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E-Book

Mensch und Tier im Team

Therapiebegleitung mit Hunden

AutorGuido Huck, Marion Menke, Rainer Hagencord
VerlagKohlhammer Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl230 Seiten
ISBN9783170330542
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis25,99 EUR
Tiere finden im Rahmen pädagogischer und therapeutischer Interventionen breiten Einsatz: Vor allem werden Hunde von der Ergotherapie bei Kindern bis zum Tierbesuchsprogramm bei älteren Menschen eingesetzt. Das Buch liefert Basiswissen für alle Berufe, in deren pädagogischen und therapeutischen Handlungsfeldern hundegestützte Interventionsformen eine Rolle spielen. Dabei folgt die Darstellung einem erprobten Fortbildungsprogramm zum Pädagogik-/Therapiebegleithundeteam. Ausführlich wird auf die Settings, wissenschaftlichen Grundlagen und die praktische Zusammenarbeit von professioneller Person, Hund und Klient/Patient sowie die verschiedenen Handlungsfelder eingegangen.

Dr. Marion Menke ist Professorin für Gesundheitswissenschaften an der Katholischen Hochschule Münster. Guido Huck ist Pferdewirt und Motopädagoge und leitet das Münsteraner Institut für therapeutische Fortbildung und tiergestützte Therapie (M.I.T.T.T.). Dr. Rainer Hagencord ist Leiter des Instituts für Theologische Zoologie (ITZ) in Münster.

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Einführung in die Fortbildung zum Pädagogik-/Therapiebegleithundeteam


 

Das Kapitel führt zunächst in die Entstehungsgeschichte des Münsteraner Instituts für therapeutische Fortbildung und tiergestützte Therapie (M.I.T.T.T.) ein. Anschließend werden die übergreifenden Ziele dieser Fortbildung zum Pädagogik-/Therapiebegleithundeteam erläutert und die Ausbildungs- und Prüfungsordnung dargelegt. Diese stellt die Grundlage für die inhaltlichen bzw. theoretischen und praktischen Bestandteile sowie die Regelungen zur Abschlussprüfung dar. Im Anschluss daran steht zunächst der Hund als Teil des pädagogischen bzw. therapeutischen Teams im Mittelpunkt. Anatomische und physiologische Kenntnisse sowie das Verhalten des Hundes bzw. wesentliche Grundlagen zur Hundepsychologie und deren Bedeutung für einen Einsatz im Pädagogik-/Therapiebegleithundeteam sind ein wesentlicher Bestandteil der Fortbildung. Darüber hinaus werden die Entwicklungsphasen des Hundes erklärt und einige ausgewählte Grundlagen der Hundeerziehung zusammengefasst. Im folgenden Unterkapitel geht es um die Notfallversorgung des Hundes bei Krankheit, Verletzungen, Unfällen etc. Diese Kenntnisse sind für jede/n Hundehalter/in von zentraler Bedeutung, obgleich die Hundeschulen diese kaum vermitteln und viele Halter/innen in einer Notfallsituation hilflos sind. Als professionell tätige Person mit einem Hund im beruflichen Kontext stellt dieses Wissen jedoch eine notwendige Voraussetzung dar, denn eine Notfallsituation kann jederzeit auftreten und besonnenes Handeln ist zum Schutz von Hund, Halter/in und Klientel gefragt. Daher nimmt auch dieses Kapitel einen wichtigen Platz in diesem Buch ein und würdigt diese Erste-Hilfe-Maßnahmen für den Hund im Notfall in ausführlicher Weise.

Mensch und Hund arbeiten im Team, daher folgen einige Gedanken zur Teamarbeit. Mensch und Hund in der Fortbildung sind Arbeits- und Sozialpartner, sie leben zusammen und binden sich aneinander. Ein Team ist per definitionem

»(…) die kooperative, zielorientierte Arbeit von 2–8 Fachleuten, die gemeinsam an einer definierten komplexen Aufgabe, in einem Projekt oder an einem Problem arbeiten, bei Integration unterschiedlichen Fachwissens und nach bestimmten, gemeinsam festgelegten Regeln« (Gellert 2010, S. 21).

In diesem Sinne unterscheidet sich das Mensch-Hund-Team bestehend aus zwei »Fachleuten« von menschlichen Teams im beruflichen Kontext, wobei dem Menschen die verantwortliche Rolle für die Aufgabe oder das zu bearbeitende Problem zukommt. Dennoch werden unterschiedliche Fähigkeiten von Mensch und Hund in die Settings eingebracht und die notwendigen Regeln sollen gemeinsam erlernt werden. Dazu ist eine wichtige Voraussetzung, dass sich Hund und Halter/in besser kennen lernen, sich gegenseitig aufmerksam und gut beobachten, um die Beziehung zu vertiefen und das Verhalten, den Ausdruck sowie die Seele des anderen in ihrer Wirkung deuten zu können:

»Das Vorhandensein einer Seele lässt sich anatomisch nicht nachweisen. Besitzen Tiere aber dennoch eine Seele, so darf auch erwartet werden, dass sie wirkt und das Verhalten des Lebewesens beeinflusst. (…) Darum besteht die wichtigste Tätigkeit des Tierseelenforschers im Beobachten tierischen Verhaltens« (Fischl 1936, zit. nach Feddersen-Petersen 2013, S. 80).

Die Seele meint hier nach unserem Verständnis nicht etwas, was Mensch und Tier im Sinne eines Organs »besitzen«. Gemeint ist im Sinne eines poetischen Sprachspiels die Persönlichkeit des Wesens, das, was Mensch und Tier als Individuen ausmacht, das Geheimnishafte alles Lebendigen, was nicht messbar ist, wenngleich wir die Wirksamkeit im Zusammenspiel erleben können.

