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E-Book

Kinder ohne Bindung

Deprivation, Adoption und Psychotherapie

VerlagKlett-Cotta
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl276 Seiten
ISBN9783608203240
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Die Untersuchungen von René Spitz zum Hospitalismus haben gezeigt, daß ausreichende Ernährung und Versorgung allein nicht ausreichen: Kinder brauchen für eine gesunde psychische Entwicklung auch Bindungspersonen, die ihre emotionalen Bedürfnisse befriedigen. Vor dem Hintergrund der Bindungstheorie von John Bowlby konnte die Bindungsforschung nachweisen, daß eine Vernachlässigung der frühen emotionalen Bedürfnisse eines Säuglings Schädigungen in der Hirnreifung zur Folge hat. Diese sind eine Ursache für die Entwicklung von schweren psychopathologischen Auffälligkeiten, die wir auch als Bindungsstörungen diagnostizieren. Wenn die elterlichen Fähigkeiten zur Förderung der emotionalen Entwicklung ihres Kindes nicht ausreichen oder sich schädigend auswirken, wird oft eine Fremdbetreuung des Kindes in einer Pflege- oder Adoptivfamilie erwogen. Dies kann zu neuen, »heilenden« Bindungserfahrungen des Kindes führen. Die Beiträge erläutern die rechtlichen Zusammenhänge und Fragen wie etwa Besuchskontakte, betreuter Umgang oder Rückführung des Kindes in seine Ursprungsfamilie unter bindungs dyna mischen Gesichtspunkten. Mit Beiträgen von: Theodor Hellbrügge, Stephen J. Suomi, Kim A. Bard, Mechthild Papou ek, Michael Rutter, Zdenek Matejcek, Jaróslav turma, Ludwig Salgo, Dana E. Johnson, Miri Keren, Angie Hart, Karl Heinz Brisch.

