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Metaphern, Geschichten und Symbole in der Traumatherapie

AutorAnne Dyer, Kathlen Priebe
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783840926068
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Eine Traumatisierung stellt einen unspezifischen Risikofaktor für die Entwicklung fast jeder psychischen Erkrankung dar. Der Einbezug der belastenden Lebensereignisse ist somit ein Bestandteil vieler Psychotherapien. Sowohl die traumatische Erfahrung selbst als auch die Symptomatik sind für Betroffene jedoch oft schwer in Worte zu fassen. Metaphern, Geschichten und Symbole können hier eine Brücke bilden. Sie eröffnen neue Perspektiven und geben so Handlungsanweisungen. Mit ihrer Hilfe können u.a. die Entstehung und Aufrechterhaltung der Symptome erklärt, die Bearbeitung ungünstiger Gedanken durchgeführt, die Auseinandersetzung mit den traumatischen Erfahrungen vorbereitet und die Selbstakzeptanz und Selbstfürsorge gefördert werden. In diesem Buch beschreiben Vertreter unterschiedlicher therapeutischer Richtungen Metaphern, Geschichten oder Symbole, die sich in ihrer persönlichen Arbeit bewährt haben. Nach einer kurzen Skizzierung der theoretischen Grundlagen wird die jeweilige Metapher, Geschichte bzw. das Symbol konkret beschrieben, die Nutzung anhand von klinischen Beispielen verdeutlicht und es werden Tipps für die praktische Arbeit gegeben. Die Vielfalt der beschriebenen Metaphern, Geschichten und Symbole liefert zahlreiche Impulse für das therapeutische Handeln.

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Kapitelübersicht
  1. Mataphern, Geschichten und Symbole in der Traumatherapie
  2. Teil 1: Entstehung und Aufrechterhaltung der Symptome erklären
  3. Teil 2: Behandlungsstrategien ableiten
  4. Teil 3: Distanzierungsstrategien vermitteln
  5. Teil 4: Bearbeitung ungu¨nstiger Gedanken vorbereiten und durchfu¨hren
  6. Teil 5: Selbstakzeptanz und Selbstfu¨rsorge fördern
  7. Teil 6: Auseinandersetzung mit den traumatischen Erfahrungen vorbereiten und durchfu¨hren
  8. Teil 7: Akzeptanz und Wachstum fördern
  9. Die Autorinnen und Autoren des Bandes
Leseprobe
7 Das konfrontative Therapierational erarbeiten – Das Modell „Sackgasse“ (S. 55.-56)
Georg Pieper

Theoretischer Hintergrund

Einer der Hauptsymptombereiche der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) ist die Vermeidung traumaassoziierter Stimuli. Um nicht ständig von Reizen, die von innen und von außen kommen, überwältigt zu werden, versuchen Patienten sich zu schützen. Sie vermeiden nach Möglichkeit, an das Trauma erinnert zu werden (siehe Flatten et al., 2011).

Bewältigungsversuche der Patienten basieren häufig auf Vermeidungsstrategien, mit denen sie sich oft kurzfristige Erleichterung verschaffen, ihre Probleme aber langfristig nicht lösen konnten. In der Regel wurde ihre Symptomatik in Folge dieser Grundhaltung im Laufe der Zeit noch ausgeprägter. Viele derartige Lösungsversuche, der Erinnerung an das Trauma auszuweichen, wurden ausprobiert, waren jedoch nicht hilfreich, und machten die Patienten letztlich immer verzweifelter.

Auch bei Therapeuten schleichen sich immer wieder Vermeidungstendenzen ein, mit denen sie sich und ihre Patienten bewusst oder unbewusst vor den belastenden, oft quälenden Scham-, Angst-, Schuld- oder Ekelbesetzten Details der traumatischen Erfahrungen schützen wollen.

