Sechs Stolpersteine auf dem Weg zum neuen Glück
Sie haben fleißig und engagiert mitgemacht und sehen jetzt klar. Sie wissen, wie Ihr Wunschpartner sein soll, damit Sie eine harmonische Partnerschaft mit ihm leben können. Kann es denn jetzt endlich losgehen? Nicht ganz. Machen Sie noch eine kurze Pause und lesen Sie, warum Sie sich selbst noch im Wege stehen können. Oft ist das Glück zwar zum Greifen nah, aber eingefahrene Positionen und falsches Verhalten hindern uns, beherzt zuzufassen. Deshalb ist es gut zu wissen, was Ihnen noch kurz vor dem Ziel das Glück vermasseln kann und – ganz wichtig – wie Sie diese Hindernisse entschärfen können.
1. Ich will nicht, dass die Leute über mich reden!
„Eigentlich sitzt man in meinem Alter mit den Enkelkindern auf dem Spielplatz und treibt sich nicht knutschend in den Gassen herum“, erzählt die 65-jährige pensionierte Grundschullehrerin Ina lachend. Seit drei Monaten ist sie frisch verliebt und zeigt das auch gern. Eng umschlungen bummelt sie mit ihrem neuen Freund durch die Straßen ihrer Kleinstadt, scheut sich auch nicht, ihrem Traumprinzen ab und zu einen Kuss zu geben. „Jeder kann mein Glück sehen“, sagt sie. Doch so selbstbewusst wie Ina sind nur wenige Frauen in diesem Alter. Sie sehnen sich zwar nach einem Partner, haben aber Sorgen, dass das Umfeld nicht positiv auf ihre Auserwählten reagiert. Die Freundinnen tuscheln: zu klein, zu alt, zu jung, zu arm, alles ist möglich. Oder die beste Freundin ist grundsätzlich gegen eine neue Beziehung. Häufig spielt dabei Eifersucht eine Rolle. Sie hat Angst, künftig auf eine feste Bezugsperson verzichten zu müssen. Aber manchmal hätten die Freundinnen auch gern selbst so einen sympathischen Partner und reagiert deshalb missgünstig.
Viele Frauen haben auch Sorge um ihren „guten Ruf“. Was ist, wenn die gerade offen demonstrierte Beziehung rasch wieder zerbricht und man nach wenigen Wochen schon einen weiteren Partner vorführt? Vielleicht gilt man dann als Flittchen und wird von den verheirateten Freundinnen als ‚männermordend‘ von den Ehepartnern ferngehalten.
„Davon muss man sich befreien“, raten Psychologen. „Geredet wird immer, egal, wie man sich verhält. Man kann nur zufrieden leben, wenn man seiner inneren Stimme folgt.“
Natürlich sollten Sie hinhören, wenn Ihre gute Freundin sachliche Kritik an Ihrem neuen Schwarm äußert. Sie kann ja durchaus berechtigt sein und Sie selbst sehen nichts, weil Sie vor lauter Liebe blind sind. Aber hier geht es um Fürsorge und Anteilnahme und das ist immer erlaubt. Wenn sich Hinz und Kunz äußern, sollten Sie sich taub stellen. Sie müssen glücklich sein, nicht die Nachbarinnen oder Kolleginnen. Die reden alle viel, schütteln entrüstet die Köpfe und gehen dann zu ihren Ehepartnern nach Hause, während Sie allein auf dem Sofa vor dem Fernsehen sitzen. Machen Sie Ihr Ding, egal, was andere sagen.
Tipp: Je unabhängiger man davon ist, was andere sagen, desto mehr hat man sein Leben in der Hand. Wichtig: Sie haben keine Kontrolle, was Menschen über Sie sagen oder denken. Sie könne nur kontrollieren, was Sie selbst tun und sagen. Wie Menschen reagieren, steht also nicht in Ihrer Macht. Deshalb gilt: Kümmern Sie sich nicht um das Gerede und setzen Sie den Kritikern freundlich aber bestimmt eine Grenze: „Ich kann sehr gut allein entscheiden, mit wem ich gern zusammen bin.“
2. Mein verstorbener Mann würde das bestimmt nicht mögen!
Die Kleidung hängt noch im Schrank und auf dem Schreibtisch steht das Hochzeitsbild. Wer seinen Partner durch den Tod verloren hat, dem fällt es nicht leicht, sich auf eine neue Liebe einzulassen. Doch nicht immer ist es nur die Trauer, die einen vor diesem Schritt zurückhält. Häufig quälen auch Schuldgefühle, dem verstorbenen Partner untreu zu werden. Jahrzehntelang ist man gemeinsam durch dick und dünn gegangen, hat alles geteilt. Doch jetzt war das Schicksal unfair: Einer musste gehen, der andere darf weiterleben. Mehr noch, er kann sogar Freude empfinden, lachen, und – ja – auch noch einmal lieben. Natürlich sagt der Kopf, dass das richtig ist. Aber tief im Herzen empfinden gerade Frauen nach langen Ehejahren das als ungerecht. „Ich dachte jahrelang, ich muss genauso leiden wie mein Peter“, sagt die 71-jährige Witwe Ingrid, eine Zahnärztin. Ihr Peter hatte ein langes Siechtum. Ingrid hat ihn aufopferungsvoll gepflegt und bis zuletzt haben beide gehofft, den Krebs besiegen zu können. Als Peter dann die Augen schloss, hat Ingrid das als große Ungerechtigkeit empfunden. „Ich durfte die Sonne sehen, die Frühlingsluft einatmen. Warum er nicht auch? Nur die Gewissheit, dass das Schicksal nie gerecht ist, reichte mir nicht.“
Ingrid hat sich drei Jahre lang von den schönen Seiten des Lebens ferngehalten. „Ich hätte mich geschämt, es mir nach Peters Tod gut gehen zu lassen“, sagt sie rückblickend.