Karl Heinz Brisch, Dr. med. habil., ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychiatrie und Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Neurologie; Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Gruppen; Ausbildung in spezieller Psychotraumatologie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Er war Vorstand des weltweit ersten Lehrstuhls für Early Life Care und leitete das gleichnamige Forschungsinstitut an der PMU in Salzburg. Seine klinische Tätigkeit und sein Forschungsschwerpunkt umfassen den Bereich der frühkindlichen Entwicklung und der Psychotherapie von bindungstraumatisierten Menschen in allen Altersgruppen. Brisch leitete über viele Jahre die Abteilung für Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München und entwickelte dort das MOSES®-Therapiemodell zur erfolgreichen Intensiv-Psychotherapie von früh traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Brisch entwickelte die Präventionsprogramme »SAFE® - Sichere Ausbildung für Eltern« und »B.A.S.E® - Babywatching«, die inzwischen in vielen Ländern Europas, aber etwa auch in Australien, Neuseeland und Russland Verbreitung gefunden haben. Er ist Gründungsmitglied der »Gesellschaft für Seelische Gesundheit in der Frühen Kindheit« (GAIMH e. V. - German-Speaking Association for Infant Mental Health) und war dort viele Jahre lang im Vorstand. Die GAIMH ist eine Tochtergesellschaft der WAIMH - World Association for Infant Mental Health. Seit 2000 organisiert er die jährlich stattfindende renommierte Internationale Bindungskonferenz (www.bindungskonferenz.de) so wie seit 2018 die Internationale Early Life Care Konferenz in Salzburg (www.earlylifecare.at). Brisch verbreitet die Inhalte und Ergebnisse der Bindungs- und Traumaforschung und -psychotherapie auch durch viele Publikationen, Vorträge und die Teilnahme an zahlreichen Radio- und Fernsehsendungen (https://www.khbrisch.de). Vom 16. bis zum 18. September 2022 fand die 21. Internationale Bindungskonferenz zum Thema »Gestörte Bindungen in digitalen Zeiten - Ursachen, Prävention, Beratung und Therapie« statt. Die Konferenzleitung obliegt Karl Heinz Brisch. Zur Website der Bindungskonferenz: www.bindungskonferenz.de Theodor Hellbrügge (1919-2014), Prof. Dr. med., Dr. h.c. mult., em. Professor für Sozialpädiatrie der Ludwig-Maximilians-Universität in München, war ein Pionier und Begründer der Sozialpädiatrie in der modernen Kinderheilkunde und ein bedeutender Kinderarzt.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Kinder ohne Bindung1
Inhalt6
Vorwort8
Einleitung11
Vom Deprivationssyndrom zur Entwicklungs-Rehabilitation14
Das Deprivationssyndrom – Beispiele14
Diagnose des Deprivationssyndroms – Sozialentwicklung, Entwicklung zur Selbständigkeit, Kontaktfähigkeit und Sprache16
Möglichkeiten der Interaktionsdiagnostik18
Einbeziehung der Eltern in die Entwicklungs-Rehabilitation20
Die »Münchener Funktionelle Entwicklungsdiagnostik« als Basis für eine frühzeitige Rehabilitation23
Umfassende Entwicklungs-Rehabilitation und Heilpädagogik statt Sonderpädagogik26
Gemeinsame Erziehung nichtbehinderter und unterschiedlich behinderter Kinder27
Literatur28
Die wechselseitige Beeinflussung zwischen genetischen und Umweltfaktoren formt individuelle Differenzen der Verhaltensentwicklung bei Primaten30
Einleitung30
Individuelle Differenzen in der Aggressionsregulation33
Auswirkungen einer frühen Aufzucht unter Gleichaltrigen36
Interaktionen zwischen genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen38
Zusammenfassung41
Dank41
Anmerkungen41
Literatur42
Die Entwicklung von Schimpansen, die von Menschen aufgezogen wurden45
Einleitung45
Fähigkeiten der Mütter bei Schimpansen46
Kindliche Bewältigungsstrategien: Erregungsmuster, Regulierung und Ansprechbarkeit auf Sozialisierung50
Entwicklung emotionaler Bindungen54
Schlußfolgerungen56
Dank57
Literatur58
Bindungssicherheit und Intersubjektivität62
Antworten aus dem Bereich der Bindungsforschung63
Antworten der neueren Bindungsforschung64
Antworten aus der interdisziplinären Frühentwicklungsforschung66
Frühe Austausch- und Regulationsprozesse66
Intuitive elterliche Kompetenzen in der vorsprachlichen Kommunikation67
Adaptive Funktionen der vorsprachlichen Kommunikation: ein Überblick69
Emotionale Bezogenheit auf der Ebene der primären Intersubjektivität71
Primäre Intersubjektivität: kindliche und elterliche Prädispositionen71
Blickkontakt als »Augenblick« positiver emotionaler Bezogenheit und Begegnung73
Bedeutung der primären Intersubjektivität75
