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Islamic Finance

Darstellung der Entwicklung, Instrumente und Methoden sowie Produkte und Dienstleistungen

AutorDeniz Kilinc
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl76 Seiten
ISBN9783656184645
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich BWL - Investition und Finanzierung, Note: 1, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Ziel der Arbeit ist es, die Philosophie der islamischen Finanzierung darzustellen. Es soll erfahren werden, was Sinn und Zweck dieser Art von Finanzierung ist. Die Frage, warum es keine Zinsen gibt, und auch, warum Spekulationen und Glücksspiele verboten sind, soll geklärt werden. Außerdem ist es das Ziel, die Instrumente der islamischen Finanzierung darzustellen und auf die Teilgebiete des Islamic Finance einzugehen. Die Arbeit ist folgendermaßen gegliedert: Im ersten Kapitel werden die Ausgangssituation und Problemstellung, das Ziel der Arbeit, Rahmen und Abgrenzung, Begriffserklärung sowie Vorgehensweise dargestellt. Im zweiten Kapitel werden die Grundlagen des Islams veranschaulicht, wobei auf die Philosophie des Islams eingegangen wird, die Pflichten eines Moslems werden erläutert. Helal und Haram, die Scharia, die Quellen des Islams und auch das islamische Wirtschaftssystem werden geschildert. Dieses Kapitel dient dazu, einem nicht muslimischen Leser einen kurzen Gesamtüberblick und ein Verständnis der Religion zu verschaffen. Das dritte Kapitel dient dazu, das Islamic Finance zu diskutieren: mit einer Definition, der Vorstellung der Institutionen, der grundsätzlichen Verbote des Islamic Finance sowie weiterer Verbote. Im vierten Kapitel werden dann die Instrumente des Islamic Finance behandelt, die in die Rubriken Handels- und Projekt-, Leasing-, Beteiligungsfinanzierungen sowie Dienstleistungen unterteilt werden. Das fünfte Kapitel stellt die Produkte vor, die seitens der Scharia durch die grundlegenden islamischen Vertragstypen aus dem Kapitel 4 weiterentwickelt wurden, unterteilt in den islamischen Kapitalmarkt und islamische Versicherungen. Das sechste Kapitel soll die bisherigen oder auch zukünftigen Erfolge des Islamic Finance darstellen. Das siebente und letzte Kapitel fasst das Thema Islamic Finance abschließend zusammen.

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Leseprobe

3 Grundlagen des Islamic Finance


 


3.1 Definition


 

Islamic Finance umfasst Instrumente und Verfahren, die sich nach den Richtlinien der Scharia und den islamischen Gesetzen und Rechten halten. Der Begriff Islamic Finance wird oft mit dem Begriff Islamic Banking gleichgesetzt und sinnverwandt damit verwendet.[48] Jedoch bezeichnet Islamic Banking eher die Transaktionen innerhalb einer Bank bzw. zwischen Institutionen, deren Geldgeschäfte auf den Grundlagen des Islamic Finance beruhen.

 

Das Islamic Finance entwickelte sich vor allem in den islamischen Ländern als ein alternatives Finanzierungsmodell. Insbesondere werden islamische Finanzierungsinstrumente in den Ländern angeboten, die durch die Öleinnahmen an Reichtum gewannen. Durch die Vorstellung alternativer Finanzierungsmodelle wurde nicht nur das Interesse muslimischer, sondern auch nicht-muslimischer Investoren geweckt.[49]

 

In diesem Kapitel wird die islamische Finanzierung in ihren Grundzügen dargestellt. Zuerst folgt eine Erläuterung der geschichtlichen Entwicklung des Islamic Finance, im Anschluss eine kurze Darstellung der dafür relevanten Institutionen und danach eine Aufführung islamischer Banken, wobei kurz die Unterschiede zwischen islamischen und konventionellen Banken veranschaulicht werden. Anschließend folgen die grundsätzlichen und weiteren Verbote in der islamischen Finanzwelt.

