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Neue Impulse in der Hochschuldidaktik

Sprach- und Literaturwissenschaften

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl331 Seiten
ISBN9783531923192
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis42,25 EUR
In Folge des Bologna-Prozesses steht für die Universitäten ein tiefgreifender Wandel der Lehr-Lern-Kulturen an. Er beinhaltet weniger Orientierung an Fachsystematiken, mehr Orientierung an einem wissensbasierten Aufbau von berufsrelevanten Kompetenzen und einen Wandel der Rolle der Lehrenden zu LernbegleiterInnen. Bisher standen zumeist die administrative und technische Umsetzung der angestrebten Reformen im Vordergrund, mit dem Anlaufen der Bachelor- und Masterstudiengänge stellt sich nun die Frage, wie die neuen Herausforderungen an die Hochschuldidaktik gelöst werden können. Ansätze, Perspektiven, erste Erfahrungen und Forschungsergebnisse sollen in diesem Band vorgestellt und diskutiert werden.

Ulrike Eberhardt ist Promotionsstipendiatin und Dozentin an der Universität Bremen.

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Leseprobe
VII. Kunst, Kultur und Wissenschaft (S. 299-300)

Lügen, Stehlen, Ausbilden Zur Arbeitsweise des Theaters der Versammlung zwischen Bildung, Wissenschaft und Kunst


Jörg Holkenbrink

„Werden Institutionen, die einander nicht verstehen können, abrupt miteinander konfrontiert, so entsteht regelmäßig an der Trennstelle ein intelligenter Funke. Er entsteht aus der Not, in die die Kommunikation gerät.“ (Alexander Kluge)

1 Lügen


„Das Theater der Versammlung muss man erlebt haben“. Diese oder ähnliche Äußerungen stammen oft von Hochschullehrern oder Hochschulangehörigen, die einem Theater in der Lehre zuvor eher gleichgültig bis skeptisch gegenüber standen. Möglicherweise ist bei dem Versuch, eine wissenschaftliche Hochschule für künstlerische Strategien zu öffnen, die Überzeugungskraft von Argumenten in Konzeptpapieren begrenzt.

Wenn ich zum Beispiel in einem Rundschreiben an wissenschaftlich Lehrende behaupte, dass „in Seminaren durch themenorientierte szenische Aktionen verborgene Apathien aufgespürt und die Beschäftigung mit Inhalten intensiviert werden können“, darf ich selbstverständlich nicht davon ausgehen, dass die Empfängerin bzw. der Empfänger meines Schreibens dieses überhaupt zur Kenntnis nimmt.

Wenn ich formuliere, dass „performative Verfahren das Vorstellungsvermögen und die Imaginationskraft in Produktions- und Reflexionszusammenhängen stärken können“, muss ich selbstverständlich immer damit rechnen, dass dem Adressaten ausgerechnet solche Bilder vom Theater im Kopf herumspuken, deren Wirkung auch mein Reflexionsvermögen eher schwächen würde.

