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WAFFELN UND SPAGHETTI IM GESPRÄCH
KOMMUNIKATION MIT BISS
»Wenn ich etwas sage, das man so oder so verstehen kann, und die eine Interpretation dich traurig oder wütend macht, dann habe ich es anders gemeint.«
Ein Paar geht zur Eheberatung, weil es kurz davor ist, sich scheiden zu lassen. Der Therapeut fragt die Frau: »Schlägt Ihr Mann Sie?«
Sie antwortet: »Nein, ich schlage ihn beim Aufstehen um mehrere Stunden.«
Dann fragt der Therapeut den Mann: »Haben sich bei Ihnen Aggressionen angestaut?«
Er antwortet: »Nein, bei uns haben sich die Kisten im Keller angestaut.«
Daraufhin fragt der Therapeut beide leicht genervt: »Welchen Grund haben Sie für Ihre Probleme?«
Worauf die Frau antwortet: »Wir haben fünf Hektar Grund und Boden.«
Zum Schluss weiß der Therapeut sich keinen Rat mehr: »Warum sind Sie überhaupt hergekommen?«
Wie aus einem Mund sagen beide: »Irgendwas stimmt nicht mit der Kommunikation zwischen uns.«
HOUSTON, WIR HABEN EIN PROBLEM!
Männer und Frauen haben ein unterschiedliches Verständnis von Kommunikation. Wenn ein Mann ein Gespräch anfängt, liegt das meist daran, dass er ein Problem sieht, das gelöst werden muss. Gibt es kein Problem, hat er auch kein besonderes Bedürfnis zu reden. Das Kästchen, in dem er sich gerade befindet, ist ein Wohlfühlkästchen, und der fehlende Stress signalisiert ihm, dass mit der Beziehung alles in Ordnung ist. Seine Frau jedoch hat das ständige Bedürfnis, mit ihrem Mann zu reden. Sie möchte, dass er in jeden Bereich ihres Lebens mit einbezogen ist, und nimmt an, dass er sie ebenfalls an jedem Bereich seines Lebens teilhaben lassen möchte. Wenn sie ein Gespräch beginnt, geht er davon aus, dass es ein Problem gibt, für das eine Lösung gefunden werden muss. Meistens fängt sie aber ein Gespräch an, weil es für sie ganz natürlich ist, über das, was ihr durch den Kopf geht, zu reden. Während sie sich im Gesprächsmodus befindet, schaltet er auf Problemlösung – der Konflikt ist vorprogrammiert. Die Gefühle der Frau werden verletzt, weil der Mann versucht, sie in ein Kästchen zu packen, anstatt sich auf sie einzulassen. Er wird ungeduldig, weil das Ganze zu nichts zu führen scheint. Aus einer aussichtsreichen Chance, einander näher zu kommen, wird wieder einmal ein nagendes Frusterlebnis.
Wie also kann ein Paar erfolgreich miteinander kommunizieren? Wir glauben, die wichtigste Kommunikationstechnik, die Paare entwickeln müssen, ist die Kunst, sich abzuwechseln.
FOLGEN SIE DEM ANFÜHRER!
Derjenige, der ein bestimmtes Gespräch beginnt, sollte auch das Tempo vorgeben. Ich (Bill) wende mich da zunächst an die Männer. Wenn Ihre Frau ein Gespräch mit Ihnen anfängt, sollten Sie davon ausgehen, dass sie das Bedürfnis hat, die verschiedenen Bereiche ihres Lebens miteinander in Verbindung zu setzen. Ihr ist nicht daran gelegen, dass Sie mit Ihrer männlichen Logik in ihren Denkprozess eingreifen. Was sie braucht, ist Hilfe beim Herstellen der Verbindungen. Betrachten Sie das Gespräch einfach als eine Reise, auf die Ihre Frau Sie mitnimmt. Packen Sie Ihre Sachen, gehen Sie los, und lassen Sie sich von Ihrer Frau dorthin führen, wohin sie will. Viele Männer weigern sich, das zu tun, denn sie haben Angst, ihre Frau könnte nie mehr aufhören, wenn sie einmal die Chance zum Reden bekommt. Das stimmt einfach nicht. Die meisten Männer wissen das jedoch nicht, weil sie ihrer Frau nie geholfen haben, ein Gespräch zu Ende zu führen.
Ihre Frau muss Verbindungen herstellen. Weil sie sich all der Fragen in ihrem Leben bewusst ist und weil es unmöglich ist, alle Probleme auf einmal zu lösen, geht sie die Dinge anders an, als Sie es tun. Bevor sie nach Lösungen sucht, nimmt sie mit jedem Teil ihres Lebens Kontakt auf und empfindet die dem jeweiligen Bereich angemessenen Gefühle. Über ärgerliche Dinge ärgert sie sich. Sentimentale Gedanken lösen gefühlvolle Worte oder gar Tränen aus. Schönes, Aufregendes hat Gekicher und Begeisterung zur Folge. Dinge, die Konzentration erfordern, werden entsprechend intensiv unter die Lupe genommen. Jedes Thema bekommt seine eigene emotionale Reaktion zugewiesen. Deshalb kann Ihre Frau auch in einem einzigen Gespräch so viele verschiedene Gefühle durchleben. Nur weil Sie als Mann nicht mit ihr Schritt halten können, heißt das nicht, dass Ihre Art die bessere ist. Wenn Sie bereit sind, den Bedürfnissen Ihrer Partnerin entgegenzukommen, werden Sie mit einer sehr viel glücklicheren Frau verheiratet sein. Sie werden schon merken, wann sie damit fertig ist, alles miteinander zu verbinden, denn dann wird sie einen langen Seufzer ausstoßen und etwas sagen wie: »Du verstehst mich wie niemand sonst auf der Welt!«, oder: »Danke – du bist wirklich etwas ganz Besonderes.« Sie verstehen vielleicht nicht so genau, was in ihr vorgeht, aber es wird das Leben Ihrer Frau auf jeden Fall bereichern.