 

3.2 Geschichtliche Entwicklung


 

Die ersten Schritte zur Entwicklung der islamischen Finanzierung wurden durch die Vergabe der ersten zinslosen Kredite gemacht. Die Basis für die islamische Finanzierung entstand in den 1960er-Jahren.[50]

 

Zu dieser Zeit entwickelten sich islamische Banken und es wurden die ersten islamischen Finanzierungsinstitutionen gegründet. Im Jahre 1971 entstand die erste islamische Bank in Ägypten, die Nasser Social Bank, woraufhin weitere in vielen anderen Ländern folgten. Nach vorherrschender Definition ist eine Bank islamisch, wenn sie zinslose Kredite vergibt und islamische Finanzinstrumente anbietet.[51]

 

Im islamischen Wirtschaftszweig wurde mit der Gründung der Islamischen Entwicklungsbank (Islamic Development Bank, IDB) in Saudi-Arabien die Grundlage zur internationalen Entwicklung und Förderung geschaffen. In den Vereinigten Arabischen Emiraten entwickelte sich im selben Jahr die Dubai Islamic Bank und kurz danach verbreiteten sich islamische Banken in Ägypten, Kuwait, Jordanien, Bahrain, Sudan und in weiteren Ländern.[52]

 

Die Entwicklung islamischer Banken brachte ein weiteres finanzielles Geschäftsfeld mit sich, die islamischen Versicherungen. Die erste islamische Versicherungsgesellschaft (Takaful) entstand 1979 im Sudan. Weltweit gründeten sich bereits 300 islamische Banken in mehr als 40 Ländern. Schließlich baute sich der islamische Kapitalmarkt auf. In Malaysia wurden erstmals 1990 islamische Anleihen (Sukuks) emittiert.[53]

 

Dies war ein kurzer Rückblick auf die geschichtliche Entwicklung der islamischen Finanzierung. Bewusst wurde auf eine umfassende Erläuterung verzichtet. Im Anschluss folgt eine Tabelle, die die Entwicklung des islamischen Finanzsystems darstellt.

 

 

Tabelle 1: Die Entwicklung des islamischen Finanzsystems

 

Quelle: Gökben Altas [2008], S. 18

 

3.3 Institutionen des Islamic Finance


 

Mit der Entwicklung des islamischen Finanzierungssystems entstanden auch verschiedene Institutionen, die im folgendem präsentiert werden.

 

3.3.1 Islamic Development Bank


 

Die Islamische Entwicklungsbank (IDB) wurde 1975 in Saudi-Arabien gegründet. Die IDB ist ein Finanzinstitut und hat insgesamt 54 Länder als Mitglieder.

 

Ihr Ziel ist es, die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Muslime aus ihren Mitgliedsländern und aus anderen Ländern zu fördern. Die IDB stellte verschiedenen Projekten in ihren Mitgliedstaaten Finanzmittel und Eigenkapitel zur Verfügung. Aber auch für Länder, die keine Mitgliedsländer sind, wurden besondere Fonds entwickelt, um auch diesen eine Möglichkeit zur Finanzierung anbieten zu können. [54]

 

Die IDB kann, wie auch andere islamische Banken, Fonds sammeln und Kredite vergeben. Der Hauptstandort der IDB befindet sich in Dschidda und es gibt noch zwei weitere Standorte in Marokko und Malaysia. Die IDB unterstütze auch die Entwicklung der internationalen islamischen Institute.[55]

 

3.3.2 Accounting and Auditing Organization for Islamic Financial Institutions (AAOIFI)


 

Die AAOIFI wurde 1991 mit der Unterstützung der Internationalen Entwicklungsbank gegründet. Ihr Tätigkeitsfeld besteht darin, für den islamischen Finanzsektor mit Rücksicht auf die Schariakonformität ein einheitliches Rechnungswesen und Prüfungssystem aufzubauen sowie in der Entwicklung und Weiterentwicklung ethischer Standards.

