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E-Book

Hoffnung, die zweite - Dan und seine Bilder

AutorAljonna Möckel, Klaus Möckel
VerlagEDITION digital
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783956554872
Altersgruppe6 – 99
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
1983 erschien Klaus Möckels aufrüttelndes Buch über seinen gehörlosen Sohn 'Hoffnung für Dan', einer der ersten Berichte über Behinderte in der DDR. Dieses authentische Zeugnis, Dans Mutter gewidmet, erzählt vom schwierigen Alltag mit solchen Kindern und von den schier unlösbaren Problemen, vor denen die Eltern oft stehen. Es löste damals heftige Diskussionen aus und fand bis in die neunziger Jahre hinein eine breite Leserschar. In dem Buch, inzwischen wieder als E-Book bei Edition digital vorliegend, wird das Heranwachsen des Kindes bis zum vierzehnten Lebensjahr geschildert. Es endet mit dem Wunsch der Eltern, für den Sohn ein zweites Zuhause zu finden, das ihm auch nach ihrem Tod Sicherheit bietet - ein Wunsch, der seinerzeit großen Optimismus erforderte. Durch 'Hoffnung, die zweite' erfährt der Leser, dass der Optimismus, wenn auch anders als damals gedacht, begründet war. Inzwischen erheblich älter, lebt Dan unter Betreuung in einem Behindertenwohnheim in Potsdam und arbeitet in einer geschützten Werkstatt. Seine Eltern achten darauf, dass der Kontakt erhalten bleibt: Sie holen ihn regelmäßig zu sich und verbringen oft den Urlaub mit ihm. Dieses zweite Buch ist aber kein weiterer Lebensbericht, sondern eine Sammlung von Bildern, die Dan über die Jahre hinweg geschaffen hat. Mit kleinen humorvollen Geschichten versuchen die Autoren, die Sprache ihres 'sprachlosen' Sohnes zu verdeutlichen, der sich wegen eines frühkindlichen Hirnschadens weder über Gebärden noch über Lesen und Schreiben mit seiner Umwelt verständigen kann. Es entstand ein verführerischer Band voller naiver Kunst und prächtiger Farben, voller dunkelgrüner Wälder, bunter Blüten, japanisch anmutender Zweige, blauer Häuser, roter oder gelber Himmel. Ein Buch vor allem, das dem Betrachter Einblick in eine vielfach verschlüsselte Welt gewährt.

Klaus Möckel studierte Romanistik an der Universität Leipzig. Dr. phil., Assistent am Romanischen Seminar der Universität Jena, Lektor beim Verlag Volk & Welt Berlin, 1963 Promotion über Saint-Exupéry, seit 1968 freier Schriftsteller. Er veröffentlichte mehr als 40 Bücher (Kinderbücher, Krimis, historische Romane, Science-Fiction), arbeitete auch als Herausgeber und Übersetzer, vor allem aus dem Französischen. Am bekanntesten ist das Buch "Hoffnung für Dan" über seinen behinderten Sohn. Aljonna Möckel: Geboren 1941 in Moskau /Russland. 1947 Rückkehr der Familie aus der Emigration nach Deutschland. Nach dem Abitur Studium der Slawistik/Romanistik in Jena, Lektorin für moderne sowjetische Literatur im Berliner Verlag Volk und Welt, seit 1969 als literarische Übersetzerin freiberuflich tätig. Zahlreiche Romane und Erzählungen aus dem Russischen, darunter Autoren wie Below, Grekowa, Jewtuschenko, Krupin, Litschutin, Makanin, Nekrassow, Rasputin, Welembowskaja, aber auch Literatur für Kinder (Sutejew, Bachnow) sowie SF (Bulytschow, A.und B. Strugatzki). Herausgaben auf dem Gebiet der humoristischen Literatur. Verheiratet mit dem Schriftsteller Klaus Möckel, ein Sohn, lebt in Berlin.

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Leseprobe
Am Anfang war das Chaos. Das Ungeordnete, Verwirrende: Die Elemente suchten nach Formen und Verbindungen. Hier ist der Pinsel, dort die Farbe - was fange ich damit an? Erste abstrakte Konstruktionen entstehen; Gelb leuchtet auf, von roten, braunen, grünlichen Rändern umgeben, vor allem aber von waberndem Schwarz. Ein anderes Bild zeigt zwei große rote Kugeln, dazwischen das Blau eines Sees und ein Stück Himmel. Ein Gemenge von Rosa, Blau und Grün ergibt andernorts eine bunte Landschaft, die aus der Vogelperspektive gemalt scheint. Ist Letzteres dem Blick aus dem Flugzeug zuzuschreiben, wo wir ihm einen Fensterplatz besorgten, wenn wir mit ihm eine Reise nach Süden wagten? Zu seinem 30. Geburtstag schenkten wir Dan dieses Abenteuer zum ersten Mal. Seither ist Fliegen, zumal das nicht allzu oft vorkommt, für ihn das Größte. Dabei fragten wir uns anfangs, ob er nicht Angst bekommen und sich weigern würde, die frühzeitig gebuchte Maschine zu besteigen. Zwar sah er die Flugzeuge ständig hoch über unserem Wohnhaus, aber woher sollte er wissen, dass darin Menschen saßen. Deshalb fuhren wir vor unserem ersten Flug mit Dan nach Tegel und zeigten ihm von der Aussichtsplattform aus das Treiben auf dem Platz: das Heranrollen der Gangway, das Einsteigen und Aussteigen der Passagiere, den Koffertransport, den Start und die Landung der großen metallenen Vögel. Er nahm alles aufmerksam zur Kenntnis und war später kein bisschen unruhig, als es ernst wurde. Auch Serpentinenfahrten mit dem Bus zum Großglockner oder die Seilbahn zur Zugspitze genoss er sichtlich. Manche Wälder auf seinen Bildern könnten aus dieser Sicht gemalt sein. Sein langanhaltendes Staunen beim Blick in die Tiefe gibt jedenfalls Anlass zu derlei Vermutungen. Genug der Abschweifungen - andere, offenbar fröhlich bemalte Zeichenblätter zeigen eine Art roter und blauer Gitter, Zinken, die ineinander greifen, irgendwie den Blick fesselnd. Eindringlich auch der Flammenball mit seinen hellen und dunklen Schattierungen, das ganze Blatt ausfüllend, ein purpurner Feuerwirbel, der sich schneller und schneller dreht, ein Tornado, der alles mit sich fortreißt.
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