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E-Book

Intervention Kultur

Von der Kraft kulturellen Handelns

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783531923116
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,27 EUR
Die Situation von Kunst und Kultur in Deutschland ist widersprüchlich: Scheint einerseits die öffentliche Kulturfinanzierung und mit ihr der Ruf Deutschlands als Kulturstaat in Gefahr, gilt Kultur andererseits als Rettungsanker für postindustrielle Regionen, als Tourismusmagnet, als potenter Treibstoff für den Arbeitsmarkt, als sozialer Kitt in beziehungslosen Gemeinschaften - und damit als eine Art Wunderarznei für alle Krankheiten und Krisenerscheinungen der Gegenwart. Die Publikation nimmt den Diskurs, der zwischen diesen Polen um die Bedeutung von Kultur für unsere Gesellschaft geführt wird, auf und richtet den Blick auf die Kraft kulturellen Handelns. Im Fokus stehen »kulturelle Interventionen« als Reaktionen auf gesellschaftliche Probleme und die Frage, wo die Möglichkeiten und Chancen, wo die gestalterischen, inhaltlichen und vermittlerischen Potenziale von Kunst und Kultur liegen - und wo ihre Bedingtheiten und Grenzen.
Mit Beiträgen von Nikolaj Beier, Ines Borchart, Cornelia Dümcke, Dorothea Kolland, Manuela Lück, lunatics produktion (Tobias Rausch u.a.), REINIGUNGSGESELLSCHAFT, Hilmar Sack, Oliver Scheytt, Judith Siegmund, Sebastian Sooth, Hermann Voesgen, Kristina Volke, Christiane Ziller.

Kristina Volke, Kunst- und Kulturwissenschaftlerin, arbeitet und publiziert seit vielen Jahren zum Zusammenhang von Kultur und Entwicklung in Deutschland, untersucht ihre Akteure und analysiert die Kraft, die in kulturellem Handeln steckt und Gesellschaft verändern kann.

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Leseprobe
LEITSYSTEM ZUM NEUEN. WIE REINIGUNGSGESELLSCHAFT IM LÄNDLICHEN RAUM MIT ZUKUNFTSBILDERN GEGEN DAS STERBEN DER LÄNDLICHEN RÄUME INTERVENIERT (S. 144-145)

Unter der Überschrift »Kunst fürs Dorf - Dörfer für Kunst« rief die Deutsche Stiftung Kulturlandschaft ein Modellprojekt ins Leben, das die Erhaltung und Entwicklung des ländlichen Raums mit den Mitteln der Kunst zum Ziel hat. Der Dialog mit den Bewohnern des Ortes und die Sichtbarmachung der künstlerischen Arbeit als Prozess sind Anforderungen an jeden eingeladenen Künstler. Das Projekt der REINIGUNGSGESELLSCHAFT (RG), die sich selbst als »Labor im Denkraum Kunst an der Schnittstelle zu anderen gesellschaftlichen Bereichen« versteht und seit 1999 künstlerische Interventionen praktiziert, ist dabei eines von mehreren.

Dafür realisierten die beiden Dresdner Künstler Martin Keil und Henrik Mayer über sechs Monate gemeinsam mit den 700 Bewohnern der Gemeinde Grambow in Nordwestmecklenburg ein partizipatives Kunstprojekt, das sich zur Aufgabe stellte, ein neues Gemeinschaftsbewusstsein zu befördern und Handlungsperspektiven für das Leben vor Ort anzuregen, um damit der Ausdünnung der Region und dem Verlust kommunaler Souveränität im ländlichen Raum entgegenzuwirken.

Basierend auf einer Umfrage über die Lebensbedingungen und Zukunftsperspektiven im ländlichen Raum entwickelte die RG ein »Leitsystem zum Neuen«. Es besteht aus Verkehrsschildern, deren Piktogramme auf die Aufgaben der Zukunft verweisen. Ausgehend von strukturellen Herausforderungen wie Klimawandel, demographische Entwicklung, Arbeitsplatzperspektiven und Lebenschancen im ländlichen Raum bietet das Leitsystem Orientierungspunkte zum gesellschaftlichen Handeln. Das Projekt wurde im Laufe der sechsmonatigen Laufzeit schrittweise und ergebnisoffen realisiert.