Den Wechsel brachte ein Gespräch mit ihrer Tochter. „Mutti, ich weiß, dass Papi dich sehr geliebt hat. Und wer liebt, gönnt dem anderen alles.“
Ingrid hat damals in ihrem Inneren einen Schalter umgelegt. „Ich habe Peter in Gedanken mit in mein neues Leben genommen. Erst auf Reisen mit meinen Freundinnen, später auch in eine Beziehung mit einem anderen Mann. Ich habe mir gedacht, er wollte doch immer, dass es mir gut geht. Also jetzt auch!“
Ab wann darf man denn an ein neues Glück glauben? Psychologen können keine zeitlichen Richtwerte geben. „Nicht alle langen Ehen sind auch glücklich“, weiß der Psychologe Uwe Bohlmann. „Für manche ist der Tod auch eine Befreiung von jahrelanger Unzufriedenheit. Solche Menschen sind schnell bereit, sich wieder neu zu binden.“ Andere, die eine harmonische Beziehung aufgeben mussten, brauchen länger. Grundregel ist das bekannte Trauerjahr. Wer jedes Ereignis des Jahres allein erlebt hat, fühlt Abstand.
Aber man kann noch mehr machen, um nach dem Tod des Partners wieder Kraft zu finden, um nach vorn zu sehen:
Platz schaffen! Wer ein neues Leben beginnen will, muss äußerlich aufräumen. Wie weit das geht, kann nur jeder für sich entscheiden. Ein Umzug in eine neue Wohnung ist ein großer Schritt. Auch neue Möbelstücke schaffen den Blick in die Zukunft. Aber auch ein kräftiges Umräumen setzt ein Signal.
Tipp: Laden Sie sich Kinder oder Freunde ein. Geselligkeit tut nach solchen Stunden gut!
Vergleichen Sie den neuen Partner nicht mit Ihrem verstorbenen Partner! Jeder Mensch ist anders und hat seine ganz besonderen Qualitäten. Konzentrieren Sie sich darauf.
Beispiel: Ihr verstorbener Mann war sehr ordentlich, Ihr neuer Partner nimmt es damit nicht genau. Kritik vergiftet hier nur das Miteinander. Besser: Offen auf die andere Lebensform eingehen und daran denken, dass Unordnung auch Freiräume schafft!
Schneiden Sie die Gedanken an Untreue einfach ab! Am besten klappt es, wenn Sie mit Ihrem verstorbenen Partner ein „Gespräch“ führen oder ihm einen Brief schreiben und ihm erklären, dass Sie nicht länger allein sein wollen, sondern die Zukunft zu zweit verbringen werden. Damit schaffen Sie innerlich Klarheit und haben nicht mehr das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen.
Sie dürfen trauern! Es wird immer Augenblicke geben, in denen Sie Ihren verstorbenen Partner sehr vermissen. Das kann auf einer Familienfeier sein oder weil Ihnen beim Aufräumen zufällig ein Bild in die Hände fällt. Oft reicht auch eine Kleinigkeit, die Sie erinnert, und schon legt sich die Trauer auf Ihr Herz. Lassen Sie das zu, wehren Sie sich nicht dagegen. Es dürfen auch Tränen fließen. Wichtig: Sagen Sie es Ihrem neuen Partner offen. Er wird Sie verstehen.
Überfordern Sie sich nicht! Liebe ist nie gleich. An einem Menschen liebt man die Leidenschaft, an einem anderen die Ruhe. Deshalb erwarten Sie nicht dieselben Gefühle wie bei Ihrem verstorbenen Partner. Sie und die Zeiten haben sich geändert. Sie lieben anders. Gestehen Sie sich das zu.
Erinnerung bewahren! Das Foto aus glücklichen Zeiten, die Bilder der gemeinsamen Traumreise, die Krawatte, die er immer so gern getragen hat. Behalten Sie all das. Erinnerungen geben Wärme. Gönnen Sie sich ab und zu Momente, in denen Sie in diese guten alten Zeiten wieder eintauchen. Doch Achtung: Ihre Wohnung darf kein Museum sein.
An andere denken! Sie haben sich neu verliebt. Prima! Doch Ihre Kinder und Freunde sehen noch den verstorbenen Partner an Ihrer Seite. Geben Sie Ihnen Zeit, sich umzustellen und die neue Situation zu akzeptieren.
Tipp: Kündigen Sie vorher an, wenn Sie mit Ihrem neuen Partner ein Fest besuchen wollen. Sie ersparen sich verletzende Reaktionen, die vermutlich nicht beabsichtigt sind, aber aus der Überraschung heraus passieren.
Bewusst neue Wege gehen! Der Lieblingsitaliener, bei dem Ihr Mann immer so gern Pizza gegessen hat und der kleine Bergbauernhof im Allgäu, den Sie immer in den Sommerferien besucht haben – diese Orte sind zumindest zu Beginn einer neuen Beziehung tabu. Bauen Sie sich mit Ihrem neuen Partner eine eigene Geschichte auf. Später dürfen Sie gern die alten Treffpunkte gemeinsam aufsuchen. Aber dann tut es nicht mehr weh.
3. Ich muss doch für die Kinder da sein!
Häufig sind die Kinder gegen neue Partner. Die Gründe sind vielfältig. Es kann die Angst sein, die Liebe der Mutter teilen zu müssen. Aber auch die Sorge, dass die Mutter, die gerade eine Scheidung oder den Tod des Vaters verwunden hat, wieder in ein tiefes Loch fällt. Dazu kommt die Angst ums Erbe. Denn mit...