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E-Book

Magier der Märkte

Interviews mit Top-Tradern der Finanzwelt

AutorSchwager Jack D.
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl513 Seiten
ISBN9783862484508
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis48,99 EUR
Jack D. Schwager ist einer der ganz Großen in der internationalen Finanzszene, seine 'Magier der Märkte'-Buchreihe gehört weltweit seit Jahren zu den Standardwerken. In Interviews mit den Top-Tradern unserer Zeit zeigt Schwager auf, was diese Menschen so unglaublich erfolgreich macht. Sie alle verwenden zwar unterschiedliche Methoden, aber sie haben nicht nur scheinbar einen Vorteil gegenüber den Mitstreitern. Wie machen sie das? Was ist es, das sie von anderen unterscheidet? Was kann der durchschnittliche Investor daraus lernen? In diesem einmaligen Werk legen sie ihre finanziellen Strategien offen, die sie zu ihrem Erfolg katapultiert haben, aber auch Niederlagen und Verluste werden eingestanden. Ein Muss für jeden Börsianer! Das Wichtigste in Kürze: Ein Klassiker der Investmentliteratur Pflichtlektüre für jeden Anleger Umsetzbare Tipps von Insidern Blicken Sie den Profis über die Schulter

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Leseprobe

Direkt nach der Graduate School fand ich einen Job als Analyst für Warentermingeschäfte. Ich war angenehm überrascht, dass meine Voraussagen aufgrund meiner Wirtschafts- und Statistikanalysen für eine Reihe von bedeutenden Commodity-Preisschwankungen eintrafen. Es dauerte nicht lange, bis ich anfing, Trading in Erwägung zu ziehen. Das einzige Problem war, dass meine Abteilung Analysten grundsätzlich kein Trading erlaubte. Ich sprach mit Michael Marcus (erstes Interview), mit dem ich mich während eines Vorstellungsgespräches für die Research-Position, die er aufgab, angefreundet hatte, über meine Enttäuschung. Michael sagte: „Weißt du, dass ich dasselbe Problem hatte, als ich dort arbeitete? Du solltest es so wie ich machen – eröffne ein Konto bei einer anderen Firma.“ Er stellte mich einem Broker in seiner neuen Firma vor, welcher gewillt war, das Konto zu eröffnen.

Ich verdiente damals weniger als die Sekretärin der Abteilung und hatte demzufolge nicht viel Kapital. Mein Bruder eröffnete für mich ein Konto mit 2000 Dollar auf seinen Namen, für welches ich als sein Berater auftrat. Da mein Konto geheimgehalten werden musste, konnte ich keine Aufträge von meinem Schreibtisch aus durchtelefonieren. Jedesmal, wenn ich eine Position kaufen oder verkaufen wollte, musste ich mit dem Fahrstuhl ins Kellergeschoss des Gebäudes fahren und eine Telefonzelle benutzen. (Marcus‘ Lösung für dieses Problem wird in seinem Interview beschrieben.) Das Schlimmste an dieser Situation war nicht nur die Verzögerung meiner Auftragserteilung, was oft nervenzermürbend war, sondern auch die Tatsache, dass ich sehr vorsichtig damit sein musste, wie oft ich meinen Schreibtisch verließ. Manchmal entschloss ich mich, einen Auftrag auf den nächsten Morgen zu verschieben, damit niemand Verdacht schöpfte.

Ich erinnere mich nicht mehr an die Einzelheiten meiner ersten paar Trades. Alles, was mir noch in Erinnerung blieb, ist, dass ich im Großen und Ganzen nur sehr wenig übrig hatte, nachdem die Kommissionen bezahlt waren. Dann kam der erste Trade, der einen nachhaltigen Eindruck auf mich machte. Ich hatte eine sehr detaillierte Analyse über den Baumwollmarkt für den gesamten Zeitraum seit dem Zweiten Weltkrieg ausgearbeitet. Ich stellte fest, dass aufgrund einer Vielzahl von Hilfsprogrammen der Regierung nur zweimal eine Saison seit 1953 als echte Free Markets (Märkte, in denen die Preise von Angebot und Nachfrage bestimmt werden statt von den maßgeblichen Regierungsprogrammen) bezeichnet werden konnten. Ich kam korrekterweise zu dem Schluss, dass nur diese beiden Zeitspannen für die Preisvorhersage genutzt werden konnten. Unglücklicherweise übersah ich die entschei-dende Schlussfolgerung, dass das vorhandene Datenmaterial für eine brauchbare Marktanalyse nicht ausreichend war. Anhand eines Vergleiches zwischen diesen zwei Zeitspannen folgerte ich, dass die Preise für Baumwolle, die damals für 25 Cent pro Pfund gehandelt wurde, steigen, aber dann ihren Höchstwert bei 32 bis 33 Cent erreichen würden.

