Der Begriff der Nachhaltigkeit (sustainability) hat seinen Ursprung in der Forstwirtschaft. Erstmals wurde er von Hans Carl von Carlowitz (1713) verwendet. Carlowitz erkannte, dass in Anbetracht eines zunehmend knapper werdenden Waldbestandes immer nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie nachwachsen kann, um langfristig keine Engpässe und Nutzeneinbußen zu erleiden.[5]
Die heute am häufigsten verwendete Definition von „nachhaltiger Entwicklung“ (sustainable development) stammt von Lester Brown, dem Gründer des Worldwatch Institute[6]. Sie wurde in dem Bericht „Our Common Future“ von der World Commission on Environment and Development (WCED), auch bekannt als die Brundtland-Kommission, aufgegriffen und ist der Idee von Carlowitz sehr ähnlich. „Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.“[7]
Auch die Agenda 21[8], ein im Jahr 1992 von 179 Staaten auf der UNECD-Konferenz in Rio de Janeiro beschlossenes Aktionsprogramm, strebt eine nachhaltige Entwicklung im Rahmen von Wirtschafts-, Umwelt- und Entwicklungspolitik an. Dabei sollen entsprechend der Nachhaltigkeitsdefinition heutige Bedürfnisse befriedigt werden, ohne zukünftige Generationen dadurch zu beeinträchtigen. Der Leitfaden der Agenda 21 ist in erster Linie an internationale Organisationen und Regierungen gerichtet.
Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung werden in unserem modernen Verständnis oft synonym gebraucht. Nachhaltigkeit umfasst dabei nicht nur den ökologischen Aspekt, sondern hat auch eine soziale und ökonomische Dimension.[9]
In der Vergangenheit war das primäre Ziel der meisten Unternehmen, mehr Geldkapital zu erwirtschaften. Die Orientierung am Shareholder Value stand im Vordergrund. Diese Vorgehensweise übersieht jedoch, dass es auch andere Formen von Kapital gibt, die zur Profiterzielung beitragen, aber gewöhnlich nicht als buchhalterische Größe auftauchen. „Sozialkapital“ und „Umweltkapital“ generieren in gleicher Weise einen Unternehmenswert wie das Geldkapital. Die Forderung nach Nachhaltigkeit bedeutet für Unternehmen, dass sie in allen drei Dimensionen (Ökonomie, Ökologie und Soziales) erfolgreich sein müssen. Im angelsächsischen Raum bezeichnet man diese drei Dimensionen auch als „triple bottom line“.[10]
Die erste Säule der Nachhaltigkeit, der ökonomische Bereich, umfasst Profitabilität, Löhne, Gewinne und Ausgaben im Zusammenhang mit einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Es handelt sich also nicht ausschließlich um finanzielle Informationen, sondern um den Zusammenhang zu ökologischen und sozialen Aspekten. Die zweite Säule, die Dimension der Ökologie, umfasst alle Umwelteinflüsse des Unternehmens wie Wasserverbrauch, Energieverbrauch, Landnutzung und Biodiversität. Die dritte Säule, das Soziale, beschäftigt sich mit dem Arbeitsumfeld der Mitarbeiter, deren Sicherheit, Arbeitspraktiken und Menschenrechten.[11]
Jede Organisation, die sich dem Nachhaltigkeitsgedanken verschrieben hat, sollte diese drei Dimensionen nicht einseitig betrachten, sondern sie in einer angemessenen Balance fördern und Wechselwirkungen zwischen ihnen erkennen. Denn auch der Umweltschutz hat eine soziale Komponente, da sich viele Umweltprobleme auf den sozialen Bereich auswirken (Klimaschutz, Müllproblem). Dabei wird sich oft eine Trade-off-Situation ergeben, die es nicht zulässt, alle drei Ziele in gleicher Weise zu berücksichtigen. Denn selbst wenn Wirtschaften heute mehr als reine Profitmaximierung ist, so darf man nicht vergessen, dass soziale und ökologische Faktoren nur dann von Organisationen berücksichtigt werden, wenn sie einen wirtschaftlichen Nutzen generieren.[12] In den meisten Fällen wird sich ein Unternehmen im Konfliktfall zwischen den einzelnen Dimensionen für die ökonomische entscheiden. Denn ohne Gewinne kann sich kein Unternehmen lange Zeit am Markt behaupten.
