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E-Book

Koran und Bibel

Die größten Religionen im Vergleich

AutorThomas Schirrmacher
VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783775172127
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Zwei Weltreligionen - zwei weltumspannende Bücher: Bibel und Koran. Beide werden zigmillionenfach verbreitet. Ihre Inhalte schreiben Weltgeschichte. Doch in Entstehung, Stil und Botschaft können zwei Bücher kaum unterschiedlicher sein. Endlich erfährt der Leser kurz und bündig, was die beiden eint und vor allem trennt.

Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher ist Sprecher für Menschenrechte der Weltweiten Evangelischen Allianz und Vorstandsmitglied der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte. Er engagiert sich weltweit für Frieden und Gerechtigkeit. Zu seinen neuesten Veröffentlichungen gehören Unterdrückte Frauen (2013), Menschenrechte (2012), Menschenhandel (2011), Fundamentalismus (2010), Rassismus (2009), Hitlers Kriegsreligion (2007) und Multikulturelle Gesellschaft (2007). Seine Bücher wurden in 18 Sprachen übersetzt.

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Leseprobe

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II.Das Verhältnis zu Gott, wie es durch sein Wort entsteht

Hat sich Gott offenbart?


Auch wenn die Offenbarung im Koran von Gott kommt, ist sie keine Offenbarung Gottes selbst und seines Wesens, da der ewige Schöpfer selbst für das Geschöpf verborgen bleibt.

Die Bibel hat vor allem das Ziel, Gott selbst und sein Wesen zu offenbaren und eine Vertrauensbeziehung zu ihm aufzubauen. Da dies das eigentliche Ziel der Offenbarung ist, ist es kein Zufall, dass die Bibel Gottes Offenbarung seiner selbst in der Menschwerdung des Gottessohnes Jesus Christus als ihre eigene Bestätigung und Überbietung ansieht.

»Im Koran bzw. im Islam offenbart sich Gott selbst eigentlich gar nicht. Gott ist ein Geheimnis, so lehrt es die islamische Theologie. Er ist von der Schöpfung getrennt. ›Schleier umgeben ihn‹, so hat die Philosophie formuliert. Er existiert in einem Raum, zu dem der Mensch keinen Zutritt hat. Der Mensch kann von sich aus keine Verbindung zu Gott herstellen. Es existiert keine Brücke zwischen Schöpfer und Geschöpf. Auch seine Offenbarung sendet Gott dem Menschen nicht direkt, sondern mittels des Engels Gabriel. Die Überlieferung beschreibt es so, dass Gott hinter einem Vorhang spricht, den der Mensch von seiner Seite aus nicht durchdringen kann. Er kann Gott nicht erkennen, er kann Gott nicht erfassen und nicht verstehen … Gott ist also nach islamischem Offenbarungsverständnis aus dem Schleier der Verborgenheit nie herausgetreten. Er hat zwar seine Botschaft übermittelt, er sendet den Menschen Zeichen (z. B. mit seiner Schöpfung). Der Koran ist der Auffassung, dass jeder Mensch Gott an der Schöpfung erkennen kann. Aber von sich selbst und seinem Wesen hat er nichts übermittelt.«39

Die Bibel sieht in der göttlichen Offenbarung durch Propheten und Apostel und vor allem in Jesus Christus eine wirkliche Offenbarung Gottes seiner selbst. Gott will Menschen nahe kommen, Frieden und Versöhnung mit den Menschen schaffen und eine vertrauensvolle Beziehung der Menschen mit Gott erreichen.

