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Israelisch-Palästinensischer Konflikt am Beispiel der Fernsehnachrichten der öffentlich-rechtlichen Sender

AutorAline Kaplan
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl58 Seiten
ISBN9783956846168
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Wie Journalisten und Medien über andere Länder referieren, prägt unsere Wahrnehmung und Vorstellung über diese Länder entscheidend und nachhaltig. Massenmedien fungieren in der interkulturellen Kommunikation als Schnittstelle zwischen dem Weltgeschehen und der Bevölkerung. Durch die Abbildung bestimmter Themen und die Auslassung anderer konstruieren Medien eine spezifische Realität, die bei Geschehnissen im Ausland von den Zuschauern auf Grund der fehlenden eigenen Erfahrungen oder alternativer Informationsquellen nicht oder nur schwer überprüfbar sind. Diese konstruierte mediale Realität kann Auswirkungen auf den gesellschaftlichen und politischen Umgang mit anderen Ländern und Nationen haben. Insbesondere die als einseitig negativ und falsch kritisierte Berichterstattung über die Konflikte im Nahen Osten, sprich der Auseinandersetzung von Israelis und Palästinensern, steht seit Jahrzehnten lang schon im Fokus. Gerade diese Berichterstattung ist besonders kontrovers, weil mit ihr oft eine Antisemitismusdebatte verbunden ist: Dürfen Medien Israel kritisieren? Wo ist die Grenze zwischen legitimer Israelkritik und Antisemitismus? Ist die Kritik nur ein Vorwand, um judenfeindliche Ideen und Gefühle zu artikulieren? Werden gar antisemitische Vorurteile und Stereotype transportiert? Welche Rolle nehmen die Medien bei der Vermittlung von Informationen, speziell im Hinblick auf die Berichterstattung über den Nahostkonflikt ein? Tatsache ist, dass die Gratwanderung zwischen Antisemitismus und Israelkritik schmal ist. Vor diesem Hintergrund macht sich diese Arbeit das Ziel zur Aufgabe, durch eine Inhaltsanalyse der Auslandsberichterstattung über den Nahost-Konflikt im ARD und ZDF im November 2012 die Berichterstattung beider öffentlich-rechtlicher Sender abzubilden und so die oben genannte Forschungslücke zu schließen. Es gilt aufzuzeigen, ob und in welchem Maße antiisraelische Tendenzen im Alltagsdiskurs der Nachrichten und damit in der gesellschaftlichen Mitte verankert sind.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.3, Antisemitische Stereotype, Vorurteile und das Feindbild Islam: Die Begriffe Stereotyp, Vorurteil und Feindbild werden in der Fachliteratur häufig als Synonyme verwendet, da es an einer genauen Unterscheidung ihrer Begrifflichkeit mangelt (vgl. Hahn, 1995, S. 8). Vorurteile und Klischees gegenüber Juden und dem Judentum sind in der deutschen Mehrheitsgesellschaft teilweise tief verankert, so heißt es in dem ersten Bericht (Bundesministerium der Inneren, 2012, S. 182) des vom Deutschen Bundestag beauftragten 'Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus'. Wenn die Medien über Israel und den Nahostkonflikt berichten, ist häufig von jüdischen Stereotypen und Vorurteilen die Rede, ohne dass klar ist bzw. klar gemacht wird, was damit überhaupt gemeint ist. Nach dem Philosophen und Medienwirkungsforscher Lippmann, welcher den Begriff in seinem Buch 'Public Opinion' 1922 als erster einführte, sind Stereotype gruppenspezifische konsensuelle 'Bilder in unseren Köpfen', die weitgehend bestimmen, 'welche Gruppen von Fakten wir sehen und in welchem Licht wir sie sehen' (S. 125). Diese 'Bilder in unseren Köpfen' sind nicht auf realen Erfahrungen zurückzuführen, sondern sozial tradiert vermittelt und werden somit von einer Gemeinschaft von Individuen geteilt (vgl. Lippmann, 1922, S. 54f). Eine weitere Definition des Stereotypenbegriffs erarbeitete Gordeon W. Allport (1971) in seiner Untersuchung 'Die Natur des Vorurteils'. Er bezeichnet ein Stereotyp als 'eine überstarke Überzeugung, die mit einer Kategorie verbunden ist' (S. 200), die zur Rechtfertigung des dieser Kategorie betreffendem Verhalten dient. Allport beschreibt den