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E-Book

Neue Fischer Weltgeschichte. Band 13

Ostasien bis 1800

AutorDieter Kuhn
VerlagS. Fischer Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2014
ReiheNeue Fischer Weltgeschichte 13
Seitenanzahl696 Seiten
ISBN9783104024134
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Die gesamte Geschichte Ostasiens - Chinas, Koreas und Japans - von der Frühzeit bis 1800 in einem Band Der renommierte China-Kenner und Sinologe Dieter Kuhn entfaltet das ganze Panorama der chinesischen, koreanischen und japanischen Geschichte und Kultur über rund 3000 Jahre. Er erzählt von Schlachten, Dynastien und Kaisern, von den Samurais und der Lehre des Konfuzius, von Buddhismus und Ahnenkult. Er beschreibt die prächtigen Hauptstädte, die nach konfuzianischen Prinzipien angelegt waren, und schildert die zahlreichen wissenschaftlichen Errungenschaften, die bis nach Europa gelangten. Dabei wird deutlich, wie sehr die chinesische Kultur den gesamten ostasiatischen Raum geprägt hat. Dennoch bewahrten Korea und Japan eine jeweils eigene Identität, wie Dieter Kuhn eindrucksvoll vor Augen führt. Der Band ist mit 16 Karten und 24 Abbildungen hervorragend illustriert. Die ?Neue Fischer Weltgeschichte? ist die erste umfassende Universalgeschichte des 21. Jahrhunderts. Ein Standardwerk auf Jahre hin für Schule, Studium und Weiterbildung.

Dieter Kuhn war bis zu seiner Pensionierung Professor für Philologie des Fernen Ostens am Institut für Kulturwissenschaften Ost- und Südasiens der Universität Würzburg und lehrte als Gastprofessor am Department of History der Universität Princeton.

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Leseprobe

Einleitung


1. Ostasien als Weltregion


Dieses Buch erzählt die Geschichte der Region Ostasien, die von der chinesischen Kultur geprägt ist. Geographisch umfasst diese das Gebiet der heutigen Nationalstaaten der Volksrepublik China, der Republik China (Taiwan), der Demokratischen Volksrepublik Nordkorea, der Republik Korea (allgemein Südkorea genannt) und Japans. Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts muss vor allem die politische Geschichte Ostasiens in enger Wechselbeziehung zur Geschichte der westlichen Welt gesehen werden. Westliche Staaten, nicht mehr länger nur christliche Missionare und Handelsgesellschaften, traten als neue Akteure auf. Die westliche Fortschrittsideologie, die mit einem unverhohlenen Rassismus einherging, die westliche Diplomatie, die das chinesische Tributsystem ersetzte, Freihandelsimperialismus und militärische Auseinandersetzungen sowie die wirtschaftlichen Folgen der »ungleichen« Verträge zwischen den westlichen Kolonialmächten und der Qing-Dynastie führten zu einschneidenden Veränderungen. Der Band endet daher um 1800, als China seine größte territoriale Ausdehnung und wirtschaftliche Kraft – mit einem Drittel der weltweiten Warenproduktion – erreicht hatte.[1]

Bereits 1925 hat der Heidelberger Sinologe F.E.A. Krause in seiner Geschichte Ostasiens festgestellt: »Eine für ein größeres Publikum lesbare und doch wissenschaftliche brauchbare Geschichte Ostasiens erscheint seit langem als ein dringendes Bedürfnis.«[2] Diese Feststellung gilt nach wie vor. Ein Fünftel der Weltbevölkerung lebt heute in Ostasien. Im Mittelalter war es sogar ein Drittel. Hinzu kommen die beispiellosen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Transformationsprozesse, die gegenwärtig nicht nur die Weltwirtschaft verändern, sondern das Leben aller Menschen weltweit beeinflussen. Ohne Kenntnis des geschichtlichen Hintergrunds ist es nicht möglich, die zeitgenössischen nationalen Phänomene in Ostasien angemessen zu verstehen.[3]

Die historische Überlieferung freilich unterscheidet sich von der uns bekannten westlichen Form der Geschichtsschreibung. In Ostasien betrieben Kaiser, Könige und Hofbeamte das politische Geschäft, doch wie ihr Handeln der Nachwelt überliefert wurde, hing allein von den Beamten ab, die für die Historiographie zuständig waren. Sie waren die »Macher der Geschichte«. Sie berichteten und bewerteten die Ereignisse, die historischen Personen und ihre Taten nach den Kriterien eines überlieferten Geschichtsverständnisses und bestimmten, was und wer welchen Platz in den Geschichtsbüchern fand. Ihre mehrfach redigierte annalistische Geschichtsdarstellung wurde in offiziellen und (genehmigten) privaten Werken kompiliert, gedruckt und verbreitet. Geschichtsschreibung diente nicht einer wertfreien Darstellung der Vergangenheit. Was man aus der offiziellen Geschichte lernen und ableiten sollte, waren in einem erzieherischen Sinn Lehren und Belehrung für Gegenwart und Zukunft.[4] Historische Präzedenzfälle bildeten eine wesentliche Grundlage für die Staatsräson. Diese pädagogische und moralische Aufgabe kann nicht den Kern einer westlichen Darstellung der Geschichte Ostasiens bilden, doch als genuine und prägende Sichtweise auf die Vergangenheit ist sie auch für eine westliche Geschichte Ostasiens unverzichtbar.

