Durch eine Zunahme der weltweiten Wirtschaftsbeziehungen wurde es notwendig, die Unternehmensabschlüsse nach einheitlichen Kriterien zu erstellen.[38] In Deutschland kam es bereits in den 70er Jahren durch die EU zu ersten Internationalisierungstendenzen. Allerdings wurden mit Rücksichtnahme auf nationale Besonderheiten und Traditionen im Bereich der Rechnungslegung zahlreiche Wahlrechte, die von den meisten Mitgliedsstaaten zur Erhaltung ihrer nationalen Rechnungslegungsnormen genutzt wurden, gewährt.[39]
Tabelle 1: Anwendung der IFRS in Deutschland[40]
Nach einer Verordnung vom 19. Juli 2002[41] haben Unternehmen, die Wertpapiere auf einem geregelten Markt anbieten (sog. kapitalmarktorientierte Unternehmen), ihre Konzernabschlüsse für die Geschäftsjahre, welche am oder nach dem 1. Januar 2005 beginnen, nach internationalen Standards zu erstellen.[42] Als geregelter Markt gilt der nach WpHG regulierte Markt[43], d. h. Unternehmen die im General- und Prime-Standard gelistet sind.[44] Der deutsche Gesetzgeber hat diese Pflicht auf Unternehmen, welche ihre Wertpapiere noch nicht anbieten, aber sich schon in der Zulassungsphase befinden, ausgedehnt.
Gemäß der EU-Verordnung sind die Standards in der Amtssprache des jeweiligen Mitgliedstaates verbindlich und nicht, wie in den IFRS selbst vorgeschrieben, in der englischen Originalfassung. Da sich die Übersetzungen für alle Länder der EU im Amtsblatt der europäischen Union wieder finden, sind diese für die Anwendung in den Mitgliedstaaten verbindlich.
Die Mitgliedstaaten können außerdem vorschreiben oder gestatten, dass auch nichtkapitalmarktorientierte Unternehmen ihre Jahresabschlüsse nach internationalen Standards erstellen.[45] Die Bundesrepublik Deutschland hat dieses Wahlrecht genutzt und die internationale Rechnungslegung für diese Unternehmen gestattet. Kapitalgesellschaften wird damit zugestanden, ihrer Publizitätspflicht[46] durch Vorlage eines HGB- oder IFRS-Abschlusses nachzukommen.[47] Der Einfluss der IFRS-Normen auf diese nichtkapitalmarktorientierten Unternehmen wird in Zukunft im Vordergrund stehen.[48] Durch das Vordringen der IFRS in den Einzelabschluss, muss sich auch auf dieser Ebene mit den Vorschriften des Hedge-Accountings auseinandergesetzt werden.[49]
Die Anwendungsbereiche des IAS 39 und des IFRS 9 stimmen überein, da der Exposure Draft auf den Anwendungsbereich des IAS 39 verweist.[50] Dieser sieht vor, dass der IAS 39 grds. auf alle Finanzinstrumente anzuwenden ist. Eine Ausnahme bilden dagegen Anteile an Tochterunternehmen, assoziierten Unternehmen und Gemeinschaftsunternehmen, welche nach den Standards IAS 27, 28[51] und 31 bilanziert werden. Verweisen diese Standards jedoch wieder auf den IAS 39, so findet dieser auch bei diesen Anteilen Anwendung.[52] Das vom Unternehmen selbst emittierte Eigenkapital fällt dagegen nicht in den Anwendungsbereich des IAS 39.[53]
Leasingverhältnisse werden im IAS 17 geregelt. Die Forderung aus Leasingverhältnissen unterliegt jedoch dem Anwendungsbereich des IAS 39, sofern diese ausgebucht oder wertgemindert werden muss. Eine Verbindlichkeit aus dem Leasingverhältnis wird ebenfalls nach den Vorschriften des IAS 39 ausgebucht.[54]
Ebenfalls nicht zum Anwendungsbereich gehören bspw. Verpflichtungen eines Unternehmens aus Versorgungsplänen[55] und Termingeschäften, die darauf gerichtet sind, Unternehmen zu kaufen oder zu verkaufen und die zu einem Unternehmenszusammenschluss führen.[56]
Mit Aufnahme von derivativen Finanzinstrumenten an der Chicago Board Options Exchange (CBOE) im Jahre 1973 hat der Handel mit diesen Intrumenten kontinuierlich zugenommen. Grund hierfür ist, dass mit der Globalisierung der Weltwirtschaft die Volatilität von Zinssätzen, Wechselkursen und Güterpreisen zugenommen hat.[57] In den Jahren 1990 bis 2002 hat sich der börsengebundene Derivathandel nahezu verfünffacht.[58] Der nicht börsengebundene Derivathandel wird als OTC bezeichnet.[59] Eine in den Jahren 1998 bis 1999 durchgeführte Studie ergab, dass bereits 90% der großen deutschen Industrie- und Handelsunternehmen Derivate einsetzen, 88% davon für Sicherungszwecke.[60]
Abbildung 3: Zins- und Währungsderivate in Mrd. USD[61]
Der OTC-Handel im Zins- und Währungsderivate-Bereich hat sich seit dem Jahr 1987 bis zum Jahr 2009 etwa mit dem Faktor 500 gesteigert. Die ausstehenden Geschäfte hatten zum 31.12.09 ein Volumen von 426.750 Mrd. USD.
