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E-Book

Lebensqualität im Alter

Therapie und Prophylaxe von Altersleiden

VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl350 Seiten
ISBN9783211271827
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR
Änderungen der Lebensqualität sind im Alter auf Grund biologischer Veränderungen und durch verschiedene Krankheiten gegeben. Lebensqualität ist ein Faktor, der sowohl im physischen als auch im psychischen Sinne verstanden werden muss. Lebensqualität kann nicht von anderen, sondern nur vom einzelnen Menschen selbst, als eine für sein individuelles Leben wichtige Qualität erlebt werden. Ein Element der körperlichen Lebensqualität ist die Schmerzlinderung bzw. Schmerzfreiheit. Nach einleitenden Kapiteln über grundlegende Aspekte der Lebensqualität, demographische Prognosen, biologische Grundlagen des Alterns und über verschiedene im Alter oft auftretende Krankheitssymptome werden moderne Therapieformen häufiger Alterskrankheiten dargestellt. Weitere Kapitel sind der Behandlung der krankheits- und therapiebedingten Beschwerden und Nebenwirkungen und der Prophylaxe altersbedingter Leiden gewidmet. Ausführlich wird eine umfassende Studie über Lebensqualität im Alter dargestellt.

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Leseprobe
Demenz und Lebensqualität (S. 125-126)

MARINA KOJER, MARTINA SCHMIDL, URSULA GUTENTHALER

Eine wahre und ganz alltägliche Geschichte

Herr M. S., 93 Jahre alt, wurde am Nachmittag bewusstlos in ein Wiener Schwerpunktkrankenhaus eingeliefert. Er kam in ein Mehrbettzimmer. In der Nacht wachte der alte Mann auf. Es war finster. Er fand sich hinter (Steck)-Gittern, durch Schläuche (Infusionen, Katheter) stark in Wohlbefinden und Bewegungsfreiheit eingeschränkt und begann daraufhin zu „randalieren". Herr M. S. bewaffnete sich mit einem Hausschuh und einer Thermoskanne, weil das die einzigen „Waffen" waren, derer er beim Umhertasten habhaft werden konnte und versuchte mit den Beinen über das Steckgitter zu gelangen. Die herbeigeholte Schwester wollte ihn wieder in die Kissen drücken, daraufhin begann er zu schreien und attackierte sie mit Hausschuh und Thermoskanne. Die Schwester wusste keinen Rat und holte den Arzt. Das ganze Zimmer war mittlerweile wach und voller Unmut („Sei endlich ruhig!", „Was soll das, verdammt noch einmal..."). Bald darauf erschien ein junger Arzt mit einer Beruhigungsspritze. Als Herr M. S. Arzt und Spritze sah begann er zu toben. Der ratlose junge Mann rief daraufhin den Oberarzt auf den Plan. Verdrossen, wegen „so einer Geschichte" in seiner Nachtruhe gestört zu werden, nichtsdestoweniger aber ebenfalls ratlos, ließ er die Polizei rufen. Diese erschien alsbald, 2 Mann hoch mit Waffe in der Hand, stand ratlos vor dem alten Mann, der brüllte und mit dem Hausschuh drohte und erklärte sich für nicht zuständig. Darauf wurde der Amtsarzt gerufen und ersucht, den aggressiven 93jährigen an Ort und Stelle zu parerisieren und auf die Psychiatrie zu überweisen. Der Amtsarzt kam, hielt die Parerisierung eines verwirrten alten Herrn weder für sinnvoll noch für notwendig und ging wieder. In letzter Verzweiflung kam man daraufhin auf die Idee den Sohn des alten Herrn anzurufen. Er kam sofort. Als der Tobende ein vertrautes und freundliches Gesicht sah, ließ er Hausschuh und Thermoskanne fallen und beruhigte sich. Sein Bett wurde auf den Gang geschoben; der Sohn blieb bei ihm bis es hell wurde. Gleich am nächsten Morgen wurde Herr M. S. schleunigst in das Pflegeheim, aus dem er gekommen war, zurücktransferiert.

