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'Papa hat uns nicht mehr lieb'. Das Thema 'Trennung und Scheidung' in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur

Das Thema 'Trennung und Scheidung' in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur

AutorChristina Blau
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl88 Seiten
ISBN9783638722223
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Pädagogik - Allgemein, Note: 1,0, Universität Koblenz-Landau (Pädagogik), 72 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Themenangebot der modernen Kinder- und Jugendliteratur ist groß. Gegenwärtig ist die Familie, als wichtigstem Lebens- und Erfahrungsraum der Kinder, einem starken kulturellen Wandel unterworfen. Dies spiegelt sich auch in den Kinder- und Jugendbüchern wider, die schon seit einigen Jahren nicht mehr nur die 'Normalfamilie' beschreiben, sondern auch die Trennung oder Scheidung der Eltern thematisieren. Die Alltäglichkeit von Scheidung in unserer Gesellschaft demonstriert, dass sie zwischenzeitlich ein legitimer Weg zur Auflösung einer unbefriedigenden Paarbeziehung geworden ist. Doch obwohl heute eine Scheidung keine Besonderheit oder Seltenheit mehr darstellt - schließlich kennt doch jeder ein Paar, dass sich hat scheiden lassen oder ist innerhalb seiner eigenen Familie davon betroffen - stellt sie dennoch eine familiäre Krise dar, die nicht nur für die Eltern, sondern besonders für die Kinder sehr belastend und erschreckend sein kann.

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Leseprobe

3 Buchauswahl zum Thema Trennung und Scheidung


 

3.1 Begründung der Buchauswahl


 

Alle gewählten Titel gehören zur Gattung der modernen realistischen Kinder- und Jugendliteratur. Insgesamt wurden 24 realistische Kinder- und Jugendbücher, die sich mit der Trennung der Eltern auseinander setzen, von mir untersucht. Dabei habe ich nur Titel ausgewählt, in denen die Trennung entweder noch bevorstand oder erst vor kurzer Zeit vollzogen wurde. Für die Auffindung der verschiedenen Titel waren unterschiedliche Internetseiten mit Sachinformationen zur Scheidungsbewältigung[3] sehr hilfreich. Außerdem konnten Verzeichnisse der Kinder- und Jugendbuchverlage und Anfragen bei Buchhändlerinnen die Suche vereinfachen. Kürzere Erzählungen oder Essays, wie sie etwa in Lesebüchern zu finden sind, wurden im Rahmen dieser Untersuchung nicht berücksichtigt. Auch Titel, die vor 1990 erschienen sind, sollten im Rahmen dieser Analyse unberücksichtigt bleiben, obwohl sie thematisch in diese Untersuchung gepasst hätten. Das Jahr 1990 wurde dabei von mir willkürlich als Grenze festgelegt. Auf Aktualität habe ich besonderen Wert gelegt, da gerade in den letzten Jahren die Ansichten zum Thema der elterlichen Scheidung einem Wandel unterlagen. Dieser Wandel betrifft nicht nur die Scheidungsforschung, die das defizitäre Modell der 70er Jahre mittlerweile größtenteils verworfen hat, sondern auch die gesellschaftliche Haltung gegenüber der Scheidung. Heutzutage wird eine Scheidung von der Gesellschaft als Problemlösung akzeptiert. Dies spiegelt sich auch rechtlich wider. So wird eine Scheidung durch die Abkehr vom Schuldprinzip zum Zerrüttungsprinzip leichter (vgl. Krolczyk 2001, 120). Es wird nicht mehr von Schuld gesprochen und diese wird auch nicht mehr bei den Betroffenen gesucht. Der Gesetzgeber passt sich somit den veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen an.

