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Kommunikation von (Nicht-)Wissen

Eine Fallstudie zum Lernen Erwachsener in hybriden Settings

AutorJoerg Dinkelaker
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl279 Seiten
ISBN9783531909783
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR
Hybride Settings sind ein zentrales Element der die Grenzen von Bildungseinrichtungen überschreitenden Institutionalisierung des Lernens Erwachsener. Vor diesem Hintergrund untersucht Jörg Dinkelaker Muster der Zuschreibung von (Nicht-)Wissen am Fall von Interaktionen in einer Hilfeeinrichtung und in einem Unternehmen.

Dr. Jörg Dinkelaker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Universität Frankfurt am Main.

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Leseprobe
4 Sequenzen thematisch zusammenhängender (S. 105-106)

(Nicht-)Wissenszuschreibungen sind keine singulären Ereignisse. Sie stehen in Zusammenhang mit ihnen vorangegangenen und an sie anschließenden (Nicht-) Wissenszuschreibungen. Allerdings werden nicht alle aufeinander folgenden (Nicht-)Wissenszuschreibungen als zueinander gehörig betrachtet. Dies hängt davon ab, inwiefern sie sich auf das selbe Thema der Bewertung beziehen lassen. Die Themen der Bewertung, die solche Zuschreibungssequenzen zusammenhalten, werden im Folgenden als Disziplinen bezeichnet. Gespräche sind als Kompositum mehrerer disziplinär zusammenhängender Sequenzen rekonstruierbar (4.1).

Im vergleichenden Überblick über die in den untersuchten Settings beobachtbaren Zuschreibungssequenzen werden wiederkehrende Muster erkennbar. Eines dieser Muster ist das der Kommunikation von Lernen. Die Rekonstruktion dieser Strukturen von Sequenzen disziplinär zusammenhängender (Nicht-)Wissenszuschreibungen ist der Schlüssel zum Verständnis hybrider Settings, denn auf dieser Ebene realisieren sich die unterschiedlichen Formen des Umgangs mit Wissen bzw. Nicht-Wissen. Welche Anschlüsse an (Nicht-)Wissenszuschreibungen gewählt werden, ist weder vorherbestimmt noch zufällig, denn jeder Anschluss an eine (Nicht-)Wissenszuschreibungen stellt eine Auswahl aus einem überschaubaren Strauß möglicher Anschlussoptionen dar (4.2): Nicht-Wissenszuschreibungen werden zum Anlass von Versuchen ihrer Überwindung.

Fortgesetzte Nicht-Wissenszuschreibungen drängen sich in den Vordergrund der Kommunikation. Sie werden zum veränderungsbedürftigen Gegenstand. Sequenzmuster der Überwindung von Nicht- Wissenszuschreibungen sind: Vermeiden/Dementieren/Ignorieren, Aushandeln von Geltungsansprüchen, Darstellung von Lernen und Verändern von Positionszuschreibungen (4.3). Fortgesetzte Wissenszuschreibungen treten in den Hintergrund der Kommunikation. Sie werden zur unterstellten selbstverständlichen Voraussetzung dessen, was in der Kommunikation geschieht. Sequenzmuster des Umgangs mit Wissen sind: Vereinbaren, gemeinsames Problemlösen und Geselligkeit (4.4).

Die unterschiedlichen Strukturmuster von Zuschreibungssequenzen sind auf die Bearbeitung jeweils eines bestimmten Problems spezialisiert. Deswegen verweist die Wahl eines Strukturmusters durch die Beteiligten jeweils auf eine spezifische Funktion, die dem Umgang mit (Nicht-)Wissenszuschreibungen in der betreffenden Situation zukommt (4.5).

