse zu Ursachen und Risikofaktoren24
1.4 Gesellschaftliche Auswirkungen26
1.5 Individuelle Auswirkungen28
1.6 Schluss34
2. Die Situation von Frauen, die Gewalt in der Paarbeziehung erleben36
2.1 Dynamiken der Gewalt in Paarbeziehungen36
2.2 Gründe, die eine Trennung erschweren39
2.3 Häusliche Gewalt in Trennungssituationen41
2.4 Stalking und häusliche Gewalt43
2.5 Zur besonderen Situation von Migrantinnen im Kontext von häuslicher Gewalt44
2.6 Häusliche Gewalt als Trauma46
2.7 Unterschiedliche Muster von Gewaltbeziehungen49
3. Männer, die Gewalt gegen die Partnerin ausüben51
3.1 Gewalttäter und Gewalttaten51
3.2 Ursachen und Bedingungen von Beziehungsgewalt54
3.3 Der Umgang mit gewalttätig gewordenen Männern64
4. Angebote für Täter71
4.1 Vorgeschichte71
4.2 Beratung für gewalttätige Männer in der Schweiz72
4.3 Aktuelle Situation72
4.4 Neue Gesetzgebungen (Gewaltschutzgesetze)73
5. Frauen als Täterinnen75
5.1 Gängige Einstellungen zum Thema Frauengewalt75
5.2 Erfahrungen im Rahmen des Gewaltschutzgesetzes des Kantons Zürich76
5.3 Kategorien von Gewaltbeziehungen79
5.4 Formen der Gewaltausübung81
5.5 Was ist im Kontakt mit Täterinnen und ihren Opfern zu beachten?84
6. Kinder und häusliche Gewalt85
6.1 Die Kinder sind hautnah involviert85
6.2 Häusliche Gewalt gefährdet das Kindeswohl86
6.3 Hilfe und Unterstützung für betroffene Kinder88
6.4 Was kann das Gesundheitspersonal tun?92
7. Gewalt in Teenagerbeziehungen97
7.1 Gewalt in Beziehungen von Jugendlichen ist weit verbreitet98
7.2 Formen und besondere Merkmale der Gewalt in Jugendbeziehungen99
7.3 Auswirkungen erlebter Gewalt101
7.4 Risikofaktoren102
7.5 Unterstützung gewaltbetroffener Jugendlicher104
8. Männer, die Opfer von Gewalt in Paarbeziehungen werden105
8.1 Erfahrungen aus der Beratungspraxis105
8.2 Geschlechtsspezifische Aspekte in der Beratung108
8.3 Ausblick110
9. Häusliche Gewalt gegen alte Menschen112
9.1 Warum braucht häusliche Gewalt gegen alte Menschen eine gesonderte Betrachtung?112
9.2 Zahlen zum Ausmass häuslicher Gewalt gegen alte Menschen113
9.3 Formen von Gewalt113
9.4 Risikofaktoren der Gewalt114
9.5 Entstehungsbedingungen von Gewalt115
9.6 Prävention und Intervention116
9.7 Schlussbetrachtungen118
10. Grundsätze der Beratung gewaltbetroffener Frauen119
10.1 Der Auftrag der Fachleute im Gesundheitswesen119
10.2 Prinzipien der Beratung und der Krisenintervention120
10.3 Interventionen, die vermieden werden sollten124
10.4 Auf häusliche Gewalt spezialisierte Stellen125
11. Rechtliche Interventionsmàglichkeiten127
11.1 Dokumentation, Anzeigen, Berichte und Zeugenaussagen128
11.2 Rechtliche Grundlagen135
11.3 Schutz in der akuten Gewaltsituation137
11.4 Strafrechtliche Interventionen zum mittel- bis langfristigen Schutz140
11.5 Zivilrechtlicher Schutz144
11.6 Schutz der Kinder147
11.7 Spezialfragen149
12. Interinstitutionelle und interdisziplinäre Kooperation154
12.1 Häusliche Gewalt wird zu einem öffentlichen Thema154
12.2 Interventionsprojekte mit interinstitutionellem Kooperationsmodell155
