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E-Book

Kleopatra

AutorUwe Baumann
VerlagRowohlt Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783644403642
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Kleopatra (69-30 v. Chr.) war keine schöne Frau, doch sie war sprachgewandt, witzig, hochgebildet und machtbewusst. Damit gewann sie Caesar für sich, den mächtigsten Mann Roms. Ihr Plan, Ägyptens Unabhängigkeit zu sichern, schlug trotz aller Liebschaften und diplomatischen Schachzüge fehl. Das reiche Land am Nil war eine zu verlockende Beute für das gierige Rom. Das Bildmaterial der Printausgabe ist in diesem E-Book nicht enthalten.

Uwe Baumann, geboren 1953, Studium der Fächer Geschichte, Englisch und Philosophie in Düsseldorf und Oxford, Promotion (Neuere Anglistik/Amerikanistik, Ältere Anglistik, Alte Geschichte) zum Dr. phil. 1982 in Düsseldorf, Habilitation 1990 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Von 1992/93 bis 1999 Professor für Anglistik (Literaturwissenschaft und Literaturübersetzen) in Düsseldorf, ab 1999 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Englische Literatur- und Kulturwissenschaft). Buchpublikationen (in Auswahl): Rom und die Juden. Die römisch-jüdischen Beziehungen von Pompeius bis zum Tode des Herodes (63 v. Chr. - 4 v. Chr.) (1983, 2. Aufl. 1986); Thomas Morus, Epigramme, übersetzt, eingeleitet und kommentiert (1983); Die Antike in den Epigrammen und Briefen Sir Thomas Mores (1984); Antoninus Bassianus Caracalla (1984); Thomas Morus, Humanistische Schriften (1986, gemeinsam mit H. P. Heinrich); Claudius Tiberius Nero. A Critical Edition of the Play Published Anonymously in 1607 (1990); Heinrich VIII. (1991, 4. Aufl. 2001); Vorausdeutung und Tod im englischen Römerdrama der Renaissance (1564-1642): 'The heavens themselves blaze forth the death of princes' (1996); Shakespeare und seine Zeit (1998, 2. Aufl. 2000); Basileus und Tyrann. Herrscherbilder und Bilder von Herrschaft in der Englischen Renaissance (1999); Streitkultur. Okzidentale Traditionen des Streitens in Literatur, Geschichte und Kunst (2008, gemeinsam mit A. Becker, A. Steiner-Weber); Kopfball, Einwurf, Nachspielzeit. Gespräche und Beiträge zur Aktualität und Geschichte des Fußballs (2008, gemeinsam mit D. Dahlmann); Warren Tufts, Lance. Ein Western-Epos, 5 Bde. (2011-2013, gemeinsam mit J. Baumann); Autobiographie: Eine interdisziplinäre Gattung zwischen klassischer Tradition und (post-)moderner Variation (2013, gemeinsam mit K. A. Neuhausen); Edgar Rice Burroughs' Tarzan, Bd. 5: Sonntagsseiten 1939-1940. Burne Hogarth (2014, gemeinsam mit C. Wich-Reif); Polemik im Dialog des Renaissance-Humanismus: Formen, Entwicklungen, Funktionen (2015, gemeinsam mit A. Becker, M. Laureys); Warren Tufts, Casey Ruggles. Eine Western-Saga, bisher 2 Bde. (2015-2017, gemeinsam mit J. Baumann). Zahlreiche Aufsätze, Essays und Lexikonartikel zur englischen Literatur und Kultur, inklusive der Populärkultur vornehmlich des 16., 17., 19. und 20. Jahrhunderts und zur amerikanischen Literatur und Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts.

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Leseprobe

Vorwort


Die Menschen können nicht sagen, wie sich eine Sache zugetragen, sondern nur wie sie meinen, daß sie sich zugetragen hätte.

 

Georg Christoph Lichtenberg:

«Sudelbücher»

Kleopatra VII., Tochter des Ptolemaios XII. Auletes und letzte Königin der Ptolemäer, wurde im Winter des Jahres 70/69 v. Chr. geboren. 51 v. Chr. bestieg sie gemeinsam mit ihrem Brudergemahl Ptolemaios XIII. den Pharaonenthron, wurde allerdings schon wenig später von ihrem Bruder vertrieben. In einen Bettsack eingewickelt, soll sie zu Caesar nach Alexandria gebracht worden sein. Nicht schön (wie Münzbilder deutlich zeigen), aber sprachgewandt, hoch gebildet, machtbewusst und witzig, gewann die knapp zweiundzwanzigjährige Kleopatra den mächtigsten Mann Roms für sich. Im Bürgerkrieg zwischen Kleopatra und Ptolemaios XIII. nahm Caesar für Kleopatra Partei (und geriet dabei in größte Schwierigkeiten); nach der Niederlage und dem Tod des Ptolemaios XIII. regierte Kleopatra mit ihrem jüngeren Brudergemahl Ptolemaios XIV. von 47 bis 44 v. Chr. über Ägypten.