4.1 Bewertungsdisziplinen und Zuschreibungssequenzen

Sequenzen von (Nicht-)Wissenszuschreibungen werden durch ein gemeinsames Thema der Bewertung zusammengehalten74. Diese im Folgenden als Disziplinen bezeichneten Bewertungszusammenhänge werden von den Beteiligten im Verlauf jeder Zuschreibungssequenz etabliert und reproduziert. Ein Wechsel der Bewertungsdisziplin ist mit dem Übergang von einer Zuschreibungssequenz zu einer anderen verbunden. Die Wiederaufnahme einer bereits etablierten Disziplin ermöglicht die Fortsetzung einer Zuschreibungssequenz, auch wenn sie zuvor bereits abgeschlossen war.

Zur Darstellung der Verfahren der Etablierung und Fortsetzung von disziplinär zusammenhängenden Zuschreibungssequenzen wird im Folgenden ein Fallbeispiel herangezogen. Der dazu ausgewählte Gesprächsauschnitt ist durch den wiederkehrenden Wechsel zwischen drei Bewertungsdisziplinen geprägt. Seine eng an seiner Sequenzlogik orientierte Rekonstruktion wird so lange fortgeführt, bis jede dieser Disziplinen ein zweites Mal wieder aufgegriffen wurde. So wird sowohl nachvollziehbar wie sich disziplinär zusammenhängende Sequenzen etablieren (4.1.1) als auch wie es zum Wechsel von Disziplinen kommen kann (4.1.2) als auch wie disziplinäre Sequenzen wieder aufgegriffen werden können (4.1.3).
Inhaltsverzeichnis
Dank8
Inhaltsverzeichnis9
Verzeichnis der Tabellen13
Einleitung14
1 Zur Analyse der Kommunikation von Lernen in hybriden Settings17
1.1 Hybride Settings des Lernens Erwachsener18
1.2 Kommunikation von Lernen22
1.3 Fallauswahl und Datenerhebung32
1.4 Verfahren und Prozess der Analyse37
2 Die untersuchten Settings42
2.1 Settings in der Hilfeeinrichtung42
2.2 Settings im Unternehmen57
3 Verfahren der Zuschreibung von (Nicht-)Wissen68
3.1 Unterstellungen71
3.2 Behauptungen76
3.3 Überprüfungen82
3.4 Drei Formen zugeschriebenen (Nicht-)Wissens95
3.5 (Nicht-)Wissen als Personeneigenschaft und Geltungsanspruch98
4 Sequenzen thematisch zusammenhängender ( Nicht-) Wissenszuschreibungen101
4.1 Bewertungsdisziplinen und Zuschreibungssequenzen102
4.2 Ungleicher Umgang mit Wissen und Nicht-Wissen122
4.3 Sequenzmuster der Aufhebung von Nicht-Wissenszuschreibungen123
4.4 Sequenzmuster, die Wissenszuschreibungen voraussetzen135
4.5 Kontextmarkierungen und Kontextvermischungen144
5 Sequenzen der Kommunikation von Lernen146
5.1 Das Sequenzmuster der Kommunikation von Lernen147
5.2 Zeitformen der Kommunikation und Lernen159
5.3 Kopplung von kommuniziertem Lernen und beobachtbarem Verhalten167
5.4 Positionszuschreibungen im Rahmen der Kommunikation von Lernen172
6 Hybride Sequenzen175
6.1 Lernen und Geltungsaushandlung176
6.2 Lernen und Positionsaushandlung179
6.3 Lernen und Vereinbarung186
6.4 Lernen und Geselligkeit192
6.5 Lernen und gemeinsame Problembearbeitung197
6.6 Übersichtstabelle200
7 Hybride Settings202
7.1 Verknüpfungsformen202
7.2 Formale Struktur der Settings204
7.3 Zusammenhang der Settings225
7.4 Vergleich der Settings231
8 Zusammenfassung und Diskussion250
8.1 Hybride Lernsettings250
8.2 Lernen Erwachsener in hybriden Settings252
8.3 Offene Fragen260
Literatur261
Transkriptionskonventionen272

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