2.1       Entstehungsgeschichte


Die Fortbildung zum Therapie-/Pädagogikbegleithundeteam des M.I.T.T.T. (Münsteraner Institut für therapeutische Fortbildung und tiergestützte Therapie), auch »Fortbildung nach der Steinfurter Methode« genannt, ist im Jahre 1996 zunächst innerhalb der logopädischen Behandlung von Kindern mit einer Behinderung entstanden und wurde danach systematisch mit Ergotherapeuten/-innen, Physiotherapeuten/-innen, Ärzten/-innen und Pädagogen/-innen in der Praxis weiterentwickelt und ausgebaut. Im Jahr 2002 gründeten mehrere Therapeuten/-innen und Pädagogen/-innen den Berufsverband »Therapiebegleithunde Deutschland e. V.« (TBD e. V.) im Kreis Steinfurt im Münsterland. Dieser Berufsverband verfügt mittlerweile über mehrere Hundert Mitglieder im gesamten Bundesgebiet in Deutschland und bestimmt die Leitlinien für Pädagogik-/Therapiebegleithundeteams im beruflichen Einsatz:

»Das Hauptanliegen ist die Professionalisierung des Einsatzes von Therapiebegleithunden in der Therapie, Pädagogik, Psychologie, Medizin und verwandten Berufszweigen. Mitglieder können ausschließlich Therapeuten, Pädagogen, Psychologen, Mediziner und verwandte Berufe werden« (Berufsverband Therapiebegleithunde Deutschland e. V. 2013, S. 1).

Mit der beruflichen Qualifikation als notwendige Zulassungsvoraussetzung für die Fortbildung von Hund und Halter/-in zum Pädagogik-/Therapiebegleithundeteam, der Festschreibung der Leitlinien und der Zertifizierung durch den Berufsverband TBD e. V., der Fortbildung im Münsteraner Institut für therapeutische Fortbildung und tiergestützte Therapie (M.I.T.T.T.) wurden wichtige Eckpfeiler für eine fundierte, hundegestützte Arbeit in unterschiedlichen pädagogischen und therapeutischen Handlungsfeldern im Sozial- und Gesundheitswesen eingeschlagen. Damit ist professionalisiertes Handeln gewährleistet und soll der rechtlich bislang ungeschützten Tätigkeit für das tiergestützte Arbeiten entgegenwirken. Der Begriff »Therapiebegleithund« erfährt durch diese Zertifizierung des Berufsverbandes Therapiebegleithunde Deutschland e. V. einen gewissen Schutz für die Mitglieder, da an die praktische Arbeit die entsprechenden Voraussetzungen und Kontrollen des Berufsverbands geknüpft sind.

Nur beruflich qualifizierte Personen sind in den Handlungsfeldern und Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens in der Lage, den ausgebildeten Hund als Unterstützung und Begleitung in pädagogische bzw. therapeutische Prozessen entsprechend fachlich versiert mit einzubeziehen. Damit ist keine Abwertung, sondern eine Abgrenzung von nicht ausgebildeten Besuchshunden impliziert, die z. B. von Laien in Einrichtungen mitgebracht werden. Der Anspruch der Fortbildung ist es somit, entsprechende Ziele und methodisches Handeln in dem jeweiligen beruflichen Setting versiert anwenden zu können, wobei der Hund im Beziehungsdreieck mit dem/der Hundehalter/in und dem Klienten bzw. der Klientin2 in die entsprechenden Arbeitsprozesse eingebunden wird. Die Fortbildung soll jedoch eine deutliche Abgrenzung zum so genannten Streichel- oder Besuchshund aufzeigen. Besuchshunde werden häufig von Ehrenamtlichen oder externen Personen mitgebracht, die nicht bzw. nicht ausreichend ausgebildet sind und hauptsächlich der Förderung des allgemeinen Wohlbefindens der Klientel dienen sollen.

2.2       Ziele der Fortbildung des M.I.T.T.T. zum Pädagogik-/Therapiebegleithundeteam


Die Fortbildung zum Pädagogik-/Therapiebegleithundeteam soll Hunde und Therapeuten/-innen, Pädagogen/-innen, Ärzte/-innen, Psychologen/-innen etc. als Team gemeinsam derart schulen, dass Hunde als Ergänzung und Unterstützung in der Therapie bzw. pädagogischen Arbeit und Förderung gesunder und kranker, alter und/oder eingeschränkter Menschen bzw. Menschen mit Behinderungen jeden Alters eingesetzt werden können. In der Fortbildung wird in kleinen Gruppen gelehrt und gelernt. Es werden hohe Anforderungen sowohl an die Hunde, als auch an deren Halter/innen gestellt.

Die Fortbildung qualifiziert dazu, dass der Hund im Team mit der qualifizierten Person in therapeutische und pädagogische Prozesse gezielt eingesetzt wird und diese Prozesse qualitativ verbessert, erweitert und vertieft werden können. Seit dem Jahr 2000 wird die nachfolgend konzipierte Fortbildung des M.I.T.T.T. angeboten und mittlerweile an mehreren Standorten in Deutschland durchgeführt (vgl. http//:www.mittt.de), um Therapeuten/-innen, Pädagogen/-innen, Mitarbeiter/-innen in Pflegeberufen etc. mit ihrem Hund für das Gesundheits- und Sozialwesen entsprechend zu schulen.

Nachfolgend wird die Ausbildungs- und Prüfungsordnung aufgezeigt, auf der die Ausbildung und Prüfung zum Pädagogik-/Therapiebegleithundeteam basiert und die den Leitlinien des TBD e. V. entspricht.

2.3       Ausbildungs- und Prüfungsordnung für den Einsatz von Therapiebegleithunden in Therapie und Pädagogik nach den...


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