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King Kong. Ein Vergleich zwischen dem Filmklassiker von 1933 und seiner Neuverfilmung von 2005

AutorCarole Gobat
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl138 Seiten
ISBN9783668075382
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Film und Fernsehen, Note: 5.75 (Schweizer Notensystem), Université de Fribourg - Universität Freiburg (Schweiz) (Departement für Medien- und Kommunikationswissenschaften), Veranstaltung: Hauptseminar Kinoklassiker der Unterhaltung, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Bachelorarbeit vergleicht die Filme 'King Kong und die weisse Frau' von Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack aus dem Jahr 1933 sowie das Remake 'King Kong' von Peter Jackson aus dem Jahr 2005. Dabei fällt sofort auf, dass Jacksons Kong kein schieres Monster mehr ist, sondern ein übergrosser Silberrücken mit ausgeprägten Charakterzügen, ein sensibles, einsames und fühlendes Geschöpf, welches zu emotionalen Empfindungen wie Zuneigung und Liebe fähig ist. Der Vergleich dieser im Original und im Remake unterschiedlichen Charakterisierung und Darstellung der Figuren, als auch die z.T. völlig gegensätzlich inszenierten Rollenkonstellationen stellen den Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses der vorliegenden Bachelorarbeit dar. Des Weiteren sollen die beiden Verfilmungen in Kontext zu ihren jeweiligen gesellschafts(politischen) und produktionstechnischen Rahmenbedingungen gesetzt und deren Einfluss auf die Umsetzung und Produktion der Filme miteinbezogen werden. Ebenfalls beantwortet werden sollen die Fragen nach der unterschiedlichen, epochenspezifisch eingesetzten Spezialeffekte und Animationen, welche für den Erfolg der beiden Verfilmungen entscheidend waren. Die letzte Forschungsfrage bezieht sich auf den legendären Showdown: Wie wird Kongs tragischer Todeskampf und Sturz vom Empire State Building inszeniert und welche Unterschiede bestehen zwischen den beiden Filmversionen?

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Leseprobe

2. Theoretische Grundlagen


 

2.1. Filmgenres


 

Für den vorliegenden Untersuchungsgegenstand des Vergleichs eines Originalfilms mit seinem Remake sind Kenntnisse der ihnen zugrunde liegenden Genres unumgänglich, da sie das Verständnis für die nachfolgende Filmanalyse erleichtern. Eine in der Filmwissenschaft gängige Definition von Filmgenres legt fest, dass alle Filme mit jeweils typischen Gruppierungsmerkmalen und Zuordnungskriterien zu einer eigenen Gruppe – dem Genre – zusammengefasst werden können. Trotzdem ist der Genrebegriff problematisch, da die Zuordnung von Filmen zu einzelnen Genres nach nicht vergleichbaren Kriterien und Merkmalen erfolgt, welche zu einem Genre-Mix kombinierbar sind und sich ausserdem im Laufe der Zeit verändern (vgl. Koebner 2002: 244).

 

Beide in dieser Arbeit untersuchten King Kong-Produktionen charakterisieren sich – wie viele (moderne) Filme – dadurch, dass sie nicht nur einem Genre zugeordnet werden können, sondern in einem Genre-Mix mit genreübergreifenden Elementen verschiedener Filmgattungen inszeniert werden (vgl. Faulstich 2002:28). Da die Genrezugehörigkeit der Filme ein charakteristisches Merkmal ist, werden dementsprechend nachfolgend die in King Kong dominierenden drei Filmgenres vorgestellt.

 

2.1.1. Der Abenteuerfilm


 