Was wäre geschehen, wenn er dringend weiterhin medizinische Hilfe gebraucht hätte? Eine spätere Recherche ergab, dass es sich um einen besonders netten, freundlichen und liebenswürdigen, in seiner gewohnten Umgebung geistig völlig klaren alten Herrn handelte, stets korrekt gekleidet und noch weitgehend selbständig. Was wäre in den nächsten Wochen aus ihm geworden, wenn der Amtsarzt ihn, dem Druck folgend, auf die Psychiatrie geschickt hätte?

Die geschilderte Szene könnte aus einer Komödie stammen – wenn sie nicht so traurig wäre. Wie war es zu der Handlungsfolge gekommen? Herr M. S. wachte mitten in der Nacht auf, wusste nicht wo er war, fand sich in fremder Umgebung, eingesperrt (Steckgitter) und gefesselt (Infusionen, Katheter). Daraufhin erfasste ihn große Angst. Im hohen Alter löst Angst nicht selten einen akuten Verwirrtheitszustand aus. Der verängstigte und verwirrte Herr M. S. versuchte das Steckgitter zu überwinden um seinem „Gefängnis" zu entkommen. Es wurde Licht: Eine Schwester erschien, um seinen Befreiungsversuch leicht ungehalten zu unterbinden und ihn in die liegende Position zurückzudrücken. Was empfände ein nicht verwirrter Mensch, wenn ihn ein unfreundlicher Fremder daran hinderte, sich aus einer in seinen Augen bedrohlichen Lage zu befreien?

Gleich darauf kam ein Arzt und „bedrohte" ihn mit einer Spritze. Keiner der kompetenten Herrschaften die nacheinander auftraten kam auf die Idee, sich in die Situation des tobenden, weil zu Tode geängstigten Hochbetagten hineinzuversetzen. Keiner versuchte mit ihm in geeigneter Weise zu kommunizieren. Immer ungehaltener werdende Mitpatienten (wildfremde aufgebrachte Menschen, die ihn beschimpften) lieferten die passende Rahmenhandlung. Letztlich erschienen gar noch bewaffnete Polizisten am Tatort.

