1 Wie Sie dieses Buch nutzen
Dieses Buch soll bei der Bewältigung problematischer Alltagssituationen von Kindern mit Aufmerksamkeits- und Unruhezuständen und Koordinationsschwächen helfen.
Eltern, Erzieher, Lehrer, Ärzte und Therapeuten äußern den Eindruck, dass in heutiger Zeit Kinder gehäuft Aufmerksamkeitsprobleme, Selbstregulationsprobleme und auch Koordinationsprobleme aufweisen. Sicherlich haben Sie Kontakt zu Kindern mit derartigen Schwierigkeiten. Vielleicht ist sogar Ihr eigenes Kind davon betroffen.
Diese Kinder erscheinen entweder besonders unruhig, zappelig und unaufmerksam oder sehr verträumt und verlangsamt und oft auch unkoordiniert und tollpatschig. Sie haben Schwierigkeiten, den Alltag und die damit verbundenen Aufgaben zufriedenstellend zu bewältigen. Das Zusammensein mit diesen Kindern ist oft anstrengend und fordert uns Erwachsene sehr heraus.
Dieses Buch soll Sie bei der Bewältigung problematischer Alltagssituationen von Kindern mit Aufmerksamkeits- und Unruhezuständen und Koordinationsschwächen im häuslichen Umfeld, im Kindergarten und in der Grundschule unterstützen. Es kann eine erforderliche Therapie jedoch keinesfalls ersetzen, wird sie jedoch sinnvoll ergänzen.
Antworten auf Fragen:
Was tun, wenn das Kind Schwierigkeiten hat, neue Fertigkeiten zu erlernen?
Was tun, wenn das Kind unorganisiert und unselbstständig ist?
Was tun, wenn das Kind unsicher ist und sich wenig zutraut?
Was tun, wenn es zwischen den Erwachsenen und dem Kind viele Spannungen gibt?
Was tun, wenn das Kind sehr zappelig und laut ist?
Was tun, wenn das Kind sehr verträumt und verlangsamt ist?
Was tun, wenn das Kind unaufmerksam, leicht ablenkbar ist und viele Fehler macht?
Was tun, wenn sich das Kind nicht an Regeln hält?
Was tun, wenn das Kind seine Aufgaben nicht zuverlässig erledigt?
Was tun, wenn das Kind mit anderen Kindern häufig Stress hat?
Was tun, wenn das Kind in seiner Freizeit wenig aktiv ist?
Was tun, wenn das Kind tollpatschig und beim Basteln, Malen und Schreiben ungeschickt ist?
Wie kann ich die Umgebung des Kindes unterstützend gestalten?
1.1 Beitrag zur Prävention und Inklusion
Darüber hinaus versteht sich dieser Ratgeber als ein Beitrag zur Prävention und Inklusion. Er bietet Hilfen und Anregungen dafür, dem Auftreten oder der Verschlimmerung möglicher Verhaltensprobleme im Kindesalter entgegenzuwirken, und kann die Inklusion betroffener Kinder in Kindergarten und Schule begünstigen.
Nicht alle aufmerksamkeitsgestörten Kinder weisen eine vollständige krankheitsrelevante Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung (z. B. ADHS) auf. Aber gerade jüngere Kinder können durch Aufmerksamkeitsdefizite und Unruhezustände und erhöhte Ungeschicklichkeit besonders auffallen und haben damit Schwierigkeiten, angemessen am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Bestimmt kennen Sie so ein Kind und haben sich auch schon einmal einige dieser Fragen gestellt.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Antworten auf alle diese Fragen sowie eine Vielzahl von erprobten Alltags- und Inklusionshilfen, Tipps und Tricks dafür, Kinder mit Aufmerksamkeitsproblemen, erhöhter Unruhe und Koordinationsschwächen zu unterstützen, damit sie sich positiv entfalten.
1.1.1 Den Alltag einfacher machen
Ziel ist es, dass der Alltag für diese ganz besonderen Kinder und auch für Sie (wieder) einfacher wird! So kann dieser Ratgeber auch die Inklusion von auffälligen Kindern in der Kindertagesstätte und in der Schule erleichtern.
Bestimmt geht es Ihnen so wie mir, egal was mit unseren Kindern ist, was sie können oder nicht so gut können – wir möchten, dass es ihnen gut geht, sie sich gut aufgehoben, in dieser Welt zu Hause fühlen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Es ist uns wichtig, dass sie mit einem stabilen Selbstvertrauen durchs Leben gehen, sich anerkannt und geliebt fühlen und Freundschaft und Liebe schenken können.