Der Abenteuerfilm ist eines der bekanntesten und beliebtesten Genres der Filmgeschichte, welches seit jeher das Publikum fasziniert und unterhalten hat (vgl. Traber/Wulff 2004: 9). Die Entstehung der Abenteuermotive- und Stoffe geht auf die Bücher populärer Literaturautoren wie Daniel Defoe (Robinson Crusoe) im 19. Jahrhundert zurück (vgl. Roloff/Seesslen 1983: 23/27). „Das Abenteuerliche ist ein grenzgängerisches Genre. Dies hält die unübersehbare Vielfalt der Stoffe und Geschichten zusammen“ (Traber/Wulff 2004: 28) betont Wulff und erklärt damit, dass der Abenteuerfilm als Filmgenre eine der offensten Gattungen überhaupt ist, weil er einerseits eng verwandt mit anderen Filmgenres wie Fantasy, Science-Fiction, Action- und Katastrophenfilmen ist (vgl. Traber/Wulff 2004: 10) und andererseits in unterschiedlichsten Epochen und Ländern stattfinden kann, nur nicht im Alltag. Denn das Abenteuerliche als erzählerisches Genre soll die Zuschauer fernab ihres tristen Alltagsleben in fremde Welten und an unbekannte Orte entführen, die sie in der Realität niemals aufsuchen würden (vgl. film-lexikon.de 2015a). Die klassische Abenteuergeschichte handelt von Helden und Bösewichten, von Bewährungsproben und Verlockungen (vgl. Traber/Wulff 2004: 10). Sie folgt einem beinahe allen Mythen und Legenden zugrundeliegenden (vereinfachten) Grund- und Erzählmuster, auch Heldenreise genannt: Der Held[1] bricht zu Beginn der Story aus seinem Alltag aus, und verlässt die Heimat in Richtung Fremde, um eine selbst- oder fremdauferlegte Aufgabe zu erfüllen und sein Ziel zu erreichen. Im Verlaufe seiner Reise muss der Held – unterstützt von Helferfiguren – verschiedenen Gefahren und Bewährungsproben trotzen und sich seinen Gegnern stellen, um an sein Ziel zu gelangen und seine Bestimmung zu vollenden. Der Abenteurer ist an seinen Aufgaben gewachsen und kehrt am Ende gestärkt eine triumphale Heimreise an (vgl. film-lexikon.de 2015a). Die Abenteuergeschichte ist also eine zeitlich begrenzte Handlung mit erfolgreichem Ausgang. Ein negatives Ende mit dem Tod des Helden ist in diesem Genre selten (vgl. Traber/Wulff 2004: 12-14).

 

2.1.1.1. Motive des Abenteuerfilms

 

Die typischen Beweggründe, welche den Abenteurer zu seiner Reise aufbrechen lassen, sind vielfältig und häufig wiederkehrend. Wichtige Zielobjekte des Abenteurers sind „private Rache, Flucht, politische Mission, die Suche nach Schätzen und dem Glück, Erforschung und Entdeckung […]“ (Heer 1981: 6). Daran anknüpfend ist eines der weitverbreitetsten Motive des Abenteuergenres der auch für diese Filmanalyse wichtige Entdeckergeist des Abenteurers und die Begegnung mit der Fremde – häufig Höhepunkte der Abenteuergeschichten. Die Entdeckung und Erschliessung von weissen, unbekannten Flecken auf der (See-)Karte, wie z.B. Skull Island in King Kong, ist für den draufgängerischen Helden (wie bspw. Carl Denham) und seine Begleiter sehr reizvoll. Dabei spielen auch die fremden Bewohner dieser Orte – meist als „Wilde“ bezeichnet – eine Rolle, da sich die Abenteurer-Gruppe mit deren andersartigen Gebräuchen, Ritualen und Tänzen auseinandersetzen muss (vgl. Traber/Wulff 2004: 23-24).

 

Obwohl meist eher die Handlungen als die Psyche des Abenteurers im Vordergrund stehen, hängen dessen innere Konflikte und das äussere Abenteuer oftmals zusammen, v.a. wenn das Motiv der Liebe vorkommt. Die Befreiung der gefangengenommenen Frau ist ein häufiger Grundzug des Abenteurers (vgl. Roloff/Seesslen 1983: 41), welcher auch auf beide King Kong- Filme zutrifft. Hier übersteht die Heldenfigur des Jack Driscoll das Abenteuer und gewinnt das Herz des Mädchens.

 

Das Motiv der aufgezwungenen und unverschuldeten Abenteuerreise des Helden ist hier nur insofern relevant (vgl. film-lexikon.de 2015a), als dass aus einem anderen Blickwinkel gesehen der Riesenaffe King Kong als Antiheld bezeichnet werden könnte, der seine Angebetete mehrmals aus gefährlichen Situationen rettet, dann jedoch selbst gefangen, unterdrückt und entfremdet wird.