Wahrscheinlich hätte zu Beginn ein verständnisvolles und einfühlsames Verhalten der herbeigeeilten Schwester genügt, um die Eskalation zu verhindern. Die Schwester hätte z. B. ein Seitengitter entfernen, sich für ein paar Minuten zu ihm setzen und in geeigneter Weise auf seine Angst eingehen können. (Dieser kleine Zeitaufwand hätte im weiteren Verlauf viel Zeit eingespart). Stattdessen wurde amtsgehandelt. Jeder zog sich – weil verärgert, unzuständig, hilflos – so rasch wie möglich aus der Affäre. Für niemanden schien der hilflose und geängstigte alte Mensch als Person zu existieren. Er war ein „Störfall" – seine Befindlichkeit interessierte nicht. Einziger Wunsch aller Beteiligten: Die Störung sollte abgestellt werden- und zwar möglichst schnell.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Inhaltsverzeichnis8
Über die Zukunft der Langlebigkeit11
Was ist „Altern“?11
Die zunehmende Medikalisierung des späten Lebens und das Kulturgewissen13
Die „neuen Alten“ im Prozess des Kulturwandels15
Die Langlebigkeit wird zunehmend Zäsuren im Lebenslauf bringen17
Herausforderungen an die neuen Alten19
Über die sozialen Dimensionen der neuen Alten21
Demographische Prognosen über die voraussichtliche Altersverteilung der nächsten Jahre26
Biologische Grundlagen des Alterns und dessen Relevanz für die Lebensqualität.30
Warum altern wir?30
Wie altern wir?32
Manifestationen des Alterungsprozesses33
Können wir den biologischen Alterungsprozess beeinflussen?37
Alles hat seinen Preis39
Kommunikation im Alter40
Wer ist alt?40
Kommunikation und Lebensqualität40
Kommunikationsprobleme im Alter41
Demenz und Kommunikation44
Pathophysiologische Veränderungen im Alter.47
„Das Altern beginnt mit der Geburt – Leben bedeutet Altern!“47
Lebensqualität und Schmerz im Alter – Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Bundesland Kärnten55
Einleitung55
Soziodemografie und Versorgungssituation58
Gesundheitsbezogene Lebensqualität und Gesundheitszustand älterer Menschen in Kärnten63
Schmerzen und Schmerzerleben71
Der Einfluss von Schmerzen auf ausgewählte Bereiche77
Schmerzbehandlung82
Zusammenfassung85
Krankheitsbilder im Alter, die die Lebensqualität beeinträchtigen96
Alterssyndrome101
Einleitung101
Der geriatrische Patient102
Ethische Aspekte103
Neuorientierung in der Medizin?104
Denken in Kausalketten – der systemische Ansatz der Geriatrie104
Geriatrisches Assessment105
Die geriatrischen I’s106
Was ist systemisches Denken?107
Wie kann man systemisch denken lernen?109
Immobilität112
Stürze114
Inkontinenz116
Demenz und Alter118
Das geriatrische Team119
Schluss119
Neurologische Probleme im Alter122
Altersbezogene Erkrankungen in der Neurologie124
Demenz und Lebensqualität129
Eine wahre und ganz alltägliche Geschichte129
Lebens-Wert?130
Das große Unbehagen131
Autonomieverlust und Fürsorglichkeit134
Lebensqualität für Menschen mit fortgeschrittener Demenz?135
Psychotherapie im Alter138
Einleitung138
Integrierte Psychotherapie139
Das Seniorentum mit seinen speziellen Problemen140
Das Gespräch in der Alterspsychotherapie143
Die Pensionierungssituation144
Die Beziehung zur jüngeren Generation146
Gruppenpsychotherapie148
Altersdepression149
Angehörige152
Administration und Gesundheitspolitik154
Sexualität im Alter154
Palliative Psychotherapie157
Soll es eigene Geronto-Psychotherapeuten geben?160
Konklusion161
Musik im Alter163
Schmerzphysiologie und Schmerz-Epidemiologie unter besonderer Berücksichtigung des Alters169
Allgemein169
Altersbedingte Veränderungen und Schmerzwahrnehmung169
Schmerzepidemiologie171
Schmerz und Demenz, ein unerforschtes Gebiet?173
Schmerz und Alter173
Schmerz und Demenz174
Abschließende Bemerkungen176
Schmerztherapie unter Berücksichtigung des Alters177
Anamnese178
Diagnostik179
Therapie180
Besonderheiten bei der Behandlung mit schwachen und starken Opioiden186
Prinzipien der Analgetikatherapie188
Zusammenfassung188
Stellenwert der invasiven Schmerztherapiemethoden im Alter191
Kopfschmerz beim geriatrischen Patienten199
Einleitung199
Migräne199
Spannungskopfschmerz200
