WAS ERWARTET SIE IN DIESEM BUCH?
Ein Buch über Patterns? Das sind doch ganz langweilige Muster! Was soll daran spannend sein? Kann man damit als Trader überhaupt Geld verdienen?
Da kaufen wir uns leistungsfähige Computer und für viel Geld eine Chartsoftware, mit der wir dann den Preis in komplizierte Formeln packen – die wir nicht begreifen, und uns viele bunte Linien im oder unterm Chart anzeigen lassen – deren Sinn und Zweck wir nicht verstehen. Wir verbrauchen jede Menge Zeit und Hirnschmalz, um ein Handelssystem zu programmieren – nur um festzustellen, dass dann hier und da noch ein bisschen gefeilt werden muss und es letztendlich doch nicht funktioniert.
Pattern-Trading – wofür dann die Chartsoftware und die vielen teuren Seminare, um sie auch zu beherrschen? Alles für die Katz? Beim Pattern-Trading werden doch nur simple Preischarts verwendet und als zusätzliche Information das Volumen – und das soll funktionieren?
Ja, tut es – und wir zeigen Ihnen, wie es geht!
Wie stellen Ihnen in diesem Buch die Patterns vor, die aus unserer Sicht maßgeblich für den Erfolg beim Trading sind.
2 Basis-Patterns:
ABC
ABCD
9 harmonische Patterns:
Gartley
Bat
Alternatives Bat
Butterfly
Crab
Deep Crab
Cypher
Shark
5-0
6 exotische Patterns:
Dragon
Pop Gun
Pinocchio Bar
Dead Cat Bounce
Spike & Ledge
Adam & Eve
Was wir Ihnen zeigen wollen, ist, dass erfolgreich Traden auch ohne Indikatoren und Oszillatoren möglich ist. Der erste serienreife Personal Computer wurde von IBM 1981 auf den Markt gebracht. Und erst mit der Erfindung des Internets und dem Online-Brokerage hat sich »Trading« und »Charting« so entwickelt, wie es viele von uns kennen.
Die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg dahin präsentieren wir auf den ersten Seiten des Buches mit den beiden Zeitreihen:
1.Entwicklung der technischen Analyse und
2.Entwicklung der Informationstechnologie.
Erfolgreiche Trader und Strategien gab es bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts – ganz ohne PC und Charttools. Es wurden Muster getradet, die »klassischen« Formationen der technischen Analyse. Standard-Patterns wie zum Beispiel Dreiecke, Kopf-Schulter-Formationen, Doppeltops und Doppelböden. Nicht zu vergessen: Unterstützungen, Widerstände und Trends/Trendbrüche.
R. N. Elliott hat zwar die Kursziele seiner Elliott-Waves mit Fibonacci-Ratios bestimmt, aber harmonische Patterns gab es noch nicht. Erst Ende des letzten Jahrtausends wurden Patterns mit Fibonacci-Ratios versehen. In der Zwischenzeit gibt es eine ganze Sammlung harmonischer Patterns, die sich darin unterscheiden, welche Strecke mit welchen Fibonacci-Ratios definiert wird.
Keine Angst, Sie müssen diese Details nicht auswendig lernen. Für die harmonischen Patterns haben wir eine Matrix entwickelt, mit der Sie auf einen Blick das sich entwickelnde harmonische Pattern identifizieren können.
Ein wenig Geschichte
Gehen wir rund 100 Jahre zurück, vor unser digitales Zeitalter. Der Dow Jones Industrial Average ist bereits erfunden worden, Charles Dow hat seine 252 Editorials im Wall Street Journal veröffentlicht und damit die Grundlagen zur technischen Analyse gelegt. In den 1920er-Jahren waren bereits Muster wie die Kopf-Schulter-Formation oder Dreiecke bekannt und sie wurden auch getradet. Dafür braucht es eigentlich nur Papier und Bleistift und die Kursreihen. Ein Computer ist dafür nicht zwingend notwendig. Sicher, der Computer und das Charttool erleichtern uns das Leben, aber erfolgreiche Trader gab es bereits vor 100 Jahren.
Zum gedanklichen Einstieg ins Pattern-Trading präsentieren wir Ihnen an dieser Stelle zwei Zeitreihen, eine über technische Analyse, beginnend in Japan im 18. Jahrhundert, und eine zweite Zeitreihe über Mathematik/Informationstechnologie, die mit Leonardo da Pisa, genannt Fibonacci, beginnt.
