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E-Book

Ich bin Zlatan

Meine Geschichte

AutorZlatan Ibrahimovi?
VerlagPiper Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl400 Seiten
ISBN9783492963428
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Seine Fans versetzt er regelmäßig in Ekstase. Seine Gegner lehrt er durch seine Unberechenbarkeit am Ball das Fürchten. Lästige Fragen nach seinem exzentrischen Auftreten beantwortet er gerne mit dem Satz: »Weil ich Zlatan bin.« Zlatan Ibrahimovi? ist einer der besten, bekanntesten Stürmer weltweit - und ganz bestimmt der schillerndste. Seine akrobatischen Einlagen am Ball werden auf YouTube millionenfach geklickt. Legendär sind die vier Tore im Spiel der schwedischen Nationalmannschaft gegen England, darunter der Fallrückzieher, der schon jetzt als »Tor des Jahrhunderts« (Focus) gilt. Doch kaum jemand weiß von dem wechselvollen Weg, auf dem er vom kickenden Fahraddieb zum bestbezahlten Fußballprofi der Welt wurde.

Zlatan Ibrahimovi?, 1981 in Malmö geboren, spielte unter anderem bei Juventus Turin, dem FC Barcelona und Paris Saint-Germain. Derzeit steht er zum zweiten Mal beim AC Mailand unter Vertrag, wo er zuletzt das 500. Tor seiner Vereinskarriere erzielte. Sein erster Band ?Ich bin Zlatan? wurde in unzählige Sprachen übersetzt und gehört zu den erfolgreichsten Sportbüchern aller Zeiten.

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Leseprobe

1

PEP GUARDIOLA, mein Trainer in Barcelona, mit seinen grauen Anzügen und seiner ständigen Grübelmiene, kam zu mir und sah gequält aus.

Ich fand ihn in Ordnung damals, nicht gerade ein Mourinho oder Capello, aber er war okay. Dies war lange bevor wir anfingen, Krieg zu führen. Es war der Herbst 2009, und ich lebte in meinem Jungentraum. Ich spielte in der besten Mannschaft der Welt und war von siebzigtausend Menschen in Camp Nou, dem legendären Stadion von Barça, empfangen worden. Ich schwebte wie auf Wolken, na ja, vielleicht nicht ganz. In den Zeitungen wurde eine Menge Mist geschrieben. Ich war der bad boy, mit mir war nicht gut Kirschen essen, so ein Kram eben. Aber trotz allem, ich war hier. Helena und die Jungen fühlten sich wohl. Wir hatten ein schönes Haus in Esplugues de Llobregat, und ich war hoch motiviert. Was sollte da schiefgehen?

»Du«, sagte Guardiola. »Hier bei Barça stehen wir mit beiden Füßen auf dem Boden.«

»Sure«, sagte ich. »Fine

»Und hier kommen wir nicht mit Ferraris oder Porsches zum Training.«

Ich nickte, machte nicht auf dicke Lippe nach dem Motto: Was zum Teufel gehen dich meine Autos an? Aber ich dachte: Was will er? Was für eine Botschaft will er rüberbringen? Ehrlich, ich habe es nicht mehr nötig, mich als krasser Typ aufzuspielen, ein geiles Auto zu fahren und auf dem Bürgersteig zu parken. Aber ich liebe nun mal Autos. Sie sind meine Leidenschaft, und ich ahnte, hinter seinen Worten verbarg sich etwas anderes: Glaub ja nicht, dass du jemand bist.

Ich hatte schon begriffen, dass Barcelona so etwas wie eine Schule war, eine Anstalt. Die Spieler waren cool, an ihnen lag es nicht, und außerdem war Maxwell da, mein alter Kumpel von Ajax und Inter. Aber ehrlich gesagt, keiner von den Jungs führte sich auf wie ein Superstar, und das war komisch. Messi, Xavi, Iniesta, die ganze Bande, sie benahmen sich wie Schuljungen. Die besten Fußballspieler der Welt buckelten, und das machte mich stutzig. Es war lächerlich. Wenn die Trainer in Italien sagen: »Springt!«, dann fragen die Stars: »Wieso denn das? Warum sollen wir springen?«