Dabei stand die Kommunikation mit den Menschen vor Ort im Mittelpunkt. Dazu gab es mehrere öffentliche Treffen mit den Dorfbewohnern, die meist im Gemeindehaus stattfanden. Darüber hinaus haben die Künstler das Gespräch mit Bürgern gesucht, die sich ehrenamtlich engagieren. In einem weiteren Schritt wurde eine Befragung entwickelt, die sich mit der Lebensqualität im ländlichen Raum auseinandersetzt. Es wurden Fragen nach den Vor- und Nachteilen für das Leben im ländlichen Raum, nach beruflichen und privaten Lebensperspektiven und Zukunftswünschen gestellt. Sowohl qualitative als auch quantitative Ergebnisse der Umfrage wurden grafisch und bildhaft umgesetzt in einer Ausstellung zugänglich gemacht.

Gemeinsam wurde ein Neun-Punkte-Plan abgeleitet, der zeigt, wie die Bewohner Veränderungen durch Eigeninitiative selbst auslösen können. Dazu gehören Vorschläge wie: Bildung von Fahrgemeinschaften, die selten verkehrende Buslinien ersetzen, ein Dorfladen mit Produkten aus der Region, ärztliche Betreuung, vor allem für ältere Dorfbewohner, bis hin zur Dorfzeitung, die als »Grambower Moorbote« während Projektzeit im Ort gegründet wurde. Die Zeitung erscheint seitdem monatlich und wird kostenlos an alle Haushalte verteilt. Sie soll den Bewohnern vor allem ein besseres Kennenlernen ermöglichen aber auch kommunale Themen verständlich machen und neue Initiativen unter den Bewohnern befördern.
Inhaltsverzeichnis
VORWORT10
VOM PROBLEMBEZIRK ZUMKUNSTQUARTIER. BERLIN-NEUKÖLLN UND DIEKULTURARBEIT.15
DAS ARBEITSFELD15
DIE KULTURLANDSCHAFT NEUKÖLLN16
DER NEUKÖLLNER REICHTUM18
NEUKÖLLNER FALLBEISPIELE23
DAS GEHEIMNIS DER POTENZIALE29
UND WEITER?30
LINKS UND LITERATUR31
VON KINDHEIT UND ALTER37
BILDLEGENDEN38
BEGREIFEN, GESTALTEN, BEWEGEN – DIE KULTURHAUPTSTADT EUROPAS RUHR.2010. DIE KULTURHAUPTSTADTBEWERBUNGVON ESSEN UNDDER EFFEKT AUF DIE GESAMTEREGION.43
MYTHOS RUHR BEGREIFEN –METROPOLE RUHR GESTALTEN – EUROPA BEWEGEN44
DIE STRUKTUR DER RUHR.2010: EIN KONZEPT STARKER PARTNER45
DIE KULTURHAUPTSTADT ÜBERNIMMT EINE VERMITTLERROLLE47
KÜNSTLERISCHE UND RÄUMLICHE INTERVENTIONEN49
RUHR.2010 FÖRDERT KULTUR(EN) FÜR DIE MENSCHEN52
ZEITLICH BEGRENZTE INTERVENTION VERSUS NACHHALTIGE WIRKUNG?55
LITERATUR57
LINKS57
ZURÜCK INS NIRGENDWO?GÖRLITZ [2010] UND DIEGESCHEITERTEN CHANCEN EINERKULTURHAUPTSTADTBEWERBUNG58
GÖRLITZ, DIE DEPRESSIVE SCHÖNE60
DIE BEWERBUNGSPHASE. KONZEPT UND PROJEKTE62
NACH DEM ENTSCHEID64
VOM SCHEITERN66
LINKS67
SHAKESPEARE IM SCHWEINESTALL VON DER EIGENWILLIGENEROBERUNG KULTURELLER RÄUMEIN DER LÄNDLICHEN PERIPHERIEOSTDEUTSCHLANDS68
EINS (IM SCHWEINESTALL)68
ZWEI (IM GASTHOF)72
DREI (IN DER KIRCHE)74
VIER (IM KULTURHAUS). UND SCHLUSS76
LINKS77
SCHWÄRME IM SCHNEESTURM. DIE THEATERARBEITEN VONLUNATIKS PRODUKTION ALSPARTIZIPATIVE STADTPROJEKTE79
