Wald
Wer in den Wald geht, taucht in eine andere Welt ein: Mächtige Bäume umgeben uns, wir laufen über weichen, mit Laub übersäten Boden. Vögel zwitschern, es riecht nach frischem Grün, »Außengeräusche« dringen nur gedämpft zu uns. Diese neue Welt will entdeckt werden!
Wald-Welten
Der Wald hat besonders im deutschsprachigen Kulturkreis eine hohe Bedeutung. In Mythen und Märchen war er schon immer Ausgangspunkt und Bezugsrahmen für schaurig-schöne Geschichten und fabelhafte Gestalten.
Beim Anblick dieser knorrigen alten Eiche kommen so manchem sagenhafte Gestalten wie Trolle in den Sinn.
Verlockend und interessant, nicht mehr finster und wild
Eines gleich zu Anfang: Ein Wald ist viel mehr als nur eine Ansammlung von Bäumen. Die unterschiedlichsten anderen Pflanzen wie Sträucher, Stauden, Moose, Farne und Pilze und natürlich auch noch verschiedenste Tierarten sind Bestandteil eines jeden Waldes. Und erst die Verknüpfung der einzelnen Lebewesen des Waldes und ihre Beziehung zueinander machen aus ein paar Bäumen einen Wald. Unter diesem Gesichtspunkt bekommt der Satz, »... den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen ...« eine völlig neue Bedeutung.
ABWECHSLUNGSREICH UND VIELFÄLTIG
»Den« Wald gibt es im Übrigen nicht, es gibt ihn in vielen verschiedenen Ausprägungen, je nachdem, an welchem Standort und in welchem Klima er wächst. Vom Laubwald, der vor allem von Bäumen mit Blättern geprägt ist, über den von Koniferen beherrschten Nadelwald bis hin zum Auwald, der vor allem entlang von Flüssen vorkommt und in dem Gehölzen leben, die immer wieder mit Überschwemmungen zurechtkommen müssen, gibt es viele Spielarten und Varianten.
Schon auf den ersten Blick wird einem klar, dass die Tierwelt abhängig von den Pflanzen ist. Ohne Pflanzen als Nahrungsgrundlage gäbe es keine Mäuse, Rehe oder Hirsche. Und ohne Pflanzenfresser auch keine Beutegreifer wie Uhu, Fuchs oder Wolf, die sich von ihnen ernähren. Wechselbeziehungen bestehen aber nicht nur in einer Richtung und zwischen zwei oder drei Arten; vielmehr kann man sich das Ganze wie ein höchst komplexes Netz vorstellen, in dessen Geflecht letztlich jeder Einfluss auf den anderen nimmt, wenn dies auch manchmal über »Umwege« geschieht. Wer würde beispielsweise ahnen, dass es eine Beziehung zwischen Bäumen und Pilzen gibt? Nur wenige Menschen wissen, dass das Wurzelwerk vieler Bäume von zahlreichen Pilzen, den sogenannten Mykorrhizen, umwoben ist. Diese führen den Wurzeln Nährstoffe zu oder erleichtern den Baumriesen deren Aufnahme. Ohne diese Mykorrhizen würden die Bäume viel schlechter wachsen, an manchen Standorten würden sie ganz absterben. Pilze zerlegen außerdem tierische und pflanzliche Abfallstoffe wie abgestorbene Pflanzen und Tiere in ihre Grundbestandteile. In diesem »zerkleinerten« Zustand können sie von den Bäumen wieder als Nährstoffe aufgenommen werden.
Es gibt viel zu entdecken und zu bestaunen unter dem grünen Blätterdach des Waldes.
ABENTEUER WALD
Der Wald ist für kleine und große Forscher und Entdecker spannend und interessant. Wer schon einmal einen richtig »verwilderten« Wald mit umgestürzten Baumriesen und dichtem Gestrüpp gesehen hat, ahnt, warum der Wald in früheren Zeiten im Märchen oft als finster und auch bedrohlich geschildert wurde. Kennt man sich aber aus, so lockt das Abenteuer, verborgene Pfade, auf denen sonst nur nachts die Tiere entlangschleichen, tun sich dem erfahrenen »Waldläufer« auf!
Urwald im eigentlichen Sinn gibt es im mitteleuropäischen Kulturraum leider nur noch in geringen Restbeständen. Zumeist umgibt uns Nutzwald, der in weiten Teilen recht eintönig aussieht. Aber in den letzten Jahrzehnten ist die Einsicht in die Bedeutung des Waldes über seine reine Nutzfunktion als Holzlieferant hinaus erfreulicherweise gestiegen. So ist in einigen Bereichen die menschliche Nutzung eingeschränkt worden, Eingriffe werden, wie z. B. in der Kernzone des Bayerischen Waldes, ganz vermieden. Die damit einhergehende Vielfalt an Baumarten und der erhöhte Totholzanteil ermöglichen den verschiedensten Tieren ein Auskommen und beleben ganz besonders die Artenvielfalt.
