Kiesgärten – attraktiv und zeitgemäß
Sie verbinden den Zauber der Mittelmeerflora mit dem Reiz der Steppe: Kiesgärten stehen für modernes und naturnahes Gärtnern.
Trend Kiesgarten
Steine und Pflanzen – dieser Kontrast fasziniert Gärtner seit Langem. Im Kiesgarten gehen beide eine zeitgemäße Allianz ein – ganz nach dem Vorbild der Natur.
Schlicht und harmonisch: Ein Ruheplatz mitten im Kiesgarten wird von Liebesgras (links), Diamantgras (Mitte) und Elfendisteln (hinten) gesäumt.
Wir bewundern in den Bergen Pflanzen, die unter ärmlichsten Bedingungen, ja nahezu auf blankem Fels wachsen. Auf Reisen in mediterrane Länder sind wir von der Zähigkeit von Pflanzen wie Thymian, Lavendel oder Heiligenkraut begeistert, die in kargem Kalkschotter sommerlicher Hitze trotzen und betörende Düfte verströmen. Auch vielen Pflanzen aus den Steppen Südeuropas und Asiens sowie den Kurzgrasprärien Nordamerikas – wie Schleierkraut und Seidenpflanze – gelingt das Kunststück, trotz Wassermangel und magerer Böden Jahr für Jahr ihre Pracht zu entfalten.
Solche Pflanzengesellschaften aus der Natur sind das Vorbild für moderne Kiesgärten. Dabei ist es nicht nur die Kombination von steinigem Lebensraum und faszinierender Pflanzenvielfalt, die auf Gartenbesitzer und Gestalter einen unwiderstehlichen Reiz ausübt. Vielmehr sind Kiesgärten in Zeiten, in denen im Sommer wegen Wasserknappheit immer öfter Gießverbote ausgesprochen werden, eine ökologisch sinnvolle und zugleich attraktive moderne Lösung für viele Gärten.
Denn anders als im Steingarten, in dem Pflanzen alpiner Herkunft kultiviert werden, die an gute Wasserversorgung gewöhnt sind, kommt die Pflanzenwelt im Kiesgarten mit wenig Wasser und zudem mit wenigen Nährstoffen aus. Bei entsprechender Pflanzenwahl brauchen Sie im Kiesgarten weder zusätzlich zu gießen noch zu düngen. Ein richtig angelegter Kiesgarten ist also pflegearm. Sie sparen Arbeit, Geld und kostbares Wasser. Denn die Hunger- und Durstkünstler überstehen sogar längere sommerliche Trockenperioden unbeschadet.
Genügsam und trotzdem üppig
Doch keine Angst: Kiesgärten sind nicht einfach steinige, spärlich bewachsene Flächen. Das Angebot an Pflanzen, die Trockenheit aushalten, ist heute so reichlich, dass Ihnen ein ganzes Potpourri geeigneter Gehölze, Halbsträucher, Stauden sowie Zwiebel- und Knollenpflanzen zur Verfügung steht (-> >). Gestalten Sie Ihren Kiesgarten also ganz nach Ihrem eigenen Geschmack: Sie können ihn schlicht und elegant halten mit nur wenigen Arten, oder Sie zaubern mit Pflanzen in unterschiedlichsten Farben, Formen und Texturen Gartenbilder, die an impressionistische Gemälde erinnern.
Elegant schlängelt sich dieser Pfad durch den Kiesgarten. Hier kann man im Vorübergehen dem intensiven Duft von Lavendel, Katzenminze und Muskateller-Salbei nachspüren.
Steine im Garten machen Geschichte
In diesem Steingarten dominieren unterschiedlich große Platten. Schön, wenn der Stein sichtbar bleibt und nicht ganz von Pflanzen überwachsen wird.
Die Verwendung von Stein als Gestaltungselement im Garten hat – vor allem in Asien – eine uralte Tradition.
Bereits in chinesischen Gärten, deren Ursprünge weit in die vorchristliche Zeit zurückreichen, hat man versucht, durch eine geschickte Gestaltung die Harmonie von Erde, Himmel, Steinen, Wasser, Gebäuden, Wegen und Pflanzen anzustreben. Hier sind neben Wasser und Pflanzen Steine ein wesentliches Gestaltungsmittel.
Japanische Gärten reduzieren den Maßstab von ganzen Landschaften und ermöglichen so die Begegnung mit vertrauter Natur im Garten. Bewusst platzierte Findlinge bilden Berge oder ganze Gebirge ab. Durch ausgedehnte Kiesflächen werden in der Regel weite Wasserflächen dargestellt. In den Kies geharkte Wellenmuster sollen Assoziationen an die fließenden Bewegungen des Wassers wecken. Solche Gestaltungen sind aufwendig: Laub oder Zweige müssen ständig sorfältig entfernt und die Wellenmuster in kurzen Abständen nachgezogen werden. Und es versteht sich von selbst, dass solche Flächen nicht begangen werden dürfen.
Doch nicht nur in asiatischen Gärten sind Steine ein wichtiger Bestandteil der Gartenkultur. In Europa wurde Kies bereits in Barockgärten als bedeutendes Gestaltungsmaterial verwendet. Man setzte Kiesarten mit den unterschiedlichsten Farben ein, um in prunkvollen Parterres wirkungsvolle Ornamente zu schaffen und so den Gärten rund ums Jahr ein attraktives Gesicht zu verleihen. Ab Ende des 19. Jahrhunderts kamen dann – beeinflusst durch die asiatische Gartenkultur und den aufstrebenden Alpinismus – Steingärten in Mode. In ihnen dominieren alpine Pflanzen, die sich zwischen kleinen Felsblöcken und Steinfugen behaupten.