Hilfreiche Tipps
Tipps, die dem Kind helfen, Fertigkeiten zu erlernen und Aufgaben zu bewältigen.
Tipps, die das Kind unterstützen, selbstständiger und organisierter zu werden.
Tipps, die das Selbstvertrauen des Kindes stärken.
Tipps zur Entspannung und Verbesserung der Erwachsenen-Kind-Beziehung.
Tipps, die dem Kind helfen, sich besser zu regulieren.
Tipps, die das Kind ruhiger oder wacher werden lassen.
Tipps, die die Aufmerksamkeitsleistungen des Kindes verbessern.
Tipps, die dem Kind helfen, seine Aufgaben und Pflichten zu erfüllen.
Tipps, die die Sozialkompetenz des Kindes verbessern.
Tipps, die zu einer aktiveren und zufriedeneren Freizeitgestaltung des Kindes verhelfen.
Tipps, die zur Verbesserung der Grob-, Fein- und Schreibmotorik beitragen.
Tipps zur Optimierung der Umgebungsgestaltung.
Wir Erwachsene können mit unserer unbedingten Liebe, Zuneigung, Wertschätzung und einem respektvollen Umgang ganz viel dafür tun, dass unsere Kinder ein sicheres und stabiles Selbstvertrauen entwickeln und positive Emotionen fühlen und äußern können. Deshalb, neben allen konkreten Alltagshilfen und Tricks, ist mir die wichtigste Botschaft dieses Ratgebers:
Stärken Sie das Vertrauen des Kindes in sich selbst und in seine Fähigkeiten und Stärken, indem Sie immer wieder verdeutlichen, dass Sie diese anerkennen, es wertschätzen, gerne haben oder sogar unbedingt lieben!
Weiterführende Hilfen: Sollte sich das Kind in therapeutischer Behandlung befinden, kann der Ratgeber die Therapie sicherlich zusätzlich unterstützen. Ihr Hausarzt/Kinderarzt/Kinder- und Jugend-Psychiater und/oder eine Ergotherapeutin Ihres Vertrauens können Ihnen sicherlich weiterhelfen und Sie kompetent beraten.
1.1.2 Themen, Fragen und Tricks
Im ersten Teil dieses Ratgebers erhalten Sie Basisinformationen zu den Themen Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeitsstörungen, Koordinationsstörungen und Fertigkeiten lernen. Im zweiten Teil bekommen Sie vielfältige Alltagshilfen und Tipps dafür, bestimmte Situationen positiv so zu verändern, dass das Kind vermehrt Selbstvertrauen, Konzentration, Geschicklichkeit und Selbstständigkeit entwickeln kann. Es werden die wichtigsten typischen Fragen im Zusammenhang mit Aufmerksamkeits- und Koordinationsproblemen gestellt und die damit verbundenen Auffälligkeiten beschrieben. Anschließend werden Lösungsansätze in Form von Alltags- und Inklusionshilfen und Tipps für das häusliche Umfeld, den Kindergarten und die Schule vorgestellt. Die Lösungsansätze sind der Übersicht halber folgenden 10 Zielen zugeordnet:
10 Ziele für Ihr Kind:
Verbesserung des Fertigkeitserwerbs
Verbesserung der Selbstständigkeit und Handlungsorganisation
Verbesserung des Selbstvertrauens
Verbesserung der Erwachsenen-Kind-Interaktion
Verbesserung der grundlegenden Aufmerksamkeitsaktivierung, der Selbstregulation und der zielgerichteten Aufmerksamkeitssteuerung
Verbesserung der Mitarbeit bei fremdbestimmten Aufgaben
Verbesserung der Sozialkompetenz
Verbesserung der Spielintensität und der Freizeitaktivitäten
Verbesserung der Grob-, Fein- und Schreibmotorik
Optimierung der Umgebungsgestaltung
Gern können Sie sich die Themen, Fragen und Tricks heraussuchen, die Sie besonders interessieren. Sie müssen diesen Ratgeber nicht chronologisch »abarbeiten«! Lassen Sie sich inspirieren und probieren Sie einzelne Anregungen aus. Fragen Sie auch das Kind oder die Kinder, ob und was sich durch den Einsatz der Tricks verändert und wie sie dies bewerten. Wenn Sie aufmerksam und im Kontakt mit dem Kind sind, müssen Sie keine Angst...