Aber auch jenseits dieser Naturschutzzonen lassen sich Waldabschnitte finden, die zahlreichen Waldbewohnern vielfältigen Lebensraum bieten. Solche vielschichtigen Zonen eignen sich auch ausgesprochen gut zur Erkundung mit der gesamten Familie, gibt es hier doch besonders viel zu entdecken und erforschen. Drehen Sie doch einmal ein Stück alte Borke oder Totholz um. Oftmals verbirgt sich in diesem feuchten Mikrokosmos eine ganz eigene, wuselnde und zuweilen etwas gruselige Welt von Asseln, Tausendfüßlern und anderem »Gewürm«. Nach eingehender Betrachtung aber bitte den Urzustand wieder herstellen, sodass die Störung der »Unterwelt« nicht zu lange andauert!
SUCHEN UND ENTDECKEN
Gerade im Wald kann man auf die unterschiedlichen Bedürfnisse einer Familie eingehen, ohne dass sich die Mitglieder gegenseitig behindern oder ausschließen. So kann das Suchen von Pilzen mit dem Finden der farbenprächtigsten Blätter für die heimische Sammlung gut miteinander in Einklang gebracht werden. Und die Schau der jeweiligen »Beute« freut dann wieder alle zusammen. Die Bank am Rande einer Lichtung kann als Platz für die wohlverdiente Ruhe der Eltern dienen, wobei die Kinder nicht weit entfernt mit dem Bau der wilden Trollburg oder der Ausstattung des Feenschlosses (siehe >) beginnen.
Typische Tiere & Pflanzen im Wald
Unter dem Blätterdach der Bäume haben sich viele Lebewesen zusammengefunden: In den Kronen und Blättern, unter Steinen, in Höhlen – überall sind sie.
1. Die gebuchteten Blätter der Eiche sind leicht zu erkennen. Bis zu 1000 Jahre alt kann sie werden. Hart und widerstandsfähig ist ihr Holz, viele Tiere des Waldes lieben ihre Eichelfrüchte.
2. Der Specht ist der Baumeister des Waldes. Nicht nur für sich, sondern für viele andere Tiere wie Hohltaube oder Siebenschläfer hackt er Nisthöhlen in die Bäume.
3. Die Fichte sieht man häufig in unseren Wäldern. Recht stachelig fühlen sich ihre spitzen Nadeln an. Das, was viele »Tannenzapfen« nennen, stammt zumeist von diesem Baum. Sturm mag die Fichte wegen ihrer flachen Wurzeln nicht, denn sie wird leicht vom Wind umgeworfen.
4. Eichhörnchen hat jedes Kind schon mal durch den Wald sausen sehen. Oft verstecken sie Nüsse für den Winter, den sie zum Großteil gemütlich schlafend in ihrem Kobel verbringen.
5. Wer leise ist, sieht Rehe durch den Wald huschen. Gern naschen sie von den Trieben der Bäume. Die wachsen dann nicht mehr so gut, was im Übermaß dem Wald schadet.
6. Im Schatten des Waldes wachsen Farne gut. Weil sie keine Blüten haben, pflanzen sie sich mit Sporenkapseln fort, die man auf ihren Blattunterseiten sehen kann.
Astgabelkreis
Zweige und Äste mit ihren oft eigenwilligen Formen kommen in der blattlosen Zeit besonders gut zur Geltung. Meist finden sich genügend abgebrochene oder abgestorbene Teile am Boden, die man zum Bauen und Spielen verwenden kann. Ganz prima kann man daraus kleine Kunstwerke schaffen, die an eine Brücke oder einen Steg für Zwerge und Feen erinnern. Schon das Suchen der passenden Astgabeln macht Spaß und schult das Auge für die richtigen Längenverhältnisse.
MATERIAL UND WERKZEUG:
1. Astschere oder kleine Säge
2. ggf. Korb
1 Zunächst sammelt man die Astgabeln heruntergefallener Zweige und möglichst gerade Aststücke aus dem näheren Umfeld. Gerade jüngere Kinder tun sich leichter, wenn sie dazu ein Sammelgefäß wie einen Korb verwenden können. Bitte achten Sie darauf, dass die Kinder nicht mit den Stöcken im Arm rennen. Sie könnten sich dabei wehtun oder über die Äste stolpern. Die Stöcke sollten ohne Sammelkorb am besten quer im Arm getragen werden, damit sich niemand spitze Äste ins Gesicht stößt.
2 Jetzt steckt man zwei Astgabeln in den Boden. Der Abstand zwischen den beiden muss etwas kürzer sein als die Länge des geraden Astes, der anschließend als »Brücke« in die Gabeln gelegt wird. Auf diese Weise geht es auch weiter: Man misst ungefähr, wie lange der nächste gerade Ast ist und steckt dann die Gabel, in der er ruhen soll, im entsprechend etwas kürzeren Abstand in den Boden.
3 So bauen die Kinder weiter, bis der Kreis geschlossen ist oder eine andere Figur, die sie sich ausgedacht haben, entsteht. Hinterher kann man den Astgabelkreis noch mit Gras auspolstern. Ein motorisch noch nicht so geschicktes jüngeres Kind kann zeitgleich in das Bauvorhaben miteinbezogen werden, wenn es fortlaufend den Astgabelkreis, den ein älterer Mitspieler baut, »begrünen«...