Auch in anderen modernen Gartengestaltungen werden Stein und Kies eingesetzt: In vielen Wassergärten säumt beispielsweise Kies das Ufer von Teichen oder künstlich angelegten Bachläufen. Hierfür liefert die Natur geeignete Vorbilder.
Ein typischer japanischer Garten: Kunstvoll und mit großer Präzision in den Kies geharkte Wellenmuster erinnern an sanft bewegtes Wasser.
Vom Kiesbeet zum Kiesgarten
Eine Sonderform des Steingartens ist das Kiesbeet. Es wurde in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts in unseren Gärten populär. Hier wurde nicht mehr mit Findlingen oder behauenem Stein gearbeitet, vielmehr wurden Kiesaufschüttungen bepflanzt.
Häufig waren diese Schotterflächen im Vorfeld des Hauses nur spärlich mit Pampasgras, Blaukissen oder Zwerg-Kiefern bestückt. Zwischen einzelnen Pflanzen taten sich unbewachsene kahle Abschnitte auf, die nur von Kies bedeckt waren. Doch die Spannung zwischen einer ruhigen, einförmigen Kiesdecke und aufstrebenden Pflanzengestalten beeindruckte schon damals die Betrachter. Seinerzeit standen gestalterische Aspekte im Vordergrund. Ökologische Gesichtspunkte waren in dieser Zeit noch zweitrangig.
Dies hat sich mittlerweile grundsätzlich geändert. Trockene und heiße Sommer, warmes Stadtklima und die Notwendigkeit, mit Wasser sparsam umzugehen, haben einen neuen Gartentyp geschaffen. Im modernen Kiesgarten werden bewusst trockenheitsverträgliche Pflanzen verwendet, die keine zusätzliche Wasserversorgung brauchen. Während in seiner minimalistischen Ausprägung lediglich einzelne Pflanzen oder Streifen von Gräsern und Halbsträuchern mit weiten Schotter- oder Kiesflächen korrespondieren, kommt in den pflanzenbetonten Arrangements des modernen Kiesgartens eine Vielzahl unterschiedlicher Arten zum Einsatz.
Wie an einem natürlichen Flusslauf oder einem Baggersee säumt Kies das Ufer dieses Teichrands.
einfach
gärtnern
Im Kiesgarten ist Gesteinsmaterial weniger ein Gestaltungselement, sondern dient dazu, den Boden durchlässig und mager zu machen (-> >). In trockenen Regionen gelingt die Anlage eines Kiesgartens leicht. In niederschlagsreichen Gebieten ist es dagegen schwierig, geeignete Bedingungen zu schaffen. Wenn Ihnen das zu aufwendig ist, bepflanzen Sie solche Fächen besser mit feuchtigkeitsliebenden Stauden, als gegen die Natur zu gärtnern.
Kies allein macht keinen Kiesgarten
Auf nach Süden geneigten Hängen sind Kiesgärten eine ansprechende und pflegearme Lösung. Fackellilien, Bart-Iris und Kugel-Lauch setzen farbige Akzente.
Nicht jedes Miteinander von Pflanze und Stein ist bereits ein Kiesgarten. Oft sind Pflanzflächen nur aus ästhetischen Gründen mit Kies bedeckt, oder Beete werden mit Kies oder Splitt abgedeckt, um den Boden vor Erosion zu schützen und die Keimung von Unkräutern einzuschränken. Solche Gärten haben mit einem Kiesgarten nur wenig zu tun, denn hier wachsen Pflanzen mit einem höheren Wasserbedarf gewöhnlich in einem normalen oder sogar feuchten Gartenboden, der reich mit Nährstoffen versorgt ist. Trotz der Kiesabdeckung werden Sie in längeren Trockenperioden gießen müssen.
Der echte Kiesgarten
In einem echten Kiesgarten hingegen gedeihen lichthungrige, hitze- und trockenheitsverträgliche Arten, die obendrein wenig Nährstoffe brauchen. Ein Kiesgarten ist deshalb in erster Linie für Gärten eine gute Lösung, die karge Standortbedingungen bieten, denn die typischen Pflanzen des Kiesgartens wollen einen durchlässigen, mageren Boden und einen warmen, sonnigen Platz.
Wenn Sie also in niederschlagsarmen Gegenden zu Hause sind, brauchen Sie kaum große Vorbereitungen zu treffen, sondern können problemlos einen Kiesgarten anlegen (-> >).
Selbst in etwas feuchteren Regionen können Sie mit einer geschickten Standortwahl einen Kiesgarten oder zumindest ein Kiesbeet verwirklichen: Oft sind Plätze vor Süd- und Südwestwänden eine gute Wahl für ein Kiesbeet. Durch die Rückstrahlung der Mauern ist es hier warm und trocken. Auch werden nach dem Bau eines Hauses Baugruben oft mit lockeren Schüttmaterialien verfüllt, sodass Regenwasser hier rasch versickert. Ist der Boden zu nährstoffreich, können Sie ihn mit einigem Aufwand abmagern und für die Kiesbeetflora passend machen (-> >). Ebenso bieten nach Süden und Südwesten ausgerichtete Hanglagen gute Bedingungen für einen Kiesgarten. Hohe Sonneneinstrahlung, Wärme und rasch abfließendes Wasser offerieren den charakteristischen...