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E-Book

Pädagogik der Liebe von Papst Franziskus

Vademecum einer Kirche im Aufbruch

AutorHolger Dörnemann
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl460 Seiten
ISBN9783744842211
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Nach der Erstauflage "Revolution der zärtlichen Liebe" (2015) und der Zweitauflage 'Reformation im Geist der Reformation' rückt der Titel der um den Verlauf der Familiensynoden der Jahre 2014 und 2015 bis einschließlich der Rezeption des nachsynodalen Schreibens Amoris laetitia erweiterten 3. Auflage des Synodentagebuches das alle Erwartungen übertreffende Ergebnis eines alle Teilkirchen der Welt umfassenden, synodalen Prozesses in der Katholischen Kirche in den Mittelpunkt: Der Weg der 'Kirche im Aufbruch' im 3. Jahrtausend steht im Dienst der göttlichen Pädagogik der Liebe. Verfolgen Sie in einem für die Gegenwart bedeutungsvollen Rückblick - chronologisch oder geleitet durch die Konkordanz der 60 Seiten Themenregister und ggf. unterstützt über die weiteren Quellenbelege des Internet-Blogs www.familiensynode.blogspot.de - die wohl spannendste Zeit seit dem II. Vatikanischen Konzil!

Holger Dörnemann, Dr. theol. habil., PD für Religionspädagogik und Katechetik der Kath.- Theol.-Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität, München, leitet die 'Katechese und Sakramentenpastoral' im Erzbistum Köln und war in der Zeit der Familiensynoden 2014 und 2015 bis Ende 2016 Berater der Kommission XI 'Ehe und Familie' der Deutschen Bischofskonferenz. Folgende weitere wissenschaftliche Buchpublikationen des Autors stehen in Verbindung zur 'Pädagogik der Liebe von Papst Franziskus': - Ehe und Familie. Lernorte des Glaubens, Würzburg 2014. - Freundschaft. Die Erlösungslehre des Thomas von Aquin, Würzburg 2012

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Leseprobe

Mittwoch, 19. November 2014


Vielstimmiges Presseecho der Familiensynode und ihre eigentliche Botschaft

Vielstimmiger hätten die Reaktionen nach dem Ende der III. Außerordentlichen Bischofssynode zu den ‚Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung‘ kaum ausfallen können. Und sie verteilen sich gleichmäßig in den vier Feldern eines Koordinatensystems entlang der Achse, die den Grad der wahrgenommenen Veränderungen beschreibt, und diese nun entweder begrüßen oder beklagen.

(Vielstimmiges Echo und konträre Bewertungen zum Abschluss der Familiensynode des Jahres 2014)

Da waren diejenigen, die in einer bewussten oder unbewussten Perspektivverengung keine Veränderung in zentralen Fragestellungen wahrgenommen haben und von unterschiedlichen Warten aus scheinbar Unverrücktes oder Unverrückbares (Keine Einigung bei strittigen Themen erzielt) beklagten oder positiv bekräftigt sahen (Roma locuta – Die Synode sagt Nein!). Dergleichen Positionen standen und stehen diejenigen gegenüber, die eine ganze Reihe von Veränderungen wahrnahmen und je nach dem die ‚Anpassung an den Zeitgeist‘ wirksam werden sahen (Synode hat Tür zur Hölle geöffnet) oder aber den Stil- und Perspektivwandel und den Wechsel der Denk- und Diskussionsform als ‚Revolution‘ feierten.

Die Veränderungen auf der Familiensynode

Unabhängig davon, ob und welche Veränderung wahrgenommen wurde oder nicht, beabsichtigt waren einige Veränderungen in der Form der Bischofssynode von Anfang an. Die ‚Herausforderungen der Familie‘ sollten nach einer nach einer neuen Wahrnehmung geradezu schreienden, weltweiten Umfrage in den Blick kommen und ‚im Kontext der Evangelisierung‘ diskutiert werden. Und rein in der Form sollte nach Aussagen des Generalsekretärs der Synode Kardinal Baldisseri eine „müde gewordene“ Struktur der Bischofssynoden dynamisiert und transparenter gestaltet werden.

"Papst Franziskus wolle eine solche Belebung der Synode, sie solle Resonanzraum und Ort für echten Dialog sein, außerhalb der vatikanischen Kurie und nur dem Papst und den Bischöfen verantwortlich. Deswegen sei die Wiederentdeckung des Prozessgedankens einer Synode so wichtig gewesen, sie habe die gerade zu Ende gegangene Versammlung der Synode bestimmt. In der Synode gehe es nicht um Abstimmung über kirchliche Lehre, sondern darum, sich vom Herrn leiten zu lassen; sie sei ein geistlicher Prozess." (Radio Vatikan vom 30.10.2014)

Und dieser geistliche Prozess war für jeden, der wollte, ein durchaus öffentlich mitvollziehbarer: Erlebt haben wir eine aus meiner Sicht geradezu beispiellose Transparenz während der Synodentage, die es jedem Außenstehenden möglich gemacht hätte – via Twitter, SoundCloud oder Youtube beinahe in Echtzeit –, den Synodenverlauf mitzuerleben. Wenn man ein wenig vielsprachig veranlagt ist, kann man auch noch im Nachhinein, im Durchlesen, Nachhören und Anschauen der auf www.familiensynode.blogspot.de verlinkten Dateiformate die Weltkirche im O-Ton vor Augen sehen und in den vier Synodensprachen auch beinahe mehr hören, als es in einer immer auch nur ungefähren deutschen Simultanübersetzung möglich gewesen wäre.

