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Neue Welt Mundus Novus

und Vier Seefahrten

AutorAmerigo Vespucci
VerlagEdition Erdmann in der marixverlag GmbH
Erscheinungsjahr2014
ReiheEdition Erdmann 
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783843804783
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Während Columbus bis zu seinem Tod wahrscheinlich davon ausgeht, er habe den Seeweg nach Asien gefunden, ist Amerigo Vespucci der richtigen Überzeugung, dass es sich bei den neu entdeckten Küstenlandschaften um einen eigenen Kontinent handeln müsse. In seinen in Briefform überlieferten Reiseberichten Mundus Novus und Vier Seefahrten, die zu seinen Lebzeiten nie angezweifelt worden sind, betont er dies immer wieder - bis der Kartograph Martin Waldseemüller zusammen mit dem Humanisten Matthias Ringmann 1507 eine Weltkarte veröffentlicht, die den neuen Kontinent erstmals aufnimmt und mit dem Namen versieht: 'America'.

Amerigo Vespucci (ca. 1454-1512) wurde in Florenz geboren und stand als Kaufmann in den Diensten des Handelshauses der Medici. Diese entsandten ihn 1491 in ihre Filiale nach Sevilla, um bei der Ausrüstung für Columbus' erste Expedition zu helfen. 1495 übernahm er dort die Geschäftsführung. 1497 soll er zum ersten Mal an einer Seefahrt nach Amerika teilgenommen haben. Auf seinen Seefahrten in den Jahren 1499-1500 und 1501-1502 erkundete er weite Teile der nordöstlichen und brasilianischen Küste Südamerikas und entdeckte dabei 1499 den Amazonas. In den überlieferten Briefen schildert Vespucci lebhaft seine Beobachtungen bzgl. Flora und Fauna sowie die Sitten und Gebräuche der Einheimischen. 1503-1504 soll er eine vierte Seefahrt in die Neue Welt unternommen haben, ohne aber auf Neuland zu treffen. Noch vier Jahre vor seinem Tod wird Vespucci zum 'Piloto Mayor' (Chefnavigator und Chefkartograph) der spanisch/kastilischen Überseehandelsgesellschaft in Sevilla ernannt. Dipl.-Geograph Uwe Schwarz, geb. 1955, betreibt sein Büro GeoFan in Bergisch Gladbach-Bensberg. Studium an der Universität Bonn. Zahlreiche Veröffentlichungen und Vorträge in Kartographie-, Geographie-, Entdeckungs- und Reisegeschichte. Exkursionen und Beratungstätigkeiten bei Ausstellungen. Eigene Buchpublikationen zur Entdeckungsgeschichte Amerikas und zur Darstellung Kölns und seines Umlandes in alten Karten.

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Leseprobe

War vielleicht dieser Schicksalsschlag ausschlaggebend für den bald einsetzenden Wandel des Christoph Columbus vom Kaufmannsfahrer zum Entdeckungsreisenden? Oder beschäftigte Columbus schon vor der Geburt seines Sohnes Diego die Idee, auf einer westlichen Seeroute von Europa nach Asien zu gelangen? Von welchem Datum an die Verfolgung dieses revolutionären Gedankens Columbus nicht mehr losließ, können wir nicht exakt bestimmen. Auf Veranlassung des Christoph Columbus begab sich dessen Bruder Bartolomeo im Jahre 1480 nach Lissabon, wo er als Kartograph eine Landkartenanstalt leitete. Jedenfalls dürfte Christoph Columbus kurz vor oder spätestens nach seiner Beteiligung an einer oder mehreren portugiesischen Guineafahrten zwischen 1481 und 1484 (D. Henze 2011), durch eine Bereicherung an wertvollen praktischen nautischen Erfahrungen gestärkt, bei einer Autorität um mehr Gewissheit für seine Inspiration der Atlantiküberquerung nachgesucht haben. Die Autorität hieß Paolo Toscanelli. Der um 1480 oder 1481 an den im hohen Alter befindlichen italienischen Geographen bzw. Kosmographen gerichtete Brief des Columbus ging zwar verloren, dafür sind zwei Antwortschreiben Toscanellis an Columbus zwischen 1480 und 1482 bekannt (E. Schmitt 1984). In der ersten Antwort erhält Columbus die seinerzeit für den portugiesischen König Alfons V. angefertigte Karte in kopierter Form sowie die Abschrift des dazugehörigen Briefs aus dem Jahre 1474 (vgl. oben). In einem zweiten Brief an Columbus wird spürbar, wie sehr sich Toscanelli die praktische Umsetzung des Plans von der Westfahrt wünscht. Hatte Toscanellis Hoffnungen von 1474 niemand am portugiesischen Hof ernsthaft in die Tat umgesetzt, so dürfte sich bei Columbus spätestens nach dem zweiten Antwortschreiben ein innerer Drang entwickelt haben, mit dessen Energie es ihm immer und immer wieder gelingen sollte, bei noch so großen Rückschlägen nicht aufzugeben, sodass mit dem Tod Toscanellis im Mai des Jahres 1482 keineswegs die Vision von der Westfahrt gestorben war.

