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E-Book

Notbremse

Ein Politjunkie entdeckt die Stille

AutorUlrich Kasparick
VerlagGütersloher Verlagshaus
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl222 Seiten
ISBN9783641046583
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Ein beispielhafter Ausweg aus der Stressfalle
- Die Stille annehmen: vom Workaholic zu einem besonnenen, verantwortungsbewussten Menschen
- Ein schonungsloser Bericht über das rastlose Leben als Politiker

»Wenn du stille würdest, wäre dir geholfen.« Ulrich Kasparick war plötzlich gezwungen, still zu werden. Der Workaholic, der seit 20 Jahren in der Politik »hyperaktiv« ist, erkrankte schwer und musste auf seinen überstrapazierten Körper hören.
Wie er in einem langen und schwierigen Prozess lernte, die Stille anzunehmen und sich auf ein bewusstes, selbstreflektiertes Leben zu besinnen, erzählt er in diesem Buch. Offen und ehrlich beschreibt er, wie sein Leben zwischen Ruhe und Getriebensein laviert, wie er es schafft, in seinem rastlosen Metier zu meditieren und sich Kraft spendende Pausen zu gönnen.

Ulrich Kasparick, geboren 1957, war bis zur Bundestagswahl 2009 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und war von 2004 bis 2005 Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung. Er studierte Theologie in Leipzig und Jena und arbeitete als Stadtjugendpfarrer in Jena, bevor er 1989 in die Politik wechselte. Nierenkrebs und ein Herzinfarkt zwangen ihn dazu, sich eine längere Auszeit zu nehmen. In dieser Zeit lernte Ulrich Kasparick die Stille zu schätzen.

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Leseprobe
"Der Tag nach der Wahl (S. 142-143)

Das war eine »historische« Niederlage, wie etliche kommentierten, auch der Vorsitzende Franz Müntefering sprach solche Worte. Und gestern Nacht schon, heute, am Morgen nach dem Debakel, kamen bereits die Stimmen auf, die einen »inhaltlichen, personellen und politischen Neuanfang« verlangten. Blitzschnell geht das. Ich beginne dieses Kapitel am 28. September 2009, einen Tag, nachdem die SPD in Deutschland zweistellig »abgestürzt« ist, wie der Jargon der Gazetten formuliert. Ich halte inne. So schnell wird das nicht gehen mit einem wirklichen Neuanfang. Heute schon tagen überall im Land die Gremien.

Erste Rücktritte werden gemeldet. Auch der Vorsitzende und der Kanzlerkandidat sind mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Gestern noch hieß es »Hosianna«, heute heißt es »kreuziget ihn«. Ein Unternehmen macht einen Tag nach der verlorenen Wahl Werbung mit dem Bild des Kanzlerkandidaten, ein Fernrohr in der Hand haltend: »Ich habe ja nun Zeit.« Im Internet formieren sich Gruppen, die einen »radikalen Neuanfang« verlangen. Ich halte ein und überlege: Was würde denn ein radikaler Neuanfang bedeuten? Ein »von der Wurzel her« gestalteter Neuanfang, wie das Wort »radikal« ja eigentlich meint.

»Die Linken« sollten endlich gestärkt werden, wird gefordert. Man solle wieder »Volkspartei« werden, wird gefordert. Ein Freund fragt mich im Internet, wie es denn nun mit mir weitergehe - es ist die sorgenvolle Frage nach einer beruflichen oder politischen Zukunft, die heute viele meiner früheren Kollegen bewegt. Sie haben gekämpft im Wahlkampf, sie haben sehr viel Geld investiert - und mussten am Abend hören, dass all ihr Einsatz vergeblich war, sie werden dem neuen Parlament nicht wieder angehören. Jedenfalls nicht in der kommenden Legislaturperiode. Da gab es Enttäuschungen und tiefe Verletzungen. Da sind Hoffnungen zu Ende gegangen und Kränkungen eingetreten. Und die tieferen Fragen melden sich.

»Wofür denn das alles?«, »Was ist der Sinn?«, »Warum hab ich mich denn nur so aufgeopfert - und dann ein solches Ergebnis?« In diesem Moment werden innere Wunden sichtbar, alte Wunden. Rücktritte tragen auch das Motiv des verletzten Kindes in sich: »Ich schmeiße jetzt hin, ich habe keine Lust mehr, macht doch euren Kram alleine, ohne mich.« Da klingt Verletzung hindurch. Kränkung. Und Einsamkeit. Was würde denn eine Erneuerung wirklich bedeuten? Geht es lediglich darum, einen Vorsitzenden und einen Kanzlerkandidaten durch neue Namen und Gesichter zu ersetzen?

Wäre das ein wirklicher Neuanfang? Geht es darum, andere Abgeordnete nun endlich »in Führungspositionen« zu bringen, die ihnen bislang verwehrt waren? Geht es lediglich darum, einen »Generationswechsel« dergestalt zu vollziehen, dass jüngere Menschen in die Positionen der Älteren einrücken und nun »wichtige Ämter« bekleiden, die ihnen bislang nicht offenstanden? Natürlich nicht!, höre ich als Antwort. Es gehe ja vor allem auch um eine »inhaltliche Neuausrichtung«. Ich spüre meine Zurückhaltung. Ich spüre meine Nachdenklichkeit. Nein. So schnell geht das nicht. Nötig wäre eine viel tiefere Klärung."
Blick ins Buch

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