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E-Book

Lebensfreude statt Trennungsgejammer

AutorGeorge Mentzen
Verlagneobooks Self-Publishing
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783748595960
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Da steht Mann (Ü50) am Morgen auf mit Familie, Haus und Garten, ist mitten im Leben angekommen, wirtschaftlich gesichert, kommt am Abend nach Hause und ist wieder allein. Nach mehr als 20 Jahren Ehe ist Frau und das pubertierende Kind ausgezogen. Neue Adresse unbekannt. Und jetzt? Nach einer kurzen, schmerzvollen Realisierung, dass diese Situation nicht rückgängig gemacht werden kann, beginnt Mann seinen Weg zurück ins Leben mit dem Ziel, seine Freude am Leben wieder zu finden. Nicht nur die eigene Versorgung (Essen einkaufen, Wäsche waschen und bügeln, Toilette putzen) sind zu organisieren sondern auch der Weg zurück zu den schönen Dingen des Leben will gefunden werden. Die Teils selbstironische Darstellung der Erfahrungen werden ergänzt durch die ernsthafte Auseinandersetzungen mit Herausforderung, die ein männlicher Ü50-Single quasi über Nacht zu bewältigen hat.

George Mentzen, Jg. 1963, studierter Betriebswirt, Familienstand: Geschieden. Durch mehrere Umzüge tiefe Kenntnisse der deutschen und niederländischen Mentalität. Zu seinen Hobbys zählen neben Sport Musik, Kunst, Literatur. Seine literarischen Werke waren bisher nur für den privaten Gebrauch bestimmt. Die Idee zu seinem Erstlingswerk 'Lebensfreude statt Trennungsgejammer' entstand bei einem Spaziergang mit seiner neuen Lebensgefährtin.

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Leseprobe

Einkaufen.


Wir haben möglicherweise in der Schule oder in einem Dokumentarfilm mit wissenschaftlichen Hintergrund gehört, vielleicht aber auch beim Friseur in einer mehr oder weniger intelligenten Zeitschrift gelesen, dass der Mensch Grundbedürfnisse hat, die befriedigt sein wollen. Auch Politiker reden ja gern von den Grundbedürfnissen der Menschen, deren Befriedigung die aktuellen Regierungen in unverantwortlicher Weise vernachlässigen. Dazu gehören zum Beispiel ein Dach über den Kopf sprich eine Wohnung zu haben, sich ernähren zu können, soziale Kontakte zu haben und noch anderes. Das ganze Konstrukt hat ein kluger Kopf grafisch in einer Pyramide dargestellt. Google ich nach der dazugehörigen Maslow‘schen Bedürfnishierarchie, fallen mir weitere kluge Stichworte dazu ein, die in diesem Kapitel aber nicht in mein Konzept passen. Okay, Kleidung gehört auch dazu.

Sind die Bedürfnisse der unteren Stufe in dieser Pyramide, die lebensnotwendigen Bedürfnisse, gedeckt, kann sich der Mensch um die Wahrnehmung der Bedürfnisse der nächsthöheren Stufe widmen. Nahrung und Wohnraum gehören, glaube ich zu der unteren Stufe, während soziale Anerkennung und die Pflege von Hobby irgendwo in oberen Teil der Pyramide platziert sind.

Da in unserer zivilisierten Welt alle wichtigen Grundbedürfnisse eines normalen Bürgers gedeckt sind, kann der moderne zivilisierte Mensch sich auf die Bedürfnisse der oberen Hierarchie voll und ganz konzentrieren. Dazu zählen unter anderem soziale Kontakte und Selbstverwirklichung. So, glaube ich, habe ich es in der Schule gelernt. Zumindest habe ich es so behalten. Ich könnte das Internet befragen und mein theoretisches Wissen hierzu erweitern und festigen. Bringt mich aber bei der praktischen Gestaltung meines Lebens nicht so richtig weiter. Daher lasse ich es sein. Fakt ist, meine Schulzeit liegt länger zurück und daher können richtige Auslegungen dieser Theorie verloren gegangen und neuere Erkenntnisse nicht berücksichtigt sein. Spielt aber keine Rolle. Immerhin haben diese Ausführungen ein paar Zeilen zum Lesen und hoffentlich zum Nachdenken ergeben. Zur Rechtfertigung möchte ich darauf hinweisen, dass viele klug erscheinende Äußerungen zuweilen auf mangelhaftes Grundlagenwissen aufbauen und sich trotzdem hartnäckig als Wahrheit etablieren. Andere kluge Äußerungen, die auf fundierten Wissen gebaut sind, werden hingegen nur allzu oft als utopischer Nonsens diffamiert.

