KAPITEL 4
1 Pilates tut Kindern gut
2 Pilates und Yoga – wo ist der Unterschied?
3 Was genau ist Pilates?
4 Pilates-Geschichten
Kapitel 4
PILATES-GESCHICHTEN
4.1 Es geht los
„Juuuli!″, rief Mama von unten aus der Küche „aufstehen und Koffer packen. Wir gehen auf die Reise …!″
Verschlafen blinzelte Juli unter der Bettdecke hervor. Warum machte Mama denn so einen Stress? Sie wollte noch nicht aufstehen. Müde kuschelte sie sich wieder in die Kissen. Doch dann fiel es ihr plötzlich ein: Heute war der erste Ferientag! Sie würden in die Niederlande ans Meer fahren. Mit einem Schlag war Juli hellwach und rollte sich aus dem Bett.
Aber das machte sie nicht so, wie ihr das wahrscheinlich tut, über die Seite, nein – Juli rollte auf ihre ganz spezielle Art aus dem Bett: nämlich nach vorne …
Doch jedes Mal, wenn sie aufrecht saß, ließ sie sich wieder zurückrollen: „Es ist sooo schön warm und kuschelig im Bett – und eigentlich habe ich noch gar nicht ausgeschlafen″, dachte sie gähnend.
Lege dich auf den Rücken und strecke dich in voller Länge aus (ähnlich wie morgens vor dem Aufstehen). Jetzt bringst du die Arme nach vorne. Atme aus und stelle dir vor, jemand zieht dich an den Händen hoch, während dein Kopf, deine Schultern und dein Rücken nacheinander von der Matte aufrollen. Wenn du aufrecht sitzt, drehst du die Bewegung um. Atme dabei wieder aus, ziehe den Bauchnabel fest nach innen und rolle langsam auf die Matte zurück.
Schließlich blieb sie aufrecht sitzen und schwang ihre Beine aus dem Bett. Die Kleider für die Reise lagen schon auf dem Stuhl bereit und Juli schlüpfte schnell hinein.
„Koffer packen!″, war ihr nächster Gedanke.
Aber was sollte sie mitnehmen? Ziellos lief Juli im Zimmer auf und ab. Vor der Bücherwand blieb sie stehen und nahm ein Buch nach dem anderen aus dem Regal. Wahllos blätterte sie darin herum. Sollte sie LOLA einpacken oder lieber DIE DREI FRAGEZEICHEN, vielleicht HARRY POTTER oder HANNI UND NANNI? Sie machte jedes Buch unschlüssig auf und wieder zu …
Lege dich auf den Rücken und strecke Arme und Beine zur Decke. Hebe den Kopf und die Schultern von der Matte. Nun klappst du das Buch auf und wieder zu, indem du Arme und Beine öffnest. Dein Bauch ist fest nach innen gezogen, damit die Buchkante (dein Rücken) immer auf der Matte bleibt.
Nach einer Weile warf sie einfach alle Bücher in den Koffer und wandte sich ihren Malsachen zu. Aber anstatt Stifte und Papier einzupacken, nahm sie einen spitzen Bleistift und malte Kreise auf einen großen Zeichenblock. Erst kleine und dann immer größere …
Du liegst auf dem Rücken und streckst ein Bein in die Luft. Dein Bein ist jetzt ein langer, spitzer Bleistift. Mit dem malst du Kreise an die Decke, erst kleine und dann immer größere. Dein Rücken klebt dabei fest auf der Matte.
Während sie das ganze Blatt vollmalte, fiel Julis Blick auf ein Spiel, das sie unbedingt mitnehmen musste! Es würde nicht viel Platz im Koffer brauchen, denn es bestand eigentlich nur aus einer langen, bunten Schnur. Gespielt wurde es zu zweit: Einer der beiden Spieler musste sich das Band auf eine ganz bestimmte Art um die Hände wickeln. Zwischen seinen Fingern entstand dann eine Figur. Der andere musste das Gebilde dann „abnehmen″ und so halten, dass eine neue Figur herauskam.
Kennt ihr das?
Eigentlich hatte das Spiel keinen Namen. Aber da die Bänder immer irgendwie gekreuzt waren, hatte Juli es Criss Cross genannt.
In Rückenlage kreuzt du deine Hände hinter dem Kopf. Jetzt drehst du dein linkes Knie zum rechten Ellbogen. Beide treffen sich in der Mitte. Dabei hebst du den Oberkörper von der Matte, bis deine Schultern schweben. Das andere Bein streckst du ganz weit von dir weg. Danach machst du die Bewegung zur anderen Seite.
„Juuuli, kommst du jetzt endlich frühstücken!″, rief Mama, während Juli noch die Schnur träumend durch ihre Finger gleiten ließ.