DIE SCHNEEKATASTROPHE79
SCHWARM- UND NETZWERKMETAPHORIK80
EINE STADT IN DEN SCHWARMZUSTAND VERSETZEN83
DIE INSTITUTIONALISIERTEINTERVENTION. SOZIOKULTURZWISCHEN LEBENSWEISE,POLITISCHEM PROGRAMM UNDFÖRDERTATBESTAND88
OPERATION GELUNGEN90
PATIENT TROTZDEM TOT?92
WAS WIRKT WIE UND WARUM? DAS BEISPIEL FELSENKELLER IN ALTENKIRCHEN94
VERSUCH EINER VERALLGEMEINERUNG96
FAZIT98
ARBEIT – WAS IST DAS?DER SELBSTFÖRDERFONDS IM»100.000-EURO-JOB« UND DIEEROBERUNG EINES METADISKURSESDURCH KÜNSTLERISCHEPROJEKTE JUGENDLICHER.100
DER SELBSTFÖRDERFONDS103
DIE UMGESETZTEN PROJEKTE104
FAZIT UND ERFAHRUNGEN105
AUSWAHL ENTSTANDENER PROJEKTE106
LITERATUR UND LINKS109
MEINE ERINNERUNG –UNSERE GESCHICHTE.MUSEALEANGEBOTE UND PROJEKTEDEUTSCHER STIFTUNGEN,GESCHICHTSSCHREIBUNG ALSAKTIVEN PROZESS ZU GESTALTEN.110
SEHNSUCHT NACH GESCHICHTE IN ZEITEN GLOBALEN WANDELS: AKTEURE DER ERINNERUNGSKULTUR112
DAS MUSEUM IM SOZIALEN WANDEL: »ERSTE-HILFE-STELLE« ODER DIALOGPLATTFORM113
»DAS VIELFÄLTIGE IST DIE ZUKUNFT DER VERGANGENHEIT«114
SPURENSUCHE VOR ORT – DER GESCHICHTSWETTBEWERB DES BUNDESPRÄSIDENTEN118
LITERATUR121
INTERVENIERENDE, KONTEXTBEZOGENEKUNST – AUTONOMUND NÜTZLICH ZUGLEICH?EINE ABWÄGUNG AN EIGENENBEISPIELEN123
»SOZIALE GERÄUSCHE« FRANKFURT (ODER) UND GRAZ – EIN PROJEKT AN ZWEI EU-AUSSENGRENZEN. ABER, DARF MAN ZURÜCKFRAGEN – IST DAS NOCH KUNST?124
VIDEOS VON SEXARBEITERINNEN UND FREIERNINTERVENTION VIA RECHERCHE127
BERUFUNG – JOB – MALOCHE? EIN LESEPROJEKT ZUM THEMA ARBEIT AUS OHNMACHT MACHT ERZEUGEN? UND WAS IST DAS PRODUKT?128
DEN RAUM NEU ORDNEN.WIEKÜNSTLER NACH ALTERNATIVENSTRUKTUREN SUCHEN UND ÜBERKULTURELLE ARBEIT LOKALEIDENTITÄT STIFTEN WOLLEN.132
RAUMUMORDNUNG IN BRANDENBURG134
KUNSTPROJEKTE135
KULTURENTWICKLUNG137
REALITÄTSZAUBER140
AUSBLICK141
LITERATUR143
LINKS143
LEITSYSTEM ZUM NEUEN.WIE REINIGUNGSGESELLSCHAFTIM LÄNDLICHEN RAUM MITZUKUNFTSBILDERN GEGEN DASSTERBEN DER LÄNDLICHEN RÄUMEINTERVENIERT144
LINKS145
DIE GRAFFITI CONNECTION.KREATIVE IM WANDLUNGSPROZESS.WIE EINE SUBKULTURIN DER KREATIVWIRTSCHAFTAUFGEHT155
GRACO VOR 10 JAHREN155
GRACO HEUTE156
ORTSWECHSEL IN BERLIN157
STANDORT BERLIN157
VON DER SUBKULTUR ZU EINEM KREATIVWIRTSCHAFTLICHEN UNTERNEHMEN158
AUSBLICK162
WEBSITES UND QUELLEN162
KULTUR UND ENTWICKLUNG.VON DER KRAFT KULTURELLENHANDELNS, IHRER RELATIVITÄTUND DEN HERAUSFORDERUNGENFÜR KULTURPOLITIK163
1 (BEKENNTNISSE)163
2 (VON KULTUR UND ENTWICKLUNG. ODER: WIE VIEL KRISE BRAUCHT ES, UM SICH AUF DIE KRÄFTE DER KULTUR ZU BESINNEN?)164
3 (DIE MÖGLICHEN EFFEKTE KULTURELLEN HANDELNS)166
4 (... UND DEREN BERECHENBARKEIT. ODER: DER MÜNDIGE BÜRGER AUF BESTELLUNG?)168
5 (WIE NÜTZLICH IST EIN NÜTZLICHKEITSDISKURS FÜR DIE KUNST? UND WEM IST DAMIT GEDIENT?)170
Kristina Volke175
FOTONACHWEISE176

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