Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Technische Universität Dresden (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Lessings Theater, 24 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Frage, was unter Toleranz zu verstehen ist und bis zu welchen Grenzen sie reicht, hat bis zum heutigen Zeitpunkt an Aktualität nicht verloren. Eine Toleranzdiskussion ist in Deutschland besonders seit der durch Luther 1517 ausgelösten Reformation, die zur religiösen Spaltung Deutschlands führte, immer wieder aufgekommen: Der Kampf erst um religiöse Neugestaltung, dann auch um nationale Interessen erreichte im Dreißigjährigen Krieg, der in Deutschland Formen eines Bürgerkrieges annahm, seinen Höhepunkt. Erst mit Beendigung dieses Krieges kam es durch die Vereinbarungen im Westfälischen Frieden zur Rechtsgleichheit der verschiedenen Religionen (Katholiken, Lutheraner und Reformierte). Eine rechtliche Gleichstellung nichtchristlicher Religionen - von sozialer Gleichstellung ganz zu schweigen - war ein Jahrhundert später zu Lessings Zeit nicht vorgesehen, wie es in dem Drama Die Juden zum Ausdruck kommt.
Immer noch, besonders aber seit den Terroranschlägen in den USA spielt der Gegensatz zwischen einer 'fundamentalistischen' und einer 'toleranten' Religion oder Kultur in der öffentlichen Diskussion wieder eine große Rolle. Doch schon in den vergangenen Jahren ist der Begriff der Toleranz allgegenwärtig gewesen.
In der vorliegenden Arbeit soll es um die Toleranzauffassung Gotthold Ephraim Lessings gehen, welche an seinem dramatischen Gedicht Nathan der Weise explizit gemacht werden soll. Anhand Lessings Nathan der Weise und sein Verständnis von Wahrheit sowie seine Einstellung zur Reli-gion möchte ich Lessings Toleranzidee herausarbeiten. Dabei soll Lessings Umgang mit Sprache zeigen, inwieweit diese zu Toleranz und Humanität erziehen kann. 'In der Tat ist Nathan der Weise, es zählt dies zur einhelligen communis opinio der Forschung, jenes Werk Lessings, in dem dieser wie in keinem anderen seiner Dramen konsequent die Grenzen und Möglichkeiten von Bildung und Umbildung des Individuums unter dem Aspekt der Befriedung von Gewalt und der Erzeugbarkeit von Toleranz reflektiert.'
Letztendlich geht es mir darum, deutlich zu machen, dass sich das Toleranzverständnis Lessings nicht mit dem des 18. Jahrhunderts deckt.
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