 

Doch auch die Darstellung familiärer Probleme in der KJL hat sich seit den 70er Jahren geändert. Die Thematisierung der Familie als einen Ort, an dem Konflikte vorhanden sind und entstehen, als einen Ort, der nicht mehr der „heilen Welt“ entspricht, hat in den 70er Jahren ihren Anfang genommen. Die heutigen Kinderbücher sind weitestgehend frei von der „sozialen Verbissenheit der 70er Jahre“ (Steffens 1999, 158) und dennoch behandeln sie äußerst variantenreich Alltagsprobleme und Konflikte, denen Kinder begegnen können. Die folgende tabellarische Übersicht zum Erscheinungsjahr der einzelnen Bücher zeigt sehr anschaulich, dass die Problematik „Scheidung“ in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur noch immer aufgegriffen wird und gerade in den letzten Jahren besonders oft thematisiert wurde, was eventuell mit der aktuellen Diskussion über den Wandel der Familie zusammenhängen könnte (vgl. Steffens 1999, 151).

 

Tabelle 4: Erscheinungsjahre der betrachteten Kinder- und Jugendliteratur

 

 

Die meisten, der zu dieser Problematik gefundenen Bücher, richten sich an Kinder ab zehn Jahren. Diese Altersangabe der Verlage bezieht sich auf das Lesealter der Kinder. Dieses muss nicht immer mit dem biologischen Alter übereinstimmen, da Erfahrungen, Entwicklungsstand, soziokulturelles Umfeld, Interessen und Lesegewohnheiten des Kindes in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle spielen (vgl. Lehner 1990, 65). Auffallend ist, dass lediglich drei Bücher für Kinder zwischen sieben und acht Jahren gefunden wurden. Speziell für Jugendliche (ab 12 Jahren) wurden zehn Bücher gefunden und ausgewertet. Insgesamt wurden 75% der Bücher für die Altersstufe der 10- bis 13-jährigen geschrieben. Hier wiederum wurden besonders häufig die 12-jährigen mit 33% und die 10-jährigen mit 21% angesprochen. Die Altersgruppe der 7- bis 9-jährigen macht in dieser Auswertung einen Anteil von 20% aus. Der überwiegende Teil der Kinder- und Jugendbücher zur Problematik der elterlichen Trennung spricht demnach ein Lesealter von 10 bis 13 Jahren an. Da Kinder zwischen acht und elf Jahren am häufigsten von einer Scheidung betroffen sind (vgl. Demmler 1999, 46), ist es verständlich, dass etwas mehr als die Hälfte der Titel für diese Altersgruppe veröffentlicht wurde.

 

Die Tatsache, dass für Jugendliche ab dem 14. Lebensjahr kein entsprechendes Buch gefunden werden konnte, dem die Scheidung der Eltern als Thema zugrunde liegt, ist durchaus zu bemängeln.

 

Zur besseren Übersicht und Anschaulichkeit dieser Daten dient die folgende Tabelle zum Lesealter der untersuchten Kinder- und Jugendliteratur.

 

Tabelle 5: Lesealter

 

 

Nicht alle gewählten Titel wurden in Deutschland erstveröffentlicht. Die Hälfte der insgesamt 24 Kinder- und Jugendbücher stammt aus dem Ausland. Dabei wurden jeweils drei Bücher in Österreich und den USA erstveröffentlicht, zwei kommen aus Schweden, und jeweils ein Titel stammt aus Großbritannien, den Niederlanden, der Schweiz und Spanien. Dass das Thema „Scheidung“ auch in anderen Ländern thematisiert wird, weist daraufhin, dass die eheliche Instabilität nicht nur in Deutschland ein Problem darstellt. Die Scheidungsrate Deutschlands ist im internationalen Vergleich sogar niedriger. Sie wird u.a. von Finnland, Großbritannien oder Amerika übertroffen (vgl. Statistisches Bundesamt 2000).

 

3.2 Kurzer Überblick zu den Buchinhalten


 

Blobel, Birgit: Einfach nur glücklich. Arena Verlag 2004. Ab 12 Jahren.

 

Inhalt

 

 

 

Merle ist 14 Jahre und leidet unter den Auseinandersetzungen ihrer Eltern, die sich scheiden lassen wollen. Merle fühlt sich abgeschoben. Der Vater zieht schließlich bei seiner Freundin ein und die Mutter versinkt im Selbstmitleid. Außer Mirko, dessen Eltern sich auch gerade getrennt haben, bemerkt niemand, wie schlecht es Merle geht. Gemeinsam fühlen Merle und Mirko sich besser. Doch als ihre heimlichen Treffen auffliegen, wollen die überforderten Erwachsenen die Freundschaft beenden.

 

Boie, Kirsten: Man darf mit dem Glück nicht drängelig sein. Oetinger Verlag 1997. Ab10 Jahren.

 

Inhalt

 

 

Anna ist elf Jahre alt und ihre Eltern sind geschieden. Unerwartet fahren sie und ihre Geschwister mit ihrem Vater in Urlaub, da die Mutter zu einer Fortbildung muss. Das Ferienhaus ist bereits gebucht und so muss der Vater auf Drängen der Mutter mit den Kindern nach Schweden fahren, obwohl es ihn eigentlich mehr in den Süden zieht und seine neue Freundin bald ein Kind von ihm erwartet. Nachdem die Freundin des Vaters ins Krankenhaus muss, kommt auch ihr 12-jähriger Sohn Friedrich nach Schweden. Zunächst stößt Friedrich bei Anna und ihren Geschwistern auf eiskalte Ablehnung. Doch allmählich finden die Kinder Zugang zueinander und lernen, dass die neue Familie auch eine Bereicherung sein kann.

 

Bröger, Achim: Heini eins bis fünf. Deutscher Taschenbuch Verlag 1997. Ab 10 Jahren.

 

Inhalt

 

 

Die 11jährige Sonni lernt die zwei Jahre ältere Maike kennen. Die beiden Mädchen reden über ihre Ängste und Probleme. Maike wohnt bei ihrer geschiedenen Mutter. Sie berichtet von den unzähligen Streitereien ihrer Eltern vor der Trennung. Auch Sonnis Eltern streiten häufig. Sie hat Angst davor, dass ihre Eltern sich scheiden lassen. Für Sonni ist es eine große Erleichterung über ihre Probleme sprechen zu können. Gemeinsam verbringen die Mädchen einen spannenden Nachmittag.

 

Dreesen, Jaak: Tausend Sterne, Klopp 1994. Ab 10 Jahren.

 

Inhalt

 

 

Sven (10 Jahre) liebt das Lesen. Geschichten helfen ihm, nicht an seine Mutter denken zu müssen, die weggegangen ist und nun bei einem anderen Mann lebt. Sein Vater redet nicht über die Mutter und tut so, als wäre alles in Ordnung. Doch Sven ist zornig und traurig. Hat die Mutter ihn wirklich im Stich gelassen?

 

Eurelius, Anna Karin: Madonna Svensson. Carlsen Verlag 1997. Ab 9 Jahren.

 

Inhalt

 

 

Jasmin ist 9 Jahre alt. In der Schule heißt Jasmin meistens Madonna. Ihr Vater lebt seit zwei Jahren mit einer anderen Frau zusammen. Die Mutter ist noch immer sehr unglücklich darüber und weint sehr oft. Jasmin versucht, ihrer Mutter zu helfen so gut sie kann. Aber dann verliebt sich ihre Mutter und ist von da an viel fröhlicher. Doch Jasmin wird eifersüchtig und fühlt sich zurückgestoßen. Da erst merkt sie, wie sehr sie ihren Vater vermisst.

 

Faerber, Regina: Das geteilte Herz. Thienemann 1993. Ab 12 Jahren.

 

Inhalt

 

 

Olga, die bereits 17 Jahre alt ist, blickt auf die letzten sechs Jahre zurück und berichtet ausführlich, wie sie die Trennung ihrer Eltern erlebt hat und wie sie heute damit zurecht kommt.

 

Feth, Monika: Kein Vater fürs Wochenende. Omnibus Taschenbuch 1997. Ab 7 Jahren.

 

Inhalt

 

 

Fabians Eltern haben sich getrennt. Er lebt mit seiner...

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