Also in praktischer Kurzform: Da Nahrung in westlichen zivilisierten Welt eigentlich In Überfluss vorhanden ist, ist der Kühlschrank als logische Konsequenz immer voll und ich kann mich darauf konzentrieren unterwegs zu sein und Party machen. Ich kann mich um die sozialen Kontakte mit voller Hingabe kümmern.

Zwischendurch dann ein bisschen töpfern und Yoga. Damit ist dann auch die Selbstverwirklichung abgedeckt und das Leben ist in Ordnung. Soweit die Theorie der Bedürfnisse.

Die Realität sagte mir bald, meine Erinnerung an diese Interpretation der Theorie ist falsch, muss falsch sein. Vielleicht sind auch nur Teile der Theorie falsch verstanden. Möglich, dass sogar die Wissenschaft umdenken muss und eine Anpassung der Auslegung erforderlich wird. Ich habe dies nicht recherchiert. Werde es in einem anderen Leben vielleicht tun, wenn mich langweilt.

Zumindest sein Leben nach diesem gelernten Verständnis der Theorie zu organisieren, führt früher oder später zu einer lebensbedrohlichen Situation.

Wenn alle Grundbedürfnisse unendlich lange gedeckt sind und ich meine Zeit für sinnbringendere Tätigkeiten nutzen kann, was ja Ausgangspunkt der Bedürfnishierarchie war, dann sind meine Speisekammer, meine Kühltruhe und mein Kühlschrank permanent gefüllt. Dies müsste dem Zustand eines Schlaraffenlandes entsprechen.

Zumindest meine aktuelle Erfahrung sagte mir, dass der Kühlschrank meinen Bedarf an Nahrung, die mein Weiterleben sichern soll, nicht unendlich gefüllt ist und ohne aktives Zutun auch nicht gefüllt bleibt. Meine erste Erkenntnis nach wenigen Tagen meines Alleinseins: Der Kühlschrank leerte sich durch meine Aktivität Nahrungsaufnahme, füllte sich aber nicht automatisch wieder auf. Hier gab es keinen Automatismus. Die Theorie der Wissenschaft führte bei konsequenter Beachtung zu einem praktischen Dilemma.

Möchte ich weiterhin essen, muss ich den Kühlschrank füllen. Diese Zeit fällt dann aber für Party oder Yoga weg. Auch wenn Zeit theoretisch unbegrenzt verfügbar ist, rein prinzipiell betrachtet, so ist sie im alltäglichen, realen Leben ein knappes Gut, sobald selbige sinnvoll genutzt werden will.

In Urzeiten war der Mann gefordert auf die Jagd zu gehen und die Frauen sammelten Beeren. Zu diesen Zeiten war kein Platz für Yoga. Die Menschen lebten als Jäger und Sammler. Heute leben die Menschen nicht mehr als Jäger und Sammler.

Die Aktivität, die erforderlich ist, den Kühlschrank in die Lage zu versetzen seine ihm zugedachte Funktion - Aufbewahrung von Lebensmitteln zur Sicherstellung der Ernährung (Anm. d. Verf) zu erfüllen heißt „Einkaufen“.

Hierzu hat der erst frisch verlassene männliche Mensch einen Laden zu betreten, eine Auswahl der angebotenen Lebensmittel zu treffen und diese zu kaufen. Durch diesen Vorgang wird er in die Lage versetzt seine Vorräte zu erneuern und sein Fortbestehen zu sichern. Die moderne Variante des Jagens und Sammelns. Nicht grundlos haben sich Begriffe wie Schnäppchenjäger und Punktesammler durchgesetzt.

Vielleicht mag der Vorgang des Einkaufens von Lebensmitteln in einem Supermarkt ein recht banaler sein. Oberflächlich betrachtet hätte ich dies bis kurz vor meinem ersten Einkauf als Getrennter blind unterschrieben. Geh ich in die Details, dann schaut die Welt schon wieder anders aus.

Ich lebe in einer ländlichen Gegend. In dieser kennen sich viele Menschen untereinander und entwickeln für veränderte Lebenssituationen anderer Menschen ein feines Gespür mit zuweilen eigenen Erklärungen und Begründungen. Ursachen von der Mann selbst bisher keine Ahnung hatte. Zuweilen sind einem ja nicht mal die Ursachenforscher persönlich bekannt.