Der erste Teil meiner Vorhersage stellte sich als richtig heraus, denn der Baumwollpreis stieg im Laufe von ein paar Monaten langsam an. Dann beschleunigte sich der Anstieg, und Baumwolle schoss von 28 auf 31 Cent innerhalb einer einzigen Woche. Diese letzte Rally erfolgte aufgrund von Nachrichten, die ich für ziemlich unwichtig hielt. „Nahe genug an meinem erwarteten Hoch“, dachte ich und beschloss, short zu gehen. Anschließend stieg der Markt etwas mehr und fiel dann wieder auf 29 Cent. Dies erschien mir als ganz natürlich, da ich erwartete, dass die Märkte meiner Analyse folgen müssten. Meine Profite und meine Hochstimmung waren allerdings von kurzer Dauer, denn bald stiegen die Baumwollpreise auf neue Höchststände und unerbittlich immer weiter: 32 Cent, 33 Cent, 34 Cent, 35 Cent. Schließlich war mein Anlagekapital erschöpft, und ich sah mich gezwungen, meine Position aufzulösen. Es mag mein größtes Glück gewesen sein, dass ich in jenen Zeiten nicht sehr viel Geld hatte, da Baumwolle am Ende auf unglaubliche 99 Cent stieg – mehr als das Doppelte des bisherigen Höchstpreises dieses Jahrhunderts!

Dieser Trade setzte mich für eine Weile außer Gefecht. Im Laufe der nächsten paar Jahre versuchte ich mich noch einige Male im Trading.

Jedesmal fing ich mit nicht viel mehr als 2000 Dollar an und verlor alles durch einen einzigen, großen Verlust. Mein einziger Trost war, dass die verlorenen Beträge ziemlich klein waren.

Zwei Ereignisse beendeten dann endlich diese Serie der Misserfolge. Zuerst traf ich Steve Chronowitz. Ich war zu der Zeit Commodity Research Direktor bei Hornblower & Weeks und stellte Steve ein, um eine offene Stelle als Analyst für Edelmetalle zu besetzen. Steve und ich teilten uns ein Büro, und wir wurden schnell gute Freunde. Im Gegensatz zu mir, einem reinen Fundamentalanalysten, war Steves Einstellung zu den Märkten strikt technisch. (Der Fundamentalanalyst benutzt Wirtschaftsdaten für die Vorhersage der Preise, während der Technische Analyst interne Marktdaten wie Kurs, Volumen und Sentiment zur Kursvorhersage benutzt.)

Bis dahin hatte ich die Technische Analyse mit großem Argwohn betrachtet. Ich hegte Zweifel, dass etwas so Simples wie das Lesen von Charts irgendeinen Wert haben könnte. Durch die enge Zusammenarbeit mit Steve bemerkte ich allerdings bald, dass er mit seinen Marktpositionen oft richtig lag. Nach einer Weile war ich davon überzeugt, dass meine anfängliche Einschätzung der Technischen Analyse falsch gewesen war. Ich begriff, dass zumindest für mich die Fundamentalanalyse allein für ein erfolgreiches Trading unzureichend war. Ich musste die Technische Analyse für das Timing der Trades übernehmen.

Das zweite Grundelement, welches mich endlich auf die Seite der Gewinner brachte, war die Erkenntnis, dass Risikokontrolle für erfolgreiches Trading unbedingt erforderlich war. Ich nahm mir vor, nie wieder alles an einem einzigen Trade zu verlieren, ganz gleich, wie sicher ich mir in meiner Markteinschätzung war.