Die ägyptische Königin besuchte ihren Geliebten Caesar, dem sie vermutlich im Jahre 47 einen Sohn, Kaisarion, gebar, für viele Monate in Rom; und sie war dort auch am 15. März 44 v. Chr., dem Tag, der die antike Welt nachhaltig verändern sollte. Unter den Dolchen der Verschwörer, angeführt von Cassius und Brutus, starb Caesar, und Rom wurde in einen weiteren Bürgerkrieg hineingerissen. Obwohl Kleopatra 44 v. Chr. Kaisarion zum Mitregenten nahm, musste sie sich 41 v. Chr. wegen ihrer Haltung im römischen Bürgerkrieg in Tarsos vor Antonius verantworten. Die Caesar-Mörder waren besiegt, und das Römische Reich hatte im Grunde nur noch dem Namen nach eine republikanische Verfassung: De facto wurde es von zwei sehr unterschiedlichen Männern beherrscht, von Oktavian, dem späteren Kaiser Augustus, und von Marcus Antonius.

Wiederum, wie schon einmal bei Caesar, gelang es Kleopatra, als Aphrodite und neue Isis den mächtigen Mann Roms, Antonius, den neuen Dionysos, für sich zu gewinnen. 37 v. Chr. schenkte Antonius ihr das Fürstentum Chalkis am Libanon und weite Landstriche Phöniziens und Kilikiens. 34 v. Chr. proklamierte Antonius (der Entscheidungskampf um die Macht im Römischen Reich mit Oktavian war inzwischen unausweichlich geworden) Kleopatra zur «Königin der Könige», Caesars Sohn Kaisarion zum «König der Könige» und ihre gemeinsamen drei Kinder zu Unterkönigen: Alexander Helios für das östliche Euphratgebiet, Ptolemaios Philadelphos für Syrien und Kilikien, Kleopatra Selene für Kyrene und Libyen. Die testamentarisch bestätigten Landschenkungen des Antonius wie auch der in seinem Testament niedergelegte Wunsch, in Alexandria bestattet zu werden, lieferten Oktavian den Vorwand, den Bürgerkrieg um die Macht im Römischen Reich nominell als Krieg gegen Kleopatra und Ägypten zu führen. Kleopatra wurde ab dem Jahre 34 v. Chr. von der Propagandamaschinerie Oktavians systematisch zur nationalen Feindin Roms stilisiert, zum lüsternen, gewissenlosen, orientalischen Weib, das nur Unglück über Rom und die Römer bringe.

Aus der verlorenen Seeschlacht bei Actium am 2. September 31 v. Chr., die den Bürgerkrieg zwischen Antonius und Oktavian, zwischen Dionysos und Apollo, zwischen Osten und Westen, entschied, entkamen Kleopatra und Antonius nach Ägypten. Die Königin versuchte vielleicht noch einmal, sich mit einem Römer zu arrangieren. Schließlich jedoch, nachdem sie ihr Spiel verloren hatte, tötete sie sich selbst am 12. August 30 v. Chr., um nicht als Gefangene im Triumphzug Oktavians mitgeführt zu werden.

Auf einige dürre Fakten reduziert, ist dies der Lebensweg Kleopatras. Ihre Geschichte als Herrscherin Ägyptens wird auch im Rückblick des Historikers zu einer klassischen Tragödie, in der sie sich mit immer weniger Erfolg gegen die Entwicklung ihrer Zeit stemmt. Die Epoche der unabhängigen hellenistischen Königreiche war spätestens seit der Neuordnung des gesamten Ostens durch Pompeius (63 v. Chr.) vorbei; einzig und allein Rom beherrschte die Mittelmeerwelt. Dies erkannte zweifellos auch Kleopatra und versuchte sich deshalb mit den Mächtigen Roms zu arrangieren. Die Tage des republikanischen Roms waren jedoch ebenfalls gezählt, und so wurde die ägyptische Königin immer wieder in die Todeskämpfe und Bürgerkriege der sterbenden Republik hineingezogen. Der Getreide- und Holzreichtum ihres Königreichs, insgesamt die Ressourcen, die Ägypten bereitstellen konnte, machten ihr Herrschaftsgebiet wiederholt zum Ziel von Begehrlichkeiten. Pompeius war nach der Niederlage gegen Caesar nach Ägypten geflohen, die Caesar-Mörder suchten in Ägypten und Syrien Zuflucht, und auch Antonius stützte sich in seinem Endkampf mit Oktavian nahezu ausschließlich auf die Reichtümer Ägyptens. Die Niederlage des Antonius bei Actium besiegelte dann auch das Schicksal Kleopatras und ihres Königreichs. Ägypten wurde zur römischen Provinz, einer Provinz zudem, die ohne ausdrückliche Genehmigung des Kaisers kein Senator mehr betreten durfte. Deutlicher, als es diese gesetzliche Regelung zeigt, kann die herausragende Bedeutung Ägyptens für das Römische Reich kaum betont werden: Der Herr über Ägypten und damit über die Getreideressourcen des Landes konnte sich jederzeit zu einer Gefahr für die Versorgung Roms und so für die Sicherheit des Reichs entwickeln. Oktavian hatte als kühler Machtpolitiker die Konsequenzen aus den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte gezogen und sich den Zugriff auf Ägypten endgültig (und persönlich) gesichert.

