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E-Book

Medialisierung politischer Organisationen

Parteien in der Mediengesellschaft

AutorPatrick Donges
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl231 Seiten
ISBN9783531909424
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis36,99 EUR
Die Mediengesellschaft stellt politische Organisationen wie Parteien vor große Herausforderungen: Die Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Medien wie des Publikums erhöht sich ebenso wie Aufwand und Geschwindigkeit der Kommunikation. Parteien reagieren auf diese Herausforderungen durch den Ausbau von Kommunikationsabteilungen und einer Erhöhung ihrer Kommunikationsleistung. Die Studie untersucht solche Formen der Medialisierung auf Basis der neo-institutionalistischen Organisationstheorie und durch empirische Fallstudien traditioneller Parteiorganisationen in Deutschland, Großbritannien, Österreich und der Schweiz.



PD Dr. Patrick Donges ist Oberassistent am IPMZ-Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich.

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Leseprobe
1 Einleitung: Parteien als politische Organisationen in der Mediengesellschaft (S. 15)

Es gehört in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft zu den viel zitierten und ebenso häufig beklagten Allgemeinplätzen, dass sich politische Kommunikation als Forschungsgegenstand einer präzisen Definition schon deshalb entzieht, da die Begriffe Politik und Kommunikation bereits jeder für sich sehr komplex sind und von den beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen unter einer Vielzahl theoretischer Perspektiven diskutiert und definiert werden (vgl. u.a. Saxer 1998b: 21-23).

Auch die unterschiedlichen Auffassungen über die Art des Verhältnisses von Medien und Politik resultieren aus konkurrierenden Vorstellungen darüber, was Politik ist und welcher Rationalität sie folgt (vgl. Japp/Kusche 2004: 512). Zudem ist eine wissenschaftliche Definition von Politik selbst immer politisch, da sie eine Grenze zieht zwischen öffentlichen Anliegen und privaten Problemen, und gerade diese Grenzziehung ist eine der umstrittensten politischen Fragen überhaupt.

Auch der Begriff der Kommunikation wird in der Wissenschaft uneinheitlich verwendet, selbst die Kommunikationswissenschaft hat Mühe, ihren Gegenstand zu definieren (vgl. statt vieler Beck 2006). Als Ausweg aus diesen Definitionsdilemmata hat Winfried Schulz im Handbuch der Kommunikations- und Medienwissenschaft vorgeschlagen, den Forschungsgegenstand politische Kommunikation durch seine zwei Grundfragen einzugrenzen:

„1. Auf welche Weise beeinflusst oder bedingt die gesellschaftliche Kommunikation Strukturen und Prozesse der Politik?

2. Auf welche Weise bestimmt oder bedingt Politik die gesellschaftliche Kommunikation?" (Schulz 2003: 458).

Die vorliegende Studie knüpft an die erste der beiden Grundfragen an, fragt also nach den Auswirkungen von Medien und massenmedialer Kommunikation auf Politik. Statt ihrer Strukturen und Prozesse stellt sie jedoch eine andere, häufig vernachlässigte Kategorie in den Vordergrund: Die der politischen Organisation. Zwar werden in der politics-Dimension Akteure und Organisationen immer auch „mitgedacht" – etwa wenn der politische Prozess als „Auseinandersetzung zwischen politischen Akteuren" beschrieben wird (Vowe 2003: 542).

Aber diese Akteure werden in der Literatur häufig als gegeben angenommen und in ihrer Form als Organisationen zu wenig theoretisch reflektiert. Sie scheinen sich auch weder durch den politischen Prozess selbst noch durch die Medien und die mediale Kommunikation zu verändern, sondern bilden eine scheinbar statische Größe. An dieser Stelle setzt die vorliegende Studie mit der Frage an, welche Auswirkungen Medien und mediale Kommunikation auf politische Organisationen wie Parteien haben und wie diese auf die Herausforderungen der Mediengesellschaft durch Veränderung ihrer Organisationsstrukturen reagieren.

