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Islamischer Fundamentalismus

Von der Urgemeinde bis zur Deutschen Islamkonferenz

AutorKhadija K Wöhler-Khalfallah
VerlagVerlag Hans Schiler
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl299 Seiten
ISBN9783899302905
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Eine Einführung in den islamischen Fundamentalismus, seine Wurzeln in der Religion, seine Ursachen und Ausprägungen in der Gegenwart.
Inwieweit ist der Islam als Religion verantwortlich für seine Radikalisierung?
Welche Bewegungen sind heute bestrebt, die kriegerische Mythologie der Urgemeinde wieder zu beleben, und versuchen mit Vehemenz, eine absolutistische Herrschaft zu errichten?
In welchem historischen Kontext ist der islamische Fundamentalismus überhaupt entstanden?
Der Weg führt von Saudi-Arabien, dem Finanzier, über Ägypten, den Modernisierer, nach Pakistan, dem Umschlagplatz der globalen Radikalisierung. Das Wirken der Fundamentalisten wird bis nach Deutschland nachgezeichnet, hier nehmen sie Einfluss auf die europäischen Muslime und versuchen den liberalen und säkularen Charakter des Systems zu untergraben.
Die Herangehensweise der Autorin ermöglicht eine kritische Einschätzung des islamischen Fundamentalismus und vermeidet doch den Pauschalverdacht gegen Muslime. Sie zeigt, worum es bei der Auseinandersetzung mit dem Islam im Rahmen der Integration der Muslime eigentlich gehen sollte.

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Leseprobe
Die soziale Organisation der Araber (S. 17-18)

Im Hedschas war es ein allgemeines und entscheidendes Charakteristikum der Bevölkerung, ob umherziehend oder sesshaft, in Stämmen organisiert zu sein. Ein Stamm bildete einen politischen Verband, der sich von einem echten oder fiktiven Stammvater ableitete. Die gesellschaftliche Gleichwertigkeit der Mitglieder ergab sich aus der gemeinsamen Abstammung und war Grundlage für die demokratische Verfassung des Stammesverbandes, in dem jedem wehr- und rechtsfähigen Mann das Recht der Wahlfreiheit eingeräumt wurde.

So hatte jedes Mitglied des Stammes die Möglichkeit, seine Interessen wahrzunehmen und Kontrolle über das politische Handeln des gewählten Stammesführers auszuüben,14 der in der Regel eine Art primus inter pares war. In ihm wurde mehr ein Schiedsrichter als ein Befehlshaber gesehen, auch konnte er weder Pflichten auferlegen noch Strafen anordnen. Der Anführer verfügte über keinerlei Zwangsmittel, denn die Nomadengesellschaft verabscheute Autorität, Königtum oder öffentliche Bestrafung.

Ein wichtiges Mittel zur Begrenzung der Anarchie war die Institution der Blutrache, durch die den Verwandten eines Ermordeten die Pflicht auferlegt wurde, am Mörder oder einem seiner Stammesgenossen Vergeltung zu üben.15 Sesshaftes Leben war im Hedschas nur in zwei Städten möglich oder in einigen wenigen fruchtbaren Gebirgsregionen. Yethrib - besser bekannt als Medina (die Stadt) - war eine dieser beiden und eine bedeutende Oase. Hier wurden im wesentlichen Landwirtschaft, Handwerk, Handel und Geldgeschäfte betrieben. Mekka wiederum war vornehmlich Ziel heidnischer Pilgerreisen und Handelsstadt, in der keinerlei Landwirtschaft möglich war. Die Ordnungsstruktur war in den Städten des Hedschas kaum anders als unter den Nomaden.

Das einzige Herrschaftsorgan, das in Mekka zu finden war, war der Mala`, eine Art Plenum. Diese Ratsversammlung war mehr oder weniger planend und beratend und verfügte über keinerlei Exekutive im eigentlichen Sinn. Jeder Clan war zumindest in der Theorie unabhängig und hatte das Recht, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Somit waren die einzigen effektiven Beschlüsse des Mala` solche, die einstimmig getroffen wurden. Selbstverständlich fanden mächtigere Stämme Mittel und Wege, um schwächere Stämme mittels wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Sanktionen dennoch unter Druck zu setzen.

Zwar war jedes Mitglied eines Clans in Mekka vollwertig, und seine Stimme zählte als eine ganze Stimme, dennoch nahmen nur die durch Bildung, Rang und Vermögen ausgezeichneten Mitglieder eines Clans an den Versammlungen des Mala` teil. Nach Ansicht des renommierten Arabisten Montgomery Watt war der mekkanische Rat im Vergleich zum athenischen viel weiser und verantwortungsvoller, denn die Entscheidungen beruhten auf den soliden Verdiensten einiger auserwählter Männer und nicht auf den rhetorischen überzeugungskünsten wortgewandter Redekünstler, die sich bemühten, schlechtere Entscheidungen besser erscheinen zu lassen. Auf der anderen Seite, schränkt Watt ein, wertschätzten die Athener moralische Werte wie Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, wohingegen für die Mekkaner entscheidend war, dass eine Führungspersönlichkeit über praktische Eigenschaften verfügte und eine effiziente Führung zu übernehmen imstande war.
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