Oje! Juli betrachtete ihren halbvollen Koffer. Jetzt musste sie sich aber beeilen. In großer Hast warf sie einfach alles in den Koffer, was ihr in die Hände kam: einen Korkenzieher – konnte man immer gebrauchen, die Klapperschlange, die Tante Rosi ihr von der letzten Fernreise mitgebracht hatte und eine Schere, zum Basteln …
Auf dem Rücken liegend streckst du deine Beine in die Luft und „klebst″ sie ganz fest zusammen; so eng, dass kein Licht mehr durchscheint! Nun drehst du den Korkenzieher einmal rechtsherum und dann linksherum. Aber nur die Beine drehen sich! Deine Schultern und dein Becken bleiben ganz ruhig.
Wie eine Klapperschlange liegst du auf dem Bauch, stützt deine Ellbogen unter die Schultern und reckst deinen Hals lang in die Luft. Jetzt klapperst du mit dem Schwanz: Kicke hierzu abwechselnd mit den Fersen in Richtung Po. Der vordere Teil der Schlange bleibt aufgerichtet und beobachtet, ob Gefahr droht …
Du liegst zunächst auf dem Rücken. Jetzt hebst du den Po ab, als wolltest du in eine Kerze gehen. Du darfst mit den Händen dein Becken stützen. Nun bewegen sich deine langen Beine in der Luft wie eine große Schere, auf und zu.
Als Mama wieder rief, ließ sie den Koffer einfach liegen und sauste die Treppe hinunter.
Auf dem Weg wäre sie beinahe über ihre Katze Minka gestolpert. Die lag, wie immer, mitten auf den Stufen und leckte sich genüsslich die Pfoten.
Du sitzt auf der Matte und streckst deine „Pfoten″ ganz weit von dir weg. Mit rundem Rücken lehnst du dich jetzt nach vorne, so, als wolltest du deine Pfoten sauberlecken. Mal sehen, ob du mit der Nase bis zu den Knien kommst …
In der Küche duftete es köstlich. Mama hatte zum Ferienbeginn Julis Lieblingsfrühstück gemacht: Blaubeerpfannkuchen! Juli ließ sich auf einen Stuhl fallen und angelte den größten Pfannkuchen von der Platte, die in der Mitte des schweren, alten Holztisches stand.
Im Vierfüßlerstand kniest du auf der Matte. Dein Rücken ist so gerade und stabil wie die Tischplatte. Dazu ziehst du den Bauch fest ein und streckst deine Wirbelsäule ganz lang. Auf deinem Rücken steht der Teller mit dem Pfannkuchenturm. Bewege nun Arme und Beine diagonal im Wechsel. Dabei darf der Tisch nicht wackeln, sonst kippt der Turm um!
Während Juli mit vollen Backen kaute, fragte Mama: „Hast du deinen Spielzeugkoffer fertig gepackt?″
„Hmmm″, antwortete sie und schaufelte sich einen weiteren Pfannkuchen auf den Teller.
„Papa holt uns in einer Stunde ab, dann müssen wir fertig sein. Möchtest du Milch?″
Julis Antwort ging in einem lauten RUUUMMMS unter. Der Krach kam aus der Speisekammer.
„Minkaaa!!!″, Mama wusste sofort, was passiert war: Die kleine Katze hatte gesehen, wie Mama und Juli gemütlich frühstückten. Aber: Ihre Schüssel war leer!
„Wenn mir keiner mein Frühstück gibt, hole ich es mir eben selbst …″, hatte sie trotzig gedacht. Mit einem großen Satz war sie auf das Regal mit dem Katzenfutter gesprungen. Leider machte sie das nicht zum ersten Mal. Deshalb wusste Mama auch schon ganz genau, welcher Anblick sie erwarten würde, als sie die Tür zur Kammer öffnete:
Das große Brett war heruntergekracht!
Auf Händen und Knien bist du auf der Matte. Jetzt stellst du einen Fuß nach dem anderen nach hinten. Drücke deine Fußballen und Handballen fest in die Matte. Ziehe den Bauch ein, damit dein Rücken gestützt ist. Dein Rumpf ist jetzt ein festes, gerades Brett. Kannst du im Wechsel einen Fuß nach dem anderen von der Matte lösen?
Aufgerissene Pappschachteln mit Brekkies, verbeulte Whiskas-Dosen und geplatzte Säcke mit Katzenstreu lagen auf dem Boden verteilt.
„Was für ein Chaos!″, schimpfte Mama.
„Ich mache das schon″, sagte Juli schnell, denn Mama hatte immer wieder damit gedroht, die Katze wegzugeben, wenn sie sich noch einmal „danebenbenahm″. Minka hatte nämlich manchmal komische Ideen: Sie legte ihre frisch gefangenen Mäuse mitten auf den Wohnzimmerteppich. Oder sie sprang morgens, wenn Mama noch tief und fest schlief, auf ihr Bett, um sie „wach zu miauen″. Und manchmal verwüstete sie die Speisekammer, so wie jetzt.
Juli wollte ihre geliebte Katze auf keinen Fall weggeben!...