Zur allgemeinen Vorbereitung zog Columbus unter anderem das Werk »Imago mundi« des französischen Kardinals Pierre d’Ailly (oder lat.: Petrus Alliacus) und den Reisebericht des Marco Polo, ebenfalls in lateinischer Sprache, heran. Durch das Werk des Kardinals wurde er in besonderem Maße angeregt, da es sich um eine aus der Theologie geprägte Weltbeschreibung handelt, welche den zutiefst religiösen Columbus dahingehend beeinflusste, dass er nicht allein wegen neuer Entdeckungen und verlockender Reichtümer an seinem Plan festhielt, sondern es als seine christliche Pflicht ansah, das Evangelium über den gesamten Erdball zu verkünden. Die bei Columbus seit seiner ersten Atlantiküberquerung zu beobachtende Unterschrift in Form eines Christusmonogramms bestätigt jene von religiösem Eifer besessene Haltung. Bei Ernst Gerhard Jacob [1956] finden wir folgende Interpretation jener Buchstabenpyramide:

Abbildung der Unterschrift des Columbus (in: Die Ankunft der Weißen Götter, S. 44)

In der letzten Zeile tritt, in Anlehnung an den christlichen Märtyrer und Columbus’ Namenspatron Christophorus, der Missionseifer deutlich hervor, indem sich Columbus symbolhaft als Christusträger verstanden lassen will, der den Völkern am Ende des Ozeans die Lehre Christi verkündet.

Um das Jahr 1484 bietet Columbus sich und seinen Plan erstmals offiziell dem portugiesischen König Johann II. an, in der Hoffnung, dass dieser ihn bei der Realisierung des revolutionären Vorhabens, den Ozean von Europa in westlicher Richtung mit dem Ziel Zipangu (Japan) zu überqueren, unterstützen werde. Denn von Zipangu hörte und berichtete bereits Marco Polo. Wenn man also Japan erreicht hätte, müsste der Weg nach Indien auch nicht mehr weit sein. So mag Columbus dem König seinen Plan schmackhaft gemacht haben, suchte dieser doch den günstigsten Weg nach Indien. Doch Johann II. hielt nach der Überprüfung durch Experten an seinem eigenen Plan hartnäckig fest, Indien auf dem östlichen Weg um Afrika herum zu erreichen (vgl. oben). Zwei Gründe sprachen dafür. Der eine davon war politischer Art. Im Vertrag von Alcáçovas (1479) zwischen Portugal und Spanien waren den Portugiesen alle zu entdeckenden Gebiete jenseits des Kap Bojador bis Indien zugesprochen worden. Der andere Grund, der für eine Ablehnung sprach, war geographischer Art, denn die Experten des Königs trauten Columbus’ Angaben nicht, der, ganz im Sinne Toscanellis, Asiens Ausdehnung nach Osten überschätzte, was eine Verkürzung eines westwärtigen Seeweges nach Asien bedeutet hätte. Es war wohl logisch, dass sich Columbus zuerst an Portugal wandte. Schließlich waren ihm hier im Dienst der Krone die letzten Unterweisungen in der Hochseeschifffahrt zuteilgeworden, die dank der portugiesischen Afrikafahrten bereits auf einen reichen Erfahrungsschatz verweisen konnten. Und da war ja auch noch sein Bruder in Lissabon, der später noch als Sonderbotschafter für Christoph Columbus fungieren sollte.

Wendete sich der Italiener Columbus mit seinem Wunsch an sein Vaterland? Nein. Italien verkörperte zu jener Zeit keine einheitliche Nation und besaß kein starkes Interesse, um einen derartigen risikoreichen Plan auch finanziell zu unterstützen. Die italienischen Handelshäuser hielten eine östliche Verbindung mit Indien für effizienter.

