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E-Book

Karriereführer für Naturwissenschaftlerinnen

Erfolgreich im Berufsleben

AutorAndrea Hauk, Karin Bodewits, Philipp Gramlich
VerlagWiley
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl332 Seiten
ISBN9783527687817
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis28,99 EUR
In Deutschland schließen inzwischen ebenso viele Frauen wie Männer ein naturwissenschaftliches Studium ab. Welche Karrieremöglichkeiten stehen ihnen offen? Wie begegnen sie der sehr realen Gefahr der Altersarmut durch Stipendien und befristete Anstellung? Und wie schaffen sie es, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren? Karin Bodewits, Andrea Hauk und Philipp Gramlich zeigen in diesem etwas anderen Karriereführer, wie Naturwissenschaftlerinnen die Widrigkeiten des Berufseinstiegs meistern und schon während des Studiums die Weichen richtig stellen können, um im Berufsleben zu bestehen. Die Autoren schöpfen dabei nicht nur aus ihren persönlichen Erfahrungen mit der Arbeitswelt, sondern lassen zahlreiche Wissenschaftlerinnen zu Wort kommen, die ihre mehr oder weniger geradlinigen Karrierewege schildern. Frauen aber auch Männer finden hier viele wertvolle Karrieretipps, von Alternativen zur klassischen Forscherkarriere über die richtige Bewerbung, Aufstiegsmöglichkeiten und beruflichen Wechsel bis zum Wiedereinstieg nach einer Familienpause. Sein lockerer und humorvoller Stil macht das Buch zu einem sympathischen Begleiter durch das Berufsleben, den man beziehungsweise frau nicht mehr missen möchte!

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Leseprobe

1
Ein Spektrum an Karrieremöglichkeiten: Uni oder Industrie?


Wer begrüßt die Statue von Joseph Black jeden Morgen, wer arbeitet hinter den verriegelten Türen im anderen Gebäude? An der Universität habe ich einen Termin mit Herrn Professor Schäffer ausgemacht und wurde im Industriegebäude der Abteilungsleiterin eines Forschungslabors vorgestellt. Ich schaue noch mal kurz in meine Notizen, Frau Dr. Klein heißt sie.

1.1 Arbeiten in der Universität


Zuerst habe ich den Termin beim Professor. Vom Haupteingang aus führt ein langer Gang bis ans andere Ende des Gebäudes. Auf der einen Seite des Ganges befinden sich Vorlesungssäle und ein Kaffeeraum, der „Das Museum“ genannt wird. Ich frage mich, woher der Name kommt, denn außer den ockerfarbenen Stoffsofas mit wackeligen Metallbeinen wird hier nichts ausgestellt. Ich biege links ab, an der Warenausgabe vorbei und gehe hinauf in den zweiten Stock. Wenn ich den Lageplan von der Eingangstür noch recht in Erinnerung habe, dann muss ich jetzt nochmal links ab, um zu Professor Schäffers Labor zu gelangen. Als ich die schwere braune Tür mit der Nummer 223 sehe, weiß ich, dass ich am richtigen Ort bin.

Ich öffne die Türe und sehe zwei Leute, die an einem Labortisch mitten im Raum arbeiten. Ich grüße und warte, bis sie langsam die Köpfe heben, um mir ein „Hallo“ zu erwidern. Ich sehe mich um, ob eine der anwesenden Personen der Professor sein könnte, doch alle scheinen zu jung. „Kann ich behilflich sein?“, fragt mich eine junge Frau in weißem Laborkittel, während sie Kolben in einen großen, alten Autoklaven steckt. „Ich habe einen Termin bei Professor Schäffer, wissen Sie, wo ich ihn finden kann?“ „Er war gerade noch hier, doch ist er, glaube ich, in sein Büro gegangen. Es ist gleich nebenan.“ Einen Moment später stehe ich schon vor einer offenen Bürotür. „Ich habe Sie erwartet, treten Sie doch ein, junge Dame.“

Forschung


Er hat eine freundliche Stimme und sieht sympathisch aus. Ich nehme ihm gegenüber auf der anderen Seite seines Schreibtisches Platz. „Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“ Ich nehme meinen Notizblock aus meiner Tasche und erzähle ihm, dass ich mir über meinen nächsten Karriereschritt nicht sicher bin und dass ich nicht weiß, ob ich an der Universität oder in der Industrie besser aufgehoben wäre. Und wenn ich an der Universität bliebe, was es dann für Stellen für mich gäbe. Er blickt mir in die Augen und sagt: „Gut, bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen eines sagen: Ich war noch nie in dem Gebäude auf der anderen Seite der Straße. Natürlich habe ich sie mal besucht, doch habe ich noch nie dort oder in einem anderen Industriebetrieb gearbeitet. Deshalb kann ich Ihnen nur über die Universität brauchbare Informationen liefern.“ Dann schweift sein Blick von mir weg und er zeigt auf die Wand. Dort hängen mehrere Bilder und Zertifikate. Der junge Schäffer, direkt nach der Promotion mit seinem Doktorhut, dann eine Gruppe Wissenschaftler, die vor einem Gebäude stehen und schließlich, wie er im Anzug eine Präsentation vor einem großen Publikum gibt. Man kann erkennen, dass viele Jahre zwischen seinem Abschluss und der Präsentation liegen müssen. Während seine Augen auf dem letzten Bild ruhen, beginnt er zu erzählen:

„Die bestimmende Position in der akademischen Forschung ist zweifelsohne die Professur. Der Weg dorthin führt von der Promotion über eine Phase als Postdoc bis zur Gründung einer eigenen Forschungsgruppe im Rahmen einer Habilitation oder Juniorprofessur. Mit wachsender Selbstständigkeit und Projektverantwortung soll auf diesem Weg unter Beweis gestellt werden, ob man auch tatsächlich einen würdigen Professor abgeben kann. Die Haupttätigkeiten verteilen sich auf die beiden Säulen Forschung und Lehre. Ersteres besteht darin, sein eigenes Forschungsgebiet zu finden oder gar zu begründen, ein Labor für die eigene Gruppe einzurichten und Gelder einzuwerben. Die Ergebnisse müssen dann über Publikationen und auf Konferenzen in die Welt getragen werden. Die Lehrtätigkeit besteht hauptsächlich aus Vorlesungen, während Praktika und Klausuren an den Mittelbau und die eigene Arbeitsgruppe durchgereicht werden können. Eine weitere oft ungeliebte und zeitraubende Tätigkeit ist das Administrative, manchmal auch als dritte Säule der akademischen Arbeit bezeichnet, denn viele Gremien verlangen nach der Anwesenheit der Professoren.“

Er dreht den Kopf zu mir.

„Diese dritte Säule kann besonders den Frauen in typischen Männerdomänen viel Zeit abverlangen, wenn diese Treffen einen gewissen Geschlechterproporz verlangen. Eine Regel wie „Zu den Sitzungen des Fachbereichs Informatik muss immer mindestens eine Frau anwesend sein“ könnte man auch umformulieren in: „Frau Prof. Röhling muss immer teilnehmen.“ Und natürlich werden die wenigen Frauen in solchen Positionen für verschiedene Mentoring-Programme und Diskussionen rund um die „Frauen in der Wissenschaft“ geladen, wo Sie als Vorbild herhalten sollen. Ich kann mir gut vorstellen, dass so etwas bis zu einem gewissen Maß Spaß macht, doch kann es auch nerven. Denn man wird als Professor fast ausschließlich für seine Forschungsleistungen bewertet, sodass alle Verpflichtungen in Lehre und Administration oftmals nur als störende Ablenkung empfunden werden.“

Er steht auf und steckt seine Schlüssel und sein Handy in die Hosentaschen. Er ist groß, ein wenig unsportlich, aber seine breiten Schultern gleichen den kleinen Bauch wieder aus. „Ich zeige Ihnen noch ein paar andere Leute hier im Gebäude, die gerne mit Ihnen sprechen möchten.“ Er schließt die Tür hinter uns. An den Wänden im Gang hängen Poster. Er zeigt auf einige von ihnen:

„All diese Arbeiten wurden auf Konferenzen präsentiert. Einiges ist „wichtig“, anderes ist … nennen wir es mal „eher von der kreativen Sorte“. Nach einer kleinen rhetorischen Pause fährt er fort: „Die Freiheit, die ein Professor in Deutschland genießt, ist sehr groß: So gibt es wenige Vorgaben, wie die eigene Forschung und die Arbeitsgruppe aufzubauen sind. Auch ist man durch die Grundversorgung mit „Hausmitteln“ nicht zu 100 % von Drittmitteln abhängig. Man muss sich also nicht ständig auf „modische, sexy“ Themen stürzen, sondern genießt in der Tat noch etwas der akademischen Freiheit im humboldtschen Sinne.“

Wir sind beide für eine Weile still. Dann frage ich vorsichtig: „Und wer ist daran interessiert, diese „kreativen“ Arbeiten zu publizieren, von denen Sie sprachen? Gibt’s dafür auch Journals?“

„Klar. Natürlich in einem spezielleren Journal mit geringerem Impact Factor, doch was auch immer einen Neuigkeitswert hat, kann man irgendwo unterbringen. Das ist eines der wenigen Dinge, die ich über unsere Nachbarn auf der anderen Straßenseite weiß: Dort sind sowohl die „wichtigen“ als auch die „kreativen“ Ergebnisse sehr schwierig zu publizieren.“

„Warum das?“, frage ich ihn. Er hält vor einem großen Büro mit Glastür an. Innen befinden sich drei Schreibtische, doch sind nur zwei besetzt. Während er reinschaut, sagt er:

„Die Universität erhält ihre Gelder größtenteils aus verschiedenen Töpfen der öffentlichen Hand und von daher leitet sich der Auftrag ab, das geschaffene Wissen der Öffentlichkeit auch zur Verfügung zu stellen. Und nicht nur das, auch die nächste Generation an Wissenschaftlern wird hier ausgebildet. Selbst eine direkte Interaktion mit der breiteren Öffentlichkeit ist ausdrücklich erwünscht, sei es durch Vorträge, Präsenz in den Medien oder als Experte in Beratungskommissionen für die Politik. Der Uni-Wissenschaftler ist schon von Beginn an eine öffentliche Person, dessen Name im Internet leicht zu finden ist und hoffentlich noch leichter auf zahlreichen Publikationen. Kaum unterschiedlicher könnte die Welt der Industrie sein. Nur die Namen und das Wirken eines kleinen Personenkreises dringen an die Öffentlichkeit. Relevante Erkenntnisse verlassen das Firmengelände fast nur im Schutzmantel von Patenten. Der Kontakt mit der Öffentlichkeit ist stark professionalisiert, denn die mühsam aufgebaute Reputation soll nicht durch ungeschickte Worte Einzelner beschädigt werden. Und schließlich dürfen die wertvollen Firmengeheimnisse nicht versehentlich ausgeplaudert werden.“

Mittelbau


Nach diesen Ausführungen klopft er an die Glastür und eine der Frauen signalisiert, dass wir eintreten können. „Hi Paul, was können wir für Dich tun?“, fragt sie. Er entgegnet: „Ich habe diese junge...

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