Nach dem NT können Menschen Gott, den Vater, von sich aus nicht erkennen (Johannes 1,18; 5,37; 6,46; Matthäus 11,27; 1. Timotheus 6,16; 1. Johannes 4,12) und wissen von sich aus nichts über Gott (Hiob 36,26). Doch der Gott der Liebe (2. Korinther 13,1; 1. Johannes 4,8.16) hat sich selbst als der erste Missionar zum Menschen gesandt (1. Mose 3,9) und dann sich selbst in Jesus Christus (Matthäus 10,40; Markus 9,37; Lukas 10,16; Apostelgeschichte 3,20.26; Johannes 3,17 u. ö.; vgl. Jesaja 48,16) und dann auch im Heiligen Geist (Johannes 14,26; 15,26; Lukas 24,49) als Missionar schlechthin zum Menschen gesandt. Deswegen sagt Jesus: »Wer mich sieht, sieht den Vater« (Johannes 14,9; ähnlich 12,45). In Jesus Christus wohnt Gott unter den Menschen (Johannes 1,14). Im Heiligen Geist »wohnt« Gott in den Gläubigen (Römer 8,9), »denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist« (Römer 5,5).

Gott
Christen und Muslime glauben an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde und den Schöpfer jedes einzelnen Menschen. Er allein ist allmächtig und hat seine Geschichte mit den Menschen sowie seinen Willen in seinem Buch niedergelegt. Am Ende der Zeiten wird er alle Menschen im Gericht zur Verantwortung ziehen.
KoranBibel
1. Gott (Allah) ist der Schöpfer der Welt und jedes einzelnen Menschen, aber er ist völlig transzendent, d. h. ganz von der Schöpfung getrennt. Es gibt keine Brücke zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf (Sure 55,1-78;6,100-101).1. Gott schuf den Menschen als sein Ebenbild und Gegenüber. Er offenbart sein Wesen in der Schöpfung in seinem Wort. Jesus ist die Brücke zwischen Gott und Mensch, denn in ihm wurde Gott Mensch (Johannes 1,14-15).
2. Gott hat keine Kinder, und es gibt nichts, was ihm gleich wäre. Jesus ist nicht Gott und darf nicht als Gott verehrt werden. Der Glaube an die Dreieinigkeit ist Vielgötterei, die schlimmste, unvergebbare Sünde im Islam, denn Vielgötterei ist »Beigesellung« eines anderen Wesens neben den Allmächtigen (Sure 5,72-73.75; 4,171-172).2. Gottes einziger Sohn ist Jesus Christus. Jesus kam als Mensch auf die Erde und ist doch selbst Gott. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind/ist ein einziger dreieiniger Gott (Johannes 1,1-2; Matthäus 28,20). Neben ihm darf kein anderer Gott verehrt werden (2. Mose 20,1-3).
3. Gott ist der Schöpfer, aber weder der Vater der Gläubigen noch der Vater Jesu Christi. Der Koran klagt die Christen an, drei Götter, nämlich Gott, Jesus und Maria, anzubeten und damit Vielgötterei zu betreiben (Sure 9,30-31).3. Gott ist der Vater Jesu Christi. Wer Gott durch den Geist als Vater anruft, ist sein Kind (Römer 8,15-17). Die Dreieinigkeit besteht aus Vater, Sohn und Heiligem Geist (Matthäus 28,19). Maria ist nur Mensch und hat keinen Anteil an der Dreieinigkeit.
4. Gott hat immer wieder durch Propheten gesprochen, die stets dieselbe Offenbarung von dem einen allmächtigen Gott und dem drohenden Gericht verkündigten (Sure 6,74-90).4. Der dreieinige Gott hat sich in der Zeit vor Jesus vielfältig und fortschreitend als Gott und Herr offenbart. Er sprach durch viele Glaubenszeugen und Propheten und am Ende durch seinen Sohn Jesus Christus (Hebräer 1,1-2; 11).
5. Gott hat sich im Koran als der ewige, einzige, allmächtige, allwissende und barmherzige Gott offenbart, nicht aber sich selbst (Sure 7,156; 35,15).5. Der Gott der Bibel hat sich selbst als ewig, majestätisch, allwissend und vollkommen offenbart und will Menschen, die in personaler Gemeinschaft mit ihm leben, selbst Wahrheit, Leben, Licht, Liebe und Gerechtigkeit sein (2. Mose 15,11; Psalm 147,5; 1. Johannes 4,7-9.16).