Eine Erfolg versprechende Therapie der PTBS erfordert jedoch eine Konfrontation mit dem Erlebten und Exposition mit den damit verbundenen Gedanken, Gefühlen und Körperreaktionen (siehe Leitlinienempfehlungen der AWMF zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung; Flatten et al., 2011). Das Modell „Sackgasse“ ist Teil des siebenstufigen Behandlungskonzepts für traumatische Störungen (SBK) von Pieper und Bengel (2008). Beim SBK handelt es sich um ein verhaltenstherapeutisches mit EMDR kombiniertes Behandlungskonzept für Typ I-Traumatisierte. Mit ihm wird nach einer möglichst kurz gehaltenen Stabilisierungsphase die Bearbeitung der traumatischen Erfahrungen fokussiert angegangen. Am Anfang steht die Rekonstruktion der traumatischen Erlebnisse auf der kognitiven Ebene. Die Bearbeitung des Traumas auf der kognitiven Ebene unter Kontrolle der Emotionen dient der weiteren Stabilisierung und dem Aufbau von Selbstkompetenz beim Patienten. Anschließend werden mit Expositionstechniken und mit EMDR die mit dem Trauma zusammenhängenden Emotionen bearbeitet. Am Schluss der Behandlung steht eine Exposition in vivo, durch die noch vorhandenes Vermeidungsverhalten abgebaut wird und die Gewissheit gestärkt wird, das Trauma überwunden zu haben.

Im Rahmen des siebenstufigen Konzepts wird zur Vermittlung des Konfrontationsrationals das Modell „Sackgasse“ eingesetzt. Die Patienten werden an einem Punkt der Hoffnungslosigkeit und der Erfahrung, dass bisherige Versuche, das Trauma zu bewältigen gescheitert sind, abgeholt. Die meisten Patienten kennen das andauernde Empfinden der Frustration und der Aussichtslosigkeit, dass sie mit allen bisherigen Versuchen, die traumatische Erfahrung hinter sich zu lassen, gescheitert sind, sehr genau.

Für diese Situation wird die Metapher „Sich in einer Sackgasse befinden“ gewählt, was in der Regel zu einer spontanen Zustimmung der Patienten führt. Sie fühlen sich durch diese Formulierung verstanden und antworten häufig spontan, dass diese genau ihrem Empfinden entspreche.

In der Therapie mit Traumatisierten ergeben sich häufig Widerstände und Spannungen, wenn der Therapeut dem Patienten zu erklären versucht, dass es keine adaptive Strategie ist, durch vermeidende Bewältigungsversuche das Trauma in den Griff zu bekommen. In diesem Fall empfinden viele Traumatisierte, der Therapeut mache es sich zu leicht und er könne gar nicht ermessen, wie angstbeladen die Auseinandersetzung mit den traumatischen Erfahrungen ist. Stattdessen empfiehlt es sich, dem Wunsch des Patienten zu vergessen und zu verdrängen, Verständnis entgegenzubringen und ihn dann zu fragen: „Können Sie sich vorstellen, Ihr Trauma jemals zu vergessen?“

