1 Warum als Parkinson-Betroffener aktiv sein?
Finden Sie Ihren Weg, den Körper zu trainieren. Alles, was man heute weiß, deutet darauf hin, dass Sie die Parkinson-Erkrankung mit Bewegung positiv beeinflussen können.
Körperliche Aktivitäten, z. B. als länger andauerndes Trainieren mit vielen Wiederholungen, beeinflussen die Durchblutung und die Verschaltungen im Gehirn. Das konnten mehrere Untersuchungen nachweisen. Sportliche Aktivitäten sorgen außerdem dafür, dass der Körper vermehrt das Hormon Dopamin produziert. Geeignete Aktivitäten sind z. B Tanzen, Nordic Walking/Wandern, Tai Chi Chuan, Qi Gong, Radfahren, Schwimmen, Box- und Karatetraining, Pilates.
Das Ziel der Aktivitäten ist nicht, dass Sie sich völlig erschöpfen oder gar komplett unbeweglich werden. Passen Sie die Aktivität an Ihre individuelle motorische Situation an. Zudem gilt: Je früher Sie im Krankheitsverlauf mit intensivem Üben beginnen, desto größer scheinen die Verbesserungen zu sein. Ein Beispiel: Mit einem 4-monatigen Training, das aus aktiven und passiven Mobilisationsübungen bestand, konnte ein Parkinson-Betroffener mit drei Übungsstunden pro Woche sein Gleichgewicht und seine Körperhaltung deutlich verbessern. Betroffene mit geringerer körperlicher Einschränkung und kürzerer Krankheitsdauer verbesserten sich beim Gehen deutlicher als Betroffene mit längerer Krankheitsdauer und mit stärkeren Einschränkungen. Aufgrund dieser Erkenntnisse wird zunehmend diskutiert, ob regelmäßige Ausdaueraktivität den Krankheitsverlauf mildert oder gar verzögert.
Viele Studien zeigen, dass sich in den frühen Stadien der Erkrankung (Höhn & Yahr I-III) die Motorik verbessert, wenn Sie über einen längeren Zeitraum (sechs bis zwölf Wochen) intensiv trainieren. Ein entscheidender Faktor dabei ist Ihre Motivation! Die Bewegung wirkt positiv auf Stimmung, Schmerzen, Kraft, Gleichgewicht, Schrittlänge und Schrittgeschwindigkeit sowie Aktivitäten des täglichen Lebens.
Auch viele andere Therapieansätze und Ausdaueraktivitäten führen zu guten Ergebnissen. Beispiele sind physiotherapeutische Behandlungen wie Lokomotionstraining auf dem Laufband, Gleichgewichts- sowie Koordinationstraining und parkinsonspezifische Verfahren wie die ▶ LSVT/BIG-Methode und andere ▶ Aktivitäten und Übungen für die Frühphase.
Parkinsonmonster ärgern
Vielen Betroffenen hilft es, sich das Parkinsonsyndrom als Monster vorzustellen. Und das ist dann traurig, wenn Sie körperlich aktiv sind! Denn das hält das Monster klein. Bieten Sie dem Parkinsonsyndrom die Stirn. Üben und trainieren Sie kontinuierlich und beginnen Sie damit möglichst früh – nutzen Sie auch spezifische physiotherapeutische Verfahren, die Ihre motorischen Fähigkeiten verbessern.
1.1 Was Sie beim Üben beachten sollten
Einige Aspekte sollten Sie bei Ihrem Training stets beachten:
Trainieren Sie nicht direkt nach den Mahlzeiten (besser circa zwei Stunden später).
Falls Wirkschwankungen der Medikamente bestehen, trainieren Sie immer in Phasen mit einer guten Medikamentenwirkung (On-Phase).
Machen Sie beim Üben immer möglichst große Bewegungen. Versuchen Sie, diese auch im Alltag zu praktizieren. Damit wirken Sie den kleiner und langsamer werdenden Bewegungen (Hypokinese und Bradykinese) entgegen. Das heißt: Sie sind ständig im Trainingslager, denn der Alltag ist die beste Übungsplattform. Versuchen Sie, die großen Bewegungen in Ihrer täglichen Routine einzusetzen.