Ironischerweise war der Trade, den ich als meine Wende und als einen meiner besten Trades betrachtete, tatsächlich ein Verlustgeschäft. Damals hatte sich bei der Deutschen Mark im Anschluss an einen ausgeprägten Kursverfall eine längere Seitwärtsbewegung ereignet. Aufgrund meiner Marktanalyse glaubte ich, dass die D-Mark einen wichtigen Boden gebildet hatte. Ich ging innerhalb der Konsolidierung long und platzierte gleichzeitig eine Gültig-biszur-Annulierung-Stop-Order (good-till-cancelled stop order) direkt unterhalb des gegenwärtigen Tiefs. Ich argumentierte, dass, wenn ich Recht hatte, der Markt nicht auf neue Tiefstwerte fallen dürfte. Einige Tage später fing der Markt an zu fallen, und ich war mit meiner Position mit einem geringen Verlust draußen. Das Großartige an der Sache war, dass der Markt wie ein Stein fiel, nachdem ich ausgestoppt worden war. Vorher hätte mich diese Art von Trade ruiniert, aber diesmal erlitt ich nur einen unbedeutenden Verlust.

Kurz danach wurde ich bullish im Japanischen Yen, der eine technisch bullishe Konsolidierungsformation zeigte und damit einen sinnvollen Punkt vorgab, den ich als Schutzstop nutzen konnte. Während ich normalerweise nur einen Kontrakt pro Position platzierte, kaufte ich diesmal drei Kontrakte pro Position. Ich glaubte mich in der Lage, mein Risiko auf nur 15 Ticks per Kontrakt einschätzen zu können – heute kann ich es kaum glauben, dass ich mit einem so engen Stop über die Runden gekommen bin. Der Markt ging steil nach oben. Obwohl ich insgesamt viel zu früh aus der Position ausgestiegen bin, hielt ich doch einen Kontrakt lange genug, um meinen geringen Kontostand zu verdreifachen. Das war der Anfang meines Trading-Erfolges. In den darauf folgenden Jahren ermöglichte es mir die Verbindung von Techni-scher und Fundamentaler Analyse, kombiniert mit Risikokontrolle, meinen kleinen Einsatz auf weit über 100 000 Dollar zu erhöhen.

Eines Tages war meine Glückssträhne zu Ende. Ich fing an, impulsiver zu traden und meinen Trading-Regeln weniger zu folgen. Rückblickend glaube ich, dass ich einfach zu übermütig geworden bin. Insbesondere an einen Trading-Verlust in Sojabohnen kann ich mich noch gut erinnern. Anstatt mit einem Verlust auszusteigen, als sich der Markt gegen mich drehte, war ich der festen Meinung, dass der Kursrückgang nur eine Reaktion auf den Bullen-Markt war, und erhöhte meine Position noch erheblich. Mein Fehler verschlimmerte sich dadurch, dass ein wichtiger Erntebericht der Regierung bevorstand. Der Bericht erwies sich als bearish, und mein Anlagekapital reduzierte sich rapide. Innerhalb von ein paar Tagen hatte ich ein Viertel meiner angesammelten Profite eingebüßt.

Nachdem ich mein gesamtes Kapital flüssig gemacht, ein Haus gekauft und eine Pause von einem Jahr eingelegt hatte, um ein Buch zu schreiben, waren meine Ersparnisse so zusammengeschrumpft, dass sich mein Wiedereinstieg ins Trading um beinahe fünf Jahre verzögerte. Als ich wieder zu traden anfing, begann ich, wie es meine Gewohnheit war, mit dem geringen Betrag von 8000 Dollar. Den größten Teil dieser Summe verlor ich im Laufe eines Jahres. Ich zahlte noch einmal 8000 Dollar auf das Konto ein und führte nach einigen unbedeutenden Rückschlägen ein paar erfolgreiche Trades durch. In etwa zwei Jahren hatte ich mein Trading-Konto wieder auf einen Stand von 100 000 Dollar gebracht. Seitdem habe ich mein Tempo verlangsamt und mein Anlagekapital mit nur geringen Schwankungen auf diesem Niveau gehalten.

Obwohl mein Trading objektiv gesehen erfolgreich war, betrachte ich es vom emotionellen Standpunkt aus oft als einen Misserfolg. Im Grunde genommen hatte ich das Gefühl,...

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