Abbildung 4: Anzahl Futures[62]
Die Anzahl der Future-Verträge lag zum 31.12.09 bei 94,3 Mio., zum 31.12.10 bei 86,2 Mio. und zum 31.12.11 bei 91,4 Mio., so dass nach einem Rückgang zum 31.12.10 von 8,6% zum 31.12.11 eine Steigerung von 6,0% verzeichnet wurde.
Der Anteil von Europa lag zum 31.12.09 bei 19,1 Mio. Geschäften und sank zum 31.12.10 um 5,2% auf 18,1 Mio. bevor zum 31.12.11 durch einen Bestand von 20,2 Mio. wieder ein Zugang von 11,6% verzeichnet wurde.
Die größte Anzahl von Geschäften wurde zum 31.12.09 mit 56,6 Mio. in Nord Amerika verzeichnet, wobei zum 31.12.10 ein starker Rückgang i. H. v. 23,1% auf nur noch 43,5 Mio. Geschäfte und zum 31.12.11 ein erneuter Rückgang i. H. v. 2,1% auf 42,6 Mio. Geschäfte zu verzeichnen war.
Abbildung 5: Ausstehende Beträge von Futures[63]
Die ausstehenden Beträge von Futures sind im Gegensatz zu der Anzahl der Geschäfte in den letzten 3 Jahren stetig gestiegen. Mit 21.738 Mrd. USD zum 31.12.09 auf 22.312 Mrd. USD zum 31.12.10 stieg die Summer der ausstehenden Beträge um 2,6%. Zum 31.12.11 stieg die Summe 2,8%, so dass insgesamt 22.923 Mrd. USD ausstanden.
Dabei ist in Nord Amerika, ausgehend von einem ausstehenden Betrag von 10.721 Mrd. USD zum 31.12.09, ein jährlicher Zuwachs von etwa 10% zu verzeichnen, so dass zum 31.12.11 ein ausstehender Betrag von 13.107 Mrd. USD vorhanden war.
In Europa dagegen war, ausgehend von einem ausstehenden Betrag von 8.054 Mrd. USD zum 31.12.09, zum 31.12.10 zunächst ein Rückgang von 21,2% auf 6.345 Mrd. USD zu verzeichnen, bevor zum 31.12.11 wieder ein Zugang i. H. v. 3,0% den ausstehenden Betrag auf 6.534 Mrd. USD angehoben hat.
Abbildung 6: Anzahl Optionen[64]
Die Anzahl der Options-Verträge betrug zum 31.12.09 137,5 Mio. bevor ein leichter Anstieg von 1,2% zum 31.12.10 die Anzahl auf 139,1 Mio. steigerte. Zum 31.12.11 ging die Anzahl deutlich auf 118,4 Mio. Verträge zurück, was einen Rückgang von 14,9% bedeutete.
In Europa war ein Rückgang bereits zum 31.12.10 zu verzeichnen, als die Anzahl der Geschäfte von 73,6 Mio. zum 31.12.09 um 15,1% auf 62,5 Mio. zum 31.12.10 sank. Zum 31.12.11 ergab sich ein weiterer Rückgang auf 57,8 Mio. und somit um weitere 7,5%. Trotz des Rückgangs werden in Europa immer noch die meisten Options-Geschäfte getätigt.
In Nord Amerika standen zum 31.12.09 38,1 Mio. Geschäfte aus. Zum 31.12.10 stieg dieser Wert um 3,1% auf 39,3 Mio. Zum 31.12.11 sank der Wert um 12,7% auf 34,3 Mio. ausstehende Geschäfte.
Abbildung 7: Ausstehende Beträge von Optionen[65]
Die ausstehenden Beträge von Optionen sind in den letzten 3 Jahren im Gegensatz zu deren Anzahl gesunken. Wurden zum 31.12.09 noch ausstehende Beträge von 51.380 Mrd. USD verzeichnet, sank die Summe zum 31.12.10 um 11,2% auf 45.634 Mrd. USD und zum 31.12.11 um weitere 22,4% auf 35.403 Mrd. USD.
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