Die Übungen sollten Sie nicht überfordern, aber auch nicht unterfordern. Es ist wichtig, dass Sie Ihre individuelle Leistungsgrenze erkennen und das Training darauf abstimmen. Für das Ausloten Ihrer Belastbarkeit sollten Sie Ihren betreuenden Therapeuten zurate ziehen.
Sind Ihre körperlichen Einschränkungen eher gering, sollten Sie Trainingstage festlegen und mindestens drei- bis viermal die Woche 30–60 Minuten üben.
Sind Sie schwerer betroffen, können Sie zeitlich oft nur kurze Übungsphasen durchführen. Auch dann: Üben Sie durchaus täglich, entsprechend Ihrer Belastbarkeit.
Haben Sie Gleichgewichtsprobleme und besteht die Gefahr, dass Sie stürzen, wählen Sie Ihren Übungsplatz so, dass Sie abgesichert sind. Am besten, Sie trainieren in einer Zimmerecke mit dem Rücken zur Ecke stehend. Sie sollten sich jederzeit festhalten können. Entfernen Sie gefährliche Gegenstände, die eventuell im Weg stehen. Ein Angehöriger könnte mit seiner Anwesenheit zusätzlich für Sicherheit sorgen.
Achten Sie auf einen gut beleuchteten Übungsplatz.
Falls Sie als Medikament Betablocker einnehmen, sollten Sie nicht in extremen Belastungsbereichen trainieren.
Da Ihre Wahrnehmung für die Bewegungsausmaße verändert ist, können ein Spiegel oder ein Angehöriger für Sie als Korrekturhilfe sehr von Vorteil sein.
Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit vor, während und auch nach den Aktivitäten.
Falls Sie noch unter anderen Erkrankungen leiden, z. B. orthopädischen oder internistischen Beschwerden, stimmen Sie das Training mit Ihrem zuständigen Arzt ab.
Sie profitieren genauso wie gesunde gleichalterige Menschen, allerdings benötigen Sie eine höhere Trainingsdosis als diese.
Welche Schwierigkeiten können beim Üben auftreten?
Schwindel und Benommenheit
Maßnahme 1: Halten Sie Rücksprache mit Ihrem Arzt – hat er grünes Licht gegeben, beachten Sie Maßnahme 2–4.
Maßnahme 2: Trainieren Sie mit weniger Intensität; tritt keine Besserung ein, pausieren Sie kurz und versuchen Sie es danach erneut.
Maßnahme 3: Achten Sie darauf, ausreichend zu trinken. Im Zweifelsfall lieber ein Glas Wasser mehr!
Maßnahme 4: Messen Sie Ihren Blutdruck, da es in seltenen Fällen zu einem belastungsabhängigen Blutdruckabfall kommen kann. Ist das der Fall, sollten Sie besser im Beisein einer Person trainieren.
Krampfende, schmerzhafte Muskulatur
Maßnahme 1: Machen Sie eine Pause und versuchen Sie, danach weiterzumachen.
Maßnahme 2: Reduzieren Sie den Schweregrad der Übung.
Maßnahme 3: Dehnen Sie die betroffene Muskulatur mit den ▶ folgenden Übungen und trainieren Sie danach mit etwas weniger Intensität weiter.
Zunehmende Sturzneigung
Zunahme des Tremors
Das ist oft bei Anstrengung und bei Aufregung der Fall, sollte Sie aber nicht vom Üben abhalten.
Beweglichkeit lässt nach
Meist verschlechtert sich die Beweglichkeit dadurch, dass die Wirkung der Medikamente nachlässt.
Körpertemperatur regulieren
Durch die Erkrankung verringert sich bei etwa der Hälfte der Betroffenen die Fähigkeit, die Körpertemperatur zu regulieren, und die Hitzetoleranz sinkt ab.
Training stoppen
Bitte stellen Sie das Training ein und wenden Sie sich an Ihren Arzt bei:
Engegefühl oder Schmerzen in der Brust
außergewöhnlicher Atemlosigkeit
ausbleibenden Herzschlägen oder unrhythmischen oder hochfrequenten Herzschlägen
Übelkeit
kalten Schweißausbrüchen
Hoehn-&-Yahr-Einteilung: Um die Krankheitsstadien beschreiben zu können, wird die modifizierte...