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Mittelalterliche und fantastische Motive in J. H. Praßls 'Chroniken von Chaos und Ordnung'. Wunderwesen - Artus - Magie

AutorTanja R. Traxler
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783961461714
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
In diesem ersten Sekundärwerk zur österreichischen High-Fantasy-Romanreihe 'Die Chroniken von Chaos und Ordnung' von J. H. Praßl untersucht Tanja R. Traxler die Darstellung mittelalterlicher und fantastischer Motive in den Bänden I-IV der Reihe. Hierzu erfolgt zunächst eine Klärung der Genreeinbettung des Werks sowie des Fantasybegriffs, die auch eine Unterscheidung zwischen dem Verständnis im englisch- und deutschsprachigen Raum deutlich macht. Im Anschluss daran wird der Romanzyklus nicht nur in Hinblick auf die Handlung, sondern auch auf die Figuren erfasst. Diese werden zunächst entsprechend ihrer Archetypen vorgestellt und analysiert, da dies erheblich zum Verständnis der Analyse der mittelalterlichen Motive beiträgt, die den Kern der Studie bildet. Erstmals gelingt es zu zeigen, dass den 'Chroniken von Chaos und Ordnung' I-IV mittelalterliche Motive immanent sind, diese jedoch nicht lediglich aus den entsprechenden Werken übernommen, sondern unter Einfluss weiterer Faktoren von dem Autorenduo adaptiert wurden.

Mag. Tanja R. Traxler, BA (Jahrgang 1992), entdeckte schon früh ihre Liebe zu Büchern und vor allem zur fantastischen Literatur. Nach ihrem Schulabschluss absolvierte sie ein pädagogisches Studium der Germanistik, Psychologie und Philosophie an der Universität Wien, das sie mit Auszeichnung abschloss. Im Zuge ihres Studiums konnte sie sich vertiefend mit dem Gebiet der Mediävistik auseinandersetzen, woraus sich schnell eine Leidenschaft entwickelte. Diese Faszination motivierte die gebürtige Wienerin, die Verwendung mittelalterlicher Motive in der High-Fantasy-Romanreihe 'Die Chroniken von Chaos und Ordnung' zu untersuchen. Seit 2015 unterrichtet die Autorin an einem Wiener Gymnasium und engagiert sich nach ihrer Ausbildung zur individuellen Lernbegleiterin insbesondere für die Unterstützung und Förderung von Kindern und Jugendlichen mit einer Lernschwäche.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4.3 Die Romanreihe: Bisher veröffentlichten J. H. Praßl vier Bände ihrer Romanreihe 'Die Chroniken von Chaos und Ordnung', ebenso viele sollen noch folgen. Die Veröffentlichung des fünften Teils 'Siralen Befendiku Issirimin - Neuland' ist für Herbst 2018 geplant, auch bei diesem ist wieder eine bereits bekannte Figur namensgebend für den Titel. Die Geschichte und Handlung entwickelte Heinz Praßl bereits für alle acht Bände, Judith Praßl fungiert als schreibende Kraft, die auch ihren Ideen, angelehnt an den Entwicklungsprozess während des Rollenspiels sowie an der von Heinz Praßl entwickelten Welt und Geschichte, während des Schreibprozesses Raum geben kann. Das Erarbeiten des Romanplots geschieht gemeinsam, bevor die Autorin anhand dessen ein detailliertes Manuskript verfasst, dessen Überarbeitung schließlich wieder in Zusammenarbeit und unter der Anleitung Heinz Praßls erfolgt, da nur er das Ende der 'Chroniken' kennt und somit weiß, in welche Richtung sich die Handlung bewegen muss. Eine Ausnahme stellt die Figur Chara dar, die überwiegend von Judith Praßl entwickelt wurde. Die Festlegung auf acht Bände geschah bewusst aus mehreren Gründen - unter anderem, weil diese Zahl für die Unendlichkeit steht und das Konzept von Anbeginn feststand. 