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Identitätsspielraum Internet: Die Relevanz des Handlungsspielraums jugendnaher sozialer Netzwerke für die Identitätsarbeit Jugendlicher am Beispiel von Facebook

AutorSarah Schropp
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl58 Seiten
ISBN9783955496685
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Digitale Technologien haben unsere Gesellschaft von Grund auf verändert. Wissens- und Informationsverteilung über das Web 2.0 sind nicht mehr futuristisch und insbesondere die Generation der unter 30-Jährigen ist zu einer digitalen, allzeit und allerorts vernetzten Online-Community geworden. Die Folgen des sich rasant entwickelnden technologischen Fortschritts und die damit einhergehenden Veränderungen im Medienkonsum von Jugendlichen machen es für die heutige Medienpädagogik unumgänglich, sich mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen. Vor allem der Einfluss und die Wirkung des Internets auf die Identitätsentwicklung Jugendlicher werden untersucht. Der Aufenthalt in Social Networks ist fürJugendliche in vielerlei Hinsicht identitätsprägend. Im Text wird analysiert, welche Chancen soziale Netzwerke in Bezug auf jugendliche Identitätskonstruktionen bieten und anhand welcher Funktionalitäten Jugendliche auf Facebook ihre Identität entwickeln und darstellen können. Auch wird die Frage beantwortet, ob die virtuelle Identitätsarbeit Einfluss auf das Selbstbild der Jugendlichen in der realen Welt hat, und ebenso, ob an dieser Stelle überhaupt noch eine Differenzierung notwendig ist.

Sarah Schropp, B.A., wurde 1984 in Frechen geboren. Ihr Studium der Deutschen Sprache und Literatur sowie der Erziehungswissenschaft an der Universität zu Köln schloss die Autorin im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts erfolgreich ab. Be

