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Motivation und Anreizsysteme in Non Profit Organisationen

Entwicklung eines Anreizsystems zum Motivationserhalt und zur Motivationssteigerung beim Führen von freiwilligen Mitarbeitern in gemeinnützigen NPOs

AutorAgnieszka Banach
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl106 Seiten
ISBN9783656909460
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis49,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Führung und Personal - Sonstiges, Note: 5.5, Berner Fachhochschule (Wirtschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Dritte Sektor übernimmt regelmässig Aufgaben von grosser gesellschaftlicher Bedeutung. Wo Markt und Staat aufhören, beginnt sein Wirken. Er steht und fällt jedoch mit seinen freiwilligen Helfern, sie sind der Treibstoff der NPOs. Daher ist es von grundlegender Bedeutung, Menschen die sich freiwillig betätigen, weiterhin in ihrer Tätigkeit zu bestätigen und zu motivieren. Mit dem Wachstum des Non Profit Sektors, aber auch dem Wachstum der Organisationen in diesem Sektor, sind viele Herausforderungen verbunden, besonders, was die Personalführung anbelangt. Zur Erreichung aller gesetzten Ziele wird daher ein hoher Grad an Professionalisierung benötig. Dazu gehören auch die Einführung und die Anwendung von adäquaten Anreizsystemen. Meine Beweggründe als Autorin der Thesis sind nicht nur akademischer Natur. Als Mitglied eines Standortvorstands der gemeinnützigen Organisation Rock Your Life! Schweiz bin ich motiviert, diese auf ihrem Weg zum Erfolg zu unterstützen. Es ist mir ein persönliches Anliegen, die richtigen Anreize zu entwickeln und in einem funktionierenden System anzubieten, um die Attraktivität der Organisation zu steigern sowie die mitwirkenden Personen zu bestätigen und zu motivieren. Die Erstellung der Thesis soll aber auch mein eigener Beitrag zur Unterstützung des Dritten Sektors sein, denn die hier gewonnenen Erkenntnisse und erstellten Strukturen eines Anreizsystems lassen sich mit Sicherheit nicht nur bei RYL! Schweiz praktisch umsetzen sondern auch in anderen gemeinnützigen NPOs anwenden. Der Masterthesis liegen massgebliche Fragen zu Grunde: Sind Anreizsysteme in NPOs anwendbar, und wie sieht eine mögliche Ausgestaltung eines solchen Systems aus? Was braucht es, um ein funktionierendes Anreizsystem zu entwickeln? Und nicht zuletzt: Kann dieses Instrument zu grösserem Erfolg einer Organisation beitragen? Das Ziel war also, ein praktikables Motivationssystem zu entwickeln, welches zum einen auf dem aktuellen Stand der Forschung ist, zum anderen sich an die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Organisationen und ihrer Mitglieder anpassen lässt. Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass Motivation bei Freiwilligen kein 'Selbstläufer' ist. Zwar verfügen die freiwilligen Mitarbeitenden zu Beginn ihrer Tätigkeit über ein hohes Mass einer so genannten intrinsischen Motivation, doch sind sowohl die Motivationsgründe als auch die Motivationsstärke über den Verlauf des Engagements nicht konstant. [...]

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Leseprobe

2 Grundlagen der Motivation in Non Profit Organisationen


 

Bevor der eigentliche Untersuchungsgegenstand, also das Anreizsystem, näher betrachtet wird, werden die theoretischen Grundlagen der Non Profit Organisationen und Erkenntnisse aus der Motivationsforschung erläutert und Begriffe definiert.

 

Auf dieser Grundlage wird ein Vergleich der Theorie mit der Praxis ermöglicht, der zu einem späteren Zeitpunkt stattfindet.

 

2.1 Non Profit Organisationen (NPO) in der Schweiz


 

In den vergangenen Jahrhunderten schuf der Mensch eine Fülle von Strukturen, in denen er sein Leben und das Leben mit anderen in einer Gemeinschaft ordnete. Noch vor wenigen Generationen bildete für fast jeden und jede die familiäre Bindung das stärkste Gefüge und den wichtigsten Bezugsrahmen. Der moderne Mensch schuf darüber hinaus weitere Strukturen, die ihm verhelfen sollten, mit anderen zu interagieren und sich im Kollektiv zu organisieren. So definiert sich der Mensch mittlerweile im Verhältnis Bürger-Staat als Staatsbürger, er ist im Wirtschafsleben einer von vielen Gesellschaftern und findet auch in verschiedenen Vereinen weitere Gleichgesinnte. Diese recht triviale Aufzählung soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Mensch in weitaus komplexeren Gemengelagen eingeflochten ist. Der Versuch, jede Organisation, in die der moderne Mensch sich einbettet, genau zu sezieren, zu definieren und von anderen zu trennen, kann aufgrund der vielen möglichen Ansatzpunkte für ein Ordnungssystem und aufgrund sich überlappender gesellschaftlicher Funktionen der einzelnen Organisationen, kaum gelingen. Nichtdestotrotz beschäftigt sich dieser sowie der folgende Abschnitt mit der Definition der Organisation des freiwilligen menschlichen Handelns.

