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Jugendliche aus dem Balkan

Migration und Integration als Herausforderung für die Jugendhilfe

AutorAnna M Riedi, Katharina Haab
VerlagVerlag Rüegger
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl248 Seiten
ISBN9783725308712
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis30,70 EUR
Die Eidgenössische Kommission für Jugendfragen stellt fest, dass bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund zwar oft ihre sportlichen Leistungen gelobt werden, aber sie doch meist mit Gewalt, schwachen Schulleistungen und schwieriger beruflicher Eingliederung in Verbindung gebracht werden.
Dies trifft insbesondere auch auf Jugendliche aus den Nachfolgestaaten Jugoslawiens sowie aus Albanien zu. Sie gelten als «Jugendliche aus dem Balkan» und Meinungen über ihr Verhalten verschmelzen mit Meinungen und Bildern über ihre Herkunftsregion .Unabhängig von der Frage, ob Verhalten und Herkunftsregion tatsächlich in einen derartigen Zusammenhang gebracht werden können, und unabhängig von der Frage, ob die Gewaltoder Kriminalitätsrate bei Jugendlichen aus dem Balkan tatsächlich steigt oder ob vor allem negative Zuschreibungsprozesse zu dieser öffentlichen Meinung führen, ist es eine Tatsache, dass sich die Jugendhilfeagenturen vermehrt mit einer Klientel beschäftigen, die aus der genannten Herkunftsregion stammt.
Daher stellt sich die Frage, ob Jugendliche aus dem Balkan für die Jugendhilfe eine Herausforderung sind. Und umgekehrt möchte man wissen, wie Jugendliche aus dem Balkan aus ihrer Sicht die Jugendhilfe erleben.

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Leseprobe

2 Jugendliche aus dem Westbalkan im Kanton Zürich im Spiegel der Statistik (S. 45)
(Unter Mitarbeit von Prof. Rolf Nef, Dozent an der HSSAZ)
2.1 Situation der Jugendlichen aus dem Westbalkan im Kanton Zürich

2.1.1 Einleitung

Die Volkszählungsdaten aus dem Jahre 2000 geben einige allgemeine Hinweise auf die Lebensumstände und Sozialisationsbedingungen von Jugendlichen aus dem Westbalkan. Dazu wurden Daten aus folgenden Themenbereichen analysiert:

. Jugendliche aus dem Westbalkan als Teil der Bevölkerung im Kanton Zürich

. Sprachkenntnisse als möglicher Indikator für Integration

. Aufenthaltsstatus als möglicher Hemmschuh in der beruflichen Laufbahn

. Bildungsniveau als möglicher Wegweiser für die berufliche Zukunft

. Erwerbssituation als möglicher Ort der Benachteiligung

. Wohnsituation als mögliche Ursache für Integrationsschwierigkeiten

. Bildungsniveau im Haushalt als möglicher Faktor für den Schulerfolg

Die Analyse basiert auf Daten der Volkszählung 2000 und bezieht sich auf Jugendliche im Kanton Zürich im Alter zwischen 15 und 19 Jahren18. Um die spezifische Situation der Jugendlichen aus dem Westbalkan sichtbar zu machen, wurden zum Vergleich Daten über Jugendliche schweizerischer Nationalität sowie Jugendliche deutscher, italienischer, spanischer, portugiesischer oder türkischer Nationalität hinzugezogen. Die genannten Ausländergruppen stellen die zahlenmässig wichtigsten Einwanderungsgruppen im Kanton Zürich dar.

In der Volkszählung 2000 wurde die neue Staatenbildung auf dem Balkan berücksichtigt. Es sind somit Daten über ausländische Personen aus den verschiedenen Balkanstaaten im Kanton Zürich verfügbar.

Für die statistische Analyse haben wir jedoch darauf verzichtet, die verschiedenen Staaten des Balkans einzeln auszuwerten und sind stattdessen von der Kategorie des «Westbalkans» ausgegangen. Wir haben dieses Vorgehen aus zwei Gründen gewählt: Das Bild über Jugendliche aus dem Balkan wird in der Öffentlichkeit oft sehr einseitig gezeichnet. Die Beschreibung der Kategorie der «Jugendlichen aus dem Balkan» durch statistische Daten erlaubt es, ein differenzierteres Bild zu erhalten. Zweitens gehen wir bei der Wahl der Gruppe der Jugendlichen aus dem Westbalkan davon aus, dass beispielsweise die ethnische Zugehörigkeit eine grössere Rolle spielt bei der Identitätsbildung und somit dem Zugehörigkeitsgefühl unserer Zielgruppe als die (neue) nationale Zugehörigkeit. So fühlen sich beispielsweise Albaner und Albanerinnen aus der Provinz Kosovo vermutlich eher als Albaner/innen denn als Staatsangehörige der Republik Serbien. Eine statistische Analyse gemäss den Nationengrenzen scheint deshalb willkürlich und nicht sehr aussagekräftig. Die ethnische Herkunft wird durch die Volkszählung 2000 nicht erfasst.

Zum Schluss gilt es darauf hinzuweisen, dass sich unsere Analyse auf Jugendliche mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft bezieht und nicht auf in der Schweiz eingebürgerte Jugendliche mit einer ausländischen Herkunft.

Die ausgewählten Daten aus der Volkszählung 2000 wurden mit Angaben aus der Bildungsstatistik der Bildungsdirektion des Kantons Zürich sowie aus der Jugendstrafurteilsstatistik des Bundesamtes für Statistik ergänzt. Dies einerseits, um – wo vorhanden – aktuellste Daten präsentieren zu können und andererseits um bestimmte Aspekte beleuchten zu können, die in der Volkszählung 2000 nicht erfasst wurden.

2.1.2 Ausländische Bevölkerung im Kanton Zürich
«Es waren Arbeitskräfte gerufen – und es kamen Menschen Eine erneute Einwanderungswelle setzte in den achtziger Jahren ein, wobei vor allem Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien, aus Portugal und der Türkei rekrutiert wurden. Mittlerweile hat sich die Migration globalisiert: die Herkunftsländer liegen häufig ausserhalb Europas. Die Möglichkeit späteren Familiennachzugs hatte zur Folge [Hervorhebung i.Orig.], dass auch ausländische Nachkommen einwanderten oder hier geboren wurden. Vorab Kinder aus dem ehemaligen Jugoslawien verzeichnen steigende Zuwachsraten, während jene aus Italien eine umgekehrte Entwicklung durchlaufen» (Angehrn, 2004, 33).

Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhaltsverzeichnis8
Untersuchung im Überblick12
1 Einleitung16
1.1 Problemstellung16
1.2 Stand des verfügbaren Wissens16
1.3 Untersuchungsanlage26
2 Jugendliche aus dem Westbalkan im Kanton Zürich im Spiegel der Statistik46
2.1 Situation der Jugendlichen aus dem Westbalkan im Kanton Zürich46
2.2 Situation der Jugendlichen aus dem Westbalkan in den Bezirken Affoltern, Uster und Winterthur86
3 Interviews mit Professionellen der Zürcher Jugendhilfe90
3.1 Aussagen zu Beginn des Interviews «… sie sind so höflich…»90
3.2 Aussagen am Ende des Interviews «… ich finde die Leute aus dem Balkan sind auch Leute …»95
3.3 Aussagen im Interview102
4 Interviews mit Jugendlichen aus dem Balkan169
4.1 Begegnungen mit Jugendlichen aus dem Balkan169
4.2 Lebenssituation der befragten Jugendlichen171
4.3 Der Weg zur Jugendanwaltschaft oder zur Jugend- und Familienberatung189
4.4 Bei der Jugendanwaltschaft oder Jugend- und Familienberatung196
4.5 Reaktion der Jugendlichen auf die von den Jugendanwaltschaften und Jugend- und Familienberatungen ergriffenen Massnahmen200
4.6 Reaktion der Eltern aus Sicht der Jugendlichen204
4.7 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse207
5 Diskussion ausgewählter Ergebnisse, Schlussfolgerungen und Ausblick214
5.1 Diskussion ausgewählter Aspekte215
5.2 Schlussfolgerungen224
5.3 Ausblick229
Literaturverzeichnis232
Abbildungsverzeichnis242
Tabellenverzeichnis243
Anhang245

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