Die Bezeichnung Ostasien

Schon Friedrich Hirth (18451927), Gründungsprofessor der Sinologie an der Columbia Universität in New York, stellte am Anfang des 20. Jahrhunderts fest, dass die alte Geschichte Chinas in Ostasien einen ähnlichen Rang besitzt wie die Griechenlands und Roms im Westen.[5] Der Historiker Charles Holcombe versteht unter Ostasien »den Teil der Welt, der einstmals die chinesische Schrift benutzte«.[6] Der berühmte Ostasienwissenschaftler und Harvard-Professor John King Fairbank (19071991) definierte Ostasien als »den chinesischen Kulturraum«.[7] Der Japanologe und Historiker Reinhard Zöllner schließlich beschreibt die ostasiatische Geschichte »als die Geschichte desjenigen Teils von Asien, der vom außertropischen Monsun und von der historischen chinesischen Zivilisation geprägt wird«.[8]

Keine der drei ostasiatischen Zivilisationen – hier verstanden als Gesellschaften mit der Fähigkeit, komplexe soziale, politische und ökonomische Organisationsformen auszubilden – hatte traditionell einen Namen für die Region, die im westlichen Kulturkreis früher »Ferner Osten« hieß. Die Bezeichnungen Asien und Ostasien, ebenfalls europäische Erfindungen, waren und sind für die Menschen, die dort leben, ein nützliches Konstrukt.[9] Der Name Asien stammt wohl von der römischen Provinz Asia, deren Name auf die hethitische Landschaftsbezeichnung Assuwa im Nordwesten Kleinasiens zurückgehen könnte.[10]

Anders als seit einigen Jahrzehnten bei den Völkern in Europa gibt es bei den Völkern Ostasiens keine ostasiatische Identität, sondern lediglich eine chinesische, koreanische oder japanische. Diese nationale Identität definierte sich nicht über Rasse, sondern über Sprache und ethnisch-kulturelle Gemeinsamkeit. Der im Westen bis vor kurzem verbreitete Begriff »gelbe Rasse«, den weder Chinesen noch Japaner oder Koreaner vor dem 20. Jahrhundert für sich benutzten, ist ein Konstrukt. Er ist westlichen Ursprungs und stammt wahrscheinlich aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, als der schwedische Naturforscher Carl von Linné (17071778) die Menschen nach einer Theorie von Eigenschaften in vier Farben (weiß, rot, schwarz und gelb) einteilte.

In China spielte der Begriff »gelbe Rasse« erst in der Ideologie nationalistischer Kreise des 20. Jahrhunderts eine Rolle, als es um »die gelbe Rasse« als »heilige Rasse«, um »das Überleben von Nation und Rasse« oder um »die Erhaltung der Rasse« ging. In Japan wurde schon früh zwischen dem Volk von Yamato, den historischen Japanern, und anderen, wie zum Beispiel den Ainu, der einzigen überlebenden nicht-japanischen Minderheit von Ureinwohnern, unterschieden. Rasse als ideologischer Begriff wurde aber erst in der Moderne verwendet, wie zum Beispiel von dem militärischen Reformer und Premierminister Yamagata Aritomo (18381922), der »China und Japan als kulturell und rassisch gleich« betrachtete,[11] oder bei der Propagierung der »harmonischen Zusammenarbeit zwischen den Fünf Rassen« (Japaner, Chinesen, Koreaner, Mongolen und Mandschuren), besonders seit 1931.[12]

Die Bezeichnungen China, Japan und Korea

Die Bezeichnungen China, Japan und Korea sind westliche, wenngleich von indigenen Benennungen hergeleitete Schöpfungen, die von den Menschen in der Region selbst nicht verwendet wurden. Die im Westen übliche Bezeichnung China ist von dem Sanskrit-Wort Cina hergeleitet, das sich wohl auf den Lehnsstaat Qin (777221 v. Chr.) oder den Lehnsstaat Jin (780369 v. Chr.) der Zhou-Dynastie (1045221 v. Chr.) bezieht. Noch in der Zeit Marco Polos (12541324) und danach wurde China in Europa nicht als eine staatliche Einheit verstanden, sondern der Norden deutlich vom Süden Chinas unterschieden.[13] Nordchina wurde als Catai, Kitaia, Cathaia (Cathay), Kitai oder Khitai bezeichnet, was sich von der chinesischen Eigenbezeichnung Khitan der Liao-Dynastie (9071125) herleitet. Südchina wurde Mangi genannt oder Manzi – ein abschätziger chinesischer Name für die südchinesischen Völker. Beide Namen tauchen in vielen Quellen auf: Perser und Araber bezeichneten den Süden Chinas als Chin oder Sin. Der Universalgelehrte Gregorius Bar-Hebraeus Abu al-Faraj (12261286) erwähnt Cathay als Bezeichnung für China.[14] Und Christoph Kolumbus (1451?–1506), der die Berichte Marco Polos kannte, meinte auf seiner dritten Reise, dass er in Mago (Mangi), einem Teil von Catayo (Cathay), gelandet sei. Der venezianische Seefahrer Giovanni Caboto (ca.1450–ca.1499), auch John Cabot genannt, der 1497 im Auftrag des englischen Königs Heinrich VII. nach Westen segelte und in Nordamerika (Neufundland) ankam, wollte ursprünglich ebenfalls nach Cathay segeln. Der portugiesische Jesuit Bento de Góis (15621607) und andere stellten fest, dass Cathay das »eine Land«, nämlich China war.

Die im 1. Jahrtausend v. Chr. verwendete chinesische Bezeichnung Zhongguo (Reich der Mitte) meint ursprünglich das königliche Herrschaftsgebiet, das geographisch im Kerngebiet Chinas in der nordchinesischen Ebene liegt. Historisch betrachtet ist Zhongguo deswegen mit dem Begriff China nicht wirklich synonym, doch kommt es im heutigen Sprachgebrauch der territorialen Bedeutung des Wortes China am nächsten.[15]

Yamato ist die alte Bezeichnung für die Region um die heutige japanische Präfektur Nara. (Als Präfektur wird in Japan heute eine Region mit Verwaltungssitz...

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