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E-Book

Psyche in Form

Sportpsychologie auf einen Blick

AutorSigurd Baumann
VerlagMeyer & Meyer
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl154 Seiten
ISBN9783840330322
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Die Psyche ist maßgeblich an sportlichen Erfolgen und Misserfolgen beteiligt. Daher ist es wichtig, nicht nur den Körper fit zu machen, sondern auch die Psyche zu stärken. Was tun bei Lampenfieber? Wie geht man mit Angst und Stress im Wettkampf um? Wie stärkt man das Selbstvertrauen? Egal ob Einzel- oder Mannschaftssport, dieses Buch gibt Trainern und Sportlern Einblicke in das faszinierende Feld der Sportpsychologie und zeigt, wie man zur mentalen Fitness gelangt.

Prof. Sigurd Baumann ist Diplompsychologe mit dem Schwerpunkt Sportpsychologie. Er ist ebenfalls als Referent in der Trainerausbildung tätig, u. a. für den Deutschen Turner-Bund, den Deutschen Skiverband und den Bayrischen Fußballverband.

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Leseprobe

3 Gesundheit


3.1 Sport und Gesundheit


Es gibt in unserem Leben, in unserer Gesellschaft, kaum einen Lebensbereich, in dem so viel Übereinstimmung herrscht, wie in der Überzeugung, dass Gesundheit über allem steht. So einig man sich über die Wertschätzung ist, so unklar bleibt, was eigentlich unter Gesundheit zu verstehen ist.

Geschichtliches: Früher waren die Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit wesentlich klarer und unproblematischer. Krankheit war schicksalsbedingt, man konnte sich kaum dagegen wehren. Gesundheit war gegeben, man machte sich kaum Gedanken, sie zu beeinflussen. Die Vorstellung, die der Definition der Weltgesundheitsorganisation, WHO, zugrunde liegt, Gesundheit als einen Zustand des körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens zu bezeichnen, war genauso fremd, wie die Erkenntnis, Gesundheit sei ein Zustand, auf den wir aktiv einwirken können. Heute stellen wir eine grundlegende Verschiebung der Auffassung von Gesundheit fest:

Gesundheit wandelt sich von einem passiven Zustand zu einem aktiven Prozess.

Nicht mehr schicksalhafte Fügung, sondern durch eine verantwortungsvolle, aktive Lebensführung kann Gesundheit erreicht bzw. erhalten werden. Aktiv sein durch Sport gehört heute zu den wirkungsvollsten Verhaltensweisen präventiver und rehabilitativer Zielrichtungen und verweist auf die Selbstverantwortung, die der Mensch für seine Gesundheit übernehmen kann.

Welcher Sport für wen? Welcher Sport ist gesund?

Generell gilt: Nicht der Sport ist gesund oder ungesund, sondern es ist der Mensch, der diesen Sport ausübt. Es gibt keine ungeeigneten Sportarten. Die Art, wie sie betrieben werden, entscheidet über ihren Wert für Gesundheit, Erleben, Wohlbefinden.

Adressatengruppen

Das Alter. Motive zum Sporttreiben verändern sich im Laufe des Lebens. Zur lustvollen Freude in der Jugend gesellt sich mit zunehmendem Alter die bewusste Einsicht über die gesundheitsbeeinflussende Wirkung der sportlichen Aktivität.

  • Ungeübte, Anfänger oder Nichtsportler
  • Wiederbeginner, ehemalige Sportler
  • Geübte, Leistungssportler
  • Rehabilitationssportler

Die Wahl der sportlichen Betätigung und das Maß der Belastungen und der koordinativen Anforderungen richtet sich nach den Voraussetzungen, die für die genannten Adressatengruppen kennzeichnend sind.

Das Gesundheitsverständnis darf sich nicht nach dem Sportverständnis des Überbietens richten. Nicht: Immer noch gesünder, analog immer schneller, immer höher, immer besser als andere!

Gesundheit ist ein Prozess, in dem körperliche, psychische, soziale und ökologische Faktoren unauflöslich miteinander verknüpft sind. Ob das gelingt oder misslingt, äußert sich im subjektiven Wohlbefinden oder Missbefinden. Die Maßstäbe setzt der Mensch selbst.

Deshalb ist Gesundheit eine subjektive Lebensqualität.

Moderne Gesundheitsvorstellungen gehen von einer Gleichheit aus, die es in der unterstellten Weise gar nicht gibt. Die Abwesenheit von Krankheit bedeutet nicht, dass man sich wohlfühlt. Wer objektiv gesund ist, kann sich krank fühlen und wer objektiv körperliche Schäden aufweist, kann sich subjektiv durchaus als gesund bezeichnen.

Effekte des Sporttreibens

Für Motivierungsstrategien ist es zweckmäßig, zwischen aktuellem und habituellem Wohlbefinden zu unterscheiden.

Kurzfristige Effekte sind dann zu erwarten, wenn sich in der aktuellen Sportsituation positive Emotionen entwickeln und der Sportler frei von belastenden Gedanken, wie z. B. Ärger beruflicher Art, ist.

Langfristige Effekte können sich als Folge kurzfristiger Befindensverbesserungen einstellen. Sie äußern sich u. a. in zunehmender Lebenszufriedenheit, im Ausbleiben von Gereiztheit oder Stressanfälligkeit.

Vertiefende Literatur:Schwenkmezger, P. (2001). Psychologische Aspekte des Gesundheitssports. In H. Gabler, J. Nitsch & Singer, R. (Hrsg.), Einführung in die Sportpsycholgie (3. Band). Schorndorf, S. 204.