Tritt Mann in einer Standardlebenssituation untypisch allein auf, schafft dies den Spielraum für die beobachtenden Menschen ihre eigenen Erklärungen für diese Begebenheit zu finden. Im allgemeinen Sprachgebrauch nennen sich diese Interpretationen Gerüchte und die fachlich fundierte Diskussion hierzu Tratsch. In der Kommunikationstheorie wird der aktive Austausch von Gerüchten auch ‚sich das Maul über jemanden zerreißen‘ genannt.

Auf dem Land, auch wenn sich die ländliche Gegend Mittelzentrum nennen darf, lief Mann „Gefahr“ Menschen beim Einkaufen zu begegnen, die einen kannten und zwar in einem verheirateten Zustand.

Ich hatte die ersten Wochen meines Alleinseins andere Prioritäten als zu verkünden: „ He, Leute, ich bin verlassen worden !“ – „Ab heute mach ich’s allein – das Leben!“

Ich legte auch nicht besonderen Wert darauf meinen Beitrag zur schnellen Verbreitung dieser Nachricht zu leisten. Bevor sich andere mit meinem Schicksal beschäftigten und mir Mitleid spendeten, wollte ich erst einmal selbst mit mir klarkommen.

Mein Kühlschrank leerte sich also schneller, als ich mich als verlassener Ehemann outen wollte. Der eine mag das feige nennen. Ich nenne es Prioritäten setzen.

Der gleiche Gedankengang noch einmal anders formuliert: Wenn mich beim Einkaufen jemanden traf, der mich kannte, musste er sich zwangsläufig die Frage stellen, warum ich allein im Supermarkt unterwegs bin. Er fängt zu denken an, wenn er nicht die Gelegenheit wahr nimmt mich selbst zu fragen.

Im Nachhinein, heute mehr als zwei Jahre nach meiner Trennung und mehr als ein Jahr nach meiner Scheidung, erscheinen mir diese Gedanken als so was von dämlich. Damals, in der noch frischen Situation war mein Verhalten evolutionstheoretisch vollkommen gerechtfertigt: Der Jäger hat seine Beute verloren und gibt es nicht zu!

Der Stress, dem ich mich zusätzlich aussetzte, war aber tatsächlich so etwas von überflüssig. Vermutlich wollte ich nur nicht als ein Mann mit einer gescheiterten Ehe bewertet werden! Ein dreifach Hoch auf meine Eitelkeit. Zu jener Zeit wollte ich alles, nur nicht als alleinlebender, gescheiterter Mann ertappt werden. Diese Zeiten sind vorbei! Zum Glück!

Also hatte ich im Supermarkt in der Anfangszeit zwei Herausforderungen zu bewältigen. Erstens wollte ich unentdeckt bleiben und zweitens musste ich meinen Bedarf an Lebensmitteln decken.


Einkaufen insgesamt war mir nicht fremd. Ich ging und gehe gern einkaufen. Eigentlich gehe ich gern shoppen. Shoppen heißt durch Fußgängerzonen bummeln, Schaufenster anschauen und in einem Café eine Pause einlegen. Eine Hose, einen Pullover anprobieren, vor dem Spiegel seine Eitelkeit bestätigen. Oder auch die Frau beim Einkauf beraten und teilnehmen an ihrer Auswahl. Das mache ich gern. Da überwiegt der Spaßfaktor.

Einkaufen in einem Supermarkt ist zielgerichtet. Er dient der Sicherstellung der Nährstoffversorgung. Neben der Nahrung sind auch männeruntypische Produkte, wie Spülmittel, Putzlappen und Waschpulver einzukaufen. Hier hat einkaufen eine ganz konkrete Funktion. Eine Überlebensfunktion. Der Spaßfaktor tritt etwas in den Hintergrund.


Mein Auto rollte langsam auf den Parkplatz des dazugehörigen Supermarktes. Ich ließ meinen Blick über das Areal streifen. Waren Autos zu sichten, denen ich einen Besitzer eindeutig zuordnen konnte? Die erste Sondierung verlief fast negativ. Das Auto von R. erkannte ich aus meiner Sitzposition nicht. Erst nachdem ich aus dem Auto ausgestiegen war, entdeckte ich R‘s Auto. Zu...

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