Nach der portugiesischen Absage versuchte Columbus bei der spanischen Krone sein Glück. 1485 überließ er im Kloster La Rábida bei Palos seinen Sohn Diego der Obhut der Franziskaner. 1486 begab sich Columbus zur königlichen Residenzstadt Córdoba, wo er auch Beatriz Enríquez de Harana kennenlernte, die zwar 1488 die Mutter seines zweiten Sohns Ferdinand wurde, nicht aber seine Ehefrau. Im Sommer 1486 erhält Columbus erstmals die Gelegenheit, sein Anliegen dem spanischen Königspaar direkt vorzutragen. Der Beichtvater der Königin Isabella, Hernando de Talavera, wurde zum Vorsitzenden einer Kommission bestellt, welche das Westfahrtprojekt einer gutachterlichen Stellungnahme zu unterziehen hatte. Mit dem königlichen Hof zog auch der sogenannte Talavera-Ausschuss nach Salamanca. Aber man kam zu keinem endgültigen Urteil.

Nachdem Columbus von Juni 1488 an seitens der spanischen Krone nicht mit finanziellen Mitteln für seinen Lebensunterhalt rechnen konnte, zog es ihn wieder zurück nach Portugal, wo er einer königlichen Einladung Folge leistete. Doch welch ein ungünstiger Zeitpunkt! Bartolomeu Dias war es nämlich in der Zwischenzeit gelungen, Afrikas Südspitze zu umsegeln. Dias’ Triumph nach dessen Rückkehr Anfang Dezember 1488 bedeutete gleichzeitig für Columbus die zweite portugiesische Absage, schien doch sein Plan als Alternative für das Auffinden Indiens jetzt eindeutig in den Schatten gestellt.

Und wieder einmal wechselte Columbus die Fronten. Mit diesem Wechsel variierte er zugleich seine Taktik, um die Westfahrt nun endlich an den Mann bzw. an den König zu bringen. Er selbst fand sich wieder in Spanien ein, wo der Talavera-Ausschuss noch nicht schlüssig war. Seinen Bruder schickte er, nachdem dieser in Lissabon seine Landkartenanstalt aufgelöst hatte, nach England. Auch beim englischen König Heinrich VII. fand der Vorschlag der Westfahrt keinen Anklang. 1490 konnte Bartolomeo mit seinem Werben um das progressive Projekt auch beim französischen König Karl VIII. auf keine Gegenliebe stoßen. Als dann der Talavera-Ausschuss Ende 1490 seine Arbeit mit dem Ergebnis beendete, der Plan des Columbus stehe auf einer zu schwachen Basis, war fast alles gegen Columbus entschieden. Doch die Königin Isabella munterte Columbus auf, indem sie ihm eine Wiederaufnahme mit der Beschäftigung seines Projektes versprach, sobald der Krieg gegen die im Süden der Iberischen Halbinsel noch sitzenden Moslems entschieden ist. Des langen Wartens überdrüssig, wollte Columbus sein Anliegen persönlich beim französischen König vortragen. Man wollte ihn aber nicht ins Ausland ziehen lassen. So wurde nochmals verhandelt. Königin Isabella I. von Kastilien und König Ferdinand II. von Aragón (die Katholischen Könige), seit 1469 verheiratet, war es gelungen, mit dem Fall Granadas am 2. Januar 1492 den letzten moslemischen Vorposten von der Iberischen Halbinsel zu vertreiben, was mit dem festlichen Einzug des Königspaars in Granada, dem Columbus als Augenzeuge beiwohnte, seinen sichtbaren Ausdruck fand. Durfte jetzt endlich auch Columbus triumphieren? Ging sein Traum nun bald in Erfüllung? Kurz darauf erhielt er Bescheid. – Und abermals wurde sein Plan verworfen. Diesmal aber nicht wegen der Undurchführbarkeit des Unternehmens, sondern wegen der Bedingungen, die Columbus für sich und seine Erben dabei stellte. An sein Vorhaben glaubte man wohl jetzt schon stärker. Durch den soeben erfolgreich beendeten Krieg sah sich die spanische Krone in eine finanziell angespannte Lage versetzt, weshalb auch die Forderungen des Columbus nicht ohne Weiteres sogleich erfüllt werden konnten. Columbus musste sich in Spanien überflüssig vorkommen. Also nahm er einen zweiten Anlauf, um sich nach Frankreich abzusetzen. Dem Verwalter der königlichen Privatschatulle, Luis de Santángel, gelang es...

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