Stereotyp als 'feste Vorstellung' (ebd.), die mit einer Kategorie (exemplarisch werden 'Neger' und 'Juden' benannt) verbunden wird, wobei der Stereotyp ein differenziertes Denken über den Begriff selbst verhindere. Eine dritte Definition, welche von einem Großteil der Forscher anerkannt wird, liefert Zick (1997, S. 44): 'Stereotype sind sozial geteilte Überzeugungen (beliefs) über Personenmerkmale (traits) und Verhaltensweisen (acts) einer Outgroup. Sie sind Produkte eines Stereotypisierungs-Prozesses, in dem stereotype Urteile (wie z.B. die Annahme, dass die Individuen einer sozialen Kategorie austauschbar sind) angewendet werden.' Diese Stereotypisierung von Menschen ist insofern problematisch, weil leicht Vorurteile und Feindbilder (bzw. radikalisierte Stereotypen) daraus resultieren können, wie dies auch im Falle der Juden festzustellen ist. Eine für diese Arbeit relevante Bestimmung liefert die Linguistin Uta Quasthoff (1973, S. 28): 'Ein Stereotyp ist der verbale Ausdruck einer auf soziale Gruppen oder einzelne Personen als deren Mitglieder gerichteten Überzeugung. Es hat die logische Form eines Urteils, das in ungerechtfertigt vereinfachender und generalisierender Weise, mit emotional-wertender Tendenz, einer Klasse von Personen bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen zu- oder abspricht.' Grundlegend ist dabei die Annahme, dass Stereotype als sozialpsychologische Erscheinung immer in verbaler Form vorliegen, sich also sprachlich manifestieren und durch Sprache vermittelt werden (vgl. Quasthoff, 1973, S. 28). Quasthoff weist jedoch auch darauf hin, dass 'Die interessantesten [Stereotype] [...] die unausgesprochenen [sind]' (S. 274) und diese mit großer Wahrscheinlichkeit am häufigsten vorkommen (vgl. ebd). Sie postuliert weiter, dass zu vermuten ist, dass diese unausgesprochenen Stereotype einen besonderen Platz in der Massenkommunikation einnehmen (vgl. ebd). Aus diesem Grund müsste bei der Analyse der Tagesschau sowie der ZDF heute-Sendung verstärkt auf implizite Stereotype geachtet werden. Im Rahmen dieser Arbeit wird jedoch auf Grund der Komplexität darauf verzichtet. Im Zusammenhang mit Stereotype über Juden spricht Benz von einem 'Kanon verfestigter Vorstellungen über 'die Juden'' (2004, S. 65), welcher seit Jahrhunderten überliefert ist. Nach Bergmann & Erb (1991, S. 116)11 sind die den Juden klassisch zugeschriebenen Eigenschaften: 1. der machthungrige Jude (machthungrig, politisch radikal, rücksichtslos), 2. der gefährliche Jude (unheimlich, unberechenbar, falsch/hinterhältig, zerstörerisch/zersetzend, verschwörerisch), 3. der nachtragende Jude (nachtragend/unversöhnlich, überheblich), 4. der geldgierige Jude (geldgierig/raffgierig). Diese sehr grobe Einteilung ist stark an antijudaistischen Vorstellungen des Christentums orientiert und bleibt durch die Zuordnung von Adjektiven relativ abstrakt. Eine konkretere Auflistung kann in Reisigl & Wodak12 nachgelesen werden. Unter dem Begriff Vorurteil werden umgangssprachlich positive oder negative vorgefasste oder übernommene Meinungen über Personen oder Personengruppen gebildet, die nicht der Realität entsprechen und meistens mit feindseligen Gefühlen gegen jemanden einhergehen. Vorurteile unterscheiden sich also von voreiligen, schnellgefällten falschen Urteilen durch den Widerstand gegen die Richtigstellung (vgl. Ostermann & Nicklas, 1976, 1). Gordon W. Allport (1971) stellte in seinem Buch 'Die Natur des Vorurteils' fest, dass man hierbei 'ohne ausreichende Begründung vom anderen schlecht denke' (S. 20) und besetzt somit seine Definition des Vorurteils klar negativ, was zwar umstritten, jedoch für diese Arbeit relevant ist. Somit sind Vorurteile also vorgefasste Meinungen die sich auf soziale Gruppen bzw. Individuen beziehen, welche auf kaum objektiv gesicherten Informationen basieren, sondern vor allem auf subjektiven Einstellungen, Gefühlen und Wertungen (vgl. Reber, 1995, S. 590) und oft zu Verallgemeinerungen werden.
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