4.3.1 Figuren: Die Figuren in den 'Chroniken von Chaos und Ordnung' entsprechen denen für das Genre der Fantasy bzw. High Fantasy typischen Archetypen. Jeder der Bände ist einer anderen Figur gewidmet, der in dem nach ihr benannten Band eine besondere Rolle zukommt. Das Besondere dabei ist, dass es sich ab dem zweiten Band nicht um neue Figuren, sondern um bereits bekannte aus den vorhergehenden Bänden handelt und somit aus Nebenfiguren plötzlich handlungstragende Figuren werden und umgekehrt. Im ersten Band ist dies Thorn Gandir, im zweiten Telos Malakin, im dritten Bargh Barrowsøn, im vierten Teil Lucretia L'Incarto und im fünften Siralen Befendiku Issirimin. Welche Protagonist/-innen in den letzten drei angekündigten Bänden die namensgebenden Figuren für die Romane sein werden, ist bis jetzt nicht bekannt. Im Gegensatz zu den meisten Romanen, deren Figuren durchgehend einem bestimmten Archetyp zugeordnet werden können, gibt es in den 'Chroniken von Chaos und Ordnung' keine Figur, die durchgehend nur einem entspricht. Die Protagonist/-innen repräsentieren teilweise gleichzeitig mehrere Archetypen, indem sie Merkmale unterschiedlicher innehaben, aber ebenso durchlaufen sie eine Entwicklung, durch die sich ebenso ihr Archetypus ändert. Dieser Wechsel bewirkt zum Teil eine Irreführung beziehungsweise regt er die Leser/-innen zum Hinterfragen der Figuren und zu einer Reflexion über deren Rolle über die gesamte Romanreihe hinweg an. Im Folgenden werden die wichtigsten Figuren vorgestellt und hinsichtlich ihrer Rolle und ihres Archetyps untersucht. Dabei werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Archetypus und der Figuren in den ersten vier Bänden der 'Chroniken von Chaos und Ordnung' herausarbeitet. [...] 6.3 Ein Priester als Helfer: Das Motiv Priest as helper (N846.2) ist in Lancelot 1-3 sowie in Hartmann von Aues Gregorius zu finden. Der Priester stellt in diesen Werken auf unterschiedliche Weise eine Hilfe für weitere Protagonist/-innen dar. In Lancelot 1 steht der Priester zunächst Königin Alene zur Seite (42-44), als sie um ihren Mann sowie ihren Sohn trauert, die sie beide tot glaubt. Der Priester offenbart ihr, dass der Sohn noch am Leben ist und warnt die Königin davor, zu viele Tränen zu vergießen. Er stellt für diese eine Vertrauensperson dar, denn er ist derjenige, der von dem Geheimnis des lebenden Sohnes weiß und er hat die Frau getroffen, die den Jungen aufzieht. Auch versichert der Priester (45) der Königin von Gaune '[...] both are safe and the two queens should console each other. God will care well for them.' Hierbei ist zu erkennen, dass der Priester nicht sich selbst als Helfer darstellt, sondern im Namen Gottes spricht und diesen als Helfer benennt. Weiters bittet der König den Priester um Rat (242-244). 'The holy man counsels him to summon his priests in the chapel and confess his sins in public. Confession and penance and future righteousness will win him God's mercy.' Ebenso rät er Artus dazu, seine Sünden zu gestehen, da sein Verlust in der Schlacht auf den Gotteszorn zurückzuführen ist, der ihn davor warnt, ihm die Macht, die er ihm einst gab, wieder zu nehmen. Der Priester hilft somit nicht nur, indem er den Protagonist/-innen die Sorgen nehmen möchte, sondern er steht ihnen auch mit Rat zur Seite, um sie vor Fehlentscheidungen zu bewahren. In dieser Form findet sich das Motiv auch in Lancelot 3 'The priest tells him that God will help him, for he has been taken there to test him: a true servant of God must not be frightened by the Lord's enemies. The priest has been sent to advise and reassure Parceval, whom he addresses by his name.' In diesem Sinne wird das Motiv auch im ersten Band der Chroniken von Chaos und Ordnung aufgegriffen. Den Priester stellt hierbei zunächst der Protagonist Telos Malakin dar. 'Gerade das ist die Aufgabe eines Priesters, nicht wahr? Die verlorenen Seelen auf den rechten Pfad zu führen.' Diese Aufgabe zeigt sich in vielerlei Hinsicht und wird unter zusätzlicher Betrachtung des Motivs Holy man [hermit] as helper on quest (H1233.3) noch deutlicher. Nachdem Thorn Gandir damit betraut worden war, das gestohlene valianische Zepter zu suchen, hilft ihm Telos dabei, mehr über das Zepter herauszufinden. 