Hier sprangen alle auf den kleinsten Wink. Ich passte nicht hinein, überhaupt nicht. Aber ich dachte: Mach gute Miene zum bösen Spiel. Bestätige nicht ihre Vorurteile! Deshalb spielte ich das Spiel mit. Ich wurde ein Musterknabe. Es war zu blöd. Mino Raiola, mein Agent und Freund, sagte:

»Was ist denn nur los mit dir, Zlatan? Ich erkenne dich nicht wieder.«

Keiner erkannte mich wieder, die Kumpel nicht, niemand. Ich verkümmerte, und dazu muss man wissen, dass ich seit der Zeit bei Malmö FF eine Philosophie habe: Ich ziehe meinen Stil durch. Mir ist egal, was die Leute sagen, und ich habe mich unter Ordnungsmenschen noch nie wohlgefühlt. Ich habe was übrig für Typen, die bei Rot fahren, um es mal so zu sagen. Aber jetzt … ich sagte nicht, was ich wollte.

Ich sagte das, wovon ich glaubte, man müsste es sagen. Es war völlig krank. Ich fuhr den Audi des Vereins und stand da und nickte wie in der Schule, oder vielleicht eher: wie ich in der Schule hätte stehen und nicken sollen. Ich schimpfte kaum noch auf meine Mannschaftskameraden. Ich wurde langweilig. Zlatan war nicht mehr Zlatan, und das war nicht mehr vorgekommen, seit ich in die Borgarskola gegangen war und zum ersten Mal Mädchen in Ralph-Lauren-Klamotten gesehen und mir beinah in die Hose gemacht hatte, wenn ich mit ihnen ausgehen wollte. Dennoch hatte ich einen glänzenden Saisonstart mit Barça. Ich schoss ein Tor nach dem anderen. Wir gewannen den UEFA Super Cup. Ich glänzte. Ich dominierte. Aber ich war ein anderer. Etwas war geschehen, nichts Ernstes, noch nicht, aber dennoch. Ich verstummte, und das ist lebensgefährlich, glaubt mir. Ich muss schreien und mich ausleben. Jetzt fraß ich alles in mich hinein. Vielleicht hatte es mit dem Druck zu tun. Keine Ahnung.

Ich war der zweitteuerste Transfer überhaupt, und die Zeitungen schrieben, ich sei ein Problemkind und hätte Charakterfehler, allen möglichen Mist, und leider belastete mich das – also hier bei Barça spielen wir uns nicht auf, und all das, und ich vermute, ich wollte zeigen, dass ich auch anders konnte. Das war das Dümmste, was ich je getan habe. Ich war immer noch extrem auf dem Platz. Aber es machte keinen Spaß mehr.

Ich dachte sogar daran, mit dem Fußball Schluss zu machen. Es war nicht so, dass ich meinen Vertrag brechen wollte, ich bin ja Profi. Aber ich verlor die Lust, und dann kam die Weihnachtspause. Wir fuhren nach Åre, und ich mietete einen Schneescooter. Sobald das Leben stillsteht, muss ich Action haben. Ich fahre immer wie ein Verrückter. Ich habe meinen Porsche Turbo mal auf 325 km/h hochgejubelt und die Bullen abgeschüttelt. Ich habe so viele Wahnsinnssachen gemacht, dass ich kaum daran denken mag, und da oben im Fjell fegte ich auf meinem Scooter herum und holte mir Erfrierungen und hatte einen Riesenspaß.

Endlich Adrenalin! Endlich wieder der alte Zlatan, und ich dachte: Warum soll ich weitermachen? Ich habe ja Geld. Ich muss mich nicht mit idiotischen Trainern herumärgern. Stattdessen könnte ich mir ein schönes Leben machen und mich um die Familie kümmern. Es war eine herrliche Zeit. Aber sie dauerte nicht lange. Als wir nach Spanien zurückkehrten, kam die Katastrophe. Nicht direkt vielleicht, sie schlich sich an, sie lag in der Luft.

Es gab ein völlig krankes Winterunwetter. Es schien, als hätten die Spanier noch nie Schnee gesehen. Bei uns in den Bergen standen die Autos überall kreuz und quer, und Mino, der dicke Idiot – der wunderbare dicke Idiot, muss ich wohl hinzufügen, damit niemand es missversteht –, fror in seinen flachen Schuhen und seiner Sommerjacke und überredete mich, den Audi zu nehmen. Es wäre beinahe total schiefgegangen. An einem Hang verloren wir die Kontrolle und krachten gegen eine Betonmauer, und ich demolierte die rechte Vorderachse des Wagens.