Und wenn ich für die „Produktivität der Fremdheit im Umgang mit Gegenständen und Situationen, mit anderen und mit sich selbst“ plädiere, kann ich neuerdings auf breite Zustimmung stoßen, - verbunden mit der Nachfrage, was denn in diesem Zusammenhang Künstler in einer wissenschaftlichen Einrichtung zu suchen hätten. Es liegt also für das Theater in der Lehre eine große Herausforderung zunächst schon einmal darin, Menschen, die gewohnt sind, über Sachverhalte nachzudenken, in ungewohnte Sachverhalte zu verstricken, über die sie dann anschließend neu wieder nachdenken.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis5
I. Hochschuldidaktik nach der Strukturreform8
Einleitung: Neue Impulse? Hochschuldidaktik nach der Strukturreform9
1 Studienreform unter den Vorzeichen des Bolognaprozesses9
2 Fachbezogene und fachübergreifende Hochschuldidaktik10
3 Neue Impulse?11
4 Zum Shift from Teaching to Learning13
5 Vom Lehren zum Lernen15
6 Hindernisse und Umsetzungsprobleme16
7 Zum Sammelband17
I. Hochschuldidaktik nach der Strukturreform17
II. Deutsche Literaturwissenschaft18
III. Forschendes Lernen18
IV. E-Learning und Blended Learning19
V. Hochschuldidaktische Aus- und Weiterbildung19
VI. Gender Mainstreaming19
VII. Kunst, Kultur und Wissenschaft20
Literatur20
Möglichkeiten und Grenzen in modularisierten Studiengängen22
1 Ausgangspunkt22
1.1 Die Bologna-Erklärung22
1.2 Zehn Thesen der Kultusministerkonferenz23
2 Große Ziele und kleine Erfolge: Schwierigkeiten und Probleme bei der Umsetzung der Bologna-Reform in Deutschland25
2.1 Mangelnde Vergleichbarkeit der Studiengänge und der Abschlüsse25
2.2 Internationalisierung Fehlanzeige26
2.3 Fehlende Kompetenzmodelle26
2.4 Mangelnde Abstimmungsprozesse bei der Modularisierung27
2.5 Prüfungen ohne Ende28
2.6 Kreditpunkte und „Workload“-Die Normierung der Durchschnittsstudierenden29
2.7 Vorgaben und Überregulierungen -Das Beispiel der Anwesenheitspflicht30
2.8 Mangel an Ressourcen30
2.9 Fehlende Berücksichtigung der Lebenssituation der Studierenden31
2.10 „Generation Versuchskaninchen“ mit unklaren Berufsperspektiven32
3 Chancen und Potentiale der Bologna-Reform Der Prozess der Umsetzung geht weiter32
3.1 Die Verantwortung der akademischen Fachverbände und der Berufsverbände33
3.2 Internationalisierung als Bestandteil des Curriculums33
3.3 Entwicklung von Kompetenzmodellen34
3.4 Kooperation statt Konkurrenz35
3.5 Studienbegleitende Prüfungen – Eine Chance für Lernende und Lehrende36
3.6 Differenzierender Umgang mit individuellen Voraussetzungen und Interessen36
3.7 Flexibilisierung statt Überregulierung37
3.8 Neue Potentiale für Ressourcen38
3.9 Ermöglichung des Teilzeitstudiums38
3.10 Prozessbegleitende Evaluation und Akkreditierung39
4 Fazit und Ausblick40
Literatur40
Kritisches Denken im Zeichen Bolognas: Rhetorik und Realität41
1 Einführung41
2 Kritisches Denken in der Humboldtschen Tradition42
3 Kritisches Denken als Grundhaltung der Wissenschaften46
4 Kritisches Denken in pädagogischen und hochschuldidaktischen Konzeptionen50
5 Folgen des Bologna-Prozesses54
6 Kritisches Denken im europäischen Qualifikationsrahmen57
7 Prinzipien der Vermittlung von kritischem Denken62
8 Schlussgedanken69
Literatur71
II. Deutsche Literaturwissenschaft77
Veränderte Bezüge – kooperative Lehre im modularisierten Studium, am Beispiel der Bremer Neugermanistik78
1 Vertraute Krisen: die Literaturwissenschaft wieder einmal an einem Ende und an einem Anfang79
2 Kooperation in der Lehre: Einführungsphase82
3 Kooperative Lehre im fortgeschrittenen BA-Studium86
4 Ein Beispiel: Lehrkooperation im Berufsfeld Theater89
5 Der Master Germanistik als Perspektive92
Literatur95
Wenn ein Reisender in einer Wissenschaft. Vermittlung als Konstruktionsbedingung der (Literatur-)wissenschaft97
1 Reduktionsvarianten des Wissenschaftsbegriffs98
2 Historische Überlegungen zum Vermittlungsbegriff101
3 Eckpunkte einer Systematik von Vermittlungswissenschaft104
4 Vermitteln als kulturelle Grundoperation106
5 Schreiben als Expertentätigkeit107
6 Fachdidaktik als Kulturvermittlungswissenschaft110
7 Vermittlungsprofession ausbilden im Rahmen hochschuldidaktischer Professionalisierung113
Literatur114
III. Forschendes Lernen118
Forschendes Lernen in der Lehrerbildung119
1 Einleitung119
2 Grundzüge Forschenden Lernens120
3 Reformtendenzen in der Lehrerbildung126
4 Professionalisierung und Lehrer-Leitbild128
5 Forschungsverständnis und Forschendes Lernen in der Lehrerbildung134
6 Partizipationsformen und ihre Einbettung in das Studium141
7 Realisierungsformen Forschenden Lernens in der Lehrerbildung144
8 Wirkungen Forschenden Lernens150
9 Vermittlung von Forschungskompetenz156
10 Gesichtspunkte für eine Reformulierung Forschenden Lernens in der Lehrerbildung158
11 Ausblick160
Literatur161
