Wie du bereits weißt, besteht die pentatonische Tonleiter aus fünf Tönen. Im Falle unserer Übungsbasis, der A-Moll / C-Dur Pentatonik sind das die Töne
A C D E G
Nun werden die Töne in einer anderen Reihenfolge aufeinander geschichtet, in dem wir den tiefsten Ton (A) an das andere Ende dieser Tonreihe setzen:
A C D E G A
Das Ergebnis sieht nun folgendermaßen aus:
C D E G A
Diese Umschichtung nennt man Umkehrung. Das Klangbild bleibt immer gleich, da die selben Töne verwendet werden.
Das Griffbild der sogenannten ersten Umkehrung beginnt am Endpunkt der Grundstellung auf der tiefsten Saite (in unserem Beispiel am Ton „C“ auf der E-Saite, achter Bund).
Grundregel:
Die erste Umkehrung beginnt an dem Punkt auf der tiefsten Saite, an dem die Grundstellung endet (kleiner Finger).
Aus grifftechnischen Gründen ist es wichtig, die erste Umkehrung nicht wie die Grundstellung mit dem Zeigefinger, sondern mit dem Mittelfinger zu beginnen.
Sieh dir das Griffbild der ersten Umkehrung einmal an, bevor die ersten Übungen beginnen:
Der Dur-Grundton ist wieder grau und eckig, der Moll-Grundton ist schwarz und eckig dargestellt.
Bei der nächsten Darstellung siehst du die Grundstellung und die erste Umkehrung nebeneinander. Die Punkte am siebenten und achten Bund werden von beiden Positionen gemeinsam verwendet.
Die Punkte, die nur von der Grundstellung verwendet werden sind hellgrau dargestellt, gemeinsame Punkte sind dunkelgrau, und alleinige Punkte der ersten Umkehrung sind schwarz eingezeichnet.
Du kannst auf dieser Grafik auch gut sehen, dass die erste Umkehrung vom Tonumfang um eine Note nach oben ausgeweitet wird, im unteren Bereich hingegen wird die tiefste Note weggelassen.
Wenn du zum Beispiel in einem Song im Bereich des siebenten bis zehnten Bundes Akkorde spielst und ein pentatonisches Solo-Fill spielen möchtest, ist es praktisch, wenn du deinen Aktionsradius nicht verlassen musst. Du kannst dein Fill in der ersten Umkehrung spielen. Das bringt mehr Ruhe in die Greifhand und du musst weniger unnötige Bewegungen machen, weil du einen Lagewechsel sparst. Dadurch wird dir auch ein höheres Spieltempo ermöglicht.
Um die erste Umkehrung der Pentatonik richtig lokalisieren zu können, musst du folgende Grundregeln beachten:
Regel 1:
Ist ein Stück in MOLL musst du mit dem ZEIGEFINGER auf der tiefen E-Saite den Grundton in der GRUNDSTELLUNG suchen. An dem Punkt der Grundstellung, der mit dem kleinen Finger auf der tiefen E-Saite besetzt wird, setzt du nun deinen Mittelfinger auf und schon hast du die passende Position gefunden.
Regel 2:
Zum Solieren über ein Stück in DUR suchst du mit dem KLEINEN FINGER auf der tiefen E-Saite den Grundton und ersetzt diesen durch den Mittelfinger.
Beispiele:
Vorgabe ist die Tonart A-Moll:
Suche mit dem Zeigefinger auf der tiefen E-Saite den Ton „A“. Hier ist die Grundstellung. Setz an dem Punkt des vierten Fingers auf der tiefen E-Saite nun den zweiten Finger auf.
Lösung: Der Startpunkt der ersten Umkehrung ist mit dem Mittelfinger am 8. Bund.
Vorgabe ist die Tonart C-Dur:
Suche mit dem kleinen Finger auf der tiefen E-Saite den Ton „C“. Hier ist die Grundstellung. Tausche nun den kleinen Finger gegen den Mittelfinger aus.
Lösung: Die erste Umkehrung muss mit dem Mittelfinger beginnend am 8. Bund gespielt werden.
WICHTIG :
Um die erste Umkehrung richtig zu finden, nimm zuerst generell die Grundstellung ein und wechsle von diesem Ausgangspunkt in die erste Umkehrung. Erst wenn du alle Notennamen am Griffbrett sicher weißt und alle Griffbilder der verschiedenen Positionen der Pentatonik kennst, wirst du die Umkehrungen auf Anhieb einnehmen können.
Übung 15
Spiele die erste Umkehrung mit Wechselschlag auf und ab. Achte auf den Fingersatz!
Das pentatonische Klangbild kennst du bereits von der Grundstellung. Am Anfang ist es normal, dass sich der neue Fingersatz etwas fremd anfühlt, doch du wirst dich schnell daran gewöhnen.
Übung 16
Phrasen mit jeweils drei Noten, ausgehend von der tiefsten Note dieser Umkehrung. Diese Dreier- Gruppen kennst du bereits von den Übungen mit der Grundstellung .
Übung 17
Gruppen aus vier Noten. Diese kannst du in der Praxis sehr oft verwenden. Achte bitte auf den Fingersatz.
Übung 18
Sechser- Gruppen, auch diese Übung kennst du schon von der Grundstellung. Um eine bessere Übersicht zu behalten, ist folgendes zu beachten: Endet eine Gruppe mit einem „Außenpunkt“ (1. oder 2. Finger), so startet auch die darauffolgende Gruppe mit einem Außenpunkt.
Endet ein Gruppe mit einem „Innenpunkt“ (3. oder 4. Finger), so ist die nächste Gruppe auch mit einem Innenpunkt zu beginnen!
Übung 19
Diese Übung eignet sich gut zum Einprägen dieser Umkehrung. Bitte beachte hier auch wie bei der vorangegangenen Übung: Innenpunkt nach Innenpunkt, Außenpunkt nach Außenpunkt.
Übung 20
Dreier Schritte mit umgekehrter zweiter Gruppe. Übernimm bitte den Fingersatz von der Übung 19.
Übung 21
Die Vorgehensweise bei Vierer- Schritten kennst du bereits.
Übung 22
Wiederum Vierer- Schritte, jedoch mit umgekehrter zweiter Gruppe.
Übung 23
Diese Übung verwendet Fünfer- Schritte. Der Ablauf der Finger ist gleich wie bei den Dreier- Schritten, hier benötigst du aber zusätzlich String-Skipping.
Übung 24
Fünfer- Schritte, eine Variation der vorangegangenen Übung.
Übung 25
Sechser- Schritte, diese ergeben den Intervallsprung einer Oktave.
Übung 26
Sechser Schritte, diesmal wird wieder die zweite Notengruppe umgedreht.
Soweit die technischen Übungen mit der ersten Umkehrung. Wenn du alle Beispiele sorgfältig gespielt hast, ist diese Umkehrung bestimmt kein Problem mehr für dich.
Projekt:
Spiele einige Minuten frei mit der ersten Umkehrung und wechsle dazwischen auch zur Grundstellung und wieder zurück. Verwende dazu ein Metronom oder einen Drum Backing Track. Versuche, kurze Phrasen zu bilden aber keine der vorangegangenen Übungen komplett auszuspielen!
Da du nun bereits mit zwei Positionen spielen kannst, sind die musikalischen Möglichkeiten natürlich vielfältiger. Doch beim Wechseln zwischen den beiden Griffbildern hört man einen Sprung. Aus diesem Grund zeige ich dir nun einige Beispiele, wie du zwischen der Grundstellung und der ersten Umkehrung fließend wechseln kannst.
Übung 27
Verbinden der Grundstellung mit der ersten Umkehrung über die tiefe E-Saite
Damit du die Grundstellung mit der ersten Umkehrung fließend verbinden kannst, schau dir die Fingersätze beider Positionen im Vergleich an und suche nach Gemeinsamkeiten.
Vergleich der Grundstellung mit der ersten Umkehrung auf der tiefen E-Saite:
Grundstellung: | 1. und 4. Finger |
Erste Umkehrung: | 2. und 4. Finger |
Gemeinsamer Punkt: 4. Finger
Um einen nahtlosen Übergang zwischen den beiden Positionen zu erreichen ist es am besten, wenn du diesen gemeinsamen Punkt verwendest.
Würdest die beiden Positionen mit dem ersten Finger verbinden, ist ein Fingerwechsel notwendig. Das stört den Spielfluss und ist eine Tempobremse.
Ein zusätzlicher Nutzen dieser und der folgenden Übungen ist, dass du jede der beiden Positionen bis zum Verbindungspunkt durchspielen musst. Dadurch werden beide Positionen immer mehr gefestigt.
Übung 28
Verbinden der Grundstellung mit der ersten Umkehrung über die A-Saite
Vergleich der Grundstellung und der ersten Umkehrung auf der A-Saite:
Grundstellung: | 1. und 3. Finger |
Erste Umkehrung: | 1. und 4. Finger |
Gemeinsamer Punkt: 1. Finger
Achte bitte besonders auf den Fingersatz!
Übung 29
Verbinden der Grundstellung mit der ersten Umkehrung über die D-Saite
Vergleich der Grundstellung mit der ersten Umkehrung auf der D-Saite: