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E-Book

Panodrama

AutorU. Teressant
Verlagepubli
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl235 Seiten
ISBN9783746744308
Altersgruppe1 – 99
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Kritik am Zustand der Welt zu Anfang des 21. Jahrhunderts, aufgeschlüsselt in Politik, Wissenschft, Kultur, Religion und Metaphysik. Diese Schrift entstand im Bestreben, die Art, die sich als 'Krönung der Schöpfung' versteht, im Wesentlichen zu ergründen und sie in der Folge auf ihr verkehrtes, verdrehtes und in zahllosen Belangen pervertiertes Handeln und Denken hinzuweisen. Ohne Rücksicht auf teuer gewordene Gefühlsschimären und Egoismen richtet sich der Blick auf die vielfältigen Facetten der menschlichen Dummheit, die alle Welt seit Anbeginn und immer wieder in Schmerz, Not und Tod treibt.

verstorben

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Leseprobe

Mensch und Tier

 

Könnte man die Erde vom Mittelpunkt der Milchstraße aus betrachten, wäre sie, wenn überhaupt, lediglich als winziger Punkt unter Milliarden anderer erkennbar. In der Gigantenske des Alls ist sie daher als bloße Existenz völlig belanglos. Würde sie plötzlich aus der Galaxie verschwinden, wäre im Ganzen durchaus nichts passiert.  Nun ist dieser Punkt bekanntlich ein ganz besonderer Stern, dessen Eigenschaften Milliarden von - aus jener Sicht - mikrobenhaften Wesen das Leben ermöglicht, darunter eines, das an komplexer Qualität allen anderen Objekten des Universums um ein Vielfaches überlegen ist. Der Mensch! Denn obwohl z.B. der Stern Antares etwa die siebenhundertfache Größe der Sonne aufweist und daher in seiner Furchtbarkeit jenseits der menschlichen Vorstellungskraft bleibt, ist er im Vergleich mit der Beschaffenheit des menschlichen Gehirns beinahe ein Nichts. Und da in den Weiten des Alls nichts bekannt ist, was dem Wunderbaren auf dem Planeten Erde auch nur annähernd das Wasser reichen könnte, kann man ihn, jedenfalls bis auf weiteres, getrost als das qualitative Zentrum des Universums ansehen, und den reflektierenden Menschen mit einigem Recht gar als die Krönung des Schöpfung. Dass sich in der Unendlichkeit des Raums möglicherweise intelligente Arten aufhalten, die der menschlichen ähnlich sind oder ihr gar überlegen, ist a priori nicht auszuschließen, aber damit kann ich mich leider, mangels Indizien, nicht abgeben.

 

Aus der näheren Ferne, etwa vom Mond aus, ist die Erde im übrigen ein sehr schöner Stern, viel schöner als all die anderen Planeten, die in ihren Bahnen um die Sonne kreisen und aus der Sicht ihrer Bewohner denn auch riesengroß, so groß, dass sie gar nicht merken, dass sie sich auf einer Kugel befinden. Groß und klein haben im Universum allerdings nur eine relative Bedeutung. Aus der Sichtweise etwa einer Maus ist der Mensch ein wahrer Gulliver und sein Haupt für die Haarbalgmilbe gar ein weites Land.  Der jesuitische Gelehrte Teilhard de Chardin setzt das physische Volumen des Menschen denn auch ungefähr in den universalen Mittelpunkt, von dem aus sich die Größenordnungen im Mikrokosmos ebenso geheimnisvoll in das unendlich Kleine verlieren, wie im Makrokosmos in das unendlich Große. Allein die Moleküle in einem Kubikzentimeter würden, sagt er, könnte man sie in Sandkörner verwandeln, die Fläche Frankreichs mit einer zehn Zentimeter dicken Schicht bedecken. Aus alledem kann in aller Bescheidenheit gefolgert werden, dass sowohl die Erde wie auch der Mensch nicht einfach zufällig existieren, sondern möglicherweise Produkte eines Zwecks sind, was dem Ganzen allerdings einen Sinn gäbe. Der angedeuteten Metaphysik werde ich an anderer Stelle noch ausführlich Raum geben.

 

                                                      *    *    *

 

Seine Dominanz über alle anderen Lebewesen dieser Erde verdankt der Mensch offenbar zwei körperlichen Eigenschaften, die in dieser Kombination allein ihm eigen sind. Zum einen ist es seine Fähigkeit, mittels des Kehlkopfs und des übrigen Mundwerks zahlreiche differenzierte Laute hervor zu bringen, und zum anderen, mittels seiner Hände äußerst feine und schwierige Operationen durchzuführen. In der restlichen Fauna ist die Lautbildung extrem beschränkt, wohl mit Ausnahme der Vogelwelt, wo einzelne Arten sogar in der Lage sind, sich gelegentlich in der menschlichen Sprache zu äußern. In einem Zoo soll vor einiger Zeit ein Papagei gelebt haben, der die Besucher, wenn ihm danach war, gar auf das Gröblichste zu beschimpfen pflegte. Wenn man aber bemerkt, wie mühsam, wenngleich oft sehr kunstvoll, diese Tiere ihre Nester bauen, wird klar, dass sie, aufgrund der Beschaffenheit ihrer Gliedmaßen, auch beim besten Willen nicht in der Lage sind, Komplizierteres herzustellen. Im Gegensatz zu den Menschen haben sie das allerdings auch gar nicht nötig. Soviel mir bekannt ist, verfügen lediglich die Affen über eine dem Menschen ähnliche Bewegungsfähigkeit ihrer äusseren Glieder, die sie aber, mangels kreativer Möglichkeiten nur ganz begrenzt einsetzen - etwa zum Festhalten eines Gegenstands oder um sich zu lausen. Die Kreativität aber hat ingeniöses Denken zur Voraussetzung und dieses wiederum ist ohne das Mittel der Sprache, also der Fähigkeit zu komplexer Lautbildung nicht möglich, die dieser Tierart eben völlig fehlt.

