2. Lophophora aus Samen ziehen
a. Samen kaufen
Lophophora-Samen sind bei spezialisierten Kakteengärtnereien für wenig Geld zu haben. Wenn Sie Samen im qualifizierten Fachhandel beziehen, brauchen Sie sich um die Qualität der Samen keine Sorgen zu machen. Leider gibt es auch einige zweit- und drittklassige Anbieter, welche minderwertige Samen zu Dumpingpreisen und oft mit übertriebenen Versprechen (zur Keimquote, Sorte oder Qualität) vertreiben.
Meine Empfehlung: Kaufen Sie Lophophora-Samen direkt bei einem Kakteengärtner oder einem seriösen und bekannten Pflanzen-/Samenversand. Wenn Sie in Bezug auf die Seriosität eines Verkäufers unsicher sind, überlegen Sie kurz, ob ein scheinbarer Preisvorteil von vielleicht 1 oder 2 Euro das Risiko einer frustrierenden Aussaat und einer folgenden Neuanschaffung wert ist, und treffen Sie dann Ihre Kaufentscheidung.
b. Samen selbst ernten, Fruchtfleisch entfernen und beizen
Am interessantesten ist immer die Nachzucht aus dem eigenen Pflanzenbestand. Natürlich muss man den Peyote zum Blühen bringen, um Samen zu ernten (siehe Kapitel 5).
Wenn sich die Blüten der Pflanzen öffnen, nimmt man einen feinen Pinsel oder ein Wattestäbchen und bestäubt alle Blüten gleicher Sorte, indem man mehrfach zart über die gelben Pollensäcke und den Stempel der Blüten streicht. Der am Pinsel/Wattestäbchen anhaftende Pollen ist dabei kaum sichtbar. Nach dem Bestreichen sind sowohl Pinsel als auch Blütenstempel mit Pollen gesättigt. Durch das Übertragen der Pollen auf den Stempel werden die Kakteen befruchtet und bilden Samen.
Der am Pinsel/Wattestäbchen anhaftende Pollen ist kaum sichtbar. Nach mehrmaligem, leichten Bestreichen der Pollensäcke und des Stempels ist die Bestäubung sicher vollzogen und sowohl Pinsel als auch Blütenstempel sind mit Pollen gesättigt.
• Die Wattestäbchen/Pinsel können nach der Bestäubung in beschrifteten Gläsern mit Deckel gelagert werden. Trennen Sie die Gläser nach Sorte (z.B. #peyotl, #diffusa, #fricii, #caespitosa)
• Verwenden Sie denselben Pinsel immer wieder für die nächsten Bestäubungen aller Pflanzen der gleichen Sorte. So ist eine stabile, sortenreine Pflanzennachzucht mit keimfähigen Samen gewährleistet.
• Durch sortenübergreifende Befruchtung (Kreuzung), z.B. Lophophora fricii x Lophophora williamsii caespitosa, erhält man Hybriden, welche die Eigenschaften beider Pflanzen aufweisen. Viele Züchter achten sorgsam auf Sortenreinheit, es kann aber durchaus Spaß machen, mit Hybriden zu experimentieren und neue Pflanzenformen zu entdecken.
Sie haben nur eine Einzelpflanze? Ein Lophophora williamsii kann sich in der Regel mit seinen eigenen Pollen bestäuben, ist also selbstfertil (fertil = fruchtbar); der stabileren Genetik zuliebe sollte er aber besser von einer anderen Pflanze seiner Art bestäubt werden.*
Die Blüten öffnen sich vormittags und schließen sich nachmittags wieder. Dies wiederholt sich an zwei bis vier Tagen in Folge. Eine mehrmalige Bestäubung derselben Blüte ist also möglich und empfehlenswert. Nach einigen Tagen (es kann auch einmal Wochen dauern, bei einer späten Bestäubung Ende Sommer auch erst im Folgejahr) bildet sich eine rosa bis rote Frucht unter der vertrockneten Blüte und schiebt diese nach oben.
Abb. 6: Bestäubte Blüte mit 5 erntereifen Samenkapseln
Wenn die Früchte (Samenkapseln) leicht anzutrocknen beginnen, werden sie mit einer kreisenden Bewegung vorsichtig abgezupft und die Samen herausgeschält. Die Samen sollten immer vollständig von anhaftendem Fruchtfleisch gereinigt werden. Reste davon können später in der Aussaatschale Schimmel verursachen und die Aussaat vernichten.
■ Zum Reinigen der Samen mit einer Pinzette oder per Hand die Samen aus dem Fruchtfleisch auslösen, dann die Samen zwischen den trockenen Handflächen (oder in einem Tuch einschlagen) gut verreiben. Klebrige Reste von Fruchtfleisch bleiben an den Handflächen oder im Tuch hängen – die Samen sind sauber.
c. Behandlung der Samen für die Aussaat (Saatbeize):
Ein zugelassenes Produkt mit guter Wirkung ist Schachtelhalmextrakt. Die geernteten Samen können mit unverdünntem Schachtelhalmextrakt satt besprüht oder darin eingetaucht werden. Vor einer weiteren Lagerung müssen die Samen gut an der Luft getrocknet werden. Wird direkt ausgesät, ist kein Nachtrocknen notwendig. Nächtliches Lüften der Aussaat und tägliches Nachsehen sollten trotzdem nicht vernachlässigt werden.
