Abreise Sonntag der 23.06.2013
Rückreise Sonntag 14.07.2013
Nach der Messe in Frankfurt richtete jeder von uns zu Hause einen großen Packtisch im Keller ein. Die Ausrüstung wurde darauf platziert. Immer wieder fiel etwas weg, was nicht unbedingt gebraucht würde, oder es kamen andere Dinge hinzu. Dann kam ich auf eine Idee. Statt Rucksäcke oder Reisetaschen zu verwenden wollte ich bereits hier die Tonnen packen. Somit mussten wir diese nicht leihen und bezahlen. Die Tonnen zu besorgen war für mich einfach, da ich diese über meinen Bruder beziehen konnte. Somit erstand ich 2 nagelneue Hobbocks mit einem Fassungsvermögen von je 60 Litern. Damit die Fässer als Koffer nutzbar wurden, montierte ich auf der Seite einen Tragegriff. Natürlich wasserdicht verschraubt. Damit das Fass im liegenden Zustand nicht rollt, wurden 2 Holzleisten auf der gegenüberliegenden Seite des Tragegriffes montiert. So sah es fast aus wie ein Koffer, nur war es eben ein liegendes, feststehendes Fass. Das Fassungsvermögen reichte aber nicht aus. Die Ausrüstung plus Kleidung passte nicht in das eine Behältnis. Wir besorgten uns einen großen wasserdichten Pack Sack. In diesen wurden Isomatten, die Schlafsäcke, 2 Stühle, Schuhe und einige andere Sachen, die als Grobzeug eingestuft wurden, verstaut. Das dritte Gepäckstück wurde als Zusatzgepäck bei der Fluggesellschaft ein gebucht. So waren wir auf der sicheren Seite. Mittlerweile war es Ende Oktober. Um wirklich beurteilen zu können, ob wir an alles gedacht haben, entschlossen wir uns eine Kanufahrt unter echten Bedingungen zu unternehmen. Die Temperaturen am Yukon würden in unserer Reisezeit extrem sein, so wurde es uns prophezeit. Wir hätten mit Tagestemperaturen bis 35 Grad zu rechnen und nachts kann das Thermometer bis nahe an den Gefrierpunkt fallen. Würde das unsere gekaufte Ausrüstung mitmachen? Jetzt war es bereits Ende Oktober und die örtlichen Kanuverleiher an unserem heimischen Fluss, der Lahn, hatten Ihre Saison beendet. Es gelang uns einen Bootsverleiher zu kontaktieren und ihm unser Vorhaben zu schildern. Wir wollten jetzt, Ende Oktober, Anfang November eine Testfahrt unter extremeren Temperaturen auf der Lahn unternehmen. Nachdem er gehört hat, dass wir eine Testfahrt für die Yukon Reise machen wollten, erklärte er sich bereit uns ein Kanu zur Verfügung zu stellen und uns am Ende auch wieder abzuholen. Wir starteten also an einem Samstagmorgen. Was kann es schöneres geben, um seine Ausrüstung unter Extrembedingungen zu testen? Es schneite und zwar richtig. Tom malte noch auf der Terrasse einen großen Schriftzug mit dem Fuß in den Schnee.
YUKON 2013
Morgens im Schnee das Auto packen und ab zur Lahn. Es gibt schöneres. Der Kanuverleiher grinste, schüttelte ungläubig mit dem Kopf und dachte sich wahrscheinlich seinen Teil als wir unseren Berg Ausrüstung für zwei Tage auspackten. Das Vorhaben sollte so nahe wie möglich an die Gegebenheiten am Yukon herankommen. Nachdem wir alles im Boot hatten paddelten wir los. Auf der letzten Brücke am Ende der Stadt schauten Fußgänger auf uns herab. Die trauten Ihren Augen auch nicht. Zwei Mann in einem vollbepackten Kanu, im Schneetreiben auf der Lahn. Es war richtig kalt, etwas unter null Grad. Am Ufer des Flusses war kein Mensch zu sehen. Den ganzen Tag saßen wir bei wechselten Wetter im Boot. Wolken, Schneeregen, kurz mal blauer Himmel. Einen besseren Test gab es wohl nicht. Nachdem wir einige Schleusen passiert hatten erreichten wir nach rund 7 Stunden das erste Ziel. Einen Campingplatz. Dieser hatte natürlich geschlossen. Aber auch hier hatten wir vorgesorgt und uns das Einverständnis des Besitzers geholt, hier eine Nacht verbringen zu dürfen. Durchgefroren hielten wir nach einer geeigneten Stelle Ausschau. Am Yukon würden wir uns dichte Bäume zum Schutz gegen den Regen und Schnee suchen. Bäume gab es nicht, aber einen überdachten Freisitz, ähnlich wie ein Carport. Ein Dach, aber rundherum offen. Hier schlugen wir das Zelt auf. Die Isomatten wurden ausgerollt. Darauf die neuen Schlafsäcke und aufblasbare Kopfkissen. Mittlerweile war es fast 18 Uhr. Wir schafften es gerade bevor es komplett dunkel war. Lampen würden wir am Yukon nicht brauchen, aber hier. Gut das wir die Stirnlampen dabei hatten. Zum Abendessen sollte es Steaks geben. Feuerholz hatten wir natürlich nicht mitgenommen. Also mussten wir uns welches im Dunkeln suchen. Ein älteres Ehepaar, die mit Ihrem Hund spazieren waren, fragten uns, was wir denn hier treiben würden. Nachdem sie unserer Geschichte zugehört hatten, gingen sie weiter. Sie kamen aber 10 Minuten später zurück und brachten uns eine Menge trockenes