Die Niederlage des Antonius bei Actium besiegelte nicht nur das Schicksal Kleopatras, sie ist auch das entscheidende Ereignis für die Beurteilung ihrer Persönlichkeit durch die Nachwelt. Die Geschichte schreibt, wie die antiken Historiker schon wussten, immer der Sieger. So sind fast alle Quellen, die uns heute über Kleopatras Leben und Persönlichkeit Aufschluss geben können, belastet durch die ungemein effektive Propagandapolitik Oktavians. Die erhaltenen Zeugnisse, ohnehin nur eine durch die Zufälle der Überlieferung begrenzte Auswahl, weisen fast ausnahmslos die Tendenz auf, die Beziehung zwischen Kleopatra und Caesar zu bagatellisieren und Kleopatra und Antonius als unrömisches, in orientalischer Pracht lebendes Herrscherpaar zu diffamieren. Die Persönlichkeit Kleopatras (soweit sie sich [re-]konstruieren lässt) und die wahre Geschichte ihrer Handlungen wie ihrer politischen Ambitionen liegen begraben unter römischer Bürgerkriegspropaganda und den vielen poetischen Bearbeitungen einer tragischen Liebesgeschichte.

Dennoch lässt sich, wenn man die erhaltenen Zeugnisse unvoreingenommen prüft und sich die tendenziöse Darstellung darin immer wieder vor Augen führt, das facettenreiche Bild einer faszinierenden Herrscherin gewinnen, die sich über fast zwei Jahrzehnte in der männlich rauen Welt von Bürgerkrieg, politischer Intrige und gewissenloser Machtpolitik behauptete, einer Frau, die wie kaum eine zweite aus durchsichtigen politischen Gründen diffamiert wurde.

 

Diese Skizze der Persönlichkeit und der Regierungszeit Kleopatras möchte keine grundsätzliche Neubewertung der letzten Ptolemäerkönigin vornehmen, sondern eine – im Wesentlichen aus den Quellen erarbeitete – knappe und historisch zuverlässige Biographie bieten, die allein schon durch ausführliche Quellenzitate die Leserinnen und Leser notwendigerweise in den Prozess der Bewertung der dort getroffenen Aussagen einbezieht.

Der für dieses Vorhaben verfügbare Raum zwingt von vornherein zur Auswahl und in manchen Punkten auch zu bewusstem Verzicht. So kann im Folgenden keine ausführliche Analyse der römischen Politik der Jahre 51 bis 30 v. Chr. geboten werden, obwohl diese zweifellos den Hintergrund – und für die entscheidenden Jahre mit Caesar und Antonius nicht nur den Hintergrund – der politischen Handlungen und Ambitionen Kleopatras liefert. Ebenso wird weitgehend auf die Darstellung der sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Entwicklung Ägyptens im mittleren Drittel des 1. Jahrhunderts v. Chr. verzichtet. Das Literaturverzeichnis trägt diesem strukturellen Verzicht in der Darstellung insofern Rechnung, als dort auch zu diesen speziellen Fragen die wichtigsten neueren Studien verzeichnet sind.

 

Obwohl nach Umberto Ecos Essay «Wie man ein Vorwort schreibt» (1987) Danksagungen immer belastender werden, ist es mir mehr als eine angenehme Pflicht, öffentlich Dank zu sagen für die vielfältige Unterstützung, die mir bei der Materialbeschaffung und Materialsichtung von vielen Seiten zuteilwurde. Ein erster Dank gilt all denen, in deren Fußstapfen ich bei meinem Porträt Kleopatras treten durfte, ein Dank, der durch die Nennung in den Anmerkungen und im Literaturverzeichnis nur ungenügend abgestattet werden kann, zumal viele dort aus Raumgründen nicht einmal genannt werden können. Neben diesem notwendig pauschalen Dank seien daher Hans Volkmann, Michael Grant, Dietmar Kienast, Günther Hölbl und Manfred Clauss namentlich erwähnt, deren Standardwerke zu Augustus, Kleopatra und der Zeit der Ptolemäerherrschaft insgesamt meine Skizze nachhaltig geprägt haben.

Für die kritische Lektüre dieser Monographie und einige Verbesserungsvorschläge fühle ich mich meinen fachfremden und – vielleicht...

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