 

2.1.1 Definition und Merkmale des Schweizer Non Profit Sektors


 

Noch bevor der Blick auf Non Profit Organisationen im engeren Sinn gerichtet wird, erscheint es zum Zwecke einer Gesamtübersicht angebracht, die Stellung des Non Profit Sektors im gesellschaftlichen Gefüge als Ganzes zu betrachten.

 

Bis in die 70er Jahre kannte man Organisationsformen, die entweder rein privatwirtschaftlich handelten oder schlicht staatliche Institutionen waren. Das änderte sich, als Organisationen die Bühne betraten, die gewichtige Beiträge zu globalen und regionalen gesellschaftlichen Problemen leisteten, also einem öffentlichen Zweck dienten, aber als private Einrichtungen agierten (vgl. Salamon & Anheier 1996, S.1f.). Daher war die klassische Einteilung in die bekannten zwei Sektoren, den staatlichen und den privaten, nicht mehr aufrecht zu erhalten. Und so führte Weisbrod im Jahr 1977 den Begriff „Nonprofit“ ein (1977, S.1).

 

Die Ursachen für das Entstehen dieser Non Profit Organisationen wird in der Literatur[1] unter anderem im Markt- und Staatsversagen gesucht. Staatsversagen liegt vor, wenn der Staat Kollektivgüter nicht in ausreichender Menge anbieten kann, denn er muss sich am Durchschnittsmenschen orientieren und klammert so diejenigen Bedürfnisse nach kollektiven Gütern aus, die nur Minderheiten betreffen (Weisbrod, 1988). Das Marktversagen tritt ein, wenn erwerbswirtschaftliche Unternehmen kollektive Güter nicht produzieren wollen, weil sie aufgrund des Trittbrettfahrerproblems[2] befürchten, keine Gewinne erzielen zu können (vgl. Helmig et al. 2010, S.16).

 

 

Bei Schwarz (2005, S.28) findet man nun folgende Unterteilung der drei gesellschaftlichen Teilsysteme: Im Wirtschaftssystem agieren profitorientierte Wirtschaftsorganisationen, welche primär durch den freien Markt gesteuert werden. Im Staatswesen werden durch politische Entscheide die Leistungserbringung der Verwaltung, und durch.

 

Gesetze und Verordnungen auch die Akteure der anderen beiden Sektoren gelenkt. Im Dritten Sektor schliesslich sind diejenigen Organisationen angesiedelt, die zwischen Markt und Staat liegen und die grundsätzlich weder vom Staat gesteuert werden noch erwerbswirtschaftlich orientiert sind. Der Dritte Sektor lässt sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht durch seinen Non Profit Charakter gegenüber profitorientierten Unternehmen des ersten Sektors abgrenzen. Das Hauptunterscheidungsmerkmal des Non Profit Sektors vom Staatswesen (2ter Sektor) ist das autonome Handeln seiner Akteure und der rein privatrechtliche Charakter der NGOs (Non Govermental Organisation).

 

Dieser Dritte Sektor soll nach Weisbrod intermediär, also vermittelnd zwischen Markt und Staat wirken und deren Aufgaben dann übernehmen, wenn sie versagen (1977, S.2ff.). Die Organisationen des Dritten Sektors liegen genau zwischen dem privaten Markt, dem Staat und der Familie (vgl. Zimmer & Priller 2007, S.16). Also schlagen Salamon & Anheier eine auf den ersten Blick einfache Definition des Dritten Sektors über eine negative Abgrenzung vor: Demnach fällt alles in den Dritten Sektor, was nicht den ersten beiden, also privat und öffentlich, zuzuordnen ist (1996, S.1f). Einen anderen Weg geht die deutschsprachige Beratungs- und Managementliteratur. Dort ist der Hauptzweck der Organisation ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal: Während im Profit Bereich alles auf den Ertrag des investierten Kapital ausgerichtet ist, richtet sich der Fokus im Non Profit Bereich auf die Förderung und Bedarfsdeckung, denn Gewinne dürfen bei Non Profit Organisationen nicht ausgeschüttet, sondern müssen reinvestiert werden. Sie sind Mittel zum Zweck und nicht Selbstzweck (vgl. Heimannsberg et al. 2013, S.49ff.). An dieser Stelle ist eine klare Zuordnung zu einem Sektor schwer vorzunehmen, denn viele (Non Profit) Unternehmen stehen oft im Spannungsverhältnis zwischen bedarfswirtschaftlichen Zielen, d.h. der Selbstgenügsamkeit ohne nennenswerte Überschüsse, und der Erwerbswirtschaft. Hassemer spricht in diesem Zusammenhang auch von der dualen Zielkonzeption der Organisationen des Non Profit Sektors (1994, S.2). Daher sind die Unterscheidungskriterien wie die Nähe zum Staat oder zum Markt sowie die Gemeinnützigkeit nicht trennscharf und allgemeingültig für den Dritten Sektor (vgl. Heimannsberg et al. 2013, S. 49ff.).