12.3 Fortschritte auf rechtlicher Ebene156
12.4 Nationale und internationale Vernetzung der Interventionsarbeit156
12.5 Massnahmen im Bereich der Prävention157
12.6 Schlussfolgerungen158
13. Die Vielfalt und Komplexität Häuslicher Gewalt erkennen159
13.1 Einleitung159
13.2 Differenziertere Vorstellungen ber Häusliche Gewalt sind nötig159
13.3 Auch neurobiologische Störungen und psychiatrische Erkrankungen als Ursachen und Wirkungsfaktoren einbeziehen162
13.4 Beziehungskonflikt oder Häusliche Gewalt?163
13.5 Macht, Abhängigkeit und Gewalt164
13.6 Verbreitete Fehleinschätzungen und ihre Konsequenzen165
13.7 Paartherapie, Paarberatung und / oder Postvention nach Häuslicher Gewalt165
13.8 Was Frauen hindert, Hilfsangebote anzunehmen und sich vom Gefährder/ Täter zu lösen166
13.9 Wie gewisse erwachsene Täter eine Intervention zu verhindern versuchen167
13.10 Umgang mit Ambivalenzen in Abhängigkeitsbeziehungen169
13.11 Barrieren und Abwehrreaktionen auf Seiten der Helfenden171
13.12 Institutionelle Schwierigkeiten172
13.13 Warum das Handeln von Gesundheitsfachpersonen so wichtig ist174
14. Rolle und Auftrag des Gesundheitswesens175
14.1 Relevanz des Themas für den Gesundheitsbereich175
14.2 Gesundheitswesen als Anlaufstelle für Gewaltopfer176
14.3 Gesundheitliche Folgen von häuslicher Gewalt177
14.4 Häusliche Gewalt als mögliche Krankheitsursache einbeziehen179
14.5 Welche Berufsgruppen des Gesundheitswesens sind mit häuslicher Gewalt konfrontiert?179
14.6 Was es so schwierig macht, eine Frau zu fragen, ob ihr Partner sie misshandelt182
14.7 Warum es so wichtig ist, Gewalt anzusprechen183
14.8 Aus- und Weiterbildung185
14.9 Institutionelle Konzepte zum Umgang mit häuslicher Gewalt187
15. Empfehlungen für das Vorgehen im Gesundheitsbereich189
15.1 Einleitung189
15.2 Häusliche Gewalt als Krankheitsursache erkennen190
15.3 Häusliche Gewalt als mögliche Krankheitsursache ansprechen197
15.4 Umgang mit gewaltbetroffenen Frauen in verschiedenen Kontexten209
15.5 Dokumentation von Verletzungen und Folgen häuslicher Gewalt217
15.6 Schutz und Sicherheit der Patientin haben oberste Priorität222
15.7 Grenzen im Umgang mit gewaltbetroffenen Frauen225
Grundlagen und Instrumente228
16. Ein Spital wird aktiv236
16.1 Geschichte und Initiierung des Projekts236
16.2 Zielsetzungen des Projekts238
16.3 Vorgehen und Projektstruktur239
16.4 Wie nehmen die Mitarbeitenden der Frauenklinik Maternite häusliche Gewalt bei den Patientinnen wahr?240
16.5 Die Befragung der Patientinnen241
16.6 Leitlinien zum Vorgehen bei häuslicher Gewalt246
16.7 Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeitenden250
16.8 Informations- und Öffentlichkeitsarbeit254
16.9 Projektabschluss und Verankerung255
16.10 Drei Jahre nach Projektabschluss257
16.11 Schlussfolgerungen und Empfehlungen262
Fallbeispiel268
Nützliche Adressen307
Angaben zu den Autorinnen und Autoren313
Literatur316
Stichwortverzeichnis326
Adressen der Herausgeberinnen329

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