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Lügen im medialen Zeitalter: Eine kommunikationswissenschaftliche Untersuchung am Beispiel der Telefonkommunikation

AutorEkaterina Rieb
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl111 Seiten
ISBN9783842821811
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
In Bezug auf ihre informationstechnischen Grundlagen ist die Telefonkommunikation seit längerer Zeit Gegenstand vielfältiger Forschungsanstrengungen. Die Zusammenhänge zwischen der Telefonkommunikation und bestimmten sozialen Phänomenen wie der Lüge wurden bisher jedoch noch nicht hinreichend erforscht. Diese kommunikationswissenschaftliche Untersuchung widmet sich den Fragen, inwiefern die Telefonkommunikation das soziale Phänomen Lüge unter besonderer Berücksichtigung von Schein-Identitäten verstärkt und die Möglichkeit im Allgemeinen gegeben ist, den Lügner am Telefon zu entlarven. Wie können Lügen in diesem Kontext manipulativ eingesetzt werden? Wie weit wird es noch gehen? Die Herausforderung dieser Untersuchung besteht darin, sich der geschilderten Problematik aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht zu nähern und interdisziplinär ausgearbeitete Erklärungsansätze zu erläutern. Ziel dieser Studie ist es demnach festzustellen, ob die aus diversen Lügenentlarvungsstrategien gewonnenen Kriterien helfen, in Telefongesprächen der Wahrheit auf die Spur zu kommen.

Ekaterina Rieb, geboren 1981; schoss ihr Studium der Kommunikationswissenschaft, Germanistik und Geschichte an der Universität Duisburg-Essen im Jahr 2012 mit dem akademischen Grad der Magistra Artium mit Erfolg ab. Während des Studiums sammelte sie wertvolle Erfahrungen durch ihre Tätigkeiten als Call-Center-Agentin, Dolmetscherin, Nachhilfelehrerin und Praktikantin im Bereich Online-Kommunikation und Kommunikationstechnologien. Derzeit arbeitet sie als Mitarbeiterin im Bereich der ausländischen Korrespondenz auf der Messe Düsseldorf GmbH und macht eine Zusatzqualifikation als Dozentin mit den Schwerpunkten DaF, interpersonale Kommunikation und Online-Medien. Um Chancen und Risiken der Medienkommunikation erfassen zu können und somit den Kommunikationserfolg in den Gesprächen zu maximieren, widmet sich die Autorin der Thematik der Lüge im Kontext der Telefonkommunikation.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2, Die Lüge - Interdisziplinäre Bezüge zum sozialen Phänomen: In diesem Kapitel soll auf die Erforschung der Lüge eingegangen und aufgezeigt werden, dass sich mehrere Disziplinen diesem Phänomen zuwenden. Eine zentrale Stellung kommt bei der Beantwortung der Forschungsfragen den Ansätzen aus der Linguistik, der Philosophie, der Psychologie und der Kommunikationswissenschaft zu. Es wäre zweckmäßig für diese Untersuchung, mit dem Begriff der Lüge zu beginnen, um demnach die wichtigen Herangehensweisen für eine Analyse des Phänomens auszuleuchten. Hierbei sei zu erwähnen, dass die Lüge als kommunikatives und soziales Phänomen hervorgehoben werden soll. Wie bereits mit der Identitätsproblematik deutlich wurde, können sich das Bewusstsein und das Handlungspotenzial des Menschen nur durch seine sozialen Geflechte entwickeln (vgl. Krotz 2002: 307). Grundsätzlich gilt, dass die Darstellung falscher Identitätsmerkmale von einer Lüge geprägt sein kann. Das Wissen dieser Gesetzmäßigkeiten ermöglicht es im weiteren Verlauf der Untersuchung, gewisse Zusammenhänge mit der Lügenproblematik herzustellen und darüber hinaus eine konstruktive Kritik an einigen reduktionistischen Positionen in der Lügenforschung aufzubauen. Von der Identitätsforschung kann die Lügenforschung insofern profitieren, da bedeutsame Erkenntnisse zur Identitätsentwicklung die Antwort auf die Fragen, wie und warum der Mensch zur Lüge kommt, bereitstellen. 