3.2 Aspekte der Motivierung im Gesundheitssport


Man fragt heute nicht mehr nach der Entstehung und Behandlung von Krankheiten, man konzentriert sich auf die Entwicklungsbedingungen von Gesundheit und auf deren Erhaltung. Antonovski hat für dieses Modell den Begriff der Salutogenese geprägt.

Wenn man Menschen motivieren möchte, Sport im Sinne der Gesundheit zu betreiben, sollte man von folgenden Voraussetzungen ausgehen.

  1. Geht es um Prävention, d. h., wie motiviert man Gesunde?
    Geht es um Rehabilitation, d. h., wie motiviert man Kranke und Genesende?
  2. Das Lebensalter
    Kinder – Jugendliche – mittleres Lebensalter – Senioren (siehe Kap. 4).

Gesundheitssport als Vermeidungssport von Krankheiten vermittelt wenig Freude. Gesundheit ist ein positives Ziel, das ich anstrebe, Krankheit stellt ein Vermeidungsziel dar, das keine Anziehungskraft ausübt. Deshalb bedeuten Gedanken an die Vermeidung von Krankheiten eine immerwährende Verknüpfung im Gehirn mit Krankheit, d. h., es gibt keine positive Wirkung.

Gesundheit ist ein Ziel für Kranke und Genesende. Hier greift das Modell von Antonovski. Das Ziel muss erreichbar, überprüfbar und bewertbar sein. Dies ist bei Kranken, die gesund werden wollen, der Fall. Das trifft auch für Krankheitserfahrene und ältere Menschen zu, denen die Wertschätzung der Gesundheit immer bewusster wird. Das Problem bei Gesunden liegt darin, dass sie das Ziel Gesundheit schon erreicht haben.

Prävention

Zur präventiven Motivierung von Menschen, die sich gesund fühlen oder von älteren Menschen, die gesund bleiben wollen, ist besondere Aufmerksamkeit auf die Verknüpfung von körperlichen, psychischen und sozialen Faktoren zu richten.

Das Motiv der Gesunden, Sport zu treiben, liegt im Sichwohlfühlen. Insbesondere bei älteren Menschen spielt dieser Aspekt eine entscheidende Rolle.

Früher versuchte man, durch eintönige, fantasielose Gymnastikübungen dafür zu sorgen, dass die Alten nicht „einrosten“. Die älteren Menschen und auch junge gesunde Menschen benötigen ein fantasievolles, auch die Psyche ansprechendes Bewegungsangebot, das sie geistig und sozial-kommunikativ anspricht.

Die Motivation zur langfristigen Ausübung des Sports zur Gesunderhaltung erfolgt vorzugsweise über kurzfristige sportliche Aktivitäten.

Kurzfristige sportliche Handlungen haben einen Wohlfühleffekt unmittelbar nach dem Sporttreiben zur Folge. Spaß und Freude führen meist zu einer Steigerung des habituellen Wohlbefindens, das die Voraussetzung für langfristige, für lebenslange Gewohnheit bieten kann.

Körperliche und geistige Anregung erreicht man durch ein abwechslungsreiches Bewegungsangebot. Abwechslung bedeutet das einfühlsame Hin- und Herpendeln zwischen zwei wesentlichen Motivierungsdimensionen:

  1. Die Lust am Bewahren, am Abrufen und Wiederholen des eigenen Könnens.
  2. Die Lust, sich zu entwickeln, zu wachsen, Neues aufzusuchen und zu erleben.
Rehabilitation

Für den Kranken kommt es darauf an, die sportliche Tätigkeit nicht mit der Krankheit, sondern mit der Vorstellung der Gesundheit zu verknüpfen.

Der Vorsatz: „Ich denke einfach nicht an meine Krankheit!“, reicht nicht aus, um sich davon zu lösen. Es ist wesentlich leichter, einen unerwünschten Zustand zu verlassen, indem man einen erwünschten aufsucht. Damit vermeidet man die innere Rückfrage: „Bin ich noch krank?“ das Ziel „gesund zu werden“, verdrängt und ersetzt den Gedanken an die Krankheit nach dem Motto:

„Es ist wesentlich leichter, mutig zu sein, als keine Angst zu haben!“

„Es ist einfacher, Hoffnung aufzubauen, als Hoffnungslosigkeit abzubauen!“

Vertiefende Literatur:Mitmansgruber, H. (2003). Kognition und Emotion. Hans Huber Verlag, Göttingen.

3.3 Unfallvermeidung


Das Vermeiden von Verletzungen und Unfällen stellt die Voraussetzung für freudvolles Sporttreiben dar. Wenn auch die verschiedenen Sportarten Gefahren aufweisen, kann man doch generalisierend sagen: Nicht der Sport ist gefährlich, sondern der Mensch, der ihn ausübt, kann Gefahren hervorrufen. Da jede Sportart eine spezifische Anpassung an die jeweilige Situation verlangt, kann das Unfallgeschehen zum einen durch Analyse der äußeren Situation und zum anderen durch Abstimmen und Anpassen der psychischen Fähigkeiten des Sportlers erfasst werden.

Unfälle ereignen sich, wenn es zu mangelnder und fehlerhafter Abstimmung zwischen den Umweltanforderungen und den motivationalen und steuernden Handlungsinstanzen des Sportlers kommt.

Zur Handlungssituation

Die Bewältigung gefährlicher Situationen im Sport kann unter dem Gesichtspunkt der Kontrollierbarkeit beschrieben werden.

Handlungen in bekannten Standardsituationen können durch den Sportler selbst in hohem Maß kontrolliert werden. Sie sind vorprogrammierbar und in ihren Folgen absehbar. Die meisten Individualsportarten, z. B. Turnen, Leichtathletik, Turmspringen, unterliegen größtmöglicher Eigenkontrolle.

Es gibt aber auch Sportarten, bei deren Ausübung Ereignisse eintreten können,...

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