Feuerholz, was sie irgendwo gefunden hatten. Völlig verdutzt darüber bedankten wir uns. Es war schon stockdunkel als die beiden Steaks auf den Grillrost kamen. Ich kümmerte mich mittlerweile um unsere Beilage. Es sollte Bannock geben, eine Art Indianerbrot wie es am Yukon in der Wildnis gebacken wird. Man mischt einfach Mehl und Wasser mit etwas Backpulver bis ein pizzaähnlicher Teig entsteht. Dieser kommt in eine Pfanne mit heißem Öl, Deckel drauf und von beiden Seiten durchgebacken. Leider musste ich feststellen, dass unser Öl in der Flasche durch die Kälte steifgefroren war. Also musste erst die Flasche erhitzt werden, bis das Öl wieder fließfähig war. Dabei ging schon die erste Gaskartusche in die Knie. Die Kälte ließ das Gas gefrieren. Ich musste sie gegen eine neue vorgewärmte Kartusche tauschen, obwohl sie noch halb voll war. Wieder etwas dazugelernt. Letztendlich gelang es uns doch noch die Steaks und das Bannock fertig zu bekommen. Danach ein paar Dosen Bier und einen gehörigen Schluck Whiskey zum Abschluss dieses ersten Tages in der „Wildnis“. In der Nacht spürte ich die aufsteigende Kälte vom Boden durch die Isomatte. Drehte man sich aber ein Stück weiter auf eine noch warme Körperseite ging es wieder. Wirklich gefroren haben wir in der Nacht nicht. Um die Nase war es hundskalt und wir schlossen soweit es ging die Kapuzen der Schlafsäcke. Geatmet wurde eine kleine verbleibende Öffnung im Gesichtsbereich. Als es hell wurde und wir uns aufsetzten dampfte unser Atem im Zelt. Wir hatten ca. 3-5 Grad Minus. Außerhalb war alles steif gefroren. Das Zelt durch unseren Atem und die Feuchtigkeit des Flusses voll mit Raureif. Ein heißer Kaffee machte uns wieder fit. Kältetest bestanden. So kalt würde es hoffentlich im Yukon Sommer nicht werden.
Wir paddelten noch zirka 15 Kilometer bis zur Abholstelle. Als wir in unser Kanu stiegen machten sich wieder diese enormen Schmerzen in meiner rechten Schulter bemerkbar. Diese quälten mich seit Monaten. Sie kamen und dann wurde es wieder besser. Im Wechsel ging das schon eine ganze Zeit lang. Bei den letzten Kilometern waren die Schmerzen kaum auszuhalten. Ich konnte rechts den Arm kaum noch bewegen. Der Schmerz wurde so stark, das mir übel wurde. Tom wusste auch keinen Rat. Habe ich heute Nacht vielleicht verkehrt im Schlafsack gelegen. Vielleicht einen Zug geholt. Oder war es das ungewohnte Paddeln vom Vortag? Kaum waren wir an Land rief ich meine Frau Sabine an und schilderte Ihr die Situation. Ich bat Sie die stärksten Schmerzmittel mitzubringen, die irgendwie zur Verfügung stehen. Ich konnte kaum reden während der Rückfahrt, so schlecht ging es mir. Sabine kam zur Abholstelle. Sie hatte Tabletten dabei und ich habe mir einige Ibo 500 eingeworfen. Daheim unter der heißen Dusche und trotz reichlicher Tabletten ließen die Schmerzen nicht nach. Es sollten noch viele Tage folgen. Mein Gedanke war natürlich auch, was machst Du wenn das in der Wildnis am Yukon passiert. Hier bestand also noch dringend Handlungsbedarf beziehungsweise musste noch Vorsorge getroffen werden. Ich machte mir Sorgen, da einfach nichts gefunden wurde. Zahlreiche Untersuchungen, die unterschiedlichsten Diagnosen. Diese reichten vom Tennisarm bis zum Impingement Syndrom. Tabletten, Salben, Krankengymnastik, alles wurde probiert. Der Schmerz aber blieb. Einmal wurde mir der Arm eingegipst zur Ruhigstellung. Nach genau einer Stunde wurden die Schmerzen so stark, dass ich drohte das Bewusstsein zu verlieren. Mit einer Handsäge habe ich mir das Ding selbst entfernt. Ein weiterer Versuch in der Universitätsklinik brachte mich zu einem Professor. Dieser hatte dann endlich Mitleid und brachte mich zu einer MRT Untersuchung nach Marburg. Mittlerweile waren drei Wochen ins Land gegangen. An Arbeiten war nicht zu denken. Ich verbrachte die Nächte unter stärksten Schmerzmitteln die bereits Opiate enthielten. Der Schmerz ging nicht weg, aber ich machte mir, unter Drogen stehend, nicht mehr so viel daraus. Die Untersuchung im MRT musste einmal nach 10 Minuten abgebrochen werden. Die Schmerzen innerhalb der Röhre waren nicht auszuhalten. Beim zweiten Versuch und unter Androhung des Personals, die Untersuchung zu verschieben habe ich mich gezwungen es irgendwie zu überstehen. Als die 20 Minuten herum waren und sie mich aus der Röhre gezogen haben, war ich nicht mehr in der Lage aufzustehen. Nur unter Mithilfe der Angestellten gelang es mir, mich zur Beurteilung durch den Diagnosearzt zu schleppen. Jetzt kam die Überraschung. Zweifacher Bandscheibenvorfall im Halswirbelbereich C4/C5 und weiter C6/C7 mit der Maßgabe zur sofortigen OP. Nur bei einer...