'Der Umgang mit Telos war ihm da besonders angenehm, er fühlte sich wohl in der Gegenwart des sanften, hilfsbereiten Mannes, der alles mit ungewöhnlicher Sorgfalt und Ruhe anging.' Telos ist im ersten Band ein Teil der Reisegruppe und steht den Figuren Thorn, Bargh und Chara stets zur Seite. Ein besonderes Anliegen ist ihm Chara, die an keinen Gott glaubt. Telos möchte ihr helfen, zum Glauben zu finden, insbesondere als sie stark verwundet ist. 'Agramon wird niemanden retten, der nicht an ihn glaubt. [...] Vielleicht wenn du ein Gebet an ihn richtest [...].' Doch auch in dieser Notsituation will Chara nicht den Glauben zu Gott finden. 'Wenn er seine solche Heuchelei erwartet, dann will ich nicht von ihm gerettet werden. Einem solchen Gott will ich nicht mein Leben verdanken.' Diese Haltung verärgert Telos sehr, doch er beschließt, ihr dennoch zu helfen. Darauf wird im Kapitel 6.8.3 näher eingegangen. Als ein Kampf der Reisegruppe gegen eine Sklavenarmee stattfindet, gerät der Priester in eine prekäre Lage. Seine Aufgabe ist es eigentlich, das Ziel, das Zepter wiederzufinden, zu verfolgen und dabei auf der Seite seiner Reisegruppe zu stehen. Er erkennt jedoch, dass die Menschen der gegnerischen Seite unschuldig sind und nur Befehle ausführen, für die sie selbst möglicherweise gar nicht einstehen. Aus diesem Grund versucht er, den Karawanenführer zu retten. 'Erst wird der Priester verrückt, stürzt sich in den sicheren Tod, nur um den Feind zu retten [...].' In seinen Augen war er ein unschuldiger Mensch, doch er schaffte es nicht, ihm das Leben zu retten, worunter er sehr leidet. 'Ein einziger Gedanke beherrscht seinen Geist: Hakma Al' Raschid war gefallen und er, Telos, hatte nichts dagegen tun können.' Hierbei ist zu erkennen, dass der Priester in gewisser Hinsicht ein Einzelkämpfer ist, der bereit ist, sich gegen seine Verbündeten zu stellen, nur um seine Aufgabe - zu helfen - zu erfüllen. Dieser Szene ist auch das Motiv Battle. War (P550.1) zuzuschreiben, das in vielen Werken des Mittelalters erscheint, da Kampf und Krieg für diese Zeit auszeichnend waren. Telos steht den anderen jedoch nicht immer nur alleine helfend zur Seite. In Band zwei hilft er gemeinsam mit der Priesterin Osmosis den Dämon Siki zu bekämpfen und als den Gefährten im vierten Band die Aufgabe zuteilwird, Caeir Isahara zu stürzen, kommen Priester dreier unterschiedlicher Religionen zu Hilfe. Sie versammeln sich am Weg vor der Festung und er führt dabei die Kriegspriester Agramons an. Gemeinsam dringen sie in die Festung ein und töten so viele auf feindlicher Seite wie nur möglich. 'Da waren sie dabei ... die Priester und ihre Ordenskrieger.' Auch diese Handlungen lassen sich dem Motiv Holy man [hermit] as helper on quest (H1233.3) zuordnen. Im zweiten Band wird vor allem Telos Harmoniebedürftigkeit deutlich, indem er beispielsweise dafür sorgt, Streit zwischen Chara und Thorn beizulegen. Telos scheint ein Pflichtgefühl dafür zu haben, Probleme zu lösen. 'Es gab noch jede Menge anderer Probleme, die es zu lösen galt.' Doch nicht nur helfend und beratend steht der Priester anderen Figuren in der mittelalterlichen Literatur zur Seite, um sie auf den rechten Weg zu bringen, sondern auch, indem er sie vor Gefahren oder Ähnlichem warnt, um sie zu beschützen. 'The priest once again warns him of the devil's powerful tricks, he should beware, otherwise he would be doomed.' So warnt Telos Bargh und Chara vor dem Gebrauch ihrer magischen Waffen oder die Ianna-Priesterinnen Al'Jebal vor dem Gebrauch des valianischen Zepters.
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