 

Der Mensch, sowohl der Sprache wie auch der verfeinerten Motorik seiner Gliedmaßen mächtig, ist also zweifellos das Auserwählte unter den Geschöpfen. Im Besitz dieser anatomischen Kombination sind seiner Kreativität, im Rahmen der irdischen Möglichkeiten, praktisch keine Grenzen gesetzt. Die Sprache erlaubt ihm das erkennende Denken, seine Hände die Umsetzung seiner Vorstellungen in die physische Tat. Ohne die eine oder die andere dieser Komponenten wäre auch der Mensch nur ein Tier, ganz und gar unfähig die Welt zu bereichern oder zu zerstören. Hier ist indessen zu bemerken, dass eine ungeheure Zahl menschlicher Wesen aller sozialen und intellektuellen Schichten seine Zeit auf Erden noch immer wie vernunftlose Affen zubringt und offenbar keinerlei Anreiz verspürt, sich darüber zu erheben. Wären sie noch im Urwald, könnte es angehen, aber die Dreistigkeit mit der eine Minderheit der etwas schlaueren unter ihnen die Welt verschandelt, ausplündert und dem ganzen Rest das Leben vergällt ist nicht mehr unkommentiert hinzunehmen.

 

Meine oben genannte Theorie von der physischen Beschaffenheit des Menschen, im Hinblick auf seine Welteroberung, erhebt keinen Anspruch auf absolute Wahrheit. Ich fand sie nichtsdestotrotz der Beachtung wert und überlasse alles Weitere den gelehrten Anthropologen.

 

                                                      *   *   *

 

Aufgrund seiner Fähigkeiten hält sich der Mensch selbstverständlich für etwas ganz Besonderes, weshalb er mitunter sogar das Interesse überirdischer Mächte beansprucht, die sich, wie er glaubt oder meint, unablässig, als sozusagen höhere Verwandte, mit ihm beschäftigen. Tatsächlich ist er im irdischen Bereich eine Art Halbgott, dem es nach Belieben zu schalten und walten erlaubt ist. In seiner sichtbaren Hülle gefangen, ist er körperlich allerdings ein Tier geblieben und wie dieses zum Überleben in seinen täglichen Bedürfnissen (Nahrung, Schlaf, Notdurft) dem unbarmherzigen Naturgesetz unterworfen. Dafür kann er nichts und daher ist er diesbezüglich auch jedes Vorwurfs enthoben. Indessen ist er leider, trotz seines erworbenen Verstandes mitsamt allem, was er damit bis anhin erschaffte und erdachte, auch im Charakter dem Tier ganz ähnlich, ihm gar in vielen Belangen unterlegen, indem er seine Affekte und Triebe nicht nur nicht zu beherrschen imstande ist, sondern sie, im Gegensatz zum Tier, weitgehend ins Negative kultivierte und in vielen Bereichen geradezu pervertierte.

 

Im Tierreich hat das Dominanzverhalten der in einem Verbund lebenden sog. Alphatieren den Sexualtrieb zum Grunde, als eine Vorgabe der Natur, mit dem Zweck, den Artbestand zu erhalten, gereicht aber der eigenen Art kaum je zum Schaden, während dieselbe Gemütsbewegung die Menschheit, wohl schon seit Anbeginn, und seither unabläßig, in Furcht, Elend, Schmerz und Tod gestürzt hat. Das Dominanzverhalten des Menschen ist leider geradezu unermesslich und da er, im Gegensatz zu den Tieren, das ganze Jahr über von der sexuellen Brunst gebeutelt wird, darf gefragt werden, ob Sigmund Freud mit seiner Theorie, wonach die einzig treibende Kraft im Leben der Sexualtrieb sei, am Ende vielleicht doch recht hat.

 

Raubtiere sind in der freien Wildbahn relativ selten, während die Beutetiere überwiegend zahlreich in Erscheinung treten, den Erstgenannten also fast unbeschränkt als Fraß zur Verfügung stehen, jedoch niemals über deren Sättigungbedürfnis hinaus vertilgt werden. Im Raubtrieb sind ihnen die Menschen nicht unähnlich, mit dem gravierenden Unterschied, dass sie nicht nur andere Arten vertilgen und mitunter deren Ausrottung herbeiführen, sondern unter sich als Räuber und Beraubte, Peiniger und Gepeinigte, Mörder und Ermordete zusammenleben, wobei auch hier die Räuber, Peiniger und Mörder auf eine ungeheure Zahl an Opfern zurückgreifen können. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine Einrichtung der Natur. Das hat die Art ganz allein zustande gebracht.

 

                                             I. Das Applaussyndrom

 

Das Bedürfnis nach Anerkennung beschäftigt den Menschen beinahe unablässig in zahllosen Variationen, mit dem es zum Ausdruck gebracht wird. Selbst im kleinsten Gespräch ist er bemüht, sein Ego bestätigt zu sehen, Anerkennung heischend oder wenigstens hoffend, bis hin zum offenen Applaus. Vermutlich ist fast alles, was Menschen jemals zustande gebracht haben, bewusst...

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