Hypnic Headache (Wecker- oder Alarmkopfschmerz)200
Arteriitis temporalis201
Trigeminusneuralgie202
Kopfschmerz bei cerebrovaskulären Erkrankungen202
Muskuloskelettaler Schmerz im Alter204
Häufigkeit204
Medizinische, soziale und wirtschaftliche Folgen204
Polymyalgia rheumatica205
Chronische Polyarthritis206
Fibromyalgie206
Therapie207
Osteoporose209
Definition209
Epidemiologie209
Der Knochenmetabolismus209
Testosteron211
Östrogen und Progesteron211
Vitamine, Parathormon211
Diagnostik der Osteoporose211
Laborchemische Untersuchungsmethoden zur Osteoporosediagnostik213
Behandlungsziele bei Patienten mit Osteoporose213
Osteoporosetherapie214
Orthopädische Operationen im Alter: Nutzen oder Kosten, was steht im Vordergrund?218
Sexualität im Alter223
Sexuelle Verhaltensweisen älterer Frauen223
Sexuelle Verhaltensweisen älterer Männer224
Altersbedingte Veränderungen bei Frauen224
Altersbedingte Veränderungen bei Männern225
Die Einstellung älterer Menschen zur Sexualität226
Lebensqualität im Alter aus der Sicht der Frauenheilkunde229
Die Bedeutung der Harninkontinenz im Prozess des Alterns der Frau232
Alter und Sexualität aus der Sicht der Frau236
Lebensqualität durch Früherkennung und Vorsorge gynäkologischer Tumore einschliesslich des Mammakarzinoms240
Mammakarzinom240
Endometriumkarzinom241
Zervixkarzinom242
Vulvakarzinom243
Vaginalkarzinom244
Ovarialkarzinom244
Tubenkarzinom245
Primäres Peritonealkarzinom245
Lebensqualität bei betagten, krebserkrankten Menschen246
Lebensqualität, ein zentrales Thema in der Onkologie246
Therapieentscheidung bei der Behandlung betagter, krebskranker Menschen248
Ernährung249
Schmerzbehandlung249
Anämiebehandlung250
Psychosoziale Betreuung250
Schlussfolgerung251
Chemotherapie im Alter253
Einleitung253
Epidemiologie253
Alter und Lebenserwartung254
Studiensituation255
Immunologische Grundlagen256
Geriatrisch-onkologisches Assessment256
Vorsicht vor diagnostischem und therapeutischem Nihilismus257
Toxizität258
Neue Therapien259
Zusammenfassung259
Pharmakotherapie im Alter261
Pharmakokinetik und Pharmakodynamik im Alter263
Psychosoziale Aspekte bei der Pharmakotherapie264
Compliance und Nutzen-Risiko-Betrachtung265
Nicht mehr als vier Medikamente gleichzeitig265
Vorsicht mit dämpfenden Substanzen267
Ernährung des älteren Menschen268
Energiezufuhr268
Kalziumzufuhr271
Flüssigkeitszufuhr272
Möglicher Tagesspeise- und Trinkplan für aktive SeniorInnen273
Auswärts Essen richtig gemacht275
Sport und Bewegung im Alter276
Herz-Kreislaufsystem277
Stoffwechsel278
Muskulatur279
Beweglichkeit280
Skelettsystem280
Immunsystem280
Pulmonale Erkrankungen281
Gedächtnis281
Psyche281
Umweltbedingte Gefährdungen der Lebensqualität im Alter286
Primärpräventives, geragogisches Generationenprojekt „Ein Schritt ins Alter“292
Lebensqualität im Alter aus der persönlichen Sicht einer Pflegefachfrau (Stationäre Langzeitpflege)302
Einleitung302
Thema302
Mögliche Lösungsansätze302
Führungskompetenz303
Fachliche Kompetenz303
Paradigmenwechsel304
Selbstbestimmung305
Psychosoziale Betreuung305
Grundbedürfnisse erfüllen305
Probleme in der interdisziplinären Zusammenarbeit306
Akzeptanz von Leben und Tod307
Pflege und Betreuungskonzept308
Schlussfolgerung309
Care:manager310
Das Homecare-Konzept für die Versorgung älterer Menschen310
care:manager – das Homecare-Konzept311
Therapiesicherheit312
Produktkompetenz und Kostentransparenz313
Organisationssicherheit314
Zukunftsaussichten316
Gesundheitsökonomie im höheren Lebensalter. Beispiel: Hüftgelenksersatz bei Coxarthrose318
Problem318
Basisdaten319
Vorgehensweise320
Schmerzen und Beeinträchtigungen321
Diskussion321
Schlussfolgerungen323
Die Patientenverfügung326
Zur Einleitung einige Gedankensplitter326
Grundsätzliches zum Patienten-Arzt-Verhältnis326
Rechtliche Situation der Sterbehilfe in Österreich327
Patientenverfügung330
Ethik, Sterbehilfe, Grundlagen, Gesetze und Übersicht332
Zusammenfassung332
Einleitung332
Länder-Übersicht335
Schlussbemerkungen337
Sachverzeichnis340
Autorenverzeichnis346

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