 

2.1.1.2. Elemente und Stilmittel des Abenteuerfilms

 

Die Aussenaufnahme ist eines der wichtigsten Stilmittel des Abenteuergenres überhaupt. Um den Flair des Abenteuerlichen zu erzeugen, müssen Abenteuergeschichten an aussergewöhnlichen Schauplätzen spielen, nicht im Inneren von Gebäuden. Eine Begegnung mit der Natur und extremen Landschaften – wie der Dschungel, das Meer, die Wüste – ist also häufig selbst Bestandteil des Abenteuers und bildet eine eigene Gegenkraft, die der Held bezwingen muss, ggf. sogar unter Einsatz seines Lebens (vgl. Traber/Wulff 2004: 22-23). Erreicht wird dieser Eindruck filmtechnisch durch weite Landschaftstotalen, welche bewusst machen sollen, wie klein der sich zur Wehr setzende Mensch gegenüber der gewaltigen Übermacht der Natur ist. Die Einführung des Farbfilms war zur Unterstreichung dieses Eindruckes massgeblich (vgl. film-lexikon.de 2015a).

 

Abenteuerfilme behandeln häufig die Grenzen der Zivilisation. Zusätzlich zur Begegnung mit der Fremde und der gefährlichen Natur trifft der Abenteurer häufig auch auf etwas Magisches oder Mystisches, wie z.B. geheimnisvolle Zivilisationen oder entdeckt Überbleibsel von vermeintlich ausgestorbenem oder gar nicht existierendem Leben (wie den Riesenaffen Kong oder die Dinosaurier). Diese Begegnung der Gegenwart mit der rätselhaften Vergangenheit ist auch ein Element des Fantasy Genres, oftmals gepaart mit Merkmalen des Horrorfilms (vgl. Traber/Wulff 2004: 25) – was in dieser Kombination auch in King Kong vorkommt. Auch verwandt ist der Abenteuer mit dem Actionfilm. Diese Verwandtschaft basiert u.a. darauf, dass die Handlung im Film hauptsächlich dazu dient, „den Protagonisten von einer spektakulären Kampf- oder Verfolgungssequenz in die nächste zu führen“ (film-lexikon.de 2015a). Das Geschehen wechselt also periodisch zwischen handlungsunterbrechenden Action-Szenen und solchen, die den Fortgang der Story vorantreiben. Dabei steht die Handlung als Bestimmung des Helden im Vordergrund und nicht dessen Motive. Im Gegensatz zu älteren Abenteuerfilmen wird heute die Action statt durch Szenentotale durch viele Einzelbewegungen dargestellt (vgl. Traber/Wulff 2004: 15-17).

 

2.1.1.3. Die typische Figur des Abenteurers

 

Im Zentrum von klassischen Abenteuergeschichten steht der Abenteurer, der Held, dessen Figur aber eher als Prototyp denn als tiefgreifender psychologischer Charakter dargestellt wird. Die Stärke des Helden liegt, wie schon erwähnt, eher im entscheidungsfreudigen, Handeln als im langen Reden (vgl. film-lexikon.de 2015a). Der alltägliche Abenteuerreisende ist kein Rebell, er handelt meist aufgrund von persönlichen statt politischen Motiven, wie z.B. dem Begehren nach Ruhm und Ehre. Er macht während des Abenteuers eine Entwicklung durch, während beim waghalsigen Berufs-Abenteurer keine Wesensveränderung stattfindet. Beide Abenteurertypen lassen sich jedoch nicht von ihrem Vorhaben abhalten. Sie sind häufig Einzelkämpfer, welche Verantwortung für andere übernehmen, mutig handeln und sich ihren Widersachern stellen (vgl. Traber/Wulff 2004: 20-22). In diesem Sinne ist ein „Abenteuer ein Kräftemessen, eine Erprobung dessen, wozu der Mensch in der Lage ist“ (Traber/Wulff 2004: 22).

 

Bezogen auf die in dieser Arbeit analysierten zwei King Kong-Verfilmungen wurde festgestellt, dass je nach Gesichtspunkt und betrachteten Elementen des Abenteuerlichen verschiedene Filmcharaktere die Position des Helden oder des Abenteurers einnehmen können.

 

2.1.2. Der Horrorfilm


 

Das Ziel des Filmgenres Horrorfilm ist es, das Publikum vorsätzlich in Angst und Schrecken zu versetzen und die Zuschauer emotional zu verstören. Anders etwa als in Kriminalfilmen und Thrillern, in denen gezielt Spannung und Ungewissheit...

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