Glaube als Anerkennung der alleinigen Herrschaft Gottes oder Glaube als gegenseitige Vertrauensbeziehung?


Im Koran drückt sich Glaube (arab. iman) an Gott in der Anerkennung des alleinigen, ewigen Gottes und seiner Allmacht und Herrschaft aus. Glaube ist demütige Hingabe an Gott und die Unterwerfung (»Islam«) unter seinen Willen. Letzteres bedeutet, dass der Mensch das meidet, was Gott als Böses sieht, und das tut, was Gott gut nennt, also insbesondere die fünf Säulen des Islam befolgt.

Zentrum der Bibel ist die Überzeugung, dass »Glaube« (hebr. emuna, griech. pistis, lat. fides) eine Reaktion auf Gottes »Treue« und ein auf Gott gerichtetes, festes Vertrauen und Ausdruck der persönlichen Beziehung des Menschen zu Gott ist, auch wenn dafür die Anerkennung bestimmter Glaubenswahrheiten eingeschlossen wird und davon ausgegangen wird, dass der an Gott Glaubende auch dessen Willen tun möchte. Das Vertrauen auf Gott ist aber gerade auch angesichts des Umstandes nötig, dass der Glaubende oft den Willen Gottes nicht tut. Glaube ist dabei eine gegenseitige Vertrauensbeziehung, weil für die »Treue« Gottes dasselbe Wort verwendet wird.

Glaube ist im Koran und im Islam vor allem Anerkennung der Herrschaft und Allmacht Gottes, also die demütige Hingabe an Gott und die Unterwerfung unter seinen moralischen und geschichtlichen Willen. Der Glaube an Gott bedingt den Glauben an das Gericht, die Engel, die Heiligen Schriften und die Propheten (Sure 2,177). Glauben beschränkt sich jedoch nicht auf ein theoretisches Für-wahr-Halten bestimmter Wahrheiten, sondern hat Konsequenzen, nämlich das Gute zu tun und das Böse zu meiden (Sure 3,110), zu »glauben und das Rechte zu tun« (Sure 2,25), die fünf Säulen des Islam zu befolgen und das Leben im Diesseits stets in der Verantwortung vor Gott und von dem Wissen um das sichere Kommen des Jenseits her zu gestalten.

Das islamische Glaubensbekenntnis (arab. shahada), die erste der fünf Säulen des Islam, lautet: »Ich bezeuge: Es gibt keinen Gott außer Allah, und ich bezeuge, Muhammad ist sein Prophet«, wobei es stets nur auf Arabisch gesprochen wird.40 Damit wird die Einzigartigkeit Gottes (arab. tauhid) ins Zentrum gestellt sowie die Sendung Muhammads als Prophet Gottes, die diese Einzigartigkeit verkündigte. Das Bekenntnis wird täglich mehrfach beim rituellen Gebet gesprochen und ist damit fester Bestandteil der Glaubensausübung für alle Männer und Frauen jenseits der Pubertät. Mit dem Aussprechen des Glaubensbekenntnis vor zwei Zeugen oder einem Imam oder Qadi tritt ein Nichtmuslim unumkehrbar zum Islam über.

In der Bibel ist Glaube ein auf Gott gerichtetes festes Vertrauen und Ausdruck der persönlichen guten Beziehung des Menschen zu Gott und derselbe Begriff, der auch die »Treue« Gottes zum Menschen bezeichnet. Glaube hat im AT und NT nämlich aktive und passive Bedeutung. Erstere betrifft die Treue zu einer Person oder einem Versprechen; Letztere das Vertrauen in die Zusage eines anderen. Was Glaube ist, kann man an den Menschen Gottes, die Gott ihr Leben in unerschütterlichem Vertrauen und Gehorsam hingaben, durch die ganze Geschichte hindurch lernen (Hebräer 11).

Schon im AT meint Glaube nicht nur eine bloße Anerkennung von Lehrsätzen...

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