Vorspiel.
Weitgewölbte Höhle im tiefsten Grund der Erde, welche Eingänge zu mehreren Seitenhöhlen zeigt, von rötlich-trübem Licht erhellt. Scharfgeklüftete Wände von Bergkrystall starren bis an die Decke der Wölbung; aus ihrem Grunde sprudeln silberne Bergwässer hervor. Im Hintergrunde zieht sich seitlich ein Weg über die zackigen Felsabsätze in bedeutender Höhe bis zu einer Höhlenöffnung hinauf, durch welche ein bleicher Tagesschimmer hereinfällt. Ein erhöhter Felsenthron befindet sich in der Mitte der Höhle.
Magisches Halbdunkel, hie und da von grellen Lichteffekten unterbrochen.
Rechts und links vom Darsteller.
Der Vorhang hebt sich im siebzehnten Takt.
Erster Auftritt.
Die Königin der Erdgeister. Hans Heiling. Gnomen. Erdweibchen. Zwerge.
Heiling ist von bleicher Gesichtsfarbe, dunklem Haar und Bart; er ist schwermütig und verschlossen, von glühend ungestümer Zärtlichkeit, gemessen im Reden und Benehmen, die Äußerung des Zorns bemeisternd, bis die Wut ihn übermannt. Er geht ganz schwarz gekleidet, der Rock reicht bis zum Knie, ein reicher langer Mantel umwallt ihn, eine blitzende Krone schmückt sein Haupt, er hält gedankenvoll ein goldenes Stäbchen in der Hand. Er sitzt auf dem erhöhten Felsenthron.
Königin in schwarzem Gewande sitzt ihm zur Rechten.
Zwerge, Gnomen und Erdweibchen klettern an den zackigen Wänden umher, putzen die Erzadern, tragen geschäftig Stufen und Juwelen herbei, welche sie knieend der Königin und Heiling vorzeigen.
Gnomen wälzen Felsblöcke, tragen Lasten, reinigen kleine Erzstücke, wälzen Erzquadern heraus, holen kleine Wagen, auf welche sie die Erzstufen laden, um sie nach rechts und links vorn abzufahren.
Zwerge sind mit Hämmern am Gestein beschäftigt, trippeln meistenteils und halten bei jedem Erscheinen und beim Abgang den sogenannten Gänsemarsch ein.
Lebhaftes bewegtes Bild.
CHOR DER ERDGEISTER.
Rastlos geschafft,
Mit stetiger Kraft!
Die Wasser der Tiefen,
Gewältigt mit Macht,
Treulich bewacht!
Die Schätze, die schliefen
In ewiger Nacht,
Herauf in den Schacht!
Ohne Ruh,
Immer zu,
Hin und wieder,
Auf und nieder,
Wirken wir munter
Reicher und bunter,
Wonach die Menschen ringen und werben,
Zum Nutzen und Schaden, zum Heil und Verderben! –
HEILING steht auf, legt die Krone und das goldene Stäbchen auf dem Thron nieder und kommt herab.
Genug, beendet euer emsig Treiben! –
Chor der Erdgeister hört auf zu arbeiten.
HEILING.
Es treibt mich fort, ich kann nicht länger bleiben,
Hinauf zur liebeblühnden Erde wieder!
KÖNIGIN folgt ihm.
So willst du heut' auf immer von uns scheiden?
Dein goldnes Reich, die Mutter willst du meiden,
Entsagen der Gemeinschaft deiner Brüder?
Chor der Erdgeister tritt näher, sich allmählich von allen Seiten her sammelnd.
HEILING.
Ich muß es ja! Denn will ich eure Krone tragen,
Muß ich der Erdenlieb' entsagen,
Der Lieb' entsagen!
Und das, das kann ich nicht! (Innig.)
Seitdem ich Anna gefunden,
Seit unsre Seelen verbunden,
Acht' ich Kron' und Scepter nicht!
CHOR DER ERDGEISTER.
Zu der Menschen falschem Geschlecht
Willst du dich schlagen,
Nimmer unsre Krone tragen?
König, ist das recht?
Sie knieen zu beiden Seiten vor Heiling nieder und halten beide Arme hoch.
Ist das recht? Ist das recht?
KÖNIGIN.
O bleibe hier! O bleibe hier! O bleibe hier!
CHOR DER ERDGEISTER demütig bittend.
O bleibe hier,
Die Geister dienen
Die Hände auf der Brust.
Auf Wink und Mienen
Willig dir!
HEILING.
Fort! Ersparet dies Beteuern!
Chor der Erdgeister zuckt zusammen.
HEILING.
Los will ich mich von euch zählen,
Nicht mehr mich von Anna stehlen,
Euren Sabbath hier zu feiern.
CHOR DER ERDGEISTER erhebt sich schnell und tritt zurück; unter sich.
Oho! – Hohohohohoho wie stutzig!
Oho, wie stutzig!
Seht, wie stolz und trutzig!
Wie stolz und trutzig, wie stutzig!
Wie stolz und trutzig!
Sie gehen näher zu ihm.
Willst dich überheben,
Auf der Erde leben?
Gemach, die Reu' kommt nach!
Oho, hoho!
Wie stutzig, seht, wie trutzig!
Oho! Hohohoho!
Willst dich überheben,
Auf der Erde leben, wie?
Drohend.
Nur gemach, nur gemach!
Die Reue folget nach!
Gemach, gemach!
Die Reue folget nach!
Nur gemach, nur gemach,
Die Reu' folgt nach! –
Sie wenden sich zurück, wo sie Gruppen bilden, teils kauernd, teils stehend.
Königin und Heiling sind allein im Vordergrund.
KÖNIGIN.
So hat der Mutter Wahn sich dir vererbt,
Der mich noch heut mit bittrer Reue quält.
Du weißt es, daß dir das Leben
Die Liebe eines Menschen hat gegeben,
Daß du darum, ein unglückselig Doppelwesen,
Zu ew'gem Zwiespalt bist erlesen –
HEILING einfallend.
Ich weiß es, weiß es; drum laß mich fort,
Damit ich auf der blühnden Erde,
In Annas Armen ganz zum Menschen werde.
KÖNIGIN tritt ihm näher.
Das wirst du nimmermehr!
Fremd wirst du den Menschen bleiben
Und ihr enges Treiben
Scheint dir widrig bald und leer. –
Bald wird dich die Reue finden
Und du sehnest dich zurück.
Heimlich und hastig.
Darum bewahre die magische Kraft,
Die Geister zu binden,
Bewahre das Pfand deiner Wissenschaft –
HEILING unwillig einfallend.
Was soll mir jenes Buch?
Was...