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2, Sozialisation im Jugendalter und Mediensozialisation: Um aufzuzeigen, welche Rolle die Medien heute im Sozialisationsprozess von Jugendlichen spielen, schaffe ich in diesem Kapitel zunächst eine theoretische Grundlage, indem ich die Begriffe Sozialisation und Mediensozialisation von Jugendlichen näher erläutere. 2.1, Sozialisation im Jugendalter: Seit den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts erfahren die Medien zunehmend auch in der Pädagogik eine größere Beachtung. Es wird ihnen erstmals eine Rolle im Sozialisationsprozess von Kindern und Jugendlichen zugeschrieben. Einen bis heute gültigen sozialisationstheoretischen Ansatz formuliert Klaus Hurrelmann. Auf seine Sozialisationstheorie werde ich mich im folgenden Abschnitt beziehen. Mit dem Begriff Sozialisation beschreibt Klaus Hurrelmann 'den Prozess, in dessen Verlauf sich der mit einer biologischen Ausstattung versehene menschliche Organismus zu einer sozial handlungsfähigen Persönlichkeit bildet, die sich über den Lebenslauf hinweg in Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen weiterentwickelt.' In seinem sozialisationstheoretischen Ansatz untersucht Hurrelmann den Einfluss der Gesellschaft auf die Persönlichkeitsentwicklung. Zentral ist sein Modell 'des produktiv Realität verarbeitenden Subjekts'. Die zugrunde liegende Theorie besagt, dass sich die Persönlichkeit eines Menschen in allen Lebensphasen aus der aktiven Auseinandersetzung mit der 'inneren Realität', also den Bedürfnissen der eigenen Physiologie und Psychologie, und der 'äußeren Realität', also den Ansprüchen, Normen und Regeln der Gesellschaft, bildet. Klaus Hurrelmann hebt dabei hervor, dass die 'lebenslange Aneignung und Auseinandersetzung mit den natürlichen Anlagen' und der individuellen biologischen Ausstattung die Vorstellung klar ausschließt, Sozialisation sei lediglich die Aneignung gesellschaftlich gewünschter Normen und Verhaltensregeln. Er beschreibt die Persönlichkeitsentwicklung als einen aktiven und durchaus produktiven Prozess, in welchem sich der Mensch mit den Anforderungen des eigenen Körpers und der eigenen Psyche aktiv auseinandersetzt und versucht, diese erfolgreich mit den Anforderungen der sozialen Umwelt in Einklang zu bringen. Dieser Prozess wird von Hurrelmann deshalb als 'produktiv' beschrieben, weil jeder Mensch flexibel und kreativ eine individuelle Form der Sozialisation wählt, die sich aus den jeweiligen spezifischen inneren und äußeren Bedingungen generiert. Hurrelmann arbeitet dabei mit einem Lebensphasenkonzept. Der Mensch hat darin selbstständig und ein Leben lang jeweils altersspezifische Entwicklungsaufgaben zu bearbeiten, in denen es gilt, die Prozesse der Individualisierung und der sozialen Integration in Einklang zu bringen. Wenn Sozialisation sich nun als ein Prozess beschreiben lässt, der jedem Individuum lebenslange kreative und produktive Entwicklungsarbeit abverlangt, warum scheint dann vor allem die Adoleszenz eine so komplexe Phase des Sozialisationsprozesses darzustellen? Eine zentrale Entwicklungsaufgabe im Jugendalter ist, nach Hurrelmann, die individuelle Ausbildung einer eigenen Identität ebenso wie die Übernahme der Rolle als sozial integrierter Bürger. Dass sich nun im Kontext von Jugend und Sozialisation die Identitätsbildung krisenhaft vollzieht, schreibt auch Erik Homburger Erikson. Für den Psychoanalytiker stellt die Adoleszenz eine normative Krise dar, eine im Zyklus des Lebens determinierte 'Phase vermehrter Konflikte'. Psychische und physische Veränderungen in der Pubertät stellen neue Herausforderungen an die Jugendlichen, die es zu bewältigen und mit den gesellschaftlichen Anforderungen in Einklang zu bringen gilt. Das Erikson'sche Entwicklungsmodell beschreibt die Bildung der Identität als Thema, das in der Entwicklung eines Menschen zwar stets präsent bleibt, vorrangig jedoch in der Phase der Adoleszenz behandelt wird. Die Jugendlichen durchlaufen von der Geburt an verschiedene Entwicklungsstadien, in denen jeweils die Bewältigung eines bestimmten Themas Vorrang hat. Erikson vertritt die Vorstellung von Neubildung und Erweiterung des Könnens der Jugendlichen auf der Grundlage von Vorangegangenem. Im Gegensatz zu Erikson bezieht sich Hurrelmann jedoch im Hinblick auf die oben genannte Identitätsbildung nicht auf die Verarbeitung kindlicher Identifikationsmuster und deren neue Verortung in der Gegenwart, sondern auf die 'Ergebnisse der Verarbeitung der inneren Realität und [deren] Abstimmung mit den Ergebnissen der Verarbeitung der äußeren Realität'. Diese werden, hier stimmen Erikson und Hurrelmann überein, im Verlauf der Entwicklung bis zur Adoleszenz zunehmend bewusster und für den Jugendlichen verfügbarer. Eben diese Bewusstwerdung der eigenen Bedürfnisse und das Potenzial, sie zu erkennen, sowie die Fähigkeit, sie mit den Anforderungen der Umwelt in Einklang zu bringen, 'erreichen erst in der Jugendzeit eine qualitative Stufe'. Dies macht die Komplexität der Jugendphase aus. Erikson bezeichnet die Jugendzeit darüber hinaus als 'entwicklungsförderliches Moratorium'. Es ist eine Zeit zwischen abgeschlossener sozialer Integration und Identitätsbildung sowie jugendlicher Freiheit. Auf die Frage, ob Identitätsbildung jemals als abgeschlossen verstanden werden kann und ob das von Erikson entwickelte Identitätskonzept in Gänze auf die heutigen gesellschaftlich-kulturellen Bedingungen anwendbar ist, gehe ich an anderer Stelle meiner Arbeit ein. Rückhalt finden die Jugendlichen in dieser krisenhaften Zeit der Adoleszenz in Gleichaltrigengruppen, den Peergroups. Sie spielen in der Jugendphase eine wichtige Rolle, denn sie avancieren in dieser Zeit zur bedeutendsten Sozialisationsinstanz. Sie bieten Rückhalt in der Ablösung vom Elternhaus und Raum für freies Experimentieren ohne erzieherische Konsequenzen.
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