 

Bis heute wurden 70 Standards entwickelt. Die AAOIFI hat bereits 160 islamische Banken und Finanzinstitute aus 40 Ländern als Mitglieder.[56]

 

3.3.3 International Islamic Financial Market (IIFM)


 

Der internationale islamische Finanzmarkt (IIFM) wurde im Jahr 2002 in Bahrain mit der Unterstützung der Zentralbanken aus Bahrain, Indonesien, Malaysia und Sudan sowie der IDB gegründet.

 

Ziel des IIFM ist es, für die Entwicklung bestehender und neuer Finanzinstrumente zu sorgen. Ein weiteres Ziel besteht darin, für die Weiterentwicklung der Geld- und Kapitalmärkte Richtlinien zu entwickeln.

 

Der IIFM hat insgesamt 40 Mitglieder, von denen über die Hälfte die zentralen islamischen Finanzinstitutionen von Bahrain sind.[57]

 

3.3.4 Islamic Financial Services Board (IFSB)


 

Das islamische Finanzservice Institut (IFSB) wurde 2003 in Malaysia gegründet und hat die Aufgabe, für die Regulierungs- und Aufsichtsgremien der islamischen Finanzmärkte internationale Standards zu entwickeln.

 

Das IFSB hat drei verschiedene Variationen der Mitgliedschaft: Vollmitglieder, Hilfsmitglieder und Mitglieder mit einem Beobachterstatus.

 

Die erste Gruppe, die der Vollmitglieder, besitzt ein Stimmrecht und wird vertreten von islamischen Banken, Zentralbanken, die im Bereich der Versicherungen und Wertpapiere eine regulierende Rolle haben, sowie von anderen Regulierungsbehörden. Ein Land darf nur für maximal drei Institutionen eine Vollmitgliedschaft erlangen.

 

Zu der Gruppe der Vollmitglieder gehören insgesamt 21 Mitglieder, unter anderem die Islamische Entwicklungsbank (IDB) und weitere internationale Institutionen.

 

Die Hilfsmitglieder setzen sich aus den Regulierungsbehörden und internationalen Institutionen zusammen. Zu dieser Gruppe gehören der Internationale Währungsfonds, die Bank für internationalen Zahlungsausgleich sowie die Weltbank.

 

Zu den 122 Mitgliedern mit Beobachterstatus gehören internationale Vereine und islamische Finanzinstitute.

 

Das IFSB entwickelt Normen im Bereich Risikomanagement, angemessene Eigenkapitalausstattung, Corporate Governance, Marktdisziplin und Transparenz.

 

Zu diesen Themengebieten gehörten z. B. die Entwicklung von Staatsfonds oder der Corporate Governance von Versicherungen.[58]

 

3.3.5 International Islamic Rating Agency – (IIRA)


 

Die internationale islamische Ratingagentur (IIRA) wurde im Jahr 2005 mit Unterstützung der islamischen Entwicklungsbank (IDB) in Bahrain gegründet. Ihre Aufgabe ist die Analyse und Bewertung der islamischen Finanzinstitute und -instrumente in Bezug auf die Risiken, die möglicherweise auftreten können zu übernehmen. Sie bewertet die Corporate Governance der Unternehmen, die finanzielle Solidität, die Länder und die Banken.

 

Die bewerteten Unternehmen und Instrumente werden dann in der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Aktionäre dieses Institutes sind die islamische Entwicklungsbank, zwei lokale Ratingagenturen und 13 islamische Banken und Versicherungsunternehmen aus weiteren Ländern.

 

Im Bewertungsprozess werden die islamischen Grundprinzipien mitberücksichtigt. Aus diesem Grunde errichtete dieses Institut eine Sharia Board mit 19 Mitgliedern.[59]

 

3.3.6 Islamische Banken


 

Anfangs muss betont werden, dass der Begriff islamische Banken nicht als Synonym für Islamic Banking gilt. Der Begriff islamische Banken wird verwendet für Banken, die schariakonforme Bankhandlungen tätigen.[60]

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