Nach der Veröffentlichung des Brundtland-Berichts in 1987, der die Unternehmen für die nachhaltige Entwicklung klar mit in die Verantwortung zieht, haben viele Unternehmen erkannt, dass sie ihren wirtschaftlichen Erfolg langfristig nicht mehr ausschließlich auf finanzielle Faktoren stützen können.[13] Seitdem überdenken Unternehmen zunehmend den Umgang mit Ressourcen und nehmen Rücksicht auf ihr soziales Umfeld. Darüber hinaus erkennen sie, dass die Investition in die Nachhaltigkeit – beispielsweise durch Entwicklung neuer Technologien und Produktionsverfahren – eine Chance ist, die ihnen im Wettbewerb mit Konkurrenten von Nutzen sein kann.[14]
Die Beweggründe der Unternehmen für ein verstärktes Engagement in die Nachhaltigkeit sind vielfältig. Nach einer KPMG-Studie von 2005, in der mehr als 1.600 Unternehmen weltweit untersucht wurden, erklärten 74 % der befragten Unternehmen, dass ihre Bemühung um Nachhaltigkeit ökonomische Gründe habe. Dabei gehe es in erster Linie um die Erhöhung des Shareholder Value oder die Vergrößerung des Marktanteils. An zweiter Stelle der Befragung tauchten ethische Gründe mit 53 % auf. 50 % der Unternehmen gaben aber auch an, dass sie sich durch die Integrierung des Nachhaltigkeitsgedankens eine Förderung der Innovationen und eine Risikominimierung erhoffen. Mitarbeitermotivation, Reputation und verbesserte Kontakte zu Zulieferern wurden als weitere relevante Aspekte benannt.[15]
Die Art der Investitionen in die Nachhaltigkeit variiert zwischen den Unternehmen. Die jeweilige Branche, Unternehmensgeschichte und -strategie, aber auch der Unternehmensstandort und die Einbettung des Unternehmens in das soziale und kulturelle Umfeld spielen dabei eine Rolle. Bei der Ausarbeitung der jeweiligen Schwerpunkte und Potentiale tun sich viele Unternehmen noch schwer. Das liegt insbesondere daran, dass der Nutzen durch eine nachhaltige Wirtschaftsweise schwer messbar ist. Die Verschiedenheit der einzelnen Herangehensweisen zeigt, dass hier noch Entwicklungspotential besteht.[16]
So positiv jedwedes Nachhaltigkeitsengagement der Unternehmen auch zu bewerten ist, so sollte jedoch nicht vergessen werden, dass Gewinnmaximierung für jedes Unternehmen ein übergeordnetes Ziel darstellt. Kein Unternehmen wird sich für Nachhaltigkeit interessieren, wenn es sich nicht einen Nutzen daraus verspricht oder die Kosten dafür so immens sind, dass es den Bestand des Unternehmens gefährdet.
Die nichtfinanzielle Berichterstattung wurde in den 90er Jahren von der reinen Umweltberichterstattung dominiert.[17] Insbesondere in Europa leistete die von der Europäischen Union entwickelte EG-Öko-Audit-Verordnung[18], auch bekannt als Eco-Management and Audit Scheme (EMAS), dazu einen großen Beitrag.
Im Zuge der fortschreitenden Internationalisierung und der Ausweitung weltweiter Kapitalmärkte und Informationstechnologien agieren immer mehr Unternehmen innerhalb der verschiedensten Länder und müssen mit den Regierungen und den jeweiligen Gesellschaften kooperieren und auf sie eingehen. Immer neue Möglichkeiten der Erzeugung von Wohlstand und Lebensqualität durch Handel, Wissensteilung und den Zugang zu neuen Technologien eröffnen sich. Doch viele dieser neuen Möglichkeiten sind nicht auf ewig für eine stetig wachsende Bevölkerung vorhanden und werden durch unsichere Umweltbedingungen beeinträchtigt. Daraus folgt eine immer stärker werdende Forderung nach mehr Verantwortung der Unternehmen gegenüber ihrer Umwelt. „Besonders große, multinationale Unternehmen gehen immer häufiger dazu über, anstelle von getrennten Sozial- und Umweltberichten einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen.“[19] So spielen auch die Arbeitnehmerrechte an ausländischen Standorten oder auch die Zuliefererketten für die Reputation eines Unternehmens eine Rolle. Multinationale Unternehmen wie beispielsweise DaimlerChrysler, Adidas Salomon oder Nestlé[20] agieren weltweit und haben gelernt, auch die Bedürfnisse fremder Kulturen zu berücksichtigen. Gerade in weniger entwickelten Ländern liegen die Prioritäten der Anspruchsgruppen in erster Linie auf sozialen Themen.[21]
Auch die durch Outsourcing in den 80er und 90er Jahren neu entstandenen Geschäftsverflechtungen in Form von längeren Zulieferketten, die oft bis in die Entwicklungsländer reichen, werden von ethisch und umweltorientierten...