Eine weit verbreitete Klage von Männern ist, dass ihre Frauen reden … und reden … und reden, scheinbar ohne Ziel. Diese Männer fühlen sich machtlos, weil sie nicht verstehen, wohin das Gespräch läuft, und deshalb nicht eingreifen können. Ein Gefühl des Versagens ist die Folge, und der Mann kommt zu dem Schluss, dass seine Frau unvernünftig ist und keinen Gedanken klar zu Ende denken kann.
BLEIBEN SIE DRAN!
Wir brauchen eine neue Perspektive, Männer! Damit Sie das Bedürfnis Ihrer Frau, ein Gespräch bis zum Ende zu führen, besser verstehen, überlegen Sie mal, wie es wäre, wenn alles in Ihrem Leben vorzeitig aufhören würde. Was wäre, wenn Sie nie eine Mahlzeit aufessen könnten, weil man sie Ihnen nach der Hälfte einfach wegnimmt? Was, wenn jede Sportübertragung im Fernsehen fünf Minuten vor dem Ende ausgeschaltet würde? Oder wenn jedes Mal beim Sex vor dem Höhepunkt Schluss wäre? Wie wäre es, wenn Sie jede Sache, die Sie anfangen, halbfertig liegen lassen müssten? Wie würden Sie sich dann fühlen? Können Sie sich den Frust und die Gereiztheit vorstellen, die Sie empfinden würden? Wenn das Leben wirklich so wäre, würde dicht unter der Oberfläche immer ein Wutausbruch schlummern, und Ihre Motivation, diesen Aktivitäten nachzugehen, wäre in kürzester Zeit zunichte gemacht.
Genau so fühlt sich Ihre Frau, wenn sie die Gespräche mit Ihnen nicht zu Ende führen kann. Sie erlebt denselben Frust und Ärger. Die Motivation zu reden schwindet allmählich, aber das Bedürfnis Ihrer Frau, mit Ihnen zu kommunizieren, wird dadurch nicht geringer. Sie hofft, dass Sie diesmal Interesse zeigen, doch diese Hoffnung wird zerschlagen, weil Sie darauf bestehen, zur Sache zu kommen. Das Spiel wird vorzeitig abgepfiffen und das Projekt bleibt halbfertig und unbefriedigend. Sie können diese ärgerliche Kette von Ereignissen vermeiden, indem Sie sich ganz einfach regelmäßig Zeit nehmen, Ihrer Frau zuzuhören. Wenn Sie dranbleiben und ihr im Gespräch folgen, kann sie die nötigen Verbindungen herstellen, und das erleichtert auch Ihnen das Leben.
Ich erläuterte dieses System einmal bei einer Tagung für Paare, und einer der Männer ging ziemlich frustriert nach Hause. Er verstand nun das Bedürfnis seiner Frau, alle Dinge miteinander in Beziehung zu setzen, aber er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er ihr dabei helfen konnte. Er überlegte hin und her, und schließlich hatte er die Idee, ein Zuhör-Kästchen zu entwickeln. In diesem Kästchen definierte er das Problem und fand eine Lösung. Das Problem war das Bedürfnis seiner Frau, eine gewisse Zeit mit ihm zu verbringen, in der er aktiv an ihrem Leben beteiligt war, und seine Lösung war, dass er ihr bei jedem Gespräch eine halbe Stunde lang zuhören wollte. Sein Ziel ist es nun, diese dreißig Minuten zuzuhören. Wenn es ihm gelingt, ist er glücklich, weil er die Herausforderung bewältigt hat, und sie ist glücklich, weil sie ihn mehr an ihrem Leben teilhaben lassen kann.
BLEIBEN SIE DRIN!
Meine Damen, wenn Ihr Mann das Wort ergreift, müssen Sie üben, in dem Kästchen zu bleiben, das er gerade öffnen möchte. Denn wenn er ein Thema anschneidet, will er auch wirklich über dieses Thema reden. Das heißt, wenn er sagt: »Wir müssen über unsere Finanzen reden«, dann will er höchstwahrscheinlich über Geld reden. Sagt er, er möchte über den Urlaub reden, will er mit ziemlicher Sicherheit über den Urlaub reden, und so weiter. Er möchte gerne ein – wie er es nennen würde – vernünftiges Gespräch mit Ihnen führen. Er möchte, dass Sie beim Thema bleiben. Er möchte das Problem identifizieren, die Möglichkeiten abschätzen, sich für eine Lösung entscheiden und sehen, dass sie funktioniert.
Ein Konflikt entsteht, weil Sie sofort erkennen, welche Dinge sonst noch mit der Frage zu tun haben, die er aufgeworfen hat. Es ist so, als könnten Sie mit einem Blick alle Kästchen sehen, die an das geöffnete Kästchen angrenzen. Sie möchten diese Kästchen am liebsten auch alle öffnen, weil sie für das Gespräch wichtig sind. Wenn Sie sie nicht öffnen, fürchten Sie, dass manche Dinge nie angesprochen werden könnten. Sie wissen zwar, dass das in der Vergangenheit nach hinten losgegangen ist, aber Sie haben eigentlich nie verstanden, warum – also versuchen Sie es wieder.
Das Problem ist, dass wir Frauen sehr ungeduldige Zuhörerinnen sind. Wir denken oft, dass Männer, nur weil sie das Leben anders verarbeiten als wir, gefühllos und lieblos sind. Weit gefehlt! Tatsache ist, dass wir Ihnen nicht erlauben, sich lange genug in einem Kästchen aufzuhalten, um...