“It’s the End of the World as We Know It…” Als R.E.M. 1987 diesen Song aufnahmen, ahnten sie wahrscheinlich nicht, dass sich der Titel schon bald zu einer Redewendung entwickeln würde, die gerne und oft zur kurzen Charakterisierung von Endzeitszenarien aller Art herangezogen wird. Gerade im Jahr 2012 sollten wir uns ernsthaft Gedanken darüber machen, wie wir unsere letzten Tage verbringen wollen, endet doch in wenigen Monaten laut einem Maya-Kalender die Zeit der menschlichen Zivilisation. Doch bis es soweit ist, können wir immerhin jede freie Minute nutzen, um die zahlreichen dystopischen Kinder- und Jugendromane zu lesen, die in den vergangenen Jahren den zuvor von Vampiren und Werwölfen beherrschten Buchmarkt aufgewühlt haben. Es herrscht eine düstere Atmosphäre zwischen den Buchdeckeln und auf den Filmleinwänden: Menschen werden institutionell überwacht, Beziehungen werden arrangiert oder ganz verboten, die Natur ist zerstört, es herrschen Chaos und Anarchie. Aber was ist wirklich neu an diesen Texten? Haben wir es wirklich mit einer neuen Gattung zu tun oder differenzieren sich in den dystopischen Texten seit langem bekannte Inhalte, Themen und Motive lediglich weiter aus? Im vorliegenden Band widmen sich die Autoren den verschiedenen Facetten des Phänomens der dystopischen KJL, indem sie beispielsweise untersuchen, welche Vorläufer es für diese Texte gab und ob die Apokalypse in ihren verschiedenen Versionen lediglich als Folie für andere Themen dient. Den thematischen Einstieg auf diesem Weg bereitet Ralf Schweikart, der verschiedene aktuelle Texte vorstellt und eine Kontextualisierung der Gattung versucht. Christina Ulm belegt den Zusammenhang zwischen aktuellen Dystopien und dem Motiv der Insel im Hinblick auf Robinsonaden. Das Phänomen, dass übersetze Jugendliteratur häufig im Vergleich zu ihrem Original gesehen werden muss, stellt Tanja Lindauer in ihrem Beitrag vor. Mareile Oetken wagt sich in die anti-utopische Welt des Bilderbuchs und zeigt, welche Ausdruckskraft den Illustrationen inne wohnt. Thorsten Strübe stellt den Roman Skinned von Robin Wasserman in den Mittelpunkt einer Unterrichtsreihe für die Sekundarstufe II, während Florian Dietz seine Überlegungen zu dem Bilderbuch Serafin auf die Grundschule bezieht. Sonja Loidl untersucht das konfliktreiche Verhältnis zwischen Mentoren und ihren Schützlingen, das in vielen dystopischen Jugendromanen eine wichtige Rolle spielt. Den umfassenden Bereich der dystopischen Filme mit jugendlichen Akteuren bzw. für ein jugendliches Publikum beleuchtet Horst Schäfer in seinem Beitrag. Den Abschluss des Thementeils bildet eine Sammelrezension von Maik Nümann, der verschiedene aktuelle Jugendbücher kritisch in den Blick nimmt. Das Spektrum wird eingeleitet durch einen Beitrag von Markus Schwahl, der die Polyphonität jugendliterarischer Texte durch intertextuelle Anspielungen untersucht. Gabriele Rabkin stellt das Konzept der Family Literacy aus Hamburg vor, in dessen Rahmen vor allem mit Familien gemeinsam eine Basis für Lesekompetenz geschaffen werden soll. Den Abschluss bildet Helga Römers Beitrag über die Buch- und Medienfernleihe für Gefangene und Patienten in Dortmund, durch die auch jugendliche Straftäter an das Lesen herangeführt werden. Editorial von Ricarda Dreier
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