2.1, Zum Begriff der Lüge: Fest steht, dass die Lüge uns alle betrifft. Sie ist für uns eine alltägliche Angelegenheit und ihre Ursachen lassen sich zum größten Teil aus unserem Leben ableiten. Jeder Mensch hat auf Grund der vollzogenen Erfahrungen sein eigenes Verständnis bezüglich der Lüge entwickelt. In erster Linie interessiert uns hierbei nicht der Alltagsgebrauch des Phänomens, sondern dessen wissenschaftliche Erfassung. Nun soll der Begriff Lüge erläutert werden, um daran anschließend das Phänomen ins Umfeld verschiedener Relationen einzubetten. Für den Begriff Lüge existieren mehrere Definitionen. Auf der Suche nach einer einheitlichen Definition sind gewisse Schwierigkeiten eingetreten, denn jede Definition beinhaltet hierbei unterschiedliche Bedeutungsmerkmale, die nicht eindeutig festgelegt sind. Eine große Vielfalt von Relationen und Kontexten, in denen die Lüge erforscht wird, führt zu keiner einheitlichen Auffassung von diesem Begriff, selbst in einigen Lexika und Enzyklopädien wird diese Problematik nur annähernd hervorgebracht. Jeder Forscher fügt diesem Begriff ausgehend aus verschiedenen Perspektiven spezifische Anhaltspunkte hinzu. Um die Lüge expliziter erfassen zu können, ist der Rückgriff auf bestimmte Sichtweisen erforderlich. Im Deutschen Universalwörterbuch Duden wird der Terminus Lüge als 'bewusst falsche, auf Täuschung angelegte Aussage; absichtlich, wissentlich geäußerte Unwahrheit [...]' (Kunkel-Razum et al. 2007: 1096) definiert. In diesem Zusammenhang wird die Lüge von der Wahrheit abgegrenzt. In der Brockhaus Enzyklopädie werden weiterführende Aspekte bei der Lügendefinition erarbeitet: 'Sie [die Lüge] liegt auch dann vor, wenn Tatsachen mit Absicht verschwiegen oder entstellt wiedergegeben werden' (Brockhaus 2006: 260). Die Erfassung der Lüge wird demnach in den ethischen Kontext gebracht und der Wahrhaftigkeit als 'einer der Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens' (ebd.: 260) gegenübergestellt. In Meyers Fachlexikon der Psychologie werden andere Differenzierungen zur Lüge betont, so dass ihre Explikation als 'bewusst falsche Aussage oder unwahre Behauptung (im Gegensatz zum Irrtum)' (Ahlheim 1986: 211) samt verschiedenen Anlässen vorkommt. Im Dorsch Psychologischen Wörterbuch wird die Lüge 'absichtliche wahrheitswidrige Darstellung' genannt, 'die gegeben wird, als ob es eine wahrheitsgemäße Darstellung wäre, und ohne das Einverständnis des Berichtsempfängers zum Getäuschtwerden' (Dorsch 2004: 566). In Anlehnung an diese Definition lässt sich sagen, dass hier gewisse Voraussetzungen der Lüge angedeutet wurden bzw. der Versuch angestrebt wurde, das Phänomen in die Kommunikationssituation einzuordnen und der Täuschung gegenüberzustellen. Aus den oben erläuterten Definitionen lässt sich ableiten, dass die Bedeutung der Lüge erst in spezifischen Relationen bestimmt werden kann. Linguistisch betrachtet ist die Lüge an sich ein Zusammenhang von sprachlichen Zeichen, die in Bühlers Terminologie semantische Einrichtungen nach bestimmten Regeln und Strukturen darstellen, deren Bedeutung wie bei allen sprachlichen Zeichen erst dann an Relevanz gewinnt, wenn diese Zeichen als Ergebnis einer Auseinandersetzung mit dem Umfeld betrachtet werden (vgl. Bühler 1999: 154 ff.; vgl. Bühler 2000: 71; vgl. Hundsnurscher 1994: 97 f.). Aus diesen Bezügen heraus bildet insbesondere der Kontext ein ausschlaggebendes 'Umfeld' für die Analyse des Phänomens. Dieses unmittelbare Umfeld bildet ein ausschlaggebendes Potenzial für die Analyse der Lüge, insbesondere in Bezug auf die wechselseitige Handlungsbeeinflussung im Kommunikationsprozess. Im Rückblick auf die Prinzipien der Sprachforschung nach Karl Bühler lässt sich auch im Falle der Lügenforschung festhalten: 'Man muss es detektivisch gleichsam dem Kontexte oder den Umständen der Sprechsituation entnehmen, ob der Sprecher das eine oder das andere im Auge hat und meint. [...] Für uns, die Empfänger der Rede, ergibt sich, dass wir dem Sender irgendwie ins innere Konzept zu schauen vermögen; und für ihn, den Sprecher, ergibt sich, dass er teilweise wenigstens der gebrauchten Wortmünze einen präziseren, bestimmteren Sinn verleiht [...].' (Bühler 1999: 63) Es wird demnach detektivisch vorgegangen, um Schritt für Schritt der Lüge auf die Spur zu kommen und einen Erkenntnisgewinn zu erzielen. Im Folgenden wird präziser auf ausschlaggebende Relationen auf dem Wege zur Lügenkonstruktion eingegangen, um sich darüber hinaus mit Indizien, die für eine Lüge sprechen, auseinanderzusetzen. 2.2, Die Lüge aus linguistischer Sicht: Um das Phänomen der Lüge umfassend darstellen zu können, muss zunächst eine sprachwissenschaftliche Herleitung vorgenommen werden. Kommunikationswissenschaftlich betrachtet, kommt der Lüge in semantischen, syntaktischen sowie pragmatischen Relationen eine besondere Bedeutung zu, die im Folgenden expliziter erläutert werden soll. In diesem Zusammenhang wird auf klassische Grundlagen der linguistischen Lügenforschung eingegangen. Hierbei werden zwei Klassiker Friedrich Kainz und Harald Weinrich vorgestellt, die diskussionsleitende Beiträge zur Analyse des Phänomens der Lüge geliefert haben. Weiter werden linguistische Ansätze aus pragmatischer Sicht dargestellt, um wichtige Aspekte über die Lüge als sprachliche Handlung heranzuziehen. 2.2.1, Klassische Grundlagen der linguistischen Lügenforschung: Für den Sprachwissenschaftler Friedrich Kainz steht fest: 'Die Lüge ist also von vornherein mit der Sprache auf engste verknüpft. Jede Lüge ist ein sprachliches Phänomen zufolge des Mediums, dessen sich jede Aussage, die wahre wie die unwahre, bedient.' (Kainz 1927: 212) Von dieser Behauptung ausgehend, verweist Kainz darauf, dass Lügenphänomene grundsätzlich im Zusammenhang mit der Sprache betrachtet werden sollen und infolgedessen in den Kompetenzbereich der Sprachwissenschaft fallen (vgl. ebd.: 212 ff.). Basierend auf den Prinzipien der sprachlichen Ambiguität liefert Kainz einen sprachwissenschaftlichen Ansatz, in dem er das Verhältnis zwischen Sprache, Denken und Lüge diskutiert und die Lüge im Kontext des Sprachgebrauchs erforscht. Dabei schreibt er der Sprache eine gewisse Hilfeleistung zu, die scheinbar den Menschen Anregung, Aufforderung sowie die Möglichkeit zur Lüge gibt. Er betont, die Sprachlügen, die nach seiner Auffassung einen Großteil an rhetorischen Mitteln, wie beispielsweise Euphemismen, Hyperbeln, Ellipsen, Tabuwörter usw. einschlössen, unser Denken zur Lüge zwängen: 'Man sagt, die Sprache denkt und dichtet für uns; mit demselben Recht, ohne stärkere Pointierung, ließe sich auch sagen, dass sie für uns lüge. [...] Wir glauben zu sprechen, glauben unsere Gedanken frei und spontan auszudrücken, indessen unterliegen wir, ohne es zu merken, dem Sprachzwang, der Sprachverführung.' (Kainz 1927: 213). Kainz zufolge sei die Sprache einerseits ein Hilfsinstrument der Lüge, andererseits determiniere die Sprache unser Denken, so dass durch den Sprachgebrauch der Zwang zur Lüge kontinuierlich entstehe (vgl. ebd.: 213). Hierbei lässt sich schlussfolgern, dass Kainz' Ansichten grundsätzlich fehlerhaft sind.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis3
Einleitung5
1 Stand der Identitätsforschung10
1.1 Identität - zur Verwendung des Begriffs in klassischer Auffassung12
1.2 Problemkreise moderner Identitätsforschung anhand der Telefonkommunikation15
1.3 Zur Bedeutung des Mediums Telefon für den Kommunikationsprozess16
2 Die Lüge- Interdisziplinäre Bezüge zum sozialen Phänomen20
2.1 Zum Begriff der Lüge20
2.2 Die Lüge aus linguistischer Sicht22
2.3 Die Lüge aus sprachphilosophischer Sicht35
2.4 Die Lüge aus psychologischer Sicht40
2.5 Die Lüge aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive44
2.6 Zusammenfassung50
3 Interpretative Dimensionen der Lüge im Kommunikationsprozess51
3.1 Die Lüge als Sozialhandlung54
3.2 Kulturen der Lüge58
3.3 Vorurteile über Lügensymptome60
3.4 Typologien der Lüge67
3.5 Zusammenfassung69
4 Schein-Identitäten und Medien71
4.1 Telefonkommunikation als Spiel mit den Identitäten71
4.2 Konstruktion der Schein-Identitäten in den Kommunikationssituationen via Telefon81
4.3 Identifizierung im Kontext der Telefonkommunikation83
4.4 Zusammenfassung89
5 Fazit und Ausblick90
5.1 Darstellung von Ergebnissen90
5.2 Die Zukunft der Lüge - eine kritische Auseinandersetzung94
Abbildungs- und Literaturverzeichnis97
Printquellen97
Internetquellen110

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