Erste Zeitreihe: Technische Analyse
Wir reisen nach Japan ins 18. Jahrhundert. Damals waren Abgaben und Steuern in Form von physischem Reis an die Herrschenden abzutreten. Diese Art der Abgabe, der »Zehnt«, war keine japanische Erfindung, sie war bereits im Altertum über das Mittelalter und die frühe Neuzeit in den verschiedenen Kulturen des Morgen- und Abendlandes verbreitet. In vielen Dörfern und Städten in Deutschland gibt es noch mittelalterliche Zehntscheuern (Lagerhäuser) zu bestaunen, in denen damals die Naturalien an die Herrschenden abgegeben und gelagert wurden.
1697 bekam die Reisbörse in Dōjima, einem Stadtviertel von Osaka, vom Shōgunat die Lizenz zum Reishandel. An dieser zentralisierten Börse wurde die Liquidität gebündelt. Eine Liquiditätsbündelung ist übrigens eines der Kriterien für die Existenz der Börsen.
Mit dem Verkauf von Reis haben die japanischen Herrscher ihre Ausgaben bestritten oder es zumindest versucht. Denn bereits damals waren die Ausgaben höher als die Einnahmen. War der Reis und damit das Geld aufgebraucht, dann wurde die nächste, noch auf dem Feld stehende Ernte verkauft. Heute bezeichnen wir das als Leerverkauf – wir verkaufen etwas, das wir nicht besitzen. Für einen Leerverkauf wurden Belege ausgestellt und diese Belege wurden dann auch gehandelt. Damit war der erste Future geboren und auch der Future-Händler. Auf dem primären Markt wurde nach wie vor physischer Reis gehandelt, aber es entstand ab ca. 1710 ein Sekundärmarkt für die Futures-Kontrakte.
Der legendäre Munehisa Homma (1724–1803) war der berühmteste Reishändler der Reisbörse in Dōjima und verdiente ein Vermögen. Er analysierte die Reaktionen der Märkte (= der Marktteilnehmer) auf unterschiedlichste Einflussfaktoren, wie das Wetter, die Lagerbestände oder das Handelsvolumen, und konnte somit die Reaktionen des Reismarktes vorhersagen. Er nutzte die Preisbewegungen der Vergangenheit, um zukünftige Preisbewegungen vorherzusagen. 1755 veröffentlichte er das erste Buch über die Psychologie des (Reis-)Marktes (San-en Kinsen Hiroku, »Die Quelle des Geldes – Bemerkungen der drei Affen zum Geld«). Für Homma stand fest, dass die Psychologie des Marktes und damit die Emotionen der Reishändler ein wichtiger Aspekt für den Handelserfolg sind und somit einen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung des Reispreises haben. Er entwickelte bereits vor über 200 Jahren eine Contrarian-Strategie: Erwartete die Masse fallende Preise, dann war das Grund genug für steigende Preise und er positionierte sich gegen die Masse long – und vice versa.
Damit war die technische Analyse der Finanzmärkte geboren. Die Analysemethoden wurden über Generationen hinweg verfeinert und wohl im Jahr 1868 wurden die Candlesticks in der Form, wie wir sie heute kennen, erstmals angewendet.
Damals gab es keinen Taschenrechner, geschweige denn Computer, um Indikatoren oder Oszillatoren berechnen zu lassen. Es wurden die Candlestick-Formationen mit dem dazugehörigen Volumen analysiert, um zukünftige Preisbewegungen zu antizipieren.
Reisen wir – von Japan aus gesehen – in den Osten, und zwar nach Chicago:
CBOT – Chicago Board of Trade
In Chicago wurde 1848 die CBOT, Chicago Board of Trade, gegründet. An dieser Warenterminbörse startete der organisierte Handel mit landwirtschaftlichen Futures-Kontrakten. Die CBOT wurde nicht gegründet, um den »Zehnten« zu handeln. Sinn und Zweck der Börse war es, den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten, wie zum Beispiel Weizen, in geregelte Bahnen zu lenken und den Marktteilnehmern – den Landwirten auf der einen Seite und den großen Verbrauchern auf der anderen Seite – die Absicherung ihrer Handelspositionen zu ermöglichen.
Stellen Sie sich einfach vor, dass im Herbst zur Erntezeit der Markt geradezu mit Weizen überflutet wird. Ein Überangebot eines Produktes bewirkt, dass die Preise in den Keller rauschen. Die Landwirte bekommen fast nichts mehr für ihre Ware. Es ist sogar billiger, die Ernte zu vernichten, als sie einzubringen. Im Frühjahr aber, wenn die großen Verbraucher, wie zum Beispiel Mühlen, ihren Vorrat aufgebraucht haben, explodiert der Preis geradezu, weil das Angebot extrem knapp ist.
Vereinfacht erklärt: Der Landwirt hat jetzt die Möglichkeit,...