Kapitel 1: Zähne – Ein Wunder der Natur
„An jedem Zahn hängt immer auch ein ganzer Mensch.“
Dr. Dirk Schreckenbach, ganzheitlich arbeitender Zahnarzt und Heilpraktiker aus Homburg
I. Das Wunderwerk Zähne
Zähne von Menschen und Säugetieren, genauer gesagt der Zahnschmelz, also der sichtbare Teil der Zähne, sind das härteste Gewebe, das lebende Organismen hervorbringen können. Der Zahnschmelz besteht zu 95 Prozent aus Mineralien und ist extremsten Bedingungen ausgesetzt. So müssen unsere Zähne zum Beispiel beim Zusammenbeißen, Pressen und Knirschen Belastungen von bis zu 400 Kilogramm standhalten. Außerdem müssen sie mit Temperaturen einer Bandbreite von null bis 75 °C sowie pH-Werten von 2 – 11 und damit ph-Wert-Schwankungen im Milliarden Bereich zurecht kommen!
Ist die Mundflora intakt, sind unsere Zähne nahezu unverwüstlich. Zehntausend Jahre und länger kann ein menschlicher Zahn nach dem Tod des Individuums allen zersetzenden Umwelteinflüssen widerstehen. Das bestätigen Funde von Überresten von Urzeitmenschen, deren Skelette sich nahezu vollständig durch Witterung und Bakterien aufgelöst hatten, wohingegen ihre Zähne nach wie vor bis heute erhalten geblieben sind.
Wenn unsere Zähne bereits zu Lebzeiten Schaden nehmen, müssen die schädigenden Einflüsse also äußert aggressiv sein. Welche Ursachen führen dazu, dass unsere Zahngesundheit immer früher leidet? Dass unsere Zähne kariös werden oder unser Zahnfleisch immer weiter zurückgeht? Und was können wir tun, um die Gesundheit unserer Zähne möglichst lange zu erhalten?
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Zähne und ihre Funktionen in unserem Körper
Zähne übernehmen verschiedene Aufgaben in unserem Körper und beeinflussen so viele Bereiche unserer Gesundheit:
Zunächst einmal dienen Zähne der mechanischen Zerkleinerung unserer Nahrung und haben damit eine direkte Auswirkung auf unsere Verdauung. Nur, wenn wir jeden Bissen gründlich kauen, können die enthaltenen Nährstoffe auch richtig aufgenommen werden.
Wie wir mit den Zähnen kauen und aufbeißen, hat eine direkte Wirkung auf unser Kiefergelenk. Durch den Druck und Gegendruck wird zum einen der Knochenstoffwechsel im Kiefergelenk angeregt und zum anderen wirkt sich die Kau- und Beißbewegung über das Kiefergelenk auf die Wirbelsäule aus. Kommt es hier zu Fehlbelastungen, können diese zu Störungen im gesamten Bewegungsapparat führen.
Zudem beeinflussen die Zähne auch unsere Psyche. Nur mit schönen Zähnen trauen wir uns, ein strahlendes Lächeln zu zeigen.
Weil jeder unserer Zähne über das Meridiansystem mit einzelnen Organen verbunden ist, hat ihr Zustand auch einen direkten Einfluss auf die entsprechenden Organe.
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II. Sind Zahnerkrankungen natürlich?
Karies und entzündliche Erkrankungen des Zahnhalteapparates, sogenannte Parodontopathien, zählen zu den häufigsten Erkrankungen der Zähne. Nahezu jeder deutsche Erwachsene ist von einer der beiden Erkrankungen betroffen. Laut einer Mundgesundheitsstudie aus dem Jahr 2005 hat der 35 bis 45-jährige Durchschnittsdeutsche 14,5 kranke Zähne in seinem Mund, die entweder von Kariesbakterien angegriffen werden, Füllungen enthalten oder bereits gezogen wurden.
Wir finden es normal, dass wir im Alter ein künstliches Gebiss benötigen und stören uns nicht weiter daran, dass Zähne schon in jungen Jahren gebohrt und „repariert“ werden müssen. Karies und andere Zahnerkrankungen sind so allgegenwärtig und zum gewohnten Begleiter geworden, so dass wir sie kaum noch als Krankheit wahrnehmen. Doch ist das wirklich normal, im Sinne von natürlich oder haben wir uns einfach nur an etwas gewöhnt, was so von der Natur nicht vorgesehen war?
Wenn wir uns die Studien des renommierten Zahnforschers Dr. Weston Price ansehen, müssen wir feststellen, dass von der Zivilisation abgeschnittene Völker nahezu immun gegen Zahnerkrankungen waren. Zudem verfügten sie fast ausnahmslos über perfekt angeordnete Zähne und wiesen keinerlei Fehlstellungen auf. Auch die Funde von Schädeln unserer Urzeitvorfahren bestätigen, dass Zähne ein Leben lang gesund bleiben können. So entdeckte H. P. Pickerill bei der Untersuchung von Schädeln der australischen Ureinwohner nur einen kranken Zahn unter 2000. Und auch in Europa waren Zahnerkrankungen von der Steinzeit bis ins 16. Jahrhundert äußerst selten, was durch Schädelfunde belegt ist.
Was läuft also heute falsch, warum gelten Karies und andere Zahnerkrankungen als normal? Oder sind diese Fragen gar nicht so wichtig? Schließlich handelt es sich ja „bloß“ um unsere Zähne?
III. An jedem Zahn hängt immer auch ein ganzer Mensch
Karies und Zahnerkrankungen sind, wie wir gesehen haben, heute so weit verbreitet und allgegenwärtig, dass sie kaum noch als Krankheit wahrgenommen werden. Wir behandeln Zähne wie austauschbare Ersatzteile unseres Körpers, die repariert und durch Prothesen ersetzt werden können. Dass Zähne jedoch mit dem gesamten Organismus verbunden sind und Zahnerkrankungen keinesfalls als isoliert zu betrachtendes Symptom gesehen werden sollten, zeigt folgender Ausflug in das Innenleben unserer Zähne.
Zähne bestehen aus verschiedenen Schichten. Die drei wichtigsten werden als Zahnschmelz, Zahnbein (Dentin) und Zahnnerv (Pulpa) bezeichnet. Der Zahnschmelz, das, was wir beim gesunden Zahn sehen können, besteht aus anorganischen Substanzen, einem phosphorsaurem Kalk, der in einer kristallinen Struktur angeordnet ist. Darunter liegt das Zahnbein, das sich sowohl aus anorganischen als auch organischen Stoffen zusammensetzt und darüber hinaus elastisches Gewebe, sogenanntes kollagenes Fibrillin, enthält.
Die feinen Kanälchen, die in der Abbildung als Linien des Zahnbeins gekennzeichnet sind, sind Ausläufer des Zahnnervs, was erklärt, dass es bei einer Zerstörung des Zahnbeins z. B. durch Bohren oder Kariesbakterien zu Schmerzen kommt. Unter dem Zahnbein liegt der Zahnnerv, der das eigentliche Leben des Zahnes ausmacht. Der Nerv besteht aus organischem Gewebe, das von feinen Nervenfasern durchsetzt ist, also kleinsten Blut- und Lymphgefäßen, die in das Bindegewebe münden, das den Zahn umgibt.
Alle Zellen des Körpers sind mit dem Bindegewebe verbunden. Das Bindegewebe versorgt die Zellen mit Nährstoffen, nimmt überflüssige Stoffwechselrückstände auf und befördert diese zu den Ausscheidungsorganen, damit sie aus dem Körper ausgeschieden werden können. Nachgewiesen wurden diese Zusammenhänge bereits in den 70ern des vergangenen Jahrhunderts durch den Wissenschaftler Pischinger.
Das Bindegewebe ist damit kein bloßer Füllstoff ohne konkrete Aufgabe, wie bis dato angenommen, sondern es dient sozusagen als Binde- und Transportglied für sämtliche Zellen im Körper. Pischinger bezeichnete das Bindegewebe daher als Grundlagensystem, um zu verdeutlichen, dass es sich dabei um eine Art Grundsubstanz des menschlichen Körpers handelt.
Da der menschliche Körper von Kopf bis Fuß in die Struktur des Bindegewebes eingebettet ist, erklärt dies, dass Schäden am Zahnnerv bzw. Fremdstoffe, die in den Zahnnerv eindringen, über das Bindegewebe in den gesamten Organismus gelangen können. Das bedeutet also auch, dass jeder Eingriff in das Zahnbein (Dentin) bereits einen Eingriff in unsere Grundsubstanz darstellt und eine Auswirkung auf den gesamten Organismus hat. So zum Beispiel, wenn Kariesbakterien bis ins Dentin vorgedrungen sind, der Zahnarzt beim Bohren an diese Schicht des Zahnes gelangt, eine Füllung dort angebracht wird oder der Nerv eines Zahnes entzündet ist.
Genauso gut können aber auch emotional belastende Ereignisse über das Nervensystem und die Grundsubstanz die Zahnnerven erreichen. Alles in unserem Körper ist mit allem verbunden und so hängt an jedem Zahn auch ein ganzer Mensch, wie es der ganzheitlich arbeitende Zahnarzt Dr. Dirk Schreckenbach in seinem gleichnamigen Buch treffend ausdrückt.
Zahnärzte wissen, dass ein erkrankter Zahn den gesamten Körper belasten kann. Wenn Bakterien bis in die Pulpa, also den Zahnnerv, vordringen, können die kranken Wurzeln zur Ursache von verschiedenen Erkrankungen wie Rheuma, Nieren-, Leber-, Magen-, Darm- oder Augenproblemen werden. Auch das Herz kann durch kranke Zähne in Mitleidenschaft gezogen werden.
Bei Zahnerkrankungen können wir daher nicht von einem isolierten Krankheitsgeschehen ausgehen, das keine Auswirkungen auf den Rest des Körpers hat. Im Gegenteil, Stoffwechselstörungen zeigen sich oftmals als erstes an den Zähnen. Karies und Zahnbetterkrankungen sollten wir daher als ernstzunehmende Frühwarnsignale betrachten, die im Laufe der Zeit weitere unangenehme Folgen nach sich ziehen können, wenn die Ursachen nicht beseitigt werden.
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„Jeder sollte wissen, dass Zahnverfall ein Alarmzeichen ist, eine Warnung, dass der Stoffwechsel gestört und die Gesundheit im ganzen bedroht ist.“
A. von Haller in „Gefährdete Menschheit“ S. 162
„Zähne und Kauorgan sind die empfindlichsten Gradmesser der konstitutionellen Gesundheit des Einzelnen und der Bevölkerung, und gleichzeitig ein Frühwarnsystem vor später zu erwartenden chronischen Krankheiten und Degenerationserscheinungen. Denn während letztere nach dem Beginn von Ernährungsfehlern mit einer durchschnittlichen Verzögerung von 20 Jahren einsetzen, tritt Zahnkaries schon nach einigen Wochen bis Monaten...