Die Antwort wird schon allein wegen der unwillkürlich auftauchenden wiederkehrenden Erinnerungen in der Regel sein, dass er sich das überhaupt nicht vorstellen könne. Außerdem war die traumatische Erfahrung zu mächtig und ...
Inhaltsverzeichnis
Mataphern, Geschichten und Symbole in der Traumatherapie
1
Vorwort9
Inhaltsverzeichnis13
Teil 1: Entstehung und Aufrechterhaltung der Symptome erklären17
1 Eine verständliche Erklärung der Traumareaktion entlastet und zeigt neue Wege auf – Die Analogie von Häschen und Denker19
2 Beschwerden verstehen – Der eingefrorene Schreckmoment und die blinde Kuh25
3 Die Auswirkungen von Emotionen verstehen lernen – Mit dem Ferrari auf der Autobahn, wenn die Emotionen das Leben bestimmen31
4 Dissoziation – Die Kapselmetapher35
5 Trauma und Schmerz bei Kindern und Jugendlichen – Ein schwarzer Gedanke bleibt selten allein41
6 Die Folgen chronischer Erkrankungen erarbeiten – Die blinde Frau49
Teil 2: Behandlungsstrategien ableiten55
7 Das konfrontative Therapierational erarbeiten – Das Modell „Sackgasse“57
8 Vermeidungsverhalten reduzieren – Die Analogie des Wasserballs67
9 Die Traumaerinnerung ordnen – Verwendung der Schrankmetapher zur Vorbereitung auf das imaginative Nacherleben73
10 Selektive Aufmerksamkeit – Die Metapher von der Schlu¨sselsuche des weisen Narren Mulla Nasrudin79
11 Den richtigen Weg finden – Über die verschiedenen Arten den Berg der Heilung zu erklimmen85
Teil 3: Distanzierungsstrategien vermitteln91
12 Kontrolle u¨ber sich aufdrängende Gedanken und Bilder gewinnen – Das Symbol des Tresors93
13 Die Auslöser von Belastung erkennen und die Belastungstoleranz erhöhen – Der Strom der Belastung99
14 Trauma-Trigger und Belastungen identifizieren und gut auf sich achten – Matratze der seelischen Belastbarkeit105
15 Stabilisierungsarbeit: Kontrolle u¨bertraumatisches Wiedererleben gewinnen – Timm und die alte Rutsche111
Teil 4: Bearbeitung ungu¨nstiger Gedanken vorbereiten und durchfu¨hren117
16 Verstehen, was hinderliche Gedanken sind – Oder was haben gesprungene Schallplatten, Bienen im Zimmer und Pop-Up-Fenster gemeinsam?119
17 Gedankenunterdru¨ckung reduzieren – Die Geschichte vom Mann, der im Zug sitzt und in die Hände klatscht125
18 Ich-Stärkung durch Distanzierung von Symptomen und malignen Über-Ich-Attacken – Der Kampf mit dem Inneren Richter129
19 Schuldbearbeitung in Gruppen – Der König der Löwen137
Teil 5: Selbstakzeptanz und Selbstfu¨rsorge fördern143
20 Den Selbsthass u¨berwinden – Versöhnung mit dem Kind-Ich145
21 Das Ich stärken – Das innere Team153
22 Wider die Selbstabwertung: Verdeutlichung irrationaler Beweisfu¨hrungen – Die 50-Euro-Impact-Technik159
23 Ressourcenvolles Selbsterleben – Katzen und Großkatzen als Metaphern und Identifikationsfiguren165
24 Gefu¨hle der Verbundenheit stärken – Die Nutzung von verbindenden Symbolen171
Teil 6: Auseinandersetzung mit den traumatischen Erfahrungen vorbereiten und durchfu¨hren177
25 Dem Leben Gestalt geben – Die Lifeline in der Traumatherapie von Kindern und Jugendlichen179
26 Orientierung und Überblick gewinnen – Die Entwicklung einer Traumalandkarte189
27 Verbesserung der Emotionsregulation – Emotionssurfen195
28 Zwischen Trauma und Gegenwart unterscheiden lernen – Die Geschichtevon der Bärenjagd201
29 Bindungsverhalten zur verstorbenen Person – Die „leere Stuhl“-Technik207
30 Selbstkontrolle und emotionale Distanzgewinnen – Die Nutzung von Bildschirm und Fernbedienung213
Teil 7: Akzeptanz und Wachstum fördern219
31 Erfahrungsvermeidung abbauen – Chinesische Fingerfesseln221
32 Wenn Akzeptanz das Leben verändern kann – Die Geschichte von Herrn Globetrotter227
33 Auf dem langen Weg zur Akzeptanz des Erlebten – Der alte Hund, ein ewiger Begleiter233
34 Abschied von Vergangenem, Blick in die Zukunft wagen – Es schließt sich eine Tu¨r, es öffnet sich ein Tor237
35 Integration posttraumatischer Veränderungen – Die Geschichte vom Baum, der unter schlechten Bedingungen wachsen musste245
36 Unlösbare Probleme helfen, Probleme zu lösen251
Die Autorinnen und Autoren des Bandes259

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