1.1 Organisationen als Kategorie in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft

Klassisch werden in den Sozialwissenschaften die Theorieebenen Makro-, Meso- und Mikroebene unterschieden. Die Mesoebene der Organisationen ist nicht nur die mittlere der drei Theorieebenen, sie stellt nach Lautmann (1994) eine „zwischen die Makro- und Mikroebene geschobene und beide vermittelnde Betrachtungsweise" dar: „Zwischen Gesamtgesellschaft und Kleingruppe bzw. sozialem Handeln des Individuums stehen danach die Organisationen" (Lautmann 1994: 432).

Dieser zunächst banal anmutende Satz verweist auf ein zentrales Problem jede sozialwissenschaftlichen Theoriebildung, der Verbindung von Individuen und ihren sozialen Handlungen zur Ebene der Gesellschaft (Mikro-Makro-Problem). Dieser analytisch weite Weg wird durch die Mesoebene der Organisationen gangbarer. Organisationen sind einerseits Strukturen, in denen individuelle Akteure handeln, andererseits (korporative) Akteure, die in der Gesellschaft handeln.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort5
Inhaltsverzeichnis7
Abbildungsverzeichnis13
1 Einleitung: Parteien als politische Organisationen in der Mediengesellschaft15
1.1 Organisationen als Kategorie in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft16
1.2 Mediengesellschaft als „hilfreicher Suchbegriff“19
1.2.1 Definition und Merkmale der Mediengesellschaft19
1.2.2 Funktionen des Begriffs der Mediengesellschaft22
1.2.3 Medialisierung als Prozessbegriff24
1.3 Parteien als Subjekte von Medialisierungsprozessen26
1.4 Fragestellung und Zielsetzung29
1.5 Aufbau der Studie31
2 Der Begriff der Medialisierung: Stand der Debatte im Forschungsfeld politische Kommunikation33
2.1 Medialisierung und Medienbegriff33
2.1.1 Mikroebene: Medialisierung als medialisierte Kommunikation35
2.1.2 Mesoebene: Medialisierung als Regelveränderung für Akteure38
2.1.3 Makroebene: Medialisierung als Folge evolutionärer Systembildung40
2.2 Medialisierung als Metaprozess42
2.3 Grenzen der Medialisierung45
2.4 Zwischenfazit: Medialisierung als Organisations-Umwelt-Dynamik47
3 Theoretische Grundlagen der Meso-Perspektive I: Akteure und Organisationen51
3.1 Der Begriff des Akteurs52
3.1.1 Kollektive und korporative Akteure52
3.1.2 Präferenzen und Wahrnehmung55
3.2 Der Begriff der Organisation57
3.2.1 Paradigmen der Organisationstheorie57
3.2.2 Organisationen und ihre Elemente60
3.2.3 Organisationen und ihre Ziele64
3.2.4 Organisationen und ihre Strukturen66
3.3 Zwischenfazit: Differenzierungen der Meso-Perspektive – Organisationen als Akteure, Strukturen und Handlungssysteme69
4 Anwendung der Meso-Perspektive I: Parteien als politische Organisationen73
4.1 Definitionen und Abgrenzungen von Parteien74
4.2 Typen von Parteiorganisationen: Von der Elitepartei zur „ professionalisierten Medienkommunikationspartei“75
4.3 Merkmale von Parteiorganisationen81
4.3.1 Parteiorganisationen und ihre Mitglieder81
4.3.2 Parteiorganisationen und ihre Ziele83
4.3.3 Parteiorganisationen und ihre Subsysteme85
4.3.4 Parteiorganisationen und ihre Strukturen86
4.3.5 Akteurstatus von Parteiorganisationen89
4.4 Wandel von Parteiorganisationen90
4.4.1 Erklärungsansätze für Parteiwandel90
4.4.2 Mitgliederrückgang92
4.4.3 Verschiebungen zwischen den Subsystemen94
4.4.4 Die These der Professionalisierung97
4.5 Zwischenfazit: Parteien als offene, lose verkoppelte Handlungssysteme100