Papst Franziskus als Garant des offenen Wortes

Am meisten beeindruckt hat mich das Verhalten von Papst Franziskus, der durch seine Einladung zum offenen Wort, seine den Synodenverlauf bestimmende stete Anwesenheit, sein vielzitiertes, zuhörendes Schweigen (wie ein ‚Fels in der Brandung‘), durch die den Primat des Papstamtes über alle Positionen und Lagerbildungen hinweg unterstreichende Schlussansprache; schließlich durch die nach wie vor spektakuläre Entscheidung der unmittelbaren Veröffentlichung des Abschlussdokumentes der ‚Relatio Synodi‘ samt den Abstimmungsergebnissen. Damit wurde der Fortschritt und die Einigkeit in den allermeisten Fragen ebenso dokumentiert wie die – für Synoden gänzlich unüblich – noch bestehende Uneinigkeit zum Synodenende (obwohl gerade dies ja eigentlich auch ein von Anfang an erwartbares Ergebnis für eine von Anfang an als Zwischenetappe gekennzeichnete Synode war). Beinahe paradox mutet es an, dass Papst Franziskus das Pfund seines Primates dafür einsetzt, dass in Freiheit gesprochen werden konnte und auch in Zukunft um die Wahrheit und den weiteren Weg der Kirche in den zentralen Fragen – cum Petro et sub Petro – gerungen werden kann und soll.

Wie gesagt: Zu Beginn der Synode, indem Franziskus sich in seinem Papstamt als Garant für die freie Rede erklärte, das offene Wort mit der Aufforderung dazu verband, nichts aus falschen Rücksichten zurückzuhalten, „was man sich im Herrn zu sagen gedrängt fühlt […]. Die Anwesenheit des Papstes ist eine Garantie für alle“ (Radio Vatikan vom 6.10.2014). Zum Ende, dass er in seiner Abschlussansprache seine Überparteilichkeit durch die Skizzierung der Versuchungen der verschiedenen Parteiungen unter Beweis stellte. Dort warnte er gleichermaßen vor der "Versuchung der feindlichen Erstarrung" der Traditionalisten wie vor falscher Barmherzigkeit eines "zerstörerischen Gutmenschentums". (Vgl. Radio Vatikan vom 18.10.2014) Und bekräftigt wurde dadurch die eigentliche Botschaft der Synode, die das Thema selbst ist, nämlich sich intensiv mit dem Thema und den Herausforderungen der Familie zu beschäftigen, „Antworten zu geben auf die vielen Entmutigungen, welche die Familien umgeben und einschnüren“ (Ebd.), in der Zeit nach der Synode 2014 einen synodalen Weg fortzusetzen oder aufzunehmen.

Sprachfähigkeit – oder die "Umkehr in der Sprache"

Was ich im Rückblick auf meine Erfahrungen während der Synodenbeobachtung im täglichen Blogkommentar seit dem 4.10.2014 und in einigen Interviews für Radio, Fernsehen und Zeitungen bei mir selbst beobachtet habe, ist, dass das Reden erst durch das Sprechen geschieht, dass Sprachfähigkeit erst möglich wird, wenn man sich der Sache annimmt, den Mut fasst, die Themen aufzunehmen und auszudrücken. Und hier sind es die vielen kleinen Schritte, die insgesamt einen synodalen Weg ergeben. Die Synodalen selbst drücken dies im Abschlussdokument in der Formulierung aus, dass es auch einer „Umkehr in der Sprache“ [bedarf], damit sie wirklich an Bedeutungskraft gewinnt.“ (Relatio Synodi 33) Bei der Sprachfähigkeit handelt es sich nicht um ein Problem der Theorie, sondern um ein ganz praktisches, tieferliegendes Problem: nämlich ein Wahrnehmungs- und darin auch dann auch Kommunikationsproblem. Was wir nicht wahrnehmen, dafür haben wir keine Worte und ist dann auch außerhalb unseres Handelns. Und umgekehrt: wofür wir keine (wertschätzende) Sprache haben, das nehmen wir nicht wahr und grenzen es aus unserem Handlungsumfeld (beinahe ohne es zu bemerken) aus. Wenn wir zu einem durch die Familiensynode aufgefordert sind, dann dazu, den Blick für das Wertvolle in den verschiedenen familiären Kontexten und Lebensbezügen der Menschen von heute zu richten und mit der kirchlichen Lehre von Ehe und Familie zu verbinden, eine wertschätzende Sprache zu lernen. Dieser Leitgedanke lässt sich in dem Zwischenbericht zu Beginn der zweiten Synodenwoche, aber nicht minder auch im Abschlussdokument – wie am vorletzten Synodentag in diesem Blog beschrieben – nachvollziehen. Den Blick zu lenken auf das Positive in den familialen Lebens- und Beziehungsformen der Menschen von heute, d.i. „der von Papst Franziskus nahegelegte ‚positive Blick auf das, was da ist‘ und nicht nur auf das, was fehlt“ (ORF.at vom 20.10.2014), wie Kardinal Schönborn es ausdrückt.

"Kunst der Begleitung" – oder Schlüssel der Familiensynode

Damit werden weder alle Beziehungsformen für gleichwertig erklärt noch das Ideal von Ehe und Familie zur Disposition gestellt, sondern im Gegenteil, von einer Warte aus – im Kontext der Evangelisierung –, in den Blick genommen. Und das ist dann auch die Botschaft, die von der Familiensynode ausgeht und in den Ortskirchen aufgenommen und weiterbehandelt werden soll. Die "vom Papst gewollte Haltung der liebevollen Begleitung von Familien und von Menschen auf ihrem Weg zu einer christlichen Ehe" (Kathpress vom 7.11.2014) hat...

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