Bridging the gap – Kooperation von Fachdidaktik und Erziehungswissenschaften an der Universität Dortmund175
1 Forschendes Lernen an der Universität Dortmund175
2 Theoretische Grundlagen176
3 Das Theorie-Praxis-Modul (TPM)179
3.1 Aufbau des TPM in der Kooperation Fachdidaktik Englisch und Erziehungswisenschaften179
3.2 Das Begleitseminar – zeitnahe Reflexion der schulischen Praxis180
3.2.1 Konzeption des Begleitseminars180
3.2.2 Das Unterrichtsprojekt im Begleitseminar183
3.2.3 Das Forschungsprojekt im Begleitseminar185
4 Fazit und Ausblick186
Literatur187
IV. E-Learning und Blended-Learning189
E-Learning an der Hochschule – eine kritische Einführung190
1 Problematik des Begriffs und E-Learning-Medien191
1.1 Computerunterstützte Präsentation191
1.2 E-Lecture, PodCasting und E-Klausuren193
1.3 Lernund Übungssoftware196
1.4 Simulation197
1.5 Hypertextuelle Lernumgebungen und Informationssysteme198
2 Lernplattformen203
2.1 Allgemeine Einführung203
2.2 Didaktische Funktionsbereiche205
2.3 E-Learning-Szenarien208
2.4 Einschätzung des didaktischen und finanziellen Ertrags210
Literatur219
Entwicklung berufsbezogener mediendidaktischer Kompetenzen in der Lehrerausbildung220
1 Vermittlung mediendidaktischer Kompetenzen in hybriden Lernarrangements220
2 Vorstellung des Seminars „Digitale Medien im Fremdsprachenunterricht“222
2.1 Präsenzphasenunterstützung223
2.2 E-Learning Module223
2.3 Selbstlernunterstützung und Elemente der Selbststeuerung224
2.4 Kooperatives Lernen226
2.5 Vermittelte Kompetenzen226
3 Die Lernplattform227
4 Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer228
5 Dozentenaktivität229
6 Fazit und Ausblick230
Literatur231
E-Learning und Blended-Learning in den Sprachund Literaturwissenschaften Ein Erfahrungsbericht als Plädoyer für das ‚gemischte Lernen232
1 Was sind geeignete Rahmenbedingungen für Blended-Learning?233
2 Vorstellung des „Basislexikon Literaturwissenschaftliche Terminologie“234
3 Vorstellung von LiGo237
4 LiGo in der Produktion: ein Typ des Blended-Learning238
Literatur242
V. Ansätze für die Hochschuldidaktische Weiterbildung244
„Kompetent lehren“ Ein zielgruppenspezifisches Pilotprojekt245
1 Akzeptanzschwierigkeiten hochschuldidaktischer Angebote245
2 Profil des Programms247
3 Erster Programmteil: drei Workshops249
3.1 Die Trainer250
3.2 Auftreten, Strukturieren, Diskutieren250
4 Zweiter Programmteil: Lehrhospitationen251
5 Evaluation253
5.1 Gestaltung des ersten Evaluationsfragebogens253
5.2 Zu den Ergebnissen der Evaluation255
5.2.1 Teilnahmemotivation und Workshops255
5.2.2 Lehrhospitationen257
6 Darauf sollte man achten259
Literatur261
Ringvorlesungen als Diskussionsforum und Instrument hochschuldidaktischer Weiterbildung262
1 Die Ausgangsituation Desiderate in der Hochschuldidaktik und der hochschuldidaktischen Weiterbildung263
2 Möglichkeiten der Veranstaltungsform Ringvorlesung264
3 Zur Konzeption der Ringvorlesung264
4 Erfahrungen265
5 Resümee und Ausblick266
VI. Gender Mainstreaming267
Deutsch als Fremdsprache mit gendergerechter Didaktik?268
1 Geschlecht in Lehr-Lernkontexten von Deutsch als Fremdsprache269
1.1 Beispiele aus DaF Lehrwerken für die Erwachsenenbildung271
1.2 Resümee280
Literatur281
Behandelte Lehrwerke282
Weiterführende Literatur282
VII. Kunst, Kultur und Wissenschaft283
Lügen, Stehlen, Ausbilden Zur Arbeitsweise des Theaters der Versammlung zwischen Bildung, Wissenschaft und Kunst284
1 Lügen284
2 Stehlen286
3 Ausbilden290
Literatur293
Die kulturelle Praxis `Ins Theater gehen´ als Form kultureller Bildung Ein hochschuldidaktischer Ansatz für die Lehrerausbildung294
1 Zum Verhältnis von Theater, Drama und Schule295
1.1 Das Erleben von Theater in der Schule296
1.2 Kulturelle Praxis in der Schule298
1.3 Theater als Medium und Ort des kulturellen Gedächtnisses300
1.4 Kulturelle Praxis versus kulturelle Bildung302
1.5 Kultur als „Medium der Bildung“303
2 Plädoyer für kulturelle Praxis als Bestandteil kultureller Bildung305
Über den Nutzen kultureller Praxis an Universitäten305
3 Das Seminar Theater erleben – Theater verstehen – Theater vermitteln307
3.1 Das Angebot des Referats Theater und Schule und die Aufführungen308
Erster Termin: Schauspiel „Amerika“308
Zweiter Termin: Tanztheater „Infini“308
Dritter Termin: Oper „Tristan und Isolde“309
3.2 Der fachdidaktische Anteil309
4 Ergebnisse und Erfahrungen312
4.1 „Ich war sehr beeindruckt“312
4.2 Erstes Fazit der Veranstaltung317
Organisatorische, strukturelle und alltägliche Studienprobleme317
4.3 Zur Theatersozialisation der Teilnehmer319
Schlussfolgerungen aus der Befragung320
4.4 Veranstaltungsreflexion322
4.5 Ausblick324
Literatur325
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren328
Autorinnen und Autoren329

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