5 Theoretische Grundlagen der Meso-Perspektive II: Institutionen in der Umwelt von Organisationen103
5.1 Institutionen als dauerhafte Regelsysteme105
5.1.1 Regulative Regeln107
5.1.2 Konstitutive Regeln109
5.1.3 Normative Regeln110
5.1.4 Repräsentative Regeln112
5.1.5 Institutionen als Zusammenspiel verschiedener Typen von Regeln113
5.2 Entstehung, Wirkung und Reproduktion von Institutionen114
5.2.1 Der Begriff der Institutionalisierung114
5.2.2 Entstehung und Reproduktion von Institutionen118
5.3 Dynamiken zwischen Organisationen und Institutionen121
5.3.1 Der Begriff der institutionellen Umwelt122
5.3.2 Organisationsverständnis: Legitimität statt Effizienz125
5.3.3 Handlungsoptionen von Organisationen128
5.4 Zwischenfazit: Entwicklung des Neo-Institutionalismus – der „ iron cage“ wird durchlässiger131
6 Anwendung der Meso-Perspektive II: Medien als institutionelle Umwelt politischer Organisationen133
6.1 Medien als Institutionen134
6.2 Auswirkungen institutioneller Regeln auf Organisationen138
6.2.1 Durchsetzungsmechanismen138
6.2.2 Etablierung von Beobachtungskonstellationen140
6.2.3 Konflikte zwischen institutionellen Umwelten141
6.3 Zwischenfazit: Medien als Teil institutioneller Umweltanforderungen politischer Organisationen143
7 Modellbildung: Indikatoren einer Medialisierung von Parteiorganisationen147
7.1 Grenzen von Parteiorganisationen147
7.2 Indikatoren in der Dimension Wahrnehmung149
7.2.1 Veränderungen der Wahrnehmung der Umwelt149
7.2.2 Orientierung an anderen Organisationen151
7.3 Indikatoren in der Dimension Struktur152
7.3.1 Ressourcenzuwachs und -verschiebung152
7.3.2 Regelveränderung153
7.3.3 Externalisierung155
7.4 Indikatoren in der Dimension Kommunikationsleistung156
7.5 Zwischenfazit: Forschungsleitende Thesen157
8 Empirische Fallstudien: Plausibilität des Medialisierungsbegriffs161
8.1 Design und Methodik der Fallstudien162
8.1.1 Auswahl der Parteiorganisationen162
8.1.2 Dokumentenanalyse166
8.1.3 Leitfadeninterviews167
8.2 Rahmenbedingungen der Parteiorganisationen169
8.2.1 Entwicklung der Mitgliederzahlen169
8.2.2 Struktur der Einnahmequellen171
8.2.3 Entwicklung der Wähleranteile174
8.3 Wahrnehmung der Umwelt von Parteiakteuren174
8.3.1 Veränderungen in der Umwelt174
8.3.2 Wahrnehmung anderer politischer Organisationen181
8.3.3 Wahrnehmung der Umwelt durch die Medien183
8.3.4 Zukünftige Herausforderungen an die Kommunikation184
8.4 Strukturen der Kommunikation: Regeln186
8.4.1 Aufbau und Wandel der Kommunikationsabteilungen186
8.4.2 Kommunikationsabteilung als Schnittstelle192
8.4.3 Bewertung von strukturellen Veränderungen197
8.4.4 Kommunikationsregeln201
8.5 Strukturen der Kommunikation: Ressourcen203
8.5.1 Ressourcen innerhalb der Parteizentrale204
8.5.2 Nutzung externer Ressourcen206
8.6 Kommunikationsleistung208
8.6.1 Quantität der Kommunikation Klassische Formen der Parteikommunikation wie die Aussendung von Pressemitteilungen208
8.6.2 Medien der Kommunikation209
8.7 Zwischenfazit der empirischen Fallstudien212
9 Konklusion: Formen und Grenzen der Medialisierung von und in Parteiorganisationen217
9.1 Zusammenfassung der Studie217
9.2 Schlussfolgerungen für die weitere Forschung222
9.2.1 Medialisierung als Medienwirkung222
9.2.2 Professionalisierung als alternativer Erklärungsansatz223
9.2.3 Relevanz einer Meso-Perspektive226
Literaturverzeichnis227

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