 

Wie bereits erwähnt, kommt dem Drittem Sektor eine zwischen Markt und Staat vermittelnde Funktion zu. Dort werden überwiegend Ziele verfolgt, die der Allgemeinheit dienen, die sich an der Gemeinschaft orientieren und die das Prinzip der Solidarität leben, unabhängig davon, ob die Motivation im religiösen liegt oder humanistische Züge trägt (vgl. Heimannsberg et al. 2013, S.49ff.). Viele Organisationen des Dritten Sektors siedeln im Bereich der Menschenrechte, der Integration von Minderheiten und des Umweltschutzes (ebenda, S.185ff.). Da es aber im deutschsprachigen Raum zahlreiche Verschränkungen zwischen dem öffentlichen und dem Dritten Sektor gibt, zählen zu diesem auch öffentliche Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Theater und Museen und andere Organisationen, die gesellschaftliche Aufgaben aus Bildung, Gesundheit und Wissenschaft übernehmen (ebenda), aber auch Einrichtungen, die nicht oder nicht nur der sozialen Auffangfunktion dienen, wie z.B. Bürgerinitiativen oder Kirchen (vgl. Anheier et al. 1998).

 

Zum Schluss sei noch auf die Begrifflichkeiten hingewiesen: Im deutschsprachigen Raum haben sich die Bezeichnungen „Non Profit Sektor“, „Dritter Sektor“ oder „Unabhängiger Sektor“ durchgesetzt und sind gleichbedeutend mit den englischen Begriffen „voluntary sector“, „philanthropic sector“ oder „social sector“ (vgl. Gabler Wirtschaftslexikon 2014). In der Schweiz werden auch Ausdrücke wie „Organisationen ohne Erwerbscharakter“, „gemeinwirtschaftliche Träger“ oder aber „gemeinnützige Organisationen“ verwendet (vgl. Wagner 1999, S.43; zit. n. Badelt 1999, S.43ff.).

 

2.1.2 Definition und charakteristische Merkmale von NPOs


 

Während das vorherige Kap. den Begriff „Dritter Sektor“ definierte und seinen Stellenwert im gesellschaftlichen System skizzierte, orientiert sich das vorliegende am Begriff der „Non Profit Organisation“ im engeren Sinn. Da beide Begriffe teilweise mit dem gleichen semantischen Gehalt gefüllt werden und miteinander verschmelzen, sind an einigen Stellen Redundanzen unvermeidbar. Speziell in der Schweiz sind die Begriffe für NPOs wie „Organisationen ohne Erwerbscharakter“, „gemeinwirtschaftliche Träger“ oder „gemeinnützige Organisationen“ geläufig. Sie bieten gegenüber dem englischen Ausdruck „Non Profit“ den Vorteil, dass sie sprachlich auf die Uneigennützigkeit, Gemeinnützigkeit und Freiwilligkeit als wichtige Antriebskräfte kollektiven Handelns Bezug nehmen (vgl. Badelt & More-Hollerweger 2007, S.40ff.).

 

Sinn und Zweck dieses Abschnittes ist es, detailliert Voraussetzungen aufzuzeigen, damit eine Organisation unter den Begriff „Non Profit“ subsumiert werden kann und damit in den Dritten Sektor fällt. Eine gelungene Definition mit fünf Tatbestandsmerkmalen liefern Heimannsberg et al. (2013, S.185ff.). Danach ist eine NPO formal rechtlich strukturiert, organisatorisch vom Staat unabhängig und nicht gewinnorientiert. Sie wird eigenständig verwaltet und wird teilweise von Spenden getragen (ebenda). Diese strukturell operationale Definition ist eine Entwicklung aus Erkenntnissen, die aus dem „Johns Hopkins Comparative Nonprofit Sector Project (CNP)“ gewonnen wurden. Ausgangspunkt für diese internationale Forschungsstudie Anfang der 90er Jahre war die...

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