Emotionale Bezogenheit auf der Ebene der sekundären Intersubjektivität76
Bedeutung der sekundären Intersubjektivität78
Störungen der intersubjektiven Bezogenheit bei frühkindlichen Regulations- und Beziehungsstörungen78
Intersubjektive Bezogenheit im Szenario negativer Emotionen79
Szenario des exzessiven Schreiens80
Szenario chronischer Unruhe und Unzufriedenheit80
Szenario einer Wochenbettdepression81
Spezifische Probleme der Spiegelung und Affektregulation bei frühkindlichen Regulationsstörungen81
Begegnung mit »Gespenstern im Kinderzimmer«82
Augenblicke positiver intersubjektiver Bezogenheit in der Eltern-Säuglings-Psychotherapie84
Literatur86
Die psychischen Auswirkungen früher Heimerziehung92
Einleitung92
Aufbau der Studie mit rumänischen Adoptivkindern94
Waren die negativen psychischen Symptome durch Vernachlässigung (Deprivation) im Heim verursacht?96
Die Spezifität psychischer Reaktionen auf schwere Deprivationserfahrungen im Heim100
Eine kanadische Studie103
Eine holländische Studie104
Sind die Auswirkungen der Heimbetreuung altersspezifisch?104
Sensible Phasen108
Biologische Programmierung109
Mögliche Auswirkungen von Deprivationserfahrungen im Heim auf die Programmierung114
Heterogenität (Verschiedenheit) in der Reaktion auf frühe Deprivation117
Mögliche indirekte Wirkmechanismen118
Zusammenfassung124
Dank128
Anmerkungen128
Literatur128
Zusammenhänge zwischen dem Wachstum von psychisch belasteten Kindern und kognitiver sowie emotionaler Entwicklung139
Einleitung139
Methoden148
Minderwuchs und Deprivation149
Minderwuchs und von den Eltern berichtete Probleme149
Ergebnisse150
Minderwuchs und Deprivation150
Von den Eltern berichtete Probleme151
Diskussion154
Dank158
Literatur158
Deprivationsstudien in der ehemaligen Tschechoslowakei und ihre Folgen für die Familienpolitik162
Einleitung: Kinder ohne Zuwendung und das Problem der Deprivation162
Kindererziehung in der Tschechoslowakei163
Die Arbeit von Mat?j?ek und Langmeier164
Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse165
Wünschenswerte positive Merkmale des Familienlebens167
Literatur169
Ehemalige Heimkinder in Adoption und Familienpflege170
Der erste Akt – 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts Typen der deprivierten Persönlichkeit des Kindes und die Indikation für eine Adoption170
Intermezzo175
Zweiter Akt175
Der dritte Akt178
Epilog182
Wie soll man ein Kleinkind diagnostizieren, das in einem Waisenhaus gelebt hat?184
Einleitung184
Fallbeschreibung184
Falldiskussion189
Fazit190
Literatur190
Die alltäglichen kleinen Wunder191
Einleitung191
Edwards Autobiographie192
Autoethnographie194
Zum Hintergrund meiner Arbeit196
Resilienz als alltägliches kleines Wunder198
Kasten 1: Vier Kinder in einer chronischen Krise199
Resilienz in Aktion203
Therapeutische Methoden205
Alltägliche kleine Wunder zur Förderung »hoffnungsvoller Bindungen«208
Das Gerüst hoffnungsvoller Bindungen209
Hoffnungslose Bindungen210
Arbeit mit leiblichen Eltern212
Arbeit mit beruflicher und struktureller Ambivalenz213
Schlußfolgerung217
Dank218
Literatur218
Adoption aus der Perspektive der Bindungstheorie und Therapie223
Einleitung223
Bindungsforschung: Konzept der Feinfühligkeit224
Bindungsqualität des Kindes225
Vorteile einer sicheren Bindung227
Ursachen von Bindungsstörungen228
Diagnose der Bindungsstörungen229
Bindung und Trauma232
Der Einfluß von traumatischen Erfahrungen auf Funktion und Struktur des Gehirns235
Bindung, Pflegekindschaft und Adoption236
Störung im Heilungsprozeß240
Therapie von traumatischen Erfahrungen am Beispiel Frühgeburt243
Therapie von Bindungsstörungen244
Fallbeispiel245
Prävention von Trauma, Bindungsstörung und Fremdplazierung251
Ausblick252
Literatur253
Das Wohl des Kindes unter den Aspekten gesetzlicher Einflüsse260
Kinderrechte rücken in den Blickpunkt – unterschiedliche Bilder von »Kindheit«260
Probleme des Kinderschutzes im Recht – Schutz des Kindes und/oder der Familie?262
Zum Auftrag der Jugendämter263
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte und die Menschenrechte für Kinder264
Elternschaft und Eltern-Kind-Beziehung werden hervorgehoben – aber stehen die Rechte des Kindes wirklich im Mittelpunkt?265
Gerichtsentscheidungen gegen das Kindeswohl – zwei Beispiele267
Der erste Fall: die Ausblendung von häuslicher Gewalt in einem Urteil268
Der zweite Fall: Kindeswohl versus Staatsräson271
Fazit: Bindungspsychologie und Gesellschaft, Bindungsforschung und Recht274
Anmerkungen275
Literatur275
Informationen zu den Herausgebern278

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