Viele aus der Mannschaft hatten bei dem Unwetter Unfälle, aber keiner so heftig wie ich. Ich gewann auch den Unfallwettbewerb, und wir lachten darüber, und für einen Moment war ich tatsächlich ich selbst. Doch dann fing Messi an zu reden. Lionel Messi ist krass. Er ist unglaublich. Ich kenne ihn nicht besonders. Wir sind total verschieden. Er kam als Dreizehnjähriger zu Barça. Er ist in dieser Kultur groß geworden und hat kein Problem mit dem ganzen Schulscheiß. In der Mannschaft dreht sich alles um ihn, ganz natürlich eigentlich. Er ist glänzend, aber jetzt war ich gekommen und schoss mehr Tore als er. Er ging zu Guardiola und sagte:

»Ich will nicht mehr auf der rechten Außenseite spielen. Ich will in der Mitte spielen.«

In der Mitte ganz vorne war ich. Aber Guardiola war das egal. Er wechselte die Taktik. Von 4:3:3 ging er zu 4:5:1 über, mit mir in der Spitze und Messi direkt dahinter, und ich landete im Schatten. Die Bälle liefen über Messi, und ich konnte mein Spiel nicht spielen. Auf dem Platz muss ich frei sein wie ein Vogel. Ich bin der Typ, der auf allen Niveaus den Unterschied machen will. Aber Guardiola opferte mich. Das ist die Wahrheit. Er klemmte mich da vorn ein. Okay, ich kann seine Situation begreifen. Messi war der Star.

Guardiola musste auf ihn hören. Aber mal ehrlich! Ich hatte in Barça ein Tor nach dem anderen geschossen, und ich war auch krass gewesen. Er konnte die Mannschaft nicht nach einem einzigen Typen ausrichten. Also, ich meine: Wozu zum Teufel hatte er mich dann gekauft? Keiner zahlt so viel Kohle, um mich als Spieler abzuwürgen. Guardiola musste an uns beide denken, und es war klar, dass die Vereinsführung nervös wurde. Ich war ihre bis dahin größte Investition, und ich fühlte mich in der neuen Aufstellung nicht wohl. Ich war zu teuer, um mich nicht wohlzufühlen. Txiki Begiristain, der Sportdirektor, kam zu mir und sagte, ich müsse mit dem Trainer reden.

»Klär das!«

Mir gefiel das nicht. Ich bin ein Spieler, der die Lage akzeptiert. Aber ich tat es! Einer meiner Kumpel sagte zu mir: »Zlatan, es ist, als hätte Barça einen Ferrari gekauft, und jetzt fahren sie ihn wie einen Fiat«, und ich dachte, stimmt, das ist ein gutes Argument. Guardiola hat mich in einen einfacheren, schlechteren Spieler verwandelt. Die ganze Mannschaft verliert dadurch.

Ich ging zu ihm. Es war auf dem Platz, beim Training, und eins war mir wichtig. Ich wollte keinen Streit, und das sagte ich ihm.

»Ich will keinen Streit. Ich will keinen Krieg. Nur ein Gespräch.«

Er nickte. Aber vielleicht sah er trotzdem ein bisschen ängstlich aus, und deshalb wiederholte ich es noch einmal:

»Wenn du glaubst, dass ich Streit anfangen will, gehe ich. Ich will nur reden.«

»Gut! Ich rede immer gern mit den Spielern.«

»Hör mal«, sagte ich, »ihr schöpft mein Potenzial nicht aus. Wenn ihr nur einen Knipser haben wolltet, hättet ihr Inzaghi oder sonst wen kaufen sollen. Ich brauche Platz, und ich muss frei sein. Ich kann nicht nur die ganze Zeit steil gehen und wieder zurücksprinten. Ich wiege achtundneunzig Kilo. Ich habe dafür nicht die Physis.«

Er grübelte. Er grübelte ständig.

»Ich glaube, dass du so spielen kannst.«

»Nein, dann ist es besser, ihr setzt mich auf die Bank. Bei allem Respekt, ich verstehe dich, aber du opferst mich für andere Spieler. So geht das nicht. Ihr kauft doch auch keinen Ferrari, um ihn wie einen Fiat zu fahren.«

Er grübelte...

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