Schachtelhalmextrakt gibt es in jedem gut sortierten Gartenmarkt und im Online-Shop. Schachtelhalm ist ein seit langem von Gärtnern eingesetztes vorbeugendes Mittel gegen Pilzbefall bei Aussaaten (nicht nur bei Kakteen). Das Geheimnis der Wirksamkeit des Schachtelhalms liegt in dem hohen Gehalt an pilzhemmender Kieselsäure. Neben der direkt wirksamen Kieselsäure haben Schachtelhalmextrakte die Eigenschaft, das Pflanzengewebe zu kräftigen, was zusätzlich einen natürlichen Schutz gegen Pilzbefall bewirkt. Schachtelhalmextrakt kann unverdünnt als Saatbeize und als Zusatz im Gießwasser verwendet werden.
d. Lagerung von Lophophora-Samen
Die Peyote-Samen können nach gründlicher Reinigung nun bis zum nächsten Frühjahr trocken, kühl und dunkel gelagert werden. Eine längere Lagerung, auch über mehrere Jahre, ist unter guten Bedingungen problemlos möglich. Die Erfahrung zeigt, dass eine Lagerzeit bis zum kommenden Frühjahr förderlich ist, sehr alte Samen (5 Jahre und mehr) aber nur noch zögerlich keimen. Man sollte also bei der Bestellung auf Frische achten, da Lophophorawilliamsii-Samen von Natur aus schon eine recht dürftige Keimquote haben. Scheuen Sie sich nicht, beim Händler nachzufragen, wenn das Alter der angebotenen Peyote-Samen unklar ist.
Behandlung von Lophophora-williamsii-Samen:
Eine kurze Zwischenlagerung im Gefrierfach über circa 2 Wochen erhöht die Keimfähigkeit. Nach angemessener Trockenzeit (nicht direkt nach der Ernte!) „gewöhnt" man die Samen über zwei Wochen im Kühlschrank an die kommende Eiszeit. Dann folgt die zweiwöchige Frostperiode im Gefrierfach, auf die eine „Entwöhnung“ über zwei Wochen im Kühlschrank folgt. Das macht einen gewaltigen Unterschied – trauen Sie sich und freuen Sie sich auf das Ergebnis!
e. Aussaaterde sterilisieren (von unerwünschten Samen, Unkräutern und Schädlingen befreien)
Mit trockener Hitze im Backofen
Aussaaterde wird zur Sicherheit bei einer Temperatur von 180 °C über 45 Minuten im Backofen erhitzt. Damit ist zwar keine echte Sterilität gewährleistet, aber ein Großteil der Keime und Pilzsporen sind auf jeden Fall dezimiert. Man erhält ein keimarmes Aussaatsubstrat, was absolut ausreichend ist. Durch das Erhitzen werden auch unerwünschte Samen, Wurzelstücke und Unkräuter sowie tierische Schädlinge in der Aussaaterde zuverlässig eliminiert. Nach dem Abkühlen kann und sollte das Substrat sofort verwendet werden.
Mit feuchter Hitze im Erddämpfer (oft fälschlich „Erdsterilisator“ genannt, keine echte Sterilisation!)
Ein Erddämpfer ist wie ein großer Dampfdruck-Kochtopf (DDK) aufgebaut. Er enthält einen Zwischenboden-Einsatz, wie man ihn vom Kartoffelkochen im DDK kennt. Dieser wird mit dem Substrat befüllt. Darunter befindet sich Wasser zum Erhitzen. Der Deckel ist im Gegensatz zum DDK nicht fest verschließbar, sondern nur aufgelegt. Wenn die Temperatur im Inneren des Erddämpfers 80–90 °C erreicht hat, wird er abgeschaltet. Das Substrat ist dann ausreichend bedampft. Anschließend erfolgt die Abkühlung des Substrates bei geschlossenem Deckel etwa während 2–2½ Stunden.
Da man mit Feuchtigkeit arbeitet, reicht die Temperatur aus, um ungewünschte Wurzelreste, Samen, Schädlinge usw. zu eliminieren. Schöner Nebeneffekt: Durch das Dämpfen werden die Nährstoffe im Substrat optimal aufgeschlossen und es ist für die Sämlinge besser zu verwerten. Wer einen Erddämpfer besitzt, sollte ihn auf jeden Fall für Aussaatsubstrate nutzen.
Mit feuchter Hitze im Dampfdruck-Kochtopf (echte Sterilisation): Diese Methode ist der Vollständigkeit wegen erwähnt, in der Praxis jedoch nicht notwendig.
Die Aussaaterde wird vor der Verwendung in einem Dampfdruck-Kochtopf (DDK) keimfrei gemacht. Dies geschieht bei circa 130 °